Lebensdaten
1742 – 1803
Geburtsort
Freiburg (Breisgau)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Trierer Staatsmann
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11625033X | OGND | VIAF: 10592517
Namensvarianten
  • Duminique, Ferdinand Freiherr von
  • Duminique, Ferdinand von
  • De Duminique, Ferdinand
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Duminique, Ferdinand Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11625033X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Angeblich v. franz. Eltern;
    Gvv Joh. Ferd. Frhr. (seit 1714), kaiserlicher Oberst u. Schloßkommandant in Freiburg.

  • Biographie

    Über Herkunft und Jugend D.s ist nichts Näheres bekannt; später wird ihm Parteilichkeit für Frankreich vorgeworfen, weil seine Familie und namentlich sein Bruder dort Besitzungen hätten. D. taucht 1771 als Oberststallmeister und Geheimer Rat in kurtrierischen Diensten auf, wurde am 5.1.1782 nach dem Sturz des Ministeriums Laroche zum Staats- und Konferenzminister des Kurfürsten Clemens Wenzeslaus ernannt, mit dem er in den bewegten Zeiten des Eindringens der Emigranten und der französischen Revolution trotz vieler Anfeindungen verbunden blieb. Auf innerpolitischem Gebiete teilte er ganz die wohlwollend-patriarchalische Gesinnung seines Herrn und machte sich in Notzeiten (Hochwasser) um die Bevölkerung des Kurstaates verdient. Außenpolitisch war er völlig abhängig von Österreich. Daher versuchte der preußische Gesandte J. F. vom Stein 1786 D. durch eine Hofkabale zu stürzen, als er Trier zum preußischen Fürstenbund hinüberziehen wollte. Seit Frühjahr 1789 war D. mit dem Kurfürsten einig in der scharfen Ablehnung der Aufklärung, die als Wurzel der Unruhen in Belgien und Frankreich angesehen wurde. Beim Aufstand der Trierer Bürgerschaft im Oktober 1789 galt D. als die bestgehaßte Person im Lande, deren „Entfernung aus den Geschäften“ stürmisch gefordert wurde. Zur Unterdrückung der Unruhen im Kurstaat war D. zur Anlehnung an Preußen bereit. In der Kirchenpolitik neigte er um 1790 ebenfalls konservativeren Grundsätzen zu. Er begrüßte den Abbau der josefinischen Gesetzgebung durch Leopold II., an dessen Wahl in Frankfurt D. tätigen Anteil genommen hatte. Die D. vorgeworfene einseitige Begünstigung des in- und ausländischen Adels wurde vom Kurfürsten als unbegründet zurückgewiesen. Den emigrierten französischen Prinzen und ihrem Anhang gegenüber hatte D. sich zunächst sehr wohlwollend und diensteifrig verhalten, zumal sie Geld ins Land brachten. Seit Herbst 1791, als die Gefahren sich abzeichneten, die dem Lande aus der Beherbergung des Emigrantenhofes erwuchsen, rückte D. von diesem ab und suchte sogar, dessen Übersiedlung nach Neuwied zu veranlassen. Es kam zu ernsten Differenzen zwischen dem Minister und den Prinzen; seine Emigrantenpolitik ist zweifellos zweideutig und unaufrichtig gewesen. Mit der Zuspitzung der Lage und der wachsenden Gefahr eines französischen Einfalls konzentrierte sich der Haß der Landstände auf D., dem man sogar persönliche und eigennützige Motive unterschob. Als der Syndikus der Landstände P. E. von Lassaulx am 24.10.1792 nach Mainz zu Custine reiste, um eine mildere Behandlung der Residenzstadt und des Landes durch Distanzierung von der Emigrantenpolitik des Kurfürsten und D.s zu erreichen, ordnete D. ein überaus hartes Verfahren gegen Lassaulx an, das durch die persönliche Gereiztheit D.s verschärft wurde. Clemens Wenzeslaus war unterdessen am 21.10.1792 mit seinem Minister in die zweite und endgültige Emigration nach Augsburg gegangen (erste vom 5.5.-31.10.1789), aus der er nicht mehr an den Rhein zurückgekehrt ist. Im Fürstbistum Augsburg blieb D. sein Ratgeber und Vertrauter, bis er, seit 1799 mit der Gesandtschaft in Wien betraut, dort 1803 eines plötzlichen Todes durch Schlag starb.

  • Literatur

    ADB V;
    Ch. v. Stramberg, Rhein. Antiquarius I, 1, 1851, S. 875 u. I, 2, 1853, S. 431 f.;
    F. Liesenfeld, Cl. Wenzeslaus… seine Landstände u. d. franz. Rev., = Beih. 17 d. Westdt. Zs., 1912;
    L. Just, in: Trierer Zs. 3, 1930, S. 127-30;
    E. Haxel, ebd. 5, 1932, S. 68 ff.;
    J. Hansen, Qu. z. Gesch. d. Rheinlandes im Za. d. Franz. Rev. 1780-1801, I-IV, 1931-38 (Hauptqu.);
    H. W. Telöken, Die kurtrier. Pol. z. Z. d. Franz. Rev., Diss. Bonn 1951 (ungedr.);
    E. Vehse, Gesch. d. dt. Höfe 46, 1859, S. 81-84.

  • Autor/in

    Leo Just
  • Zitierweise

    Just, Leo, "Duminique, Ferdinand Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 189-190 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11625033X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Duminique: Ferdinand Freiherr v. D., kurtrierischer Minister, war von französischen Eltern zu Freiburg im Br. im J. 1742 geboren, 1803. Der kurtrierische Hof- und Staatskalender erwähnt ihn im J. 1776 als kurfürstlichen Kämmerer und adlichen Hof- und Regierungsrath und 1779 als geheimen Rath und Obrist-Stallmeister. Im J. 1780 fielen die beiden Conferenzminister v. Hornstein und Hohenfels in Ungnade; eine Zeit lang standen der geistliche Rath Joseph Ludwig Beck und der Staatsrath Friedrich Joachim v. Krist an der Spitze der Verwaltung, bis am 5. Jan. 1782 D. zum Staats- und Conferenzminister mit Beibehaltung der Obrist-Stallmeisteistelle ernannt wurde. Noch in demselben Jahre begleitete er den Kurfürsten Clemens Wenzeslaus, der kurz vorher in Augsburg Papst Pius VI. empfangen hatte, auf einer Reise nach Innsbruck, blieb dann beinahe ununterbrochen in seiner nächsten Umgebung und gewann in immer steigendem Maße Neigung und Vertrauen seines Herrn. Die Regierung wurde in jenem schlaffen, aber wohlwollenden Geiste geführt, der weder große Gedanken, noch bedeutende Unternehmungen anregte, aber auch die Unterthanen in keiner Weise bedrückte, nicht einmal den Neid der bürgerlichen Classen gegen die bevorzugten aufkommen ließ. An den kirchlichen Händeln scheint D. nicht unmittelbar sich betheiligt zu haben. Sehr thätig war er bei der Ueberschwemmung im J. 1784, übernahm auch die Oberbau-Direction und damit die Leitung der großen Bauten für die Verlegung der Residenz von Ehrenbreitstein nach Coblenz in das prächtige Schloß, das 1777 begonnen und am 23. Novbr. 1786 bezogen wurde. Die französische Revolution machte diesem behaglichen Dasein ein Ende. Man weiß, wie sehr Clemens Wenzeslaus seine Neffen, die bourbonischen Prinzen, und ihre Anhänger begünstigte. Auch D.|suchte sich den Emigranten so nützlich als möglich zu machen, konnte aber nicht vermeiden, daß er bei den immer gesteigerten Ansprüchen dieser Fremdlinge endlich gegen sie in Widerspruch gerieth. In der, von dem sogenannten Grafen v. Montgaillard verfaßten Histoire secrète de Coblence, London 1795, wird er denn auch mit den heftigsten Schmähungen überhäuft. Nur zu bald theilten der Kurfürst und sein Minister das Schicksal ihrer früheren Schützlinge. Schon bei dem ersten Schrecken, den das Anrücken der Franzosen gegen Worms hervorrief, im October 1792 wurden in Coblenz alle Vorkehrungen nicht zur Vertheidigung, sondern zur Flucht getroffen; am 21. Octbr., an dem Tage, an welchem Mainz capitulirte, ging D. mit seinem Herrn zuerst nach Bonn, dann in das dem Kurfürsten noch zugehörige Bisthum Augsburg. Beinahe ein Jahr blieb Clemens Wenzeslaus in der neuen Residenz. D., von körperlichen Leiden heimgesucht, mußte im Mai sich nach Karlsbad begeben, kehrte aber im Juli nach Augsburg zurück und hatte bald darauf die Ehre, seinen Herrn auf der ihm übertragenen Pflegschaft Sonthofen im Allgäu prächtig zu empfangen und zu bewirthen. Lange Zeit erhob er Bedenken gegen die allgemein verlangte Rückkehr des Kurfürsten nach Coblenz. Sie erfolgte gleichwol am 31. Octbr. 1793; D. langte einen Tag später an. Am 9. Jan. 1794 erläßt er einen kräftigen Aufruf gegen die Franzosen, wie man denn überhaupt jetzt mehr Muth und Besonnenheit zeigte, als bei den ersten Gefahren. Aber der unglückliche Feldzug des J. 1794 vereitelte alle Hoffnungen; am 5. Octbr., kurz ehe Coblenz in die Hände der Franzosen fiel, mußte Clemens Wenzeslaus mit D. abermals und jetzt für immer die Stadt verlassen. Der Kurfürst nahm, wie früher, seine Residenz in Augsburg, D. blieb sein Minister und sein Vertrauter. Beide hielten treu zum Kaiser. Im Herbst 1794 bei den Streitigkeiten, die der kurmainzische Antrag in Betreff der preußischen Friedensvermittlung in Regensburg anregte, und wo sonst sich Gelegenheit bot, gehörte Kurtrier stets zu den Ständen, auf welche der kaiserliche Concommissar am sichersten zählte. D. wurde um diese Zeit angewiesen, mit Thugut einen vertrauten Briefwechsel zu unterhalten. In einem Briefe an den Grafen Franz Colloredo vom 6. Febr. 1795 nennt der österreichische Minister Duminique un peu extravagant mais au fond nullement un homme mal intentionné. Um so heftiger sprechen die französischen Diplomaten gegen den Kurfürsten und seine Minister, und D. war nicht im Stande, wie der mainzische Hofkanzler Albini, für seinen Herrn in Rastatt günstige Bedingungen zu erwirken. Er selbst war auch nicht auf dem Congreß gegenwärtig, sondern meistens in der Nähe des Kurfürsten in Augsburg, seit 1799 als Gesandter bleibend an dem kaiserl. Hofe. Kurz nachdem der Reichsdeputationshauptschluß vom 24. Febr. 1803 sowol Trier als Augsburg säcularisirt hatte, starb er in Wien vom Schlage gerührt am 14. März 1803.

    • Literatur

      Rheinischer Antiquarius I. Abthl., I. 155. 668 ff. 688. 695. 781; I. Abthl., II. 441. Dominicus, Coblenz unter dem letzten Kurfürsten von Trier, Coblenz 1869. Vivenot, Vertrauliche Briefe des Frhrn. v. Thugut, Wien 1872, I. 180. 392 und Herzog Albrecht von Sachsen-Teschen, II. I. 160 ff. 233. 243 ff.

  • Autor/in

    H. Hüffer.
  • Zitierweise

    Hüffer, Hermann, "Duminique, Ferdinand Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 459-460 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11625033X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA