Lebensdaten
um 1270 – 1347
Geburtsort
vielleicht Heßler bei Gelsenkirchen (Westfalen)
Beruf/Funktion
Dichter
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118548387 | OGND | VIAF: 294757773
Namensvarianten
  • Heinrich
  • Hesler, Heinrich von
  • Hesler, Heinrich (in der ADB)
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Zitierweise

Heinrich von Hesler, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118548387.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Diskussion über Heimat und Lebenszeit H.s ist bis heute zu keinem endgültigen Ergebnis gekommen. Wahrscheinlich stammte er, der von ritterlichem Stande war, aus Hessler, lebte jedoch im letzten Jahrzehnt des Jahrhunderts im Gebiet des Deutschen Ordens, dem er vermutlich angehörte. Da die Entstehungszeit seiner Werke zwischen 1294 und etwa 1300 anzusetzen ist, kann die Ansicht, der Dichter sei mit dem Propst Heinrich von Höseln (1333 bezeugt) und (oder) mit dem 1341/42 als Propst und Komtur in Zschillen bei Rochlitz nachgewiesenen Henricus de Hesler identisch, nicht recht überzeugen. Wie H. selbst berichtet, hielt er sich eine Zeitlang in Nebra (vermutlich Nebra an der Unstrut) auf, wo er wegen der Übersetzung einer Stelle aus der Apokalypse heftige Kritik erfuhr. – H.s Werke sind das „Evangelium Nicodemi“, die „Apokalypse“ und die nur fragmentarisch überlieferte „Erlösung“. Die „Erlösung“ nennt seinen Namen: Heinrich von Hasiliere (von 60 f.), in der Apokalypse liest man: Heinrich heiz ich mins rehten namen, Hesler ist min hus genant (von 154 f.). Das „Evangelium Nicodemi“ (5392 Verse) beginnt mit einer Nacherzählung des Prozesses Jesu nach den 4 Evangelien mit Ergänzungen aus dem apokryphen Nicodemus-Evangelium. Es folgen die Passion, der Descensus ad inferos, die Legenden von Tiberius, Vespasian und dem Schweißtuch der Veronika, schließlich eine Predigt an die Fürsten und eine große Judenschelte. Der literarische Einfluß des Gedichts auf die Folgezeit war gering. – H.s „Apokalypse“ (23 000 Verse) bietet eine Satz-für-Satz-Auslegung der Geheimen Offenbarung des Johannes. Das theologische Rüstzeug für diesen Kommentar holte sich der Dichter bei Ambrosius, Beda, Autbertus, Haymo von Halberstadt, Joachim von Fiore, Adso, Honorius Augustodunensis und aus der sogenannten Glossa ordinaria. – Die theologische Bildung H.s ist für einen ritterlichen Laien von erstaunlichem Umfang. Einige persönliche Anschauungen des Dichters kehren immer wieder: Zwar achtet er die geistlichen Orden hoch, hebt aber mit Nachdruck das Recht der weltlichen Stände hervor. In dem „Fürstenspiegel“ seines „Evangelium Nicodemi“ warnt er vor Überheblichkeit und betont energisch die Gleichheit aller Menschen. Die scharfe Judenschelte dieses Werks mildert sich in der „Apokalypse“ zu größerer Toleranz. – Der Stil H.s ist gewandt, reich an Bindungen antithetischer Begriffe und leitmotivischen Wortwiederholungen. Stilistische Vorbilder scheinen unter anderem Konrad von Würzburg und Gottfried von Straßburg gewesen zu sein. Bedeutsam ist ein Passus der „Apokalypse“, in dem zum ersten Male seit Otfrid in einer deutschen Dichtung eine ausführliche Verstheorie geboten wird.

  • Werke

    Erlösung, Bruchstücke, hrsg. v. O. v. Heinemann u. E. Steinmeyer, in: Zs. f. dt. Altertum u. dt. Lit. 32, 1895, S. 111-17, 446-49;
    Evangelium Nicodemi, hrsg. u. eingel. v. K. Helm, = Bibl. d. Litt. Ver. Stuttgart 224, 1902;
    Apokalypse, hrsg. v. dems., 1907.

  • Literatur

    K. Helm u. W. Ziesemer, Die Lit. d. Dt. Ritterordens, 1951, S. 75-91 (L), dazu G. Eis, in: Zs. f. dt. Philol. 73, 1954, S. 120-22;
    G. Eis, Zur Überlieferung v. Wolframs Willehalm u. Heslers Evangelium Nicodemi, ebd., S. 103-10;
    Vf.-Lex. d. MA II, V;
    ADB XII (unter Hesler).

  • Autor/in

    Peter Kesting
  • Zitierweise

    Kesting, Peter, "Heinrich von Hesler" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 411-412 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118548387.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hesler: Heinrich H., Dichter. Er lebte im Deutschordenslande Preußen und stand wahrscheinlich zum Deutschorden in versönlicher Beziehung. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts verfaßte er eine umfangreiche poetische Paraphrase der Offenbarung Johannis, unter Heranziehung von vielem gelehrten Apparate, der dem Werke eine Ausdehnung von ca. 27,000 Versen gegeben hat. Auch eine in den Handschriften vorausgehende Prosaübersetzung der Offenbarung rührt wohl von ihm her. Bemerkenswerth ist eine längere Stelle, in welcher er sich über seine metrischen Grundsätze ausspricht. Außer diesem Werke ist ihm eine gereimte Bearbeitung des Evangeliums Nicodemi, auf Grund des bekannten apokryphischen Werkes gleichen Namens, zuzuschreiben, wiewohl er darin seinen Namen nicht genannt hat; doch macht die Uebereinstimmung der Sprache und des Stils die Identität zweifellos. Beide Werke sind noch nicht herausgegeben.

    • Literatur

      Die Offenbarung ist in Auszügen mitgetheilt von Köpke in dem Neuen Jahrbuch der Berliner deutschen Gesellschaft 10, 81—102; vgl. dazu noch K. Roth, Dichtungen des deutschen Mittelalters (1845) S. 1—26 und|dessen kl. Beiträge 1, 31 ff.; Germania 1, 192 ff.; Behaghel in der Zeitschr. f. d. Alterthum 22, 97 ff. Von dem Evangelium Nicodemi ist ein beträchtliches Stück gedruckt in Pfeiffers altd. Uebungsbuche (1865) S. 1—22. Den Nachweis der Identität wird eine Abhandlung von K. Amersbach in der Germania liefern.

  • Autor/in

    K. Bartsch.
  • Zitierweise

    Bartsch, Karl, "Heinrich von Hesler" in: Allgemeine Deutsche Biographie 12 (1880), S. 272-273 unter Hesler, Heinrich [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118548387.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA