Lebensdaten
1744 – 1801
Geburtsort
Zsámbék (deutsch Schambeck)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Geograph ; Kartograph ; Schriftsteller ; Historiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 115368310 | OGND | VIAF: 52419367
Namensvarianten
  • Kindermann, Josef Karl
  • Kindermann, Joseph Karl
  • Kindermann, Josef Karl
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Zitierweise

Kindermann, Joseph Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd115368310.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gutsverwalter;
    Clara N. N.;
    2 T, u. a. Anna (⚭ K. J. Kipferling, Kartograph in Wien).

  • Biographie

    Nach dem ersten Unterricht in Ofen begann K. auf Wunsch des Vaters 1760 in Wien Medizin zu studieren, wandte jedoch bald sein Interesse der Mathematik und Physik zu, was schließlich zum Bruch mit seinem Vater führte. Aus diesem Grund verließ K. 1768 Österreich und reiste nach Holland, von wo er im Dienste der Niederländischen Ostindischen Kompanie noch im selben Jahr nach Südafrika abfuhr. In Kapstadt gelang es ihm, die Stelle eines Sekretärs beim Gouverneur J. van Plettenberg zu erhalten und daneben seinen wissenschaftlichen Neigungen nachzugehen; so sammelte er verschiedene Naturalien und belieferte den französischen Naturforscher G. L. Leclerc de Buffon mit exotischen Vögeln, die dann zum Teil in dessen Monumentalwerk „Histoire Naturelle“ (1750-89) abgebildet wurden. Nachdem K. 1772 den Weltumsegler J. Cook bei dessen fast 2monatigem Aufenthalt am Kap kennengelernt und einen wegen einer Erkrankung nur|wenige Monate dauernden Abstecher nach Ceylon unternommen hatte, kehrte er 1774 nach Europa und zu seiner mit ihm ausgesöhnten Familie zurück. Sie war unterdessen in die Steiermark verzogen, die von nun an zu K.s zweiter Heimat wurde.

    Das Tätigkeitsfeld K.s lag einerseits im streng wissenschaftlichen Arbeiten auf geographischem und kartographischem Gebiet, andererseits war ihm die volksbildnerische und volksaufklärerische Publizistik im josephinischen Sinn ein echtes Anliegen. Von seinen wissenschaftlichen Arbeiten waren es vor allem der „(Historische und) Geographische Abriß des Herzogtum Steyermark“ (1779, ³1787) und das ausgezeichnete zwölfblättrige Kartenwerk „Die Provinz Innerösterreich“ (1789-97), also Steiermark, Kärnten, Krain, Triest und Görz, die ihm einen hervorragenden Namen in der Fachwelt sicherten. 1799 stellte er auf dem Grazer Schloßberg zwecks Fixierung der wahren Mittagszeit den nach ihm benannten Meridian auf. Im Rahmen seiner publizistischen Tätigkeit leitete er 1787-1800 die Redaktion der „Grätzer Zeitung“ (Graz), die dadurch an Niveau gewann und sich unter den österreichischen Zeitungen eine besondere Stellung erwarb. Da K. nach einer persönlichen Auszeichnung durch Napoleon (1797) im Lande stark angefeindet wurde, zog er sich von seiner Öffentlichkeitsarbeit zurück, bis man ihn im Frühjahr 1801 nach Wien als Hauptredakteur für den „Atlas des Österreichischen Kaiserthums“ (Österreichischer Nationalatlas, 1805) berief, von dem er bis zu seinem Tode noch 8 Karten (Böhmen, Mähren, Oberösterreich, Niederösterreich, Steiermark, Kärnten und Krain) fertigstellen konnte.

  • Werke

    Weitere W Der Freund d. steyermärk. Volkes, 4 Bde., 1787;
    Geograph. Hdb. v. Frankreich, 1791;
    Vollst. Anweisung, d. Schachspiel … zu erlernen, 1795, ³1819;
    Rep. d. steyermärk. Gesch., Geogr., Topogr., Statistik u. Naturhist., 1798;
    Hrsg.: Btrr. z. Vaterlandskde. f. Innerösterreichs Einwohner, 2 Bde., 1790;
    Vaterländ. Kal. d. Steyermärker, 1800 f.

  • Literatur

    ADB 15;
    Allg. Lit.-Ztg. 1801, Intelligenzbl. 223, Sp. 1801 f.;
    Allg. Geograph. Ephemeriden 11, 1803, S. 477-80;
    M. Kunitsch, Biogrr. merkwürdiger Männer d. Österr. Monarchie III, 1805, S. 75-90;
    A. Schlossar, Innerösterr. Stadtleben, 1877, S. 90, 231-33;
    E. Bernleithner, Die Entwicklung d. österr. Länderkde. an d. Wende d. 18. u. 19. Jh., Diss. Wien 1949, S. 108-10, 183-85 (ungedr.);
    Jöcher-Adelung (W);
    Wurzbach XI (W, L). - Eigene Archivstud.

  • Porträts

    Schattenriß in: Archiv f. Geogr. u. Statistik, 1801, Titelseite.

  • Autor/in

    Johannes Dörflinger
  • Zitierweise

    Dörflinger, Johannes, "Kindermann, Joseph Karl" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 618-619 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd115368310.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Kindermann: Josef Karl K., geb. am 4. März 1744 in Schambeck unfern Ofen, am 16. October 1801 in Wien, ist sowol durch seine Lebensschicksale als auch durch seine zahlreichen historisch-ethnographischen Werke von Bedeutung. Er hatte in Wien unter der Leitung von Crantz das Studium der Medicin betrieben, jedoch, wie es scheint, nicht mit besonderer Vorliebe, denn er begab sich plötzlich 1768 auf Reisen, kam nach Hamburg, trat in die Dienste der holländisch-ostindischen Compagnie, in welchen er, nachdem er die bedeutendsten Städte Hollands kennen gelernt, nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung und der Capstadt gelangte. Hier wurde er, der sich in Kurzem die holländische Sprache zu eigen gemacht, Secretär des Vicegouverneurs Hemy und trat auch mit Buffon in Verbindung, da er sich mit besonderer Vorliebe den Naturwissenschaften zuwandte. Vier Jahre später trieb ihn sein wissenschaftlicher Eifer nach Ceylon; er erkrankte aber auf dem Schiffe und kehrte, nachdem er wenige Wochen trank auf der Insel zugebracht, wieder nach dem Cap und von da 1774 nach Holland zurück. Sein Vater, welcher sich in Folge dieser planlosen Fahrten mit ihm entzweit hatte, war inzwischen nach Judenburg in Steiermark übergesiedelt. Er hatte sich dann zwar brieflich mit dem Sohne versöhnt; dieser aber, als er zu dem erkrankten Vater eilte, fand ihn nur noch als Leiche. K. übersiedelte nun nach Graz und beschäftigte sich mit landwirthschaftlichen und schriftstellerischen Arbeiten, insbesondere übernahm er im J. 1787 die Redaction der „Grätzer Zeitung“, an der er sich zuvor längere Zeit als Mitarbeiter betheiligt hatte, er verhalf dem Blatte zu einem größeren Aufschwung und förderte insbesondere durch die literarische Beilage „Sonnabends Anhang“ allgemeines populäres Wissen. 1801 berief ihn, der sich auch auf dem Gebiete der Kartographie schon einen Namen erworben, eine größere Kunstanstalt nach Wien, wo K. die Leitung bei der Herausgabe eines „österreichischen National-Atlas“ übernehmen sollte; sechs Karten waren von diesem Werke erschienen, als K. weiterer Arbeit durch den Tod entrissen ward. 1794—97 hatte K. 12 Karten verfaßt, welche als „Atlas von Innerösterreich, entworfen und gezeichnet von Jos. K. Kindermann, gestochen von Christ. Junker“ 1798 in Graz erschienen und für die Geographie von Innerösterreich zu ihrer Zeit von großer Bedeutung waren. — Von seinen historisch geographischen Schriften seien erwähnt sein „Historischer und geographischer Abriß des Herzogthums Steiermark" (3. Aufl. 1787); „Der Freund des steiermärkischen Volkes" (4 Bde., 1788 ff.), eine Art Zeitschrift, welche in populärer Form Gegenstände aus der vaterländischen Geographie, Geschichte etc. besprach und im Lande außerordentlichen Anklang fand; „Beiträge zur Vaterlandskunde für Innerösterreichs Einwohner" (1790, 2 Bde. Mit Karten und Kupfertafeln, in denen insbesondere auf dem Gebiete der Geschichte auch heute noch werthvolle Aufsätze enthalten sind); „Repertorium der steiermärkischen Geschichte, Geographie“ etc. (1799). Von einem „Vaterländischen Kalender der Steiermärker“, den ebenfalls K. herausgab, erschienen nur die Jahrgänge 1801 und 1802. Sein Biograph Kunitsch rühmt ihn als einen hell denkenden, durch aufgeklärte,|geläuterte Grundsätze, durch edle Gesinnungen vollkommen gebildeten Gelehrten; um die Steiermark jedenfalls erwarb er sich große Verdienste.

    • Literatur

      M. Kunitsch, Biographien (Grätz 1805), 3. Bdch. Wurzbach, Biogr. Lex., XI. A. Schlossar, Innerösterr. Stadtleben (Wien 1877).

  • Autor/in

    Anton Schlossar.
  • Zitierweise

    Schlossar, Anton, "Kindermann, Joseph Karl" in: Allgemeine Deutsche Biographie 15 (1882), S. 763-764 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd115368310.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA