Lebensdaten
1817 – 1880
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Rüdersdorf bei Berlin
Beruf/Funktion
Mathematiker
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 116246170 | OGND | VIAF: 37000348
Namensvarianten
  • Borchardt, Carl Wilhelm
  • Borchardt, Karl Wilhelm
  • Borchardt, Carl Wilhelm
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Borchardt, Karl Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116246170.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus angesehener Berliner jüdischer Kaufmannsfamilie aus Köslin;
    V Moritz, Kaufmann;
    M Emma Heilborn, aus jüdischer Kaufmannsfamilie;
    Rosa Oppenheim.

  • Biographie

    Nach Studium bei P. Gustav Lejeune-Dirichlet in Berlin, bei Friedrich Wilhelm Bessel, Franz Neumann und C. G. Jacobi (1795–1855) in Königsberg promovierte B. 1843 bei letzterem mit der Dissertation „Gewisse Systeme nichtlinearer Differential-Gleichungen“, war dann mit Jacobi in Florenz und Rom, 1847 in Paris, wo er Kontakt mit Liouville, Chasles und Hermite bekam. Seit der Habilitation 1851 in Berlin hielt B. Vorlesungen zur Elektrizitätslehre, die 1873 im Druck erschienen sind. 1855 wurde er ordentliches Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften und übernahm die Herausgabe des „Crelle’schen Journals“. 1861 gab er seine Lehrtätigkeit krankheitshalber auf. - Berühmt machte ihn seine erste Veröffentlichung über eine kubische Gleichung, mit deren Hilfe die säkularen Störungen der Planeten bestimmt werden können (deutsch im Crelle’schen Journal 30, 1846, französisch in Liouville's Journal 12, 1847). Von der Berliner Akademie wurde B. mit der Herausgabe der Werke seines Lehrers Jacobi betraut, deren 1. Band er noch druckfertig vorlegte (1880).

  • Werke

    Ges. Werke, hrsg. v. G. Hettner, 1888.

  • Literatur

    ADB XLVII;
    M. d'Ocague, C. W. B. et son oeuvre, Brüssel 1890;
    Pogg. I, III;
    Wininger I;
    Jewish Enc., 1925

  • Autor/in

    Max Steck
  • Zitierweise

    Steck, Max, "Borchardt, Karl Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 456 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116246170.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Borchardt: Karl Wilhelm B., Mathematiker, geboren am 22. Februar 1817 in Berlin, am 27. Juni 1880 in Rüdersdorf bei Berlin. Er gehörte einer wohlhabenden Familie an, welche der Erziehung des begabten Sohnes jeden Vorschub zu leisten willens und im Stande war. So hatte B. das Glück schon vor dem Besuche der Universität durch Männer wie L. J. Magnus, wie Plücker, wie Steiner unterrichtet zu werden und dann sieben Jahre dem Universitätsstudium in Berlin unter Dirichlet, in Königsberg unter Bessel, Franz Neumann, C. G. J. Jacobi widmen zu können. Am engsten schloß sich B. an Jacobi an, als dessen eigentlichen Schüler man ihn zu bezeichnen hat. Nachdem er am 7. Juli 1843 in Königsberg auf Grund einer Abhandlung über gewisse Systeme nichtlinearer Differentialgleichungen promovirt hatte, durfte er den Herbst und Winter mit seinem Lehrer in Florenz und Rom zubringen, durfte ähnlich wie der um drei Jahre ältere Ludwig Schläfli an jenem Kreise hervorragender Mathematiker theilnehmen, der sich in Rom um die drei nordischen Mathematiker Jacobi, Dirichlet, Steiner gebildet hatte. Dort keimten vermuthlich die Gedanken, mit deren von Berlin aus gelieferten Ausarbeitung B. seine Veröffentlichungen begann. Gleich die erste betrifft den Beweis für den Satz, daß eine gewisse cubische Gleichung 3 reelle Wurzeln besitze, und eine Ausdehnung desselben auf Gleichungen höheren Grades. B. hat die Arbeit zwei Mal in den Druck gegeben: im 30. Bande von Crelle's Journal (Berlin 1846) und gewissermaßen als neue und vervollständigte Auflage im 12. Bande von Liouville's Journal de Mathématiques (Paris 1847). Er war damals ein halbes Jahr in Paris, wo er eben mit Liouville, aber auch mit Michel Chasles und mit dem 1822 geborenen, damals am Anfange seiner Berühmtheit stehenden Hermite viel verkehrte. So wurde B. 31 Jahre alt, bevor er sich 1848 an der Berliner Universität als Privatdocent niederließ. Zum Professor wurde er nie ernannt, weshalb ist ganz unerfindlich, dagegen erwählte ihn die Berliner Akademie der Wissenschaften 1855 zum ordentlichen Mitgliede. Später mußte B. bei zunehmender Kränklichkeit seit 1861 seine Lehrthätigkeit ganz aufgeben oder konnte sie doch nur sehr ausnahmsweise ausüben. Die wissenschaftliche Thätigkeit Borchardt's gipfelte daher einestheils in der Leitung des Crelle-Journals, nachdem dessen Gründer 1855 gestorben war, anderntheils in der Fertigung von Abhandlungen über Algebra, über Analysis, über theoretische Physik, welche sich durch Eleganz der Darstellung nicht minder als durch Tiefe der Gedanken dem Leser empfahlen und empfehlen. Vielleicht darf man die Untersuchungen über das arithmetisch-geometrische Mittel, auf welche B. wiederholt zurückkam, und die Arbeiten von 1873 zur Elektricitätslehre besonders hervorheben. Letztere betreffen ein Gebiet, welches B. durch Vorlesungen, die er darüber hielt (z. B. im Winter 1851 auf 1852) genau bekannt war. B. war auch von der Berliner Akademie mit der Herausgabe von C. G. J. Jacobi's Werken beauftragt und konnte den 1. Band derselben gerade noch druckfertig stellen, bevor er starb.

    • Literatur

      Vgl. K. W. Borchardt's Gesammelte Werke auf Veranlassung d. Kgl. Preuß. Akademie d. Wissenschaften hsg. von G. Hettner. Berlin 1888.

  • Autor/in

    Cantor.
  • Zitierweise

    Wehrmann, Martin, "Borchardt, Karl Wilhelm" in: Allgemeine Deutsche Biographie 47 (1903), S. 112 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116246170.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA