Lebensdaten
um 1506 – nach 1565
Geburtsort
Glatz
Beruf/Funktion
Dichter
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 104051663 | OGND | VIAF: 12732736
Namensvarianten
  • Linck, Hieronymus
  • Linck, Hieronimus

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Zitierweise

Linck, Hieronymus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104051663.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus e. seit d. 14. Jh. in Glatz nachgewiesenen Familie.

  • Biographie

    Über L.s Kindheit, Jugend und Schulbildung ist nichts bekannt. Er erlernte das Kürschnerhandwerk und betrieb daneben die „Briefmalerei“. Es scheint, daß er aus religiösen Gründen die Heimat verlassen mußte. Um 1557 hielt er sich in Zwickau auf, womit in Zusammenhang stehen dürfte, daß er als Wiedertäufer oder Schwenckfeldianer angesehen wurde. In seinen Dichtungen lassen sich indessen keine schwärmerischen Neigungen erkennen; sie bekunden eher lutherische Glaubensüberzeugungen. Vielleicht waren es vorwiegend verwandtschaftliche Gründe – ein Zweig der Familie war in Zwickau ansässig –, die ihn dort Zuflucht suchen ließen. Er schloß sich wahrscheinlich der seit etwa 1540 bestehenden Zwickauer Meistersingerschule an. Zwei Meisterlieder von ihm sind überliefert, ein geistliches im eigenen „Leidton“ über Jesu Besuch bei Maria und Martha („Fein und rein“, 1557, nach Lukas 10, 38-42) und ein historisches in der „Rorweys pfaltzen von Strasburg“, das die Ermordung des Bischofs Melchior Zobel von Würzburg durch Anhänger Wilhelms v. Grumbach zum Inhalt hat (1558). Unklar ist, warum L. Zwickau wieder verließ, um fortan als Wanderprediger ein unstetes Leben zu fristen. Zu Beginn des Winters 1565 erschien er in Wien, wo er Maximilian II. zwei diesem gewidmete Dramen überreichen ließ. In einer Zahlungsbestätigung der kaiserl. Kanzlei über die ihm dafür gewährte Gratifikation wird er als „armer Priester“ bezeichnet. Danach verliert sich sein Weg im Dunkel. Wenn man die Figur des den Kaiser zum Krieg ermunternden Theodorus in L.s Türkendrama autobiographisch versteht, liegt es nahe anzunehmen, daß er in das Heer Maximilians eingetreten und bei den Kämpfen in Ungarn umgekommen ist.

    Elf Gedichte und drei Dramen sind erhalten. Nach den Zwickauer Meisterliedern wandte sich L. dem volkstümlichen Strophenlied zu. Die historischen Lieder vom Tod Heinrichs II. von Frankreich (1559) und von der ungar. Krönung Maximilians (1563) gliedern sich ebenso wie die biblischen (128. Psalm, Paraphrase von Sirach 25 u. 26) in einen erzählenden und einen belehrenden Teil. Drei geistliche Kontrafakturen, darunter „Beschaffen [d. i. vorausbestimmtes] Glück von Ewigkeit“ (Ph. Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied, III, 1870, Nr. 1152) richten sich religiös moralisierend gegen weltliche „schandliedlein“, teilweise nur in loser Anlehnung an diese. „Frisch auff ir Landtsknecht alle“ (Kontrafaktur zu „Frisch auff in Gottes namen“, in: R. v. Liliencron, Hist. Volkslieder der Deutschen, IV, 1869, Nr. 469) sowie zwei weitere Mahn- und Propagandalieder hat L. in sein Türkendrama aufgenommen.

    Meistersingerbühne und prot. Schultheater bestimmten L.s Dramen, von denen nur das stofflich auf eine Erzählung der „Gesta Romanorum“ zurückgehende Spiel vom Ritter Julianus, der unwissentlich seine beiden Eltern tötet, gedruckt wurde (1564). Das Salomondrama, in dem L. die Adonias- und die Salomonhandlung simultan nebeneinander ablaufen ließ und eine dritte, das abschließende salomonische Urteil vorbereitende Handlung zwischen Knecht und Magd hinzuerfand, schloß sich eng an den Bibeltext (Buch der Könige, 1.-3. Kap.) an. Die zum Türkenkrieg auffordernde „Comedia“ stellte nach Art der Moralitäten die Hauptfigur zwischen den Erzengel Raphael und Satan, erschöpfte sich jedoch fast ohne Handlung in Dialogen.

  • Werke

    Ein schön Kurtzweilig Poetisch Spil/v. e. jungen Ritter Julianus genannt/wie er sein Vater u. Mutter erstochen hat/darauss vil schöner Lehr u. Exempel zu lehrnen sein …, 1564;
    Ein schön u. Nutzliche Newe Comedi beiden so ess Agiren u. so es sehen v. Hoffard u. Demut/auss d. ersten Konig buch … (Hs. Wien, Nat.-bibl. 9841);
    Ein schön Neue Comedia/darinnen e. Rahtenschlag gehalten wirdt/Was nützlich wehr zu d. Krieg/darein man sich ietz diess 1565. Jar rüstet (Hs. ebd. 9822).

  • Literatur

    ADB 51;
    P. Klemenz, Der Anteil d. Gfsch. Glatz an d. dt. Lit., in: Bll. f. Gesch. u. Heimatkde, d. Gfsch. Glatz I, 1910, S. 7 ff.;
    H. Heckel, Gesch. d. dt. Lit. in Schlesien I, 1929, S. 130, 138;
    E. M. Auer, H. L., Versuch e. Monogr., Diss. Wien 1931 (ungedr., mit Nachweisen zu Einzeldrucken d. Lieder, Anm. zu Abschnitt III);
    de Boor-Newald IV, 2, 1973, S. 346, 387;
    Goedeke II;
    Kosch, Lit.-Lex.

  • Autor/in

    Adalbert Elschenbroich
  • Zitierweise

    Elschenbroich, Adalbert, "Linck, Hieronymus" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 570 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104051663.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Linck: Hieronymus L. aus Glatz, Liederdichter und Dramatiker des 16. Jahrhunderts. Er scheint sich während der Jahre 1558—1565, in denen er litterarisch thätig war, in Nürnberg, Augsburg und Wien aufgehalten zu haben; ob er mit dem von Puschmann (N. Lausitz. Magazin 53, 99) angeführten Meistersinger „Hieronymus Lincke, Kirschner und Brifftrager von Zwickau 1557“ identisch ist, bleibe dahingestellt. 1558 beschrieb er in einem Meisterliede in der Rorweis Pfaltzen von Straßburg die Ermordung des Bischofs Melchior Zobel von Würzburg durch einen Anhänger Grumbach's, 1559 „im Thon, wie man singt von der Statt Luttringen“, den Tod Heinrich's II. von Frankreich, 1563 die Presburger Krönungsfeier Maximilian's II., ohne Anschaulichkeit in Einzelheiten oder Hervorhebung seiner protestantischen Gesinnung. Zu mehreren bekannten weltlichen Liedern: „Beschaffen Glück ist unversaumbt“, „Es was ein wacker Mädelein“, „Mein Man der wil in Krieg ziehn“ verfaßte er geistliche Parodien. — Von seinen Schauspielen ist nur eins gedruckt: „Von einem jungen Ritter Julianus genannt, wie er sein Vatter und Mutter erstochen hat“ (Augsburg 1564, 10 Acte), eine trockene, knappe Bearbeitung einer im Meisterliede (V. Schumann, Nachtbüchlein 1893,|S. 367) wieder aufgelebten Erzählung der Gesta Romanorum. Die dem Kaiser Maximilian II. gewidmete biblische „Comedi von Hoffard vnnd Demut, auß dem ersten Konigbuch getzogen, das erste, ander biß ins dritte Capittl" (Wiener Hs. 9841, 94 Bl. 4°) enthält in 19 Acten die unbedachte Erhebung Adonia's, Salomo's Thronbesteigung und sein Urtheil im Streit der beiden Weiber. Der reizlosen, nüchternen Darstellung mangelt Lebendigkeit der Charakterzeichnung und consequente Durchführung der einzelnen Handlungen; David's Tod, die Tödtung des Adonia und Joab werden übergangen und dafür humorlose Teufelsintermezzi und die Verführung der eitlen Magd Nuda durch einen Knecht eingeflochten. Die Sprache verwendet volksthümliche Redensarten, das Metrum ist nachlässig behandelt, vielleicht durch Schuld des Kalligraphen. Für die 25 Personen wird der „Proces" angegeben, „so man mit dieser Comedi auff der gassen gehett". Der Prolog des Regisseurs (Aktors), der hier „Buchhalter“ heißt, kennzeichnet die hoffnungsvolle Stimmung, mit der die Protestanten der Regierung Maximilian's entgegensahen: „Ich bin durchzogen manches land; Wo ich hinkam, findt ich zuhandt, Das man prediget offenbar Gottes wort lauter, hell unnd klar, Sonnderlich im deutschen lannd“. Noch deutlicher lehrt das Linck's drittes Stück, das man eine politische Denkschrift in dramatischer Form nennen könnte: „Ein Schön Neue Comedia, darinnen ein Rahtschlag gehaltenn wirdt, Was nützlich wehr zu dem Krieg, darein man sich ien dieß 1565. Jar rüstet, vnd ist Kaiser Maximilians zu ehrenn gemacht“ (Wiener Hs. 9822, 46 Bl. 4°, 6 Acte. Gleichfalls mit einer akrostichischen Widmung an den Kaiser). Hier wandert der alte Theodorus, unter dessen Gestalt der Dichter sich offenbar selber schildert, nach Wien, um dem Kaiser ein strenges Verbot aller Gotteslästerung und alles Doppelspiels ans Herz zu legen, sonst werde die Rüstung zum Türkenkriege vergeblich sein. Zu ihm gesellt sich mit freundlicher Aufmunterung der Engel Raphael und mit listiger Abmahnung der verkappte Satan. Die Landsknechte und Gartbrüder, denen Theodorus dann von den geistlichen Waffen und dem frommen Helden Josua predigt, schenken ihm theilweise Beifall, und ein Kriegslied auf den neuen Kaiser wird angestimmt: „Frisch auff, ihr Landsknecht alle". Außerdem streiten im 3. Acte Raphael und Satan darüber, ob die Papisten oder die Evangelischen einen christlichen Wandel führen, und im 6. Acte kommen Conrat und der Narr Rüpel auf dasselbe Thema zurück. Am Schlusse ein vierstimmiger Chor: „O ihr christenn last euch gen zu hertzen“.

    • Literatur

      Goedeke, Grundriß ² 2, 263. 407. — Palm, Beiträge zur Geschichte der deutschen Literatur, 1877, S. 125. —
      Dresdener Hs. M 6, 417a und M 8, 674 b.
      Weller, Annalen 2, 406. 513. —
      Flugblätter der Berliner Bibliothek (Yd 7830, 43. 67. Yd 7831, 57. Hymn. 5268. 7539. 7543. Ye 3851). — Wackernagel, Kirchenlied 3, 962 Nr. 1152 (ohne Linck's Namen).

  • Autor/in

    J. Bolte.
  • Zitierweise

    Bolte, Johannes, "Linck, Hieronymus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 51 (1906), S. 716-717 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104051663.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA