Lebensdaten
1529 – 1600
Geburtsort
„Erlich“ (?) in Franken
Sterbeort
Königsberg (Preußen)
Beruf/Funktion
Kartograph ; Geschichtsschreiber
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117516899 | OGND | VIAF: 42143278
Namensvarianten
  • Hennenberger, Kaspar
  • Henneberch, Caspar
  • Henneberchus, Caspar
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Zitierweise

Hennenberger, Kaspar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117516899.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Eltern unbek.;
    1556 Klara, T d. Schiffers Peter Kaufmann;
    2 S, u. a. Hans ( 1601), hzgl. Hofmaler in K. (s. ThB).

  • Biographie

    Aus seiner fränkischen Heimat nach Preußen zugewandert, studierte H. seit Mitte 1550 in Königsberg evangelische Theologie. Ende 1554 wurde er Kaplan in Domnau und Pfarrer in Georgenau (Kreis Friedland), 1560 Pfarrer in Mühlhausen (Kreis Preußisch Eylau), 1590 Hospitalpfarrer in Königsberg-Löbenicht. Seine Bedeutung liegt hauptsächlich auf dem Gebiet der Kartographie. Schon als Student sammelte er Landkarten und begann solche selbst zu zeichnen. Bald nach Übernahme seines ersten Pfarramtes (1555) erschien von ihm eine Karte von Livland im Druck. Sie beruhte nicht auf eigener Landeskenntnis, sondern auf Berichten livländischer Gewährsmänner. Exemplare von ihr scheinen nicht erhalten geblieben zu sein. H.s kartographisches Hauptwerk ist die erstmals 1576 erschienene Karte Preußens „Prussiae Das ist des Landes zu Preussen Welches das herrlichste Theil ist Sarmatiae Europeae, Eigentliche und Warhafftige Beschreibung“ im Maßstab von etwa 1:370 000, Holzschnitt von 9 Stöcken, geschnitten von Kaspar Felbinger. Sie beruht im wesentlichen auf eigenen Beobachtungen und Messungen, deren Ergebnisse in geschickter Kompilation mit Material aus Berichten und Skizzen der Amtsleute verbunden sind. So gibt die Karte die Gestalt des Landes im ganzen ziemlich richtig wieder, und auch im einzelnen ist die Darstellung der Lageverhältnisse wenigstens für diejenigen Landesteile, die H. selbst besuchen konnte, gut gelungen. Besonders hervorzuheben ist die sorgfältige Wiedergabe der Gewässer. Zu einer 2. Auflage (1595) ließ er eine „Erclerung der preuss. grössern Landtaffel“ (Königsberg) in Buchform erscheinen. Der Foliant von circa 500 Seiten, von H. „aus Alten und Newen Skribenten colligiret“, ist kein historisches Werk, sondern enthält im Hauptteil Beschreibungen zu den auf der Karte verzeichneten Orten und Landschaften, die in alphabetischer Reihe einander folgen. Die Angaben beziehen sich auf geschichtliche Ereignisse, hervortretende Persönlichkeiten, örtliche Begebenheiten, die die Gemüter bewegten. In der üblichen wortreichen Breite wird Bedeutendes und Belangloses berichtet. Der historische Wert steht und fällt mit der Zuverlässigkeit der zu Beginn des Werkes angegebenen benutzten „Skribenten“, unter vielen anderen Simon Grunau und Lucas David. Die Fülle an volkskundlichem Material sichert dem Werk seinen Wert, doch hatte es nicht die nachhaltige Wirkung der Karte, von der spätere Drucke von den Originalholzstöcken aus den Jahren 1629, 1638, 1639, 1656 und 1679 bekannt sind. Zahlreiche Nachbildungen in Kupferstich erschienen bis um die Mitte des 18. Jahrhundert In einer kleineren Karte, „Des Preusserlandes Austeylung, nach den alten namen, …“, die er seinem Buch „Kurtze und warhafftige Beschreibung des Landes zu Preussen“ (Königsberg 1584) beigab, hat H. auf Grund eigener Forschungen die Verhältnisse des Landes vor der Ankunft des Deutschen Ordens dargestellt.

  • Literatur

    ADB XI;
    L. Arbusow, Neue Sonderkarten v. Livland: K. H. 1555, in: SB d. Ges. f. Gesch. u. Altertumskde. zu Riga, Vorträge 1934, 1935, S. 94-96;
    H. Crome, K. H.s Karte d. alten Preußens (1584), d. älteste frühgeschichtl. Karte Ostpreußens, in: Alt-Preußen 5, 1940, S. 10-15, 27-32;
    W. Horn, Unterss. z. Preuß. Landtafel d. K. H. (1576), in: Petermanns Geograph. Mitt. 89, 1943, S. 241-46;
    Altpreuß. Biogr.

  • Autor/in

    Werner Horn
  • Zitierweise

    Horn, Werner, "Hennenberger, Kaspar" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 542-543 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117516899.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hennenberger: Kaspar H., preußischer Kartograph und Geschichtschreiber, geb. 1529 zu Erlich in Oberfranken (südlich von Hof), gest. am 29. Februar 1600 zu Königsberg i. P. Schon in frühester Jugend nach Preußen gekommen, bezog H. am 27. Juni 1550 die Königsberger Universität, um daselbst Theologie zu studieren. Er wurde zuerst Pfarrer zu Georgenau und Kaplan zu Domnau, bekleidete dann 29 Jahre lang die Pfarrei zu Mühlhausen in Natangen (unweit Domnau) und kam von hier 1590 als Geistlicher an das große Hospital im Löbenicht Königsberg; da er zuletzt kränklich wurde, so trat schon drei Jahre vor seinem Tode sein Nachfolger ein. — Schon als Student hatte er Landkarten nicht bloß gesammelt, sondern auch selbst gezeichnet und hierin großes Geschick und Verständniß bewiesen; um so lieber ließ er sich dazu bewegen selbst eine neue Karte des Herzogthums Preußen aufzunehmen, denn die beiden bisher allein vorhandenen (die eine in den Werken des Aeneas Sylvius, die andere von dem herzoglichen Bibliothekar Heinrich Zeel im Theatrum orbis terrarum des Abraham Ortelius) waren durchaus ungenügend. Sieben Jahre lang bereiste er das ganze östlich von der Weichsel gelegene Preußen, da er bei dem völligen Mangel aller litterarischen Hülfsmittel nur durch eigenen Augenschein und Erkundigungen an Ort und Stelle Gewißheit, nur erst durch eigene Vermessung einige Klarheit gewinnen konnte; im Herzogthum wurde er vom Herzoge|Albrecht Friedrich selbst durch Empfehlungen an die Beamten und durch freie Fuhren und Beköstigung, vielfach auch durch die Edelleute und andere verständige Personen unterstützt und gefördert, das Ermland aber mußte er auf eigene Kosten, die anderen polnischen Theile (das Kulmerland und die Werder) sogar heimlich und zu Fuß durchreisen. Das auf diese Weise und oft unter den größten Schwierigkeiten gesammelte Material brachte er nach jeder Reise in Königsberg zu Papier und ritz zuletzt auch selbst den Holzschnitt. Wie er bei schwierigen mathematischen Fragen (der Meßtisch ist erst etwas später erfunden) die Mathematiker der Universität zu Rathe zog, so bediente er sich bei dem Holzschnitt der Hülfe des Formschneiders Kaspar Felbinger. Im J. 1576 erschien endlich zu Königsberg, dem Herzoge Albrecht Friedrich gewidmet, „Prvssiae das ist, des Landes zu Preussen, welches das herrlichste Theil ist Sarmatiae Europeae, Eigentliche vnd Warhafftige Beschreibung. Durch Casparum Hennebergerum, Erlichensem“ auf vier Blättern in Folio. Peschel urtheilt über diese Arbeit: „Einen höheren Rang müssen auch wir der Karte von Preußen zuerkennen, die H. zeichnete, nicht bloß wegen ihrer befriedigenden mathematischen Verhältnisse, sondern noch viel mehr wegen der Treue der Küstenlinien und des lebendigen Bildes der netzartigen Bewässerung, so daß sie ein unübertroffenes Meisterstück bis ins 18. Jahrhundert blieb.“ In den Jahren 1595, 1629, 1638 und 1656 ohne Veränderungen, mit denselben Matrizen aufgelegt, diente sie auch allen späteren Arbeiten zum Vorbilde, bis sie erst durch die von der Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1763 herausgegebene Karte beseitigt wurde. Im J. 1863 veranstaltete die physikalisch-ökonomische Gesellschaft zu Königsberg eine photolithographische Nachbildung in 9 Blättern. — Die beiden schriftstellerischen Werke Hennenbergers führen folgende Titel: 1) Kurtze vnd warhafftige beschreibung des Landes zu Preussen. Item: der alten heidnischen Vndeutschen Preussen ... Durch Casparum Hennenbergern etc. Gedruckt zu Königsperg in Preußen 1584 bey Georgen Osterbergern. (4 to.) Mit einem Anhange: Kurtze vnd einfeltige Beschreibung, aller Hohemeister Deutsches Ordens S. Mariä, des Hospitals zu Jerusalem etc. (Mit color. Kupfern.) 2) Erclerung der Preüssischen grössern Landtaffel oder Mappen ... Aus Alten und Newen Scribenten colligiret durch Casparum Hennenbergerum etc. Gedruckt zu Königsperg in Preussen, bey Georgen Osterbergern. Anno MDXCV. (fol.) und daran ebenfalls ein Anhang: Der See Ströme vnd Flüsser Namen, Welche in der Preuschen Mappen verzeichnet sind etc. Der geographische Inhalt derselben entspricht durchaus dem der Landtafel selbst, hat doch H. z. B. nicht bloß die Grenzen der alten Gaue zuerst einigermaßen festzustellen begonnen, sondern einzelne Gaue, von denen man bisher nur die Namen kannte, ihrer Lage nach geradezu erst entdeckt; für den Historiker aber sind diese Arbeiten durchaus werthlos. H. hat seinen historischen Studien eine umfangreiche Materialiensammlung zu Grunde gelegt, welche sich Christoph Falk, Lehrer zu Elbing und Königsberg, der gleichfalls mit der Absicht, eine Geschichte Preußens zu schreiben, umgegangen war, zusammengebracht, und die er selbst nach Falks Tode (1572 oder wenig später) erworben hatte, und vervollständigte sie durch eigene Abschriften und Kollektaneen, so daß er an 100 gedruckte und ungedruckte Werke als von ihm benutzt aufzählen konnte, darunter freilich mehrere, die niemals vorhanden gewesen sind. Aber dieses reiche Material verarbeitete H. ohne jede Spur von Kritik, indem er wesentlich den Erdichtungen Simon Grunaus und den ihm nachschreibenden Späteren folgte. Ueberdieß liebt er es, da er zugleich den Zweck im Auge hatte den Predigern erbauliche Beispiele zu liefern, schwere Verbrechen und ihre göttliche Bestrafung, Versuchungen des Teufels, seltsame Naturerscheinungen (Wunderzeichen am Himmel und Mißgeburten) und ihre muthmaßliche Bedeutung, Gespenstergeschichten u. dgl. überall|einzuflechten. In typographischer Beziehung sind die Bücher dadurch von Interesse, daß er zu jenen Schriftstellern gehört, welche ihre Werke mit Illustrationen ausschmückten; zu seinen Wappen und Figuren der Hochmeister, seinen Städteansichten und Abbildungen der Wunder lieferte der genannte Felbinger die Holzstöcke.

    • Literatur

      Vgl.: Erleutertes Preußen V (1742) S. 596—603; Töppen, Geschichte d. Preuß. Historiographie (1853) S. 242—250. Dazu gefällige Mittheilungen des Herrn Diaconus Bertling, Stadtarchivars und früher Vorstehers der Stadtbibliothek zu Danzig, in welcher sich jetzt die Sammlungen Falls und Hennenbergers fast vollständig befinden.

  • Autor/in

    Lohmeyer.
  • Zitierweise

    Lohmeyer, "Hennenberger, Kaspar" in: Allgemeine Deutsche Biographie 11 (1880), S. 769-771 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117516899.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA