Lebensdaten
1454 – 1507
Geburtsort
Walcourt
Beruf/Funktion
Dramatiker ; Kartäuser
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 100940102 | OGND | VIAF: 17232485
Namensvarianten
  • Dorlandus, Petrus
  • Diesthemius, Petrus
  • Dorlandus, Petrus
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Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Diesthemius, Petrus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100940102.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Diesthemius: Petrus D. hat auf Grundlage der ausgezeichneten englischen Moralität Every-man ein niederländisches Stück „Jedermann“ (Quilibet) verfaßt, das zu Antwerpen öffentlich aufgeführt und mit dem Preise gekrönt wurde. Das Stück selbst ist verloren, nur eine lateinische Uebersetzung unter dem Titel „Homulus“ von Christian Ischyrius (Sterck) 1536 gewährt eine Vorstellung davon, und der „Hecastus“ von Macropedius (1538) ist ohne Zweifel dadurch angeregt. Der kölnische Buchdrucker Jaspar von Gennep hat dann 1539 den „Homulus“ ins Deutsche übersetzt und 1540 aus dem „Hecastus“ und anderen Stücken interpolirt. Jene Aufführung des niederländischen „Jedermann“ hatte vermuthlich nicht lange vor 1535 stattgefunden. — Das englische moral play dramatisirt eine ihrem Ursprunge nach buddhistische Fabel, worin die guten Werke als die einzigen, noch im Tode treuen Freunde des Menschen dargestellt werden. Seine Genossen, seine Verwandten, sein Geld und Gut wollen ihn nicht begleiten, als Gott ihn durch den Tod zur Rechenschaft auffordert. Die guten Werke aber (oder die Tugend bei den Niederländern) rufen die getreuen Helferinnen Erkenntniß und Beichte herbei; und während Schönheit, Stärke, Verstand, fünf Sinne entfliehen, geleiten diese Schwestern den reuigen Sünder bis an Gottes Thron. Der einfache Gang des englischen Stückes ist durch stärkere Effecte, die auf eine schaulustige Menge berechnet sind, langsamer und schwerfälliger gemacht. Himmel und Hölle werden in größerem Maße hereingezogen, die Kameraden und die Verwandtschaft durch mehrere Repräsentanten noch drastischer vergegenwärtigt. Die feierlichen, die komischen und die Elemente des wirklichen Lebens haben um sich gegriffen. So wenig wir von dem Originalwerke des Petrus D. auch wissen (ob es Jaspar von Gennep etwa noch benutzte, bleibt zu untersuchen), ihm gebührt das Verdienst, den tiefsinnigen und fruchtbaren Stoff für die continentale Bühne gewonnen zu haben.

    • Literatur

      Goedeke, Every-man (Hannover 1865) S. 42 ff. 210.

  • Autor/in

    Scherer.
  • Zitierweise

    Scherer, Wilhelm; Slee, Jacob Cornelis van, "Diesthemius, Petrus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 153 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100940102.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Dorlandus: Petrus D., geb. zu Diest in Brabant 1454, gehörte zu denjenigen, welche durch Leben und Schriften den guten Ruf des Klosterordens Bruno's aufrechthielten. Frühzeitig zog er sich in den Karthäuser-Convent zu Zeelhem, in der Nähe seines Geburtsorts, zurück, und zeichnete sich bald durch strenge Ascese. heiligen Wandel und große Gelehrsamkeit aus. Daher trugen die Klosterbrüder ihm das Priorat auf, das er bis zu seinem Tod (1507) löblich führte. Ist sein stilles Klosterleben zwar nicht durch große Ereignisse bezeichnet, so verbürgen ihm doch seine Schriften das Lob eines Gelehrten, welcher die Fehler der Geistlichen ernst strafte und seine Brüder zu Gottesfurcht, Liebe und Reinheit ermahnte. Seine vorzüglichsten Schriften sind: „De enormi monachorum proprietatis vitio";"De nativitate, conversatione et vita B. Catharinae"; „Explicatio mystica habitus Carthusiensis"; „Dialogus de opere amoris et passione Christi"; „Viola animae"; „Chronicon Carthusiense"; „Vita ac res gestae B. Annae“. Handschriftlich fanden sich von ihm vor der Reformationszeit noch: „Speculum vitae humanae"; „De vera amicitia"; „De perseverantia novitiorum"; „De tribus Carthusianorum votis"; „Sermones“ und „Hymni in laudem Mariae“. Seine Arbeiten sind aber gar wenig kritisch, besonders die historischen wie das Chronicon. In theologischer Hinsicht vertrat er den Standpunkt der speculativen Mystik und war dem Geiste des Dionysius Carthusiensis nahe verwandt.

    • Literatur

      Paquot, Mémoires; Valerius Andreas, Bibl. Belg.

  • Autor/in

    van Slee.
  • Zitierweise

    CC-BY-NC-SA