Lebensdaten
1799 – 1867
Geburtsort
Düsseldorf
Beruf/Funktion
Philologe ; Schulmann
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 116918810 | OGND | VIAF: 3234664
Namensvarianten
  • Schopen, Ludwig
  • Schopen, Ludovicus
  • Schopenus, Ludovicus
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schopen, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116918810.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Schopen: Ludwig S., hervorragender Philologe und Schulmann des 19. Jahrhunderts. Er wurde am 17. October 1799 in Düsseldorf als der Sohn eines dortigen Bauunternehmers geboren und erhielt auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt unter der ausgezeichneten Leitung von Kortüm und Kohlrausch eine nachhaltige Anregung zu classischen und historischen Studien. Im Herbste 1817 bezog er die Universität Heidelberg, wo er in Creuzer einen wohlwollenden Förderer fand, im übrigen aber sich wissenschaftlich nicht befriedigt fühlte. Er siedelte daher im Herbst 1818 auf die neu begründete Universität in Bonn über und wurde hier von K. F. Heinrich in das philologische Seminar aufgenommen. Das Verhältniß zu diesem seinem Lehrer wurde bald ein besonders inniges; Heinrich erkannte bald die hervorragende kritische Begabung seines Schülers und ließ sich dessen wissenschaftliche Fortbildung ebenso angelegen sein, wie die Gestaltung seines äußeren Lebensganges. Auf Heinrich's Empfehlung wurde der junge Seminarist bereits 1820 als Hülfslehrer an das Bonner Gymnasium gezogen und sogleich mit dem griechischen Unterrichte in der obersten Classe betraut; er brachte während dieser Zeit seine erste wissenschaftliche Arbeit zum Abschluß „De Terentio et Donato eius interprete dissertatio critica“, auf Grund deren er am 2. Juni 1821 als der erste Doctorandus der Bonner philosophischen Facultät promovirt wurde. In demselben Jahre noch zum ordentlichen Lehrer ernannt und bereits Anfangs 1825 zum Oberlehrer befördert erwarb er sich durch sein hervorragendes Lehrgeschick ganz wesentliche Verdienste um das Bonner Gymnasium, blieb aber gleichzeitig seinen wissenschaftlichen Neigungen, die sich dauernd auf Terenz richteten, treu. 1825 gab er „D. Ruhnkenii in Terentii comoedias dictata“ mit vielfachen Verbesserungen heraus; 1826 folgte „Specimen emendationis in Aeli Donati commentarios Terentianos ad novam totius operis editionem propositum“. Diese durch kritischen Scharfsinn besonders ausgezeichnete Schrift erschien zuerst als Gymnasialprogramm, wurde darauf aber von Niebuhr und Brandis im ersten Hefte des neugegründeten Rheinischen Museums nochmals veröffentlicht und dadurch zu weiterer Verbreitung gebracht.

    Mit Niebuhr war S. bald nach dessen Eintritt in Bonn näher bekannt geworden; durch ihn wurde er für die Mitarbeit am Corpus Scriptorum Byzantinorum gewonnen, dem er nun für längere Zeit sein Interesse und seine Kräfte zuwandte. Nachdem er bereits die Textrevision des Agathias besorgt hatte, gab er selbständig den „Joannes Kantakouzenos“ 1828—1831 in 3 Bänden heraus, in dessen Vorwort er Niebuhr einen beredten Nachruf widmete; gleichzeitig erschien 1829—1830 der „Nikephoros Gregoras“ in 2 Bänden; 1835 folgte die Abhandlung „Beiträge zur byzantinischen Geschichte und Chronologie aus den noch ungedruckten Büchern des Nikephoros Gregoras“. Von der Alexias der Anna Komnena erschien 1839 der erste Band; den zweiten Band hat nach Schopen's Vorarbeiten Reifferscheid erst 1878 herausgegeben. Neben diesen Arbeiten gingen Studien zu Fronto ("Kritische Beiträge“ 1830 und 1841) einher; zu Terenz, der dauernd Schopen's Lieblingsschriftsteller blieb, gab er 1832 „unedirte|Scholien“ aus dem Codex Bembinus heraus. — Bereits 1830 waren Schopen's Leistungen durch die Verleihung des Professortitels anerkannt worden; nach Heinrich's und Näke's Tode wurde er neben Fr. Ritschl 1840 zum außerordentlichen, 1844 zum ordentlichen Professor der Philologie an der Bonner Universität ernannt. Als Habilitationsschrift veröffentlichte er 1846 „Diorthotica in varios scriptores veteres“, Verbesserungen zum Hymnus auf Demeter und zur Anna Komnena. Der Kreis seiner Vorlesungen umfaßte die Homerischen Hymnen, Aristophanes, Sophokles, Thukydides, Demosthenes, ferner Juvenal, Tacitus, Horaz und römische Alterthümer. Die Frische und Eleganz seines Vortrages fesselte dauernd eine überaus zahlreiche Zuhörerschaft aus allen Facultäten an seine Vorlesungen, welche durch die Feinsinnigkeit seiner Interpretation ebenso ausgezeichnet waren, wie durch die geschmackvolle Uebersetzung der Autoren.

    S. hatte sein Schulamt auch nach seiner Berufung an die Universität nicht aufgegeben, vielmehr in diesem — trotz der auch durch Prüfungen und ähnliche Arbeiten noch vermehrten akademischen Thätigkeit — ein von Jahr zu Jahr steigendes Ansehen erworben. Als daher im J. 1847 das Directorat des Gymnasiums zur Erledigung kam, wurde ihm auch dieses Amt übertragen, in dem er nun reichlich Gelegenheit fand, außer seinem didactischen und pädagogischen Geschick auch sein hervorragendes organisatorisches Talent zur Geltung zu bringen. Das Gymnasium nahm unter seiner ausgezeichneten Leitung einen überraschenden Aufschwung; das Vertrauen, dessen S. auch über die Kreise der unmittelbar Betheiligten sich erfreute, war ein fast unbegrenztes. Daß er aber neben der Häufung von amtlichen Geschäften so verschiedener Art noch fortdauernd litterarisch thätig sein konnte, ist wahrhaft bewundernswerth: 1847 erschienen die von ihm in Leyden selbst bearbeiteten „Scholia inedita Leidensia in Juvenalis Sat. III“, eine Ergänzung zu dem 1839 von ihm mit Scholien herausgegebenen Heinrich’schen Juvenal; 1847 gab er Näke's Commentar zu Valerius Cato heraus; 1852 erschien auf Grund von ihm selbst in Paris vorgenommener Vergleichungen die Abhandlung „Ueber die Pariser Handschriften des Eugraphius“, 1858 Emendationen zum Dialogus des Tacitus und im Anschluß hieran 1859 zu F. G. Welcker's Jubiläum eine Probe einer neuen kritischen Ausgabe der genannten Schrift. Diese Ausgabe selbst aber zu vollenden ist S. nicht mehr vergönnt gewesen, ebenso wenig die Vollendung einer lange vorbereiteten Ausgabe des Donatus. Ein Nervenleiden stellte sich ein, dem er am 22. November 1867 in Bonn erlag.

    • Literatur

      Nekrolog von „F.“ in der Augsburger Allg. Zeitung vom 30. December 1867, Nr. 364. — Bursian, Gesch. der Philologie, wo auf S. 652 der Todestag (nach Eckstein) irrthümlich auf den 20. November gesetzt ist.

  • Autor/in

    R. Hoche.
  • Zitierweise

    Hoche, Richard, "Schopen, Ludwig" in: Allgemeine Deutsche Biographie 32 (1891), S. 331-332 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116918810.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA