Lebensdaten
um 1180 – nach 1251
Geburtsort
Halberstadt
Sterbeort
Jechaburg bei Sondershausen
Beruf/Funktion
niedersächsischer Kleriker ; Dichter ; Scholastiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118501623 | OGND | VIAF: 239598348
Namensvarianten
  • Albrecht
  • Halberstadt, Albrecht von
  • Albrecht von Halberstadt
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Albrecht von Halberstadt, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118501623.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    A. ist 1217, 1231 und 1251 als scholasticus der Propstei Jechaburg beurkundet und hatte als solcher Schule, Archiv und Musik zu betreuen. Jechaburg unterstand unmittelbar dem Erzbischof von Mainz, jedoch regierte 1195-1210 ein Propst, der gleichzeitig prepositus von Halberstadt war. Er wird, da 1206 noch ein anderer scholasticus war, A. etwa 1207 aus Halberstadt hierher berufen haben. A. begann seine Reimübersetzung der Metamorphosen des Ovid nach eigener Aussage 1210. Da aber Jechaburg erst 1213 zu Thüringen kam, wird er erst jetzt die Gönnerschaft des Landgrafen Hermann ( 1217), dem er das Werk widmet,|gewonnen haben. Das somit 1210-17 verfaßte Werk ist die erste ohne französisches Zwischenglied gemachte Übersetzung aus der klassischen Antike, wobei der Niedersachse sich bemühte, in der mitteldeutschen Literatursprache zu dichten. Von dem Originaltext sind leider nur 432 Verse erhalten, alles andere haben wir nur in Jörg Wickrams 1545 veröffentlichter Überarbeitung, also in der grobianischen elsässischer Sprache des 16. Jahrhunderts. A. hält sich z. T. ziemlich eng an seine lateinische Vorlage, nimmt aber auf sein Publikum Rücksicht und läßt deshalb fremdartige Sitten, Trachten, Gegenstände und Namen weg oder ersetzt sie durch heimische. So hat er die antiken Mythengestalten, Satyren, Faune, Najaden, Nymphen und Giganten durch waltmennel, getwerge, elbinnen, veien, waltfrouwen, wazzerfrouwen und riesen ersetzt, wie er denn überhaupt den deutschen Wald zur Geltung bringt. Die geistreiche, gleißende Form des Römers wird durch interpretierendes, stoffrohes Fabulieren ersetzt, aber als erste und unmittelbare Übersetzung aus dem Lateinischen und als Gesamtleistung nötigt das Werk mit seinen 21 722 Versen Achtung ab. Aber es bleibt ein Werk der Schulpoesie, aufschlußreich für die mittelalterliche Klassikerlektüre. Die Wirkung auf ritterliche Kreise und der literarische Erfolg blieb ihm versagt, nicht zuletzt weil ihm ein zentraler Held, eine durchgehende Handlung und der eigentlich ritterliche Geist mangelten.

  • Werke

    K. Bartsch, A. v. H. u. Ovid im MA, 1861 (Rekonstruktion d. Textes nach Wickram); J. Wickram, Werke, hrsg. v. J. Bolte, VII/VIII, 1905/6.

  • Literatur

    ADB X (unter Halberstadt);
    Goedeke I, 1884, S. 87, II, 1886, S. 462;
    O. Runge, Die Metamorphosenverdeutschung A.s v. H., 1908;
    G. Baesecke, Herbort v. Fritzlar, A. v. H. u. Heinrich v. Veldeke, in: ZDA 50, 1908, S. 366 bis 382;
    K. Ludwig, Unterss. z. Chronol. A.s v. H., 1915;
    K. Helm, H. v. Morungen u A. v. H., in: Btrr. z. Gesch. d. dt. Sprache 50, 1926, S. 143 bis 145;
    Ehrismann II, 2, 1, 1937, S. 106-12;
    D. Kralik, Der Prolog z. Ovidverdeutschung A.s v. H., in: Festschr. f. M. H. Jellinek, 1928, S. 22-50;
    L. Denecke, Ritterdichter u. Heidengötter, 1930, S. 137 bis 142;
    E. Schröder, A. v. H., in: ZDA 71, 1934, S. 226;
    J. Schwietering, Die dt. Dichtung d. MA, 1941, S. 144 f.;
    H. Schneider, Heldendichtung, Geistlichendichtung, Ritterdichtung, 1943, S. 270 f.;
    F. Norman, in: Vf.-Lex. d. MA, II, 1936, Sp. 152-56.

  • Autor/in

    Hellmut Rosenfeld
  • Zitierweise

    Rosenfeld, Hellmut, "Albrecht von Halberstadt" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 177-178 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118501623.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Halberstadt: Albrecht v. H., Dichter, Scholasticus an der Probstei Jechaburg (bei Sondershausen) in der Mainzer Diöcese, in Urkunden von 1217 und 1218 als Zeuge vorkommend. Er versuchte wahrscheinlich auf Anregung des Landgrafen Hermann von Thüringen eine im J. 1210 begonnene Uebersetzung der Metamorphosen Ovid's in der Form der kurzen Reimpaare Dieses Werk, nicht in der Verfassers Mundart, der niedersächsischen, sondern in der Sprache Mitteldeutschlands, insbesondere Thüringens, geschrieben und darum auch in grammatischer Hinsicht beachtenswerth, kam trotz seines im Ganzen höfischen Stiles als eine unmittelbare Nachdichtung des antiken Vorbildes dem Modegeschmack der Zeit nur wenig entgegen und fand darum keinen Beifall. Nur Bruchstücke einer Oldenburger Handschrift, von Leverkus und Lübben (Haupt's Zeitschr. 11, 358, u. Pfeiffer's Germania 10, 238) veröffentlicht, sind auf uns gekommen, dagegen besitzen wir es vollständig in einer modernisirenden und vielfach entstellenden Umdichtung Georg Wickram's von Kolmar, welche zuerst in Mainz 1545 erschien, dann noch fünf Mal aufgelegt wurde. Nur den Prolog Albrecht's theilte Wickram zur Probe nach der handschriftlichen Ueberlieferung mit. Nach Haupt's kritischer Herstellung des Prologs und nach den Bemühungen Jacob Grimm's, eine Reihe einzelner Stellen aus Wickram's Umschrift auf die ursprüngliche Form zurückzuführen, versuchte Karl Bartsch, gestützt auf das erste von Leverkus veröffentlichte Bruchstück, eine vollständige Ausgabe des Gedichts in seinem Werke: „Albrecht von Halberstadt und Ovid im Mittelalter“, Quedlinb. u. Leipzig 1861.

    • Literatur

      Vgl. außerdem Haupt's Zeitschr. 3, 289; 8, 10. 397. 464. 549.

  • Autor/in

    Bechstein.
  • Zitierweise

    Bechstein, Reinhold, "Albrecht von Halberstadt" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 400 unter Halberstadt [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118501623.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA