Lebensdaten
1692 – 1777
Geburtsort
Halberstadt
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Chemiker ; Mediziner
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 104286415 | OGND | VIAF: 34592044
Namensvarianten
  • Pott, Johann Heinrich
  • Pott, Heinrich Johann
  • Pott, Jean Henri
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Pott, Johann Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104286415.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Andreas (1662–1729), kgl. preuß. Rat, Kanonikus in H., S d. Tobias (um 1623–1705), Bäcker u. Innungsmeister, u. d. Maria Bolemann;
    M Dorothea Sophia, T d. Andreas Machenau, kfl. preuß. Sekr. u. Postmeister, u. d. Anna Dorothea Hedemann;
    B August Friedrich (1695–1766), Dr. med., Arzt u. Chemiker in Braunschweig;
    N. N.;
    2 T u. a. N. N. ( Ernst Gottfried Kurella, 1725–99, Dr. med., Arzt in B.).

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Domschule von Halberstadt und des Hallenser Pädagogiums begann P. in Halle 1709 ein Theologiestudium, wechselte aber nach einigen Jahren zur Medizin. Er wurde besonders von Georg Ernst Stahl (1660–1734), Friedrich Hoffmann (1660–1742) und Michael Alberti (1682–1757) beeinflußt und widmete sich intensiv der Chemie. 1716 erfolgte P.s Promotion über ein rein chemisches Thema (De Sulphuribus metallorum). Anschließend praktizierte P. als Arzt in Halberstadt, kehrte 1719 nach Halle zurück und übersiedelte 1720 nach Berlin. 1722 wurde er in die Berliner „Societät der Wissenschaften“ aufgenommen und erhielt 1724 die o. Professor für „theoretische Chemie“ am neugegründeten „Collegium medico-chirurgicum“. Gleichzeitig wurde Caspar Neumann (1683–1737) als Professor für praktische (d. h. pharmazeutische) Chemie berufen. Nach dessen Tod übernahm P. auch diese Professur, jedoch nicht das Amt des Hofapothekers, das Neumann zusätzlich innehatte. Die Gründe hierfür liegen in P.s Bekenntnis zu den Quäkern.

    Die Jahre 1737-46 waren die fruchtbarste Schaffensperiode P.s, wobei ihm nur sein Privatlaboratorium zur Verfügung stand. Seine Untersuchungen standen in enger Verbindung zur regelmäßigen Experimentalvorlesung am Collegium medico-chirurgicum, die er in Neumanns Sinn weiterführte. In dessen postum erschienenen Lehrbüchern wurde auch aus P.s Arbeiten zitiert, ohne daß sein Name genannt wurde, was zu einem Prioritätsstreit mit dem Herausgeber Christoph Heinrich Kessel (1719–54) führte, der gütlich beigelegt wurde. 1739 untersuchte P. u. a. Verbindungen des Wismuts und widerlegte 1740 die seit Plinius herrschende Ansicht, daß Braunstein Eisen enthält. Er kannte das Verfahren zur Gewinnung metallischen Zinks aus Galmei unter Luftabschluß (1741) und zeigte, daß Zinkvitriol aus Zink und Schwefelsäure zusammengesetzt ist (1743). Mit seinen Experimenten trug P. zum besseren Verständnis der chemisch-analytisch schwierig zu fassenden Elemente Wismut, Mangan und Zink bei. Seine Beobachtung, daß „Plumbago“, worunter sowohl Graphit als auch Molybdänsulfid verstanden wurden, kein Blei enthält, war eine Vorarbeit zur|Aufklärung der Zusammensetzung des Graphits. 1746 wies er auf die Verschiedenheit von Gips und Bittersalz hin und beschrieb die Darstellung von Pyrogallol aus Galläpfeln. 1753 konnte er nachweisen, daß in der Bernsteinsäure keine anorganischen Säuren enthalten sind. P. war ein doktrinärer Vertreter der Phlogistontheorie und lehnte die Alchemie ab; dennoch hatte er Kontakt zu einigen Alchemisten und verfolgte deren Arbeiten mit Interesse.

    Um 1739 wandte sich P. Versuchen zur Nacharbeitung des Meißener Porzellans zu, das 1709 von Johann Friedrich Böttger (1682–1719) erstmals fabriziert worden war. Kg. Friedrich II. unterstützte die Experimente, die zunächst aussichtsreich erschienen. Groß angelegte Brenn versuche, für die in Freienwalde eine eigene Brennerei gebaut wurde, endeten jedoch mit einem kompletten Mißerfolg und wirkten sich nachteilig auf P.s Ansehen und Position aus. Wissenschaftlich wertete er die Versuche in seinem Hauptwerk „Lithogeognosia“ (s. u.) aus, deren systematisch angeordnete Tabellen der „anorganischen“ Körper große Beachtung fanden. Er bezweifelte als einer der ersten die damals noch herrschende Anschauung von der Möglichkeit einer Umwandlung des Wassers in Erde. Durch die Porzellanversuche wurde er zu einem Hauptvertreter der Pyrochemie, doch benutzte er ebenso naßchemische Methoden.

    Die Wiederbesetzung der zweiten Chemie-Professur am Collegium medico-chirurgicum mit Carl Philipp Brandes (1720–76), dazu die Einsetzung Andreas Sigismund Marggrafs (1709–82) zum Leiter des neugegründeten Akademielaboratoriums sowie sachlich bedingte wissenschaftliche Kontroversen mit den übrigen Berliner Chemikern (Johann Theodor Eller, 1689–1760, u. Johann Gottlob Lehmann, 1719–67) führten seit 1753 zu sehr persönlich geführten Auseinandersetzungen, an deren Ende sich P. völlig isoliert aus der Akademie zurückzog und 1760 zum Veteran erklärt, d. h. zwangspensioniert wurde. Verbittert vernichtete P. alle seine Manuskripte, darunter auch eine umfangreiche Geschichte der Chemie. Mehrere zwischen 1745 und 1755 an ihn ergangene Rufe auswärtiger Universitäten hatte er abgelehnt.

  • Werke

    u. a. Exercitationes chymicae de sulphuribis metallorum, de auripigmento […] de terra foliata tartari, de acido vitrioli vinoso et de acido nitri vinoso, 1738 (franz. 1759);
    Observationum et animadversionum chymicarum […], 2 Bde., 1739-41;
    Chymische Unterss. welche fürnehmlich von d. Lithogeognosia oder Erkäntniß u. Bearbeitung d. gemeinen einfacheren Steine u. Erden ingleichen von Feuer u. Luft handeln, 3 Bde., 1746-54 (Bde. 1 u. 2 franz. 1753);
    Animadversiones physico chymica circa varias hypotheses et experimenta Ellen, Physikalisch Chymische Anmerckungen über verschiedene Sätze u. Erfahrungen d. Herrn Ellers, 1756.

  • Literatur

    ADB 26;
    R. Pott, J. H. P., Ein Btr. z. Gesch. d. Za. d. Phlogistontheorie, 1876;
    A. Harnack, Gesch. d. kgl. Preuß. Ak. d. Wiss., III, 1900, S. 219 f. (W-Verz.);
    A. D. Bensch, Die Entwicklung d. Berliner Porzellanind. unter Friedrich d. Gr., Diss. Berlin 1928, S. 22-24;
    J. Schultze, Die ersten Versuche d. Porzellanfabrikation in Brandenburg, in: Forsch. z. Brandenburg.-preuß. Gesch. 47, 1935, S. 149-53;
    G. Meyer-Erlach, Die Pott in Halberstadt, in: Fam.-geschichtl. Bll. 38, 1940, S. 62 f.;
    H. Buntz, Der Alchemist Carl Friedrich Georgi u. seine Beziehung zu Beurer u. P., in: Dt. Apotheker-Ztg. 117, 1977, S. 846-48;
    H. Cassebaum, 30 000 Versuche z. Porzellanherstellung, in: Spectrum 8, 1977, H. 3, S 31 f.;
    ders., Leben u. Werk d. Chemikers J. H. P., in: Wiss. Zs. d. TH Magdeburg 22, 1978, S. 621-25;
    ders., Die Stellung d. Braunstein-Unterss. v. J. H. P. in d. Gesch. d. Mangans, in: Sudhoffs Archiv 63, 1979, S. 136-53;
    K.-G. Eickenjäger, „Kabale u. Liebe“ od. „alles in bester Harmonie“, in: Spectrum 12, 1981, H. 9, S. 30-32;
    K. Hufbauer, The Formation of the German Chemical Community (1720–1795), 1982, S. 176 f.;
    Pogg. II;
    DSB.

  • Autor/in

    Michael Engel
  • Zitierweise

    Engel, Michael, "Pott, Johann Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 660-661 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104286415.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Pott: Johann Heinrich P., Chemiker. Geb. 1692 zu Halberstadt, studirte er zunächst in Halle Theologie, ging aber dann zur Medicin und zur Chemie über, wozu er namentlich durch den damals als Professor wirkenden berühmten Chemiker Stahl veranlaßt wurde, dessen Lehre (Phlogistentheorie) er auch bis zum Ende seines Lebens (1777) treu blieb. P. ließ sich später in Berlin nieder, wo er Mitglied der Akademie und nach Neumann's Tod (1737) dessen Nachfolger in der Professur der Chemie an der medicinisch-chirurgischen Bildungsanstalt wurde. Durch wissenschaftliche Streitigkeiten mit seinen Collegen an der Berliner Akademie wurde ihm der letzte Theil seines Lebens sehr verbittert. Er zog sich schließlich von der Akademie gänzlich zurück, da dort seine Gegner das Uebergewicht hatten. P. ist namentlich durch eine Reihe von Schriften bekannt, welche mit einer für die damalige Zeit seltenen Klarheit und Wahrheitstreue, die von ihm und von Anderen gesammelten Erfahrungen aus dem Gebiete der Chemie zusammenstellen und beschreiben. Dahin gehörten vorzüglich seine 1739 und 1741 erschienenen „Collectiones observationum et animadversionum chymicarum“, welche sich namentlich mit der Untersuchung der Metalle beschäftigen, ferner „Chemische Untersuchungen, welche fürnehmlich von der Lithogeognosia oder Erkenntniß und Bearbeitung der gemeinen einfacheren Steine und Erden, ingleichen von Feuer und Licht handeln“. In diesem Werk hat er seine zahlreichen Versuche zur Erforschung der Natur des Porzellans, die er im Auftrag des preußischen Königs ausführte, niedergelegt. Seine in der Berliner Akademie veröffentlichten Abhandlungen 1727—1753 hat er später gesammelt unter dem Titel „Exercitationes chymicae“ herausgegeben. Diese enthalten eine Reihe von Beobachtungen aus den verschiedensten Gebieten der Chemie, die aber nur wenig bemerkenswerthes Neues und Wichtiges enthalten. Von solchen seien übrigens hier die folgenden hervorgehoben: er hat zuerst mit Bestimmtheit die Bernsteinsäure als eine besondere, den Pflanzen- und Fruchtsäuren nahestehende Säure erkannt, er hat ferner erkannt, daß der Braunstein lein Eisen enthält, ohne aber das Mangan zu entdecken, was hauptsächlich dadurch zu erklären ist, daß er nur aus „trocknem Wege“ seine Untersuchungen ausführte. Wir verdanken ihm ferner eine nähere Beschreibung und Untersuchung des Wismuths. Schließlich mögen hier noch seine polemischen Schriften Erwähnung finden, die er mit den „Animadversiones physico-medicae circa varias hypotheses et experimenta Dr. Elleri“ eröffnete.

    • Literatur

      Kopp, Geschichte der Chemie.

  • Autor/in

    Ladenburg.
  • Zitierweise

    Ladenburg, Albert, "Pott, Johann Heinrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 26 (1888), S. 486 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104286415.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA