Lebensdaten
1530 – 1580
Geburtsort
Zürich
Sterbeort
Winterthur
Beruf/Funktion
Glasmaler ; Zeichner ; Dramatiker ; Dichter ; Kartograph
Konfession
reformiert?
Normdaten
GND: 118585851 | OGND | VIAF: 57407125
Namensvarianten
  • Murer, Jodocus
  • Murer, Joß
  • Murer, Jos
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Zitierweise

Murer, Jos, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118585851.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hans ( 1564), Gürtler aus Grüningen, Bürger (1526), Ratsherr (1533) u. Zunftmeister in Z., Amtmann zu Ötenbach u. W., S d. Jakob, Schreiber v. Grüningen, erwarb 1496 d. Bürgerrecht in Z. u. war in pol. Ämtern tätig;
    M Barbeli Seiler;
    Zürich 1556 Barbara (* 1535), T d. Caspar Schön;
    6 S, 6 T, u. a. Christoph (s. 2), Josias (1564–1630), Glasmaler (s. ADB 23);
    E Susanne (1614–89, Conrad Meyer, 1618–89, Maler u. Radierer in Z., s. ADB 21, NDB 17*); Verwandter Heinrich (1774–1822), Landschaftsmaler u. Radierer in Z. (s. ADB 23).

  • Biographie

    M.s Vita ist nur durch wenige Daten dokumentiert, die keine Rückschlüsse auf seine Persönlichkeit erlauben. Er lebte in Zürich und wurde 1571 als Repräsentant der Safran-Zunft Mitglied des Großen Rats. Einige Zeit nach seiner Wahl zum Amtmann zu Winterthur (1578) bezog er die dortige Amtswohnung, wo er nach kurzer Krankheit starb. Der gesuchte und erfolgreiche Glasmaler, Holzschnittillustrator und Zeichner hat ein umfangreiches bildkünstlerisches und literarisches Œuvre hinterlassen. Zahlreiche Glasfenster, Wappen- und Figurenscheiben, z. T. mit eigenen Bildinschriften, viele Abbildungen in Froschauer-Drucken (z. B. 18 ganzseitige Holzschnitte in J. Fries' Vergil-Ausgabe, 1561 u. ö.) sowie einige Porträts (u. a. Johannes Fries, Conrad Geßner, Conrad Pellican) bezeugen M.s handwerklich-künstlerische Fähigkeiten. 1566 wurde die von M. entworfene erste gedruckte Karte des Zürcher Gebiets herausgebracht, 1576 folgte eine Planvedute der Stadt Zürich (Neudr. 1996).

    In der Tradition des Schweizer Reformationsdramas hat M. sieben Stücke nach biblischen Stoffen verfaßt, die zwischen 1556 und 1575 gedruckt und als deutschsprachige Bürgerspiele in Zürich und Winterthur aufgeführt wurden. Im Gegensatz zum „Naboth“ (1556), das ausschließlich auf der alttestamentarischen Vorlage beruht (1. Buch Könige, 21), handelt es sich bei den folgenden Dramen um freiere Bearbeitungen, die andere Quellen einbeziehen und teilweise älteren Dramatisierungen verpflichtet sind. So verweist „Der jungen Mannen Spiegel“ (1560) nur noch motivisch auf die Parabel vom verlorenen Sohn (Lukas 15) und ist trotz textlicher Bezüge zu Georg Binders „Acolastus“ und Hans Salats „Verlorenem Sohn“ durchaus eigenständig. Das Drama „Hester“ hat M. einem Angehörigen eines der ältesten Adelsgeschlechter Zürichs, Heinrich Krieg v. Bellickon, gewidmet, zu dessen Hochzeit mit Dorothea Zoller es im Februar 1567 in Zürich aufgeführt wurde. Neben den Spielen sind einige Gelegenheitsgedichte M.s überliefert, u. a. ein Nachruf auf den Reformationstheologen Heinrich Bullinger (1575).

  • Werke

    Weitere W Sämtl. Dramen, 2 Bde., hrsg. v. H.-J. Adomatis u. a., 1974 (W-Verz., L).

  • Literatur

    ADB 23;
    P. Boesch, J. M. als Zeichner u. Holzschn.-Illustrator, in: Zs. f. schweizer. Archaeol. u. Kunstgesch. 9, 1947, S. 181-206;
    ders., Die Schweizer Glasmalerei, 1955;
    Ph. J. Manning, J. M. and the Protestant Easter Drama, Diss. Austin|(Univ. of Texas) 1971;
    A. J. Racine, J. M., 1973 (enthält „Der jungen Mannen Spiegel“, W, L);
    A. Dürst, J. M.s Planvedute d. Stadt Zürich v. 1576, 1975;
    ders., Das älteste bekannte Exemplar d. Holzschnittkarte d. Zürcher Gebiets 1566 v. J. M. u. deren spätere Aufl., 1975;
    HBLS;
    ThB;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy;
    Schweizer Lex.

  • Autor/in

    Peter Ukena
  • Zitierweise

    Ukena, Peter, "Murer, Jos" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 607-608 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118585851.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Murer: Jos (Joß, Jodocus) M., geb. 1530, 1580. Glasmaler, Topograph und Dichter. Der Umstand, daß ihn neuere Biographen (seit J. C. Füßlin) Josias nennen, hat zu mancherlei Verwechselungen mit dem wirklichen Träger dieses Namens, dem 1564 geb. Sohne geführt. Jos war in Grüningen als Sohn eines Gürtlers geboren, der das Bürgerrecht von Zürich erwarb. 1572 wurde M. in den großen Rath und 1578 zum Amtmann in Winterthur erwählt. Der Kupferätzer Konrad Meyer von Zürich (cf. Bd. XXI. S. 608), ein entfernter Verwandter Jos', führt ihn in seinen Familiennachrichten als „Glasmaler und kunstreich im Feldmessen und Sonnenuhren“ auf. In ersterem Berufe erscheint er urkundlich 1557—77 im Dienste des Rathes von Zürich bethätigt. Von auswärtigen Arbeiten werden solche für das Cistercienserkloster Wettingen bei Baden genannt. 1577—78 wurde er für 15 Scheiben mit den Wappen Zürichs und anderer eidgenössischer Stände gelohnt. Man will für dieselben die 1579 datirten Glasgemälde im östlichen Kreuzgangflügel dieses Stiftes gehalten wissen, doch weicht ihr Stil so sehr von den Arbeiten der Söhne Josyas und Christoph ab, daß wir dieser Ansicht nicht beizupflichten vermögen. Außerdem haben seit Sandrart für Murer's namhafteste Werke die Glasgemälde mit den Bannerträgern der eidgenössischen Stände gegolten, die bis zum vorigen Jahrhundert das Schützenhaus in Zürich schmückten, seither aber spurlos verschwunden sind. Als authentische Arbeiten Murer's sind überhaupt nur zwei große Holzschnitte, eine Landkarte des Zürichgaues von 1566 und der 1576 datirte Prospect der Stadt Zürich bekannt. J. R. Rahn.

    Jos Murer ist auch ein fruchtbarer Dramatiker gewesen, als solcher ohne Originalität. Sein „Junger Mannenspiegel“ (1560), z. B. ist großentheils ein Plagiat aus Salat's „Verlornem Sohn“. Außerdem rühren von ihm biblische Stücke her: „Belagerung der Stadt Babylon" (1559), „Absolon" (1565), „Auferstehung des Herrn" (1566), „Hester“ (1576), „Zorobabel“ (1575), sowie eine gereimte Bearbeitung der Psalmen.

    • Literatur

      Zur Litteratur cf. Christoph Murer.

  • Autor/in

    J. Baechtold.
  • Zitierweise

    Baechtold, Jakob, "Murer, Jos" in: Allgemeine Deutsche Biographie 23 (1886), S. 62 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118585851.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA