Lebensdaten
erwähnt 1330, gestorben 1341
Geburtsort
wahrscheinlich Schwengfeld (Schlesien)
Sterbeort
Prag
Beruf/Funktion
Dominikaner ; Inquisitor
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 104119195 | OGND | VIAF: 15199983
Namensvarianten
  • Schwenkenfeld, Johann von
  • Johann von Schwenkenfeld
  • Schwenkfeld, Johannes von
  • mehr

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Zitierweise

Johannes von Schwenkenfeld, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104119195.html [16.04.2024].

CC0

  • Biographie

    J., der als päpstlicher Inquisitor für die Diözesen Breslau und Lebus seit 1330 urkundlich faßbare Lektor des Schweidnitzer Dominikaner-Konvents Hl. Kreuz, ist durch zwei Ereignisse bekannt geworden: 1. durch das Verhör Schweidnitzer Beginen 1332, dessen Protokoll eine der wertvollsten Quellen der Zeit über diese im 14. Jh. ständig unter Häresieverdacht stehenden semireligiosen Frauen ist; 2. durch seine Verwicklung in die tiefgreifenden Auseinandersetzungen zwischen Bischof Nanker von Breslau auf der einen, Kg. Johann von Böhmen und der Stadt Breslau auf der anderen Seite, die seit 1339 Stadt und Diözese Breslau erschütterten. Der Inquisitor ließ sich als Instrument bischöfl. Politik gebrauchen, setzte den Kampf mit den Mitteln des Glaubensgerichts gegen die Breslauer Hauptwidersacher Bischof Nankers fort, auch noch nach dem Tode des Bischofs (8.4.1341), und wurde, als es schließlich doch zu Ausgleichsverhandlungen zwischen den Kontrahenten am königl. Hof in Prag kam, im dortigen Dominikaner-Konvent St. Clemens ermordet.

  • Literatur

    ADB 54, S. 285;
    V. J. Koudelka, Zur Gesch. d. böhm. Dominikanerprovinz im MA I, in: Archivum Fratrum Praedicatorum 25, 1955, S. 92 f.;
    R. E. Lerner, The Heresy of the Free Spirit in the Later Middle Ages, 1972, S. 112-19;
    A. Patschovsky, Die Anfänge e. ständigen Inquisition in Böhmen, 1974.

  • Autor/in

    Alexander Patschovsky
  • Zitierweise

    Patschovsky, Alexander, "Johannes von Schwenkenfeld" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 567 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104119195.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Schwenkenfeld: Johann von Sch., Inquisitor. Als zu Anfang des 14. Jahrhunderts das Waldenserthum im östlichen Deutschland und den slavischen Nachbarländern eine für die Kirche bedrohliche Ausdehnung gewann, ist diese dem Ketzerthum mit der Aufstellung einer großen Anzahl von Inquisitoren entgegengetreten. In Schlesien wurde der Dominicaner Johann v. Sch. aus dem Kloster zu Schweidnitz im November 1330 als Glaubensrichter für die Diöcese Breslau aufgestellt; seine Vollmachten wurden in der Folge auch auf die Nachbardiöcese Lebus ausgedehnt. Ein Zeugniß über seine damalige Thätigkeit ist nur in den Verhörsacten über die Schweidnitzer Beginen erhalten, die im Jahre 1332 wegen pantheistischer und mystischer Ketzereien belangt wurden. Bald darauf brachen zwischen dem Breslauer Bischof Nanker und König Johann von Böhmen heftige Conflicte aus, welche zur Excommunicirung des Königs, des schlesischen Landeshauptmanns und des Breslauer Rathes sowie zur Verhängung des Interdictes über die Stadt|Breslau führten. Da angeblich ketzerische Lehren unter der Breslauer Bürgerschaft Eingang gefunden hatten, wurde Johann v. Sch. im Jahre 1339 als Inquisitor nach Breslau entsandt. Auch er gerieth zu dem Breslauer Rathe, der für die der Ketzerei Angeklagten Partei genommen hatte, in scharfen Gegensatz, so daß Johann v. Sch. die Excommunication über die Breslauer verhängte. Diese appellirten an den päpstlichen Stuhl, während der Inquisitor im August 1341 den Beistand des böhmischen Königs anrief. Kurz nachdem die beiden streitenden Parteien auf die Ladung des Königs hin in Prag eingetroffen waren, wurde Johann v. Sch. am 28. September 1341 im Clemenskloster zu Prag, wo er seinen Aufenthalt genommen, von unbekannter Hand ermordet. Die Anstifter der Blutthat, für die man den schlesischen Landeshauptmann und die Breslauer Rathsherren verantwortlich machte, sind unbekannt geblieben.

    • Literatur

      Grünhagen, König Johann von Böhmen und Bischof Nanker von Breslau, in den Sitzungsberichten der philosoph.-histor. Classe der Wiener Akademie 47 (1864), S. 85 ff.; — Derselbe, Geschichte Schlesiens I, 169. — Scriptores rerum Polonicarum, Tom. XIII (1889), S. 239 ff.

  • Autor/in

    Herman Haupt.
  • Zitierweise

    Haupt, Herman, "Johannes von Schwenkenfeld" in: Allgemeine Deutsche Biographie 54 (1908), S. 285-286 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104119195.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA