Lebensdaten
1762 – 1825
Geburtsort
Huttenried (Schwaben)
Sterbeort
Sayn bei Neuwied
Beruf/Funktion
katholischer Theologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118661698 | OGND | VIAF: 47555788
Namensvarianten
  • Boos, Martin

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Zitierweise

Boos, Martin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118661698.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Andreas (1722–72), Bauer, S des Simon und der Anna Zauscher aus Beittingen: M Theresia Kögl ( 1772) aus Menhofen.

  • Biographie

    B. besuchte das Gymnasium der Exjesuiten zu St. Salvator in Augsburg und wurde in Dillingen Schüler Johann Michael Sailers. Askese und harte Bußübungen sowie die Erfahrungen des Seelsorgers im Zeitalter des erstarrten Kirchenbarock veranlaßten seinen Zweifel an der Lehre von den guten Werken und sein Eintreten für die Rechtfertigung allein aus dem Glauben. B. wurde zum „Prediger der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt“. Der Zulauf zu seinen Predigten nahm wiederholt den Charakter lokaler Volksbewegungen an. Das zog ihm 1799 die erste Untersuchung vor dem Ordinariat Augsburg zu. Der bibelfeste Mann wurde freigesprochen, aber 4 Monate eingesperrt, um die Theologie nachzustudieren. Auf Sailers Fürsprache hin übernahm ihn darauf Bischof Joseph Anton Gall in die Diözese Linz, wo er vor allem als Pfarrer in Gallneukirchen wirkte. Nach dem Tode des Bischofs wurde er wegen seiner Predigten erneut verklagt und vor ein geistliches Gericht gestellt. 1816 kehrte B. nach Bayern heim, 1817 wurde er Religionslehrer am Gymnasium Düsseldorf, 1819 auf die Fürsprache Sailers Pfarrer in Sayn. - B. ist neben Johann Ev. Gossner die bedeutendste und einflußreichste Gestalt des süddeutschen katholischen Pietismus. Seine große Frömmigkeit hat Ignaz Demeter, Johann Michael Feneberg, X. Bayer, Christoph von Schmid u. a. der Erweckungsbewegung zugeführt und selbst Sailer zu dem Bekenntnis veranlaßt, daß die „große Sache des Martin B.“ aus Gott sei. B. hat in einem schweren, bis zur körperlichen Erschöpfung gehenden Ringen am Katholizismus festgehalten.

  • Werke

    M. B., d. Prediger d. Gerechtigkeit, hrsg. v. J. Gossner, 1826;
    Selbstbiogr., hrsg. v. J. Gossner, 1826 (P);
    Briefe sowie Abschr. d. Untersuchungsakten im Sailer-Nachlaß im Besitz d. bischöfl. Ordinariats Regensburg.

  • Literatur

    ADB III;
    F. Bodemann, M. B., 1854;
    Ges. Briefe v., an u. üb. M. B., hrsg. v. dems., 1854;
    Th. Wiedemann, Die religiöse Bewegung in Oberösterr., in Salzburg b. Beginn d. 19. Jh., Innsbruck 1890;
    G. Loesche, B.s letzter Prozeß in Österr., in: Festschr. f. Th. Brieger, 1912, S. 189-222;
    G. Geiss, M. B., Der kath. Evangelist mit d. ev. Glauben, 1937;
    K. Aland, Berlin u. d. bayer. Erweckungsbewegung, in: Festgabe f. Bischof D. Dr. O. Dibelius, 1950, S. 117-36;
    LThK;
    Dictionnaire d’Histoire et de Géographie Ecclésiastiques IX, 1937, Sp. 1160–62.

  • Autor/in

    Hans Graßl
  • Zitierweise

    Graßl, Hans, "Boos, Martin" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 452 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118661698.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Boos: Martin B., geb. 1762 in einem schwäbischen Dorfe der Diöcese Augsburg, wurde nach Vollendung seiner theologischen Studien in Dillingen Priester. Nach kurzem Aufenthalte als Caplan in Unterthingen war er zwei Jahre lang Stiftscaplan in Kempten und bald darauf Canonicus zu Grönenbach im Kemptischen. Wegen Schwärmerei seines Amtes entsetzt, ward er 1793 wieder angestellt als Caplan in Wiggensbach. Seine Sätze: Jeder Gläubige habe die Schlüsselgewalt, könne zur Beicht sitzen und lossprechen; — die Gottlosen empfingen nicht den Leib des Herrn; — nur die Gerechten gehörten zu der Gemeinschaft der Heiligen; — es lasse sich muthmaßen, daß die Kinder auch ohne Taufe selig würden; — jede Religion führe zur Seligkeit; — es sei erlaubt, durch Loosen, Würfelspielen etc. den Willen Gottes zu erforschen etc. —|wurden Gegenstand der Untersuchung und vom bischöflichen Vicariate durch Spruch vom 2. Sept. 1797 als irrige und anstößige feierlich verworfen und er selbst auf 8 Monate in das geistliche Correctionshaus Göggingen verurtheilt. Er floh aber nach Oesterreich und erhielt durch Bischof Gall, einen Freund Sailer's, dem B. nahe gestanden, die Pfarrei Gallneukirchen, wo er segensreich wirkte, bis er sich 1816 abermal gedrungen sah, nach Baiern auszuwandern, von wo er ausgewiesen, endlich Aufnahme in Preußen als Professor und Religionslehrer in Düsseldorf fand, und endlich 1819 Pfarrer in Sayn bei Coblenz wurde, wo er am 29. Aug. 1825 starb. Seine Bedeutung liegt hauptsächlich in dem Einflusse, den er auf Geistesverwandte lange Zeit hindurch übte.

    • Literatur

      Joh. Goßner, Martin Boos, der Prediger der Gerechtigkeit, Selbstbiographie ... Leipzig 1826. — Lincke, H. M. Martin Boos .. nach seinem merkwürdigen Leben, Wirken und Leiden. Leipzig 1837.

  • Autor/in

    Ruland.
  • Zitierweise

    Ruland, Carl, "Boos, Martin" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 138-139 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118661698.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA