Lebensdaten
um 1509 – 1564
Geburtsort
Klausen bei Elberfeld
Sterbeort
Düsseldorf
Beruf/Funktion
Humanist ; Pädagoge ; Rektor der Düsseldorfer Schule
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 104345071 | OGND | VIAF: 12739438
Namensvarianten
  • Monheim, Johann
  • Monheim, Johannes
  • Monheim, Johann
  • mehr

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Zitierweise

Monheim, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104345071.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., Bauer, Bes. e. Garnnahrung in Barmen;
    M N. N.;
    1) N. N., 2) N. N.;
    2 S, 4 T aus 1) u. 2), u. a. Johannes, 1594-1614 Richter im berg. Amt Bornefeld, Katharina ( Ludolf Lithocomus, eigtl. Steinrich od. Steenhauwer, Lehrer in D., s. Jöcher), Elisabeth ( 1591, Arnold Mercator, 1537–87, Kartograph, s. NDB 17*, bzw. Sibert v. Redinghoven, hzgl. berg. Rat u. Zollschreiber).

  • Biographie

    M. besuchte die Lateinschule in Münster, studierte seit Herbst 1526 in Köln und wurde im Sommer 1530 Magister artium. Hier, im Umkreis des Dompropsts Hermann von Neuenahr, hat er vermutlich durch Johannes Caesarius und Arnold Halderen von Wesel seine humanistische Bildung empfangen. 1532-36 war er Rektor der vierklassigen Stiftsschule in Essen, danach bis 1545 Rektor der Domschule in Köln. 1538-50 veröffentlichte er die Serie seiner Lehrbücher über die meisten Unterrichtsdisziplinen, z. T. Auszüge und Schulbearbeitungen prominenter Autoren. Ostern 1545 wurde er Rektor des von Hzg. Wilhelm V. von Kleve-Jülich-Berg nach Straßburger Muster neuerrichteten Gymnasiums in Düsseldorf. Die sechsklassige Anstalt zählte um 1560 1500-2000 Schüler. In den Oberklassen bot sie Griechisch, für angehende Juristen die Institutiones des römischen Rechts, für die Sekundaner pflichtmäßige Disputationen und Deklamationen. Monatliches Katechismusverhör und sonntägliche Besprechung der biblischen Perikopen unterstrichen die religiöse Erziehung.

    1545 bearbeitete M. die Institutiones des Christoph Hegendorfer (1526) und gab sie als Katechismus in acht Dialogen heraus, wobei er ausdrücklich hervorhob, dieser solle vom Glauben der kath. Kirche nicht abweichen. An dessen Stelle traten 1551 zwei katechetische Schriften, Erasmus-Bearbeitungen je für die Mittel- und Unterklassen. Das lag auf der Linie der herzoglichen Kirchenpolitik. 1560 veröffentlichte M. einen neuen Katechismus in 11 Dialogen, der auch die Rechtfertigungslehre eigens erörterte. In der Dekalog- und Vaterunserauslegung finden sich deutliche Anklänge an Luthers Katechismus, in Credo und Sakramentenlehre direkte Anleihen aus Calvins Institutio, nur mit einer innerevangelischen Mittelposition in der Abendmahlslehre. Das Buch hat eine private Kritik des Canisius und eine gedruckte Zensur der Kölner Universität ausgelöst. Die Konzilslegaten und Nuntius Commendone intervenierten beim Herzog. Dieser äußerte sich dilatorisch, untersagte M. aber jede öffentliche Antwort|und verpflichtete ihn 1563 auch zum Verzicht auf prot. Lehren im Unterricht. Der von anderen geführte literarische Streit akzentuierte die konfessionellen Positionen und signalisierte die Aussichtslosigkeit der humanistischen Kirchenpolitik am Niederrhein. Die Frequenz des Düsseldorfer Gymnasiums ging nach M.s Tod trotz weiterhin guter Qualität stark zurück.

  • Werke

    Textausgg. d. Katechismen v. 1545 u. 1560, in: J. M. Reu, Qu. z. Gesch. d. Katechismus-Unterrichts III, 2. Abt., 3. T., 1924, S. 1386-1417 u. 1417-97;
    Katechismus 1560, Faks.-Ausg. mit dt. Übers., 1987. – Verz. weiterer Schrr.: H. Hamelmann, Geschichtl. Werke, Krit. Neuausg. v. H. Detmer u. K. Löffler, I, 1908, S. 99-101.

  • Literatur

    ADB 22;
    H. Willemsen, Aus d. Gesch. d. Düsseldorfer Gymnasiums, in: Btrr. z. Gesch. d. Niederrheins 23, 1911, S. 221-56 u. 313-25;
    A. Lomberg, J. M., d. Rektor d. hzgl. Landesschule, in: ders., Bergische Männer, ²1927, S. 43-46;
    J. Kuckhoff, Der Sieg d. Humanismus in d. kath. Gelehrtenschulen d. Niederrheins 1525-1557, 1929, S. 26-32;
    J. M. Reu, Qu. (s. W) III, 1. Abt., 2. T., 1935, S. 1290-95 (L);
    H. Jedin, Der Plan e. Univ.gründung in Duisburg 1555–64, in: G. v. Roden, Die Univ. Duisburg, 1968, S. 1-32;
    H. Ackermann, J. M., in: Katechismus 1560 (s. W), S. 423-47;
    PRE 13;
    LThK²;
    RGG³.

  • Porträts

    Holzschn. (Düsseldorf, Stadtgeschichtl. Mus.), Abb. in d. Faks.-Ausg. (s. W).

  • Autor/in

    J. F. Gerhard Goeters
  • Zitierweise

    Goeters, J. F. Gerhard, "Monheim, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 36-37 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104345071.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Monheim: Johannes M., Schulmann des 16. Jahrb., geb. 1509 auf dem Bauerngut Clausen, das zum bergischen Hofe Barmen, in kirchlicher Beziehung zur Pfarrei Elberfeld gehörte, studierte seit 1526 in Köln, wo er 1529 die Magisterwürde erlangte. Er wurde darauf 1532 an der Stiftsschule von Essen und 1536 an der Domschule zu Köln angestellt. Unter den damaligen Domherrn zu Köln waren manche der Erasmus’schen Richtung zugethan; ihrem Einfluß verdankte wohl M. die Berufung. Dieser erwarb sich rasch den Ruf eines ausgezeichneten Lehrers, und als Herzog Wilhelm zu Cleve und Jülich-Berg 1545 eine fürstliche Landesschule zu Düsseldorf gründete, wurde M. als Rector berufen. Sowol seine Lehrbegabung als auch die Tüchtigkeit der von ihm berufenen Mitarbeiter brachte die Schule bald in solche Aufnahme, daß zur Blüthezeit 1800 Schüler dieselbe besucht haben sollen, z. Th. aus der Pfalz|und der Moselgegend. Anfangs wirkte M. noch ganz im Sinne des Erasmus, der gerade am herzoglichen Hofe zu Düsseldorf im höchsten Ansehen gestanden hatte; so gab er z. B. heraus: „Dilucida Explanatio symboli quod apostolorum dicitur etc. autore Erasmo Rot. in compendium redacta“, (Col. 1551. 1554. 1556); „Christianae religionis Rudimenta ex Des. Erasmi Rot. lucubrationibus“, (Col. 1551). Allein bald schloß er sich mehr der reformatorischen Richtung an, und sein 1569 zu Düsseldorf gedruckter „Catechismus, in quo Christianae religionis elementa syncere simpliciterque explicantur“, (neu abgedruckt durch Ch. H. Sack, Bonn 1847), schloß sich eng an Calvin's „Institutio“ an. Hatte schon 1548 die Inquisition die Lehrer der Düsseldorfer Schule im Geheimen als valde suspecti bezeichnet, so erhob sich jetzt ein gewaltiger Sturm gegen M. und seine Schule. Die theologische Facultät zu Bonn gab eine Gegenschrift heraus (verfaßt von den Jesuiten): „Ceusura — et docta explicatio errorum Catechismi Joannis Monhemii“ (Colon. 1560), auch beim Herzog wußten die Jesuiten M. zu verdächtigen, so daß ihm verboten wurde, gegen dieselben zu schreiben. Die Widerlegung der Censura geschah deshalb durch einen anderen und zwar pseudonym: „Ad theologastrorum Coloniensium censuram Henrici Artopoei responsio, pro defensione Catechismi Joannis Monhemii praeceptoris sui conscripta — Excudit Gratianopoli Petr. Cephalius Duromontanus, anno MDLXI, Mense Septembri. Verfasset derselben ist nach der wahrscheinlichen Vermuthung von K. Krafft der gelehrte Arzt Johann Kühn (Tolmerus) aus Rheinbreidbach bei Bonn, woher er auch den Namen Breidbach führte. Die Klagen der Jesuiten beim Papst und Kaiser und die Vorstellungen, welche diese dem Herzog machten, gefährdeten die Stellung Monheim's in hohem Grade, zumal da die Curie dem Herzoge für die Universität, welche er in Duisburg gründen wollte, nur unter der Bedingung Privilegien in Aussicht stellte, wenn er M. entlasse. Vgl. den Brief Monheim's an M. Chemnitz (v. 29. Aug. 1562) in den Theologischen Arbeiten aus dem rheinischen wissenschaftlichen Predigerverein III, (Elberfeld 1877), S. 88 f. Zu einer Entfernung Monheim's konnte sich Herzog Wilhelm nicht entschließen, allein die Wirksamkeit des Mannes war eingeschränkt, seine Kraft gebrochen und er starb bereits am 9. Sept. 1564. Sein Nachfolger im Rectorat wurde der bekannte Philologe und Ciceronianer Franz Fabricius aus Düren (1564—73). Gegen die Censura traten außer Chemnitz (Theologiae Jesuitarum praecipua capita ex quadam Censura, quae Coloniae anno 1560 edita est. Lips. 1563) noch H. Hamelmann und Versiegen (Anastasius) auf. — Die Hauptbedeutung von M. beruhte in seiner pädagogischen Wirksamkeit, seine schriftstellerische Thätigkeit bezog sich auch wesentlich auf die Schule (seine Bücher gingen aus einer 1558 zu Düsseldorf neu entstandenen Druckerei hervor). Von großer Bedeutung auch auf die Gründung einer evangelischen Kirche am Niederrhein war es, daß unter Monheim's Leitung eine große Anzahl tüchtig gebildeter Jünglinge heranwuchs, welche als Prediger in den Dienst derselben eintreten konnte.

    • Literatur

      Vgl. die Biographie Monheim's in der Theologischen Realencyklopädie v. Herzog, (von K. W. Bouterwek in der 1. und von K. Krafft in der 2. Auflage).

  • Autor/in

    Crecelius.
  • Zitierweise

    Crecelius, Wilhelm, "Monheim, Johannes" in: Allgemeine Deutsche Biographie 22 (1885), S. 167-168 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104345071.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA