Lebensdaten
1781 – 1840
Geburtsort
Neustadt bei Stolpen (Sachsen)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Arzt ; Apotheker ; Mineralwasserfabrikant
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117350176 | OGND | VIAF: 5706763
Namensvarianten
  • Struve, Friedrich Adolf August
  • Struve, Friedrich A. A.
  • Struve, Friedrich Adolf
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Struve, Friedrich Adolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117350176.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ernst Friedrich (1739–1806, aus Kiel, dann in Bautzen, Arzt u. Apotheker in N., S d. Ernst Gotthold († 1743), Arzt (s. Gen. 1), u. d. Charlotta Magdalena N. N.;
    M Rahel Dorothee, T d. N. N. Hentsch, Bes. d. Stadtapotheke in N.;
    Ov Christian August (s. 1);
    Schw Juliane Christiane Wilhelmine ( Christian Ferdinand Fritzsche, Amtsphysicus in N., übernahm 1805 v. S. d. Stadtapotheke

    in N.);
    1) 1803 Karoline Friederike († 1807), T d. Carl Jakob Bredemann, Forstmeister in Rathen/Elbe u. Okrilla b. Meißen, 1805 Bes. d. Salomonis-Apotheke in D., welche S. übernahm, 2) 1808 Amalie Sophie (1785–1860), T d. Christian Gottlob Dietze, Kaufm., Bgm. u. Stadtrichter in Mittweida (Sachsen), kfl.-sächs. KR, u. d. Johanna Sophia Dietze;
    2 S Gustav Adolph (1812–89), Dr. phil., Diss. „De silicia in plantis nonnullis“, Berlin 1835, übernahm nach S.s Tod d. väterl. Anstalt f. künstl. Mineralwässer in D., gründete in mehreren Städten weitere Struve`sche Mineralwasseranstalten, engagierte sich f. d. Verbreitung d. künstl. Mineralwässer (s. Pogg. II), Alexander (1813–39), Dr. med., Diss. „De fungo pulmonum“, Leipzig 1827, 3 T u. a. Anna (1808–42, August Wilhelm Hedenus, 1797–1862, Dr. med., Arzt, Dichter in D., s. ADB XI), Marie (1815–37, Friedrich Wilhelm August Vetter, 1799–n. 1843, Dr. med., Arzt in B., Balneologe, wanderte in d. USA aus, veröff. S.s Nachlaß, s. ADB 39; BLÄ);
    E Oscar (* 1838), übernahm d. Anstalt f. künstl. Mineralwässer in D.; Ov d. 1. Ehefrau Samuel Immanuel Bredemann ( 1805), Bes. d. Salomonis-Apotheke in D.

  • Biographie

    Nach Besuch der Fürstenschule St. Afra in Meißen 1794–99 studierte S. Medizin an der Univ. Leipzig. 1800 wechselte nach Halle und beendete 1802 sein Studium mit der Dissertation „De quibusquam theoria respirationis capitibus prodromus, sistens docimasiam Ploucquentianam“, die er bei Johann Christian Reil (1759–1813) verteidigt hatte. Danach arbeitete er kurze Zeit in Wien bei dem Mediziner Johann Peter Frank (1745–1821). 1803 kehrte S. nach Neustadt zurück, praktizierte als Arzt und führte zwei Jahre die väterliche Apotheke, die er 1805 seinem Schwager Christian Ferdinand Fritzsche übergab. Danach übernahm er die Salomonis-Apotheke des verstorbenen Samuel Immanuel Bredemann in Dresden.

    In Dresden beschäftigte sich S. intensiv mit pharmazeutischer Chemie. 1809 erlitt er bei Experimenten zur Herstellung von Blausäure eine folgenschwere Vergiftung, die zu Lähmungen in den unteren Extremitäten führte, von denen er sich zeitlebens nicht mehr richtig erholte. Auf Anraten seines Arztes besuchte er Karlsbad und Marienbad in Nordböhmen. Durch die Trinkkuren besserte sich sein Zustand erheblich, worauf S. begann, die Heilquellen chemisch zu untersuchen, mit dem Ziel, Mineralwässer verschiedener Sorten künstlich herzustellen. Er ermittelte nicht nur deren Hauptbestandteile, sondern berücksichtigte auch die nur in Spuren vorhandenen Substanzen sowie die Druck- und Temperaturverhältnisse, unter denen die Mineralwässer in der Natur vorkommen. Um die Wässer nicht nur im Labormaßstab herstellen zu können, arbeitete er mit Rudolf|Sigismund Blochmann (1784–1871) zusammen, dem Gründer der ersten sächs. Gasanstalt und Leiter der Mechanischen Abteilung der Dresdner Technischen Bildungsanstalt, der ihm die benötigten Apparate konstruierte und baute. 1818 konnte S. zunächst in kleinem Kreise sein künstliches Mineralwasser zur Verkostung bringen. 1821 eröffnete er in Dresden die „Kgl. Sächsische concessionierte Mineralwasseranstalt“. Die Trinkanstalt erfreute sich sehr großer Beliebtheit, so daß S. weitere Anstalten in Leipzig, Berlin, Brighton, Königsberg, Warschau, Moskau, Kiew und anderen europ. Städten eröffnete.

    Seit 1826 beschäftigte sich S. verstärkt mit den geologischen und geochemischen Bedingungen, die zur Bildung von Mineralwässern führten. Besonders interessierte ihn die Rolle des Kohlendioxids bei der Auslaugung der Mineralien aus den vulkanischen Gesteinen. Er stand mit bedeutenden Naturwissenschaftlern seiner Zeit wie Alexander v. Humboldt (1769–1859), Jöns Jacob Berzelius (1879–1848) oder Karl Gustav Bischof (1792–1870) in Kontakt. S. nahm auch regen Anteil am politischen Geschehen in Dresden. So wurde er während der Unruhen 1830 von der Bürgerschaft zu einem der sieben städt. Deputierten gewählt, die für einen weitgehend friedlichen Verlauf des Aufstandes sorgten. Als späterer Stadtverordneter und Mitglied des Sächs. Landtages (1833–40) setzte er sich v. a. für das städt. Armenwesen und die Einrichtung eines Armen- und Waisenhaus ein und legte Pläne für ein städt. Krankenhaus vor. S. gilt als Begründer der modernen Mineralwasser-Industrie. Er gehörte zu der ersten Unternehmergeneration, die sich wissenschaftliche Methoden und Erkenntnisse für ihre wirtschaftlichen Interessen nutzbar machte. Sein Werk wurde von seinem Sohn Gustav Alexander fortgesetzt. In der Literatur kommt es oft zu Verwechslungen zwischen Vater und Sohn.

  • Auszeichnungen

    A sächs. Zivilverdienstorden (1820);
    Gedenktafel am Gebäude d. Stadtapotheke in Neustadt (Sachsen).

  • Werke

    Remarks on an institution for the preparation and use of artificial mineral waters in Great Britain, 1823;
    Über d. Nachbildung d. natürl. Heilquellen, 2 H., 1824/26;
    Über d. Gebrauch d. natürl. u. künstl. Mineralwässer v. Karlsbad, Ems, Eger, Marienbad, Pyrmont u. Spaa, 1825;
    Bemm. über einige gegen seine künstl. Mineralwässer gemachte Einwürfe, in: Journal d. prakt. Heilkde., hg. v. C. W. Hufeland, 1829.

  • Literatur

    ADB 36;
    R. Brandes, in: Archiv f. Pharmacie 27, R. 2, 1841, S. 1–12;
    H. E. Richter, Zur Jubelfeier d. S.schen Mineralwasser-Anstalten, 1871;
    E. u. J. Moeller, Real-Enc. d. gesammten Pharmacie VII, 1889, S. 69–90 (über künstl. Mineralwässer, mit Hinweisen auf S.);
    NND 18;
    BLÄ;
    Dt. Apotheker-Biogr. II;
    Pogg. II, VII a Suppl. (L);
    Mitt. v. Dr. Heinz Struve (Dreieich-Gözenhain).

  • Porträts

    Marmorbüste v. E. Rietschel, Abb. in Heinz Struve, Fam.gesch., o. J. (Typoskript auszugsweise in d. NDB-Redaktion), S. 123.

  • Autor/in

    Bernhard Sorms
  • Zitierweise

    Sorms, Bernhard, "Struve, Friedrich Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 603-604 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117350176.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Struve: Friedrich Adolf August St., Arzt, bekannt als erster Darsteller künstlicher Mineralwässer, ist am 9. Mai 1781 als Sohn des Arztes Ernst Friedrich St. ( 1805) zu Neustadt bei Stolpen geboren. Er begann 1799 das Studium der Heilkunde in Leipzig, das er in Halle 1802 beendigte, wo er mit der Abhandlung „De quibusdam theoriae respirationis capitibus prodromus sistens docimasiam pulmonum Plouquetianam“ promovirte. Nachdem er in demselben Jahre noch zum Zweck seiner Vervollkommnung an Peter Frank's Klinik in Wien sich aufgehalten hatte, etablirte er sich 1803 als Arzt in seiner Vaterstadt, übernahm zugleich die Leitung der dortigen Apotheke und nach seiner Verheirathung mit einer Nichte des Eigenthümers der Salomons-Apotheke in Dresden (1805) siedelte er hierher über und verwaltete die letztgenannte, indem er die ärztliche Praxis aufgab und sich ausschließlich technischnaturwissenschaftlichen Arbeiten widmete. Infolge eines wiederholten Kuraufenthalts in Karlsbad und Marienbad, wozu er sich nach einer 1808 bei der Darstellung der Blausäure erlittenen lebensgefährlichen Affection entschließen mußte, kam er auf den Gedanken, Mineralwässer künstlich auf chemischem Wege nachzubilden. Die praktische Ausführung dieses Gedankens gelang St. auch wirklich nach Jahre langem Bemühen. 1818 konnte die erste Mineralwasseranstalt in Dresden, gleich darauf eine solche in Leipzig eröffnet werden, 1823 eine dritte in Berlin gemeinschaftlich mit Dr. Soltmann. 1825 folgte eine vierte in England, das Royal German Spaa in Brighton unter Leitung von Dr. Swaine und später wurden ähnliche Anstalten in Königsberg, Warschau, Moskau, St. Petersburg, Kiew u. a. Städten errichtet, die alle durch Schüler von St. geleitet wurden. Auch war St. schriftstellerisch in bedeutendem Grade thätig. Wir führen von seinen Arbeiten an: „Ueber die Nachbildung der natürlichen Heilquellen“ (mit Vorrede von F. L. Kreysig, 2 Hefte, Dresden u. Leipzig 1824—26); „Remarks on an institution for the preparation and use of artificial mineral waters in Great Britain“ (London 1823); „Beschreibung zweier Vorrichtungen zu Dampfbädern“ (Dresden 1831); „Bemerkungen über einige gegen seine künstlichen Mineralwässer gemachte Einwürfe mit Anmerkungen und Anhang von C. W. Hufeland“ (Hufeland's Journal 1829). Aus Struve's, nach seinem am jahrelangen Blasenleiden am 29. September 1840 bei einer Besuchsreise in Berlin erfolgten Tode durch seinen Schwiegersohn Dr. Vetter veröffentlichten Nachlasse rühren noch einige Aufsätze her, welche in den von Vetter herausgegebenen Annalen der Struve’schen Brunnenanstalten (1841) publicirt wurden, nämlich: „Experimente über die Entstehung der Mineralwässer durch Auslaugung"; „Ueber den Wechsel der Bestandtheile der Mineralquellen"; „Ueber den Jod- und Bromgehalt verschiedener Mineralquellen"; „Ueber das Verhalten des kohlensauren Eisenoxyduls in versendeten Mineralwässern“. Nachzutragen ist noch, daß St. als Stadtverordneter in Dresden (seit 1833) sich um das Wohl der Stadt durch Verbesserung des Armenwesens, des Waisen- und Armenhauses verdient machte. — Seine praktischen Bestrebungen wurden wesentlich durch seinen Sohn Gustav Adolf St. (geboren am 11. Januar 1812 in Dresden) gefördert, der viel für die Verbreitung der künstlichen Mineralwässer that und für Gründung Struve’scher Mineralwasseranstalten in verschiedenen Städten sorgte, worin er nach seinem Rücktritt (1880) von seinem Sohn Oscar St. (geboren am 5. Juli 1838 in Dresden) abgelöst wurde.

    • Literatur

      Biogr. Lexikon hervorr. Aerzte V, 570. — Poggendorff, Biogr.-litterar. Handwörterbuch II, 1036.

  • Autor/in

    Pagel.
  • Zitierweise

    Pagel, Julius Leopold, "Struve, Friedrich Adolf" in: Allgemeine Deutsche Biographie 36 (1893), S. 676-677 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117350176.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA