Lebensdaten
gestorben 1. Hälfte 16. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Verfasser medizinischer Schriften
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 100673651 | OGND | VIAF: 216612277
Namensvarianten
  • Ulstad, Philipp
  • Ulsted, Philipp
  • Ulstedt, Philipp
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Ulstadius, Philipp, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100673651.html [20.04.2024].

CC0

  • Biographie

    U.s Leben liegt weitgehend im Dunkel. Laut Selbstzeugnis ein Nürnberger ‚patricius’, lebte U. zeitweilig vermutlich in Basel, wo 1526 seine Schrift über die Pest (De epidemia) erschien. 1525 zählte U. einen ‚Felix von Gennasius zu Valentz‘ (wohl Valence/Dauphiné) zu seinen Gönnern. Nach absicherungsbedürftiger Tradition war U. als „medicus et philosophus egregius“ an der „Akademie“ in Freiburg (Üchtland) tätig.

    In Straßburg veröffentlichte U. 1525 das Buch „Coelum philosophorum“ (dt. 1527, franz. 1546), in dem über die alchemische Zubereitung unterschiedlicher Materia medica (Quintessenzen, Trinkgold- und aqua vitae-Präparate) für die humanmedizinisch-therapeutische Praxis unterrichtet wird. Verfahrenstechnisch beruhen die Anweisungen auf Methoden der spätmittelalterlichen Destillationskunst. Ausgehend von Schriften Johanns von Rupescissa, Raimundus’ Lullus, Arnalds von Villanova und Albertus’ Magnus wollte U. zur Förderung des Gemeinwohls „alte“ und „neue“ Arzneimittel in verständlicher Diktion beschreiben. Obwohl die erste gedruckte Zusammenfassung destillierkünstlerischer Fertigkeiten des Straßburger Wundarztes Hieronymus Brunschwig (um 1450−1512/13) ungenannt bleibt, bildet das „Coelum“ eine Auswahlübersetzung des erstmals 1512 gedruckten Brunschwigschen „Liber de arte distillandi de compositis“. Es handelt sich also weder um eine kompilatorische, noch fachlich innovative, sondern um eine übersetzerische Leistung U.s, was in der Medizin-, Pharmazie- und Alchemiegeschichtsschreibung oft außer acht blieb.

    Den Gebrauchswert früher „Coelum“-Drucke erhöhten Holzschnitte, die ursprünglich für die von der Offizin Johann Grüninger (Straßburg) auf den Markt gebrachten Geber latinus- und Brunschwig-Texte gefertigt worden sind. Im dt. Kulturgebiet wurde die Popularität des dt.sprachigen Buches „Celum philosopho[rum], Heimlikeit der naturen genant“ (aus d. Lat. rückübers. v. e. Anonymus, Straßburg 1527) gesteigert, indem der Text mit|Lehren zur Lebensverlängerung kombiniert wurde, die aus einer von Johann Adelphus Muling teilübersetzten Schrift von Marsilio Ficinos „De Vita“ stammen. U.s ursprünglich Lateinern zugedachte Publikation wurde nun als eine „wolfeyle vnnd gar nützliche Apoteck“ an den „Gemeinen Mann“ adressiert.

    U.s häufig aufgelegtes Werk (u. a. Straßburg 1531, 1535, 1538; Lyon 1557, 1571, 1572; Augsburg 1680) sowie die dt. (Straßburg 1527 u. ö.) und franz. Übersetzungen (Le Ciel des Philosophes, Ou Sont Contenus Les Secretz De Nature, et comme l’homme se peult tenir en santé, et longuement vivre, 1546, ²1547, ³1559) dokumentieren lebhafte Wechselbeziehungen zwischen dem lat. und volkssprachlichen Sachschrifttum. U.s Schrift wurde von Paracelsus (1493–1541) beachtet; andere Autoren, Konrad Gessner (1516–65), Andreas Libavius (um 1555–1616) und Philipp Jakob Sachs v. Löwenheim (1627–72) stützten sich auf den „Coelum“. Der nachhaltige, bis ins ausgehende 17. Jh. dauernde Erfolg seiner lat. Fassung des „Großen Destillierbuchs“ Brunschwigs und deren Übersetzungen sicherten U. im Kreis frühneuzeitlicher Sachbuchpublizisten Ansehen und in den Annalen der pharmazeutischen Chemie einen achtbaren Platz.

  • Werke

    W Mellon Ms. 31, Yale Univ. Library, New Haven (hsl. Cod. alchem. Inhalts).

  • Literatur

    L ADB 54;
    J. Ferguson, Bibl. chemica, Bd. 2, 1906, S. 482 f.;
    K. Sudhoff, Weiteres z. Gesch. d. Destillationstechnik, in: Archiv f. Gesch. d. Naturwiss. u. d. Technik 5, 1915, S. 282–88;
    E. R. Atkinson u. A. H. Hughes, The „Coelum philosophorum“ of P. U., in: Journ. of Chemical Education 16, 1939, S. 103–07 (mit Textproben in engl. Übers.);
    L. Thorndike, A Hist. of Magic and Experimental Science, Bd. 5, 1941, S. 541 f.;
    R. J. Forbes, A Short Hist. of the Art of Distillation from the Beginnings up to the Death of Cellier Blumenthal, 1948, S. 127–30 (mit dt.engl. Textproben);
    [D. I. Duveen], Bibl. alchemica et chemica, An Annotated Cat. of Printed Books on Alchemy, Chemistry, and Cognate Subjects in the Library of Denis I. Duveen, 1949, S. 591 f.;
    J. R. Partington, A Hist. of Chemistry, Bd. 2, 1961, S. 84–86;
    E. Hickel u. W. Schneider, Quellen z. Gesch. d. pharm. Chemie im 16. Jh., 2. Mitt., Destillierbücher (Brunschwig, U.), in: Pharm. Ztg. 109, 1964, S. 51–57;
    P. Assion, Zwei unveröff. Rezepte v. P. U., in: Med. Mschr. 1967, S. 21–24;
    L. C. Witten II u. R. Pachella, Alchemy and the Occult, A Cat. of Books and Manuscripts from the Collection of Paul and Mary Mellon given to Yale Univ. Library, Bd. 3, 1977, S. 199–205;
    U. Benzenhöfer, Johannes’ de Rupescissa „Liber de consideratione quintae essentiae omnium rerum“ dt. Stud. z. Alchemia medica d. 15. bis 17. Jh. mit krit. Ed. d. Textes, 1989, S. 43–45, 63–66 u. 197 f.;
    S. Matton, Marsile Ficin et l’alchimie, sa position, son influence, in: Alchimie et Philos. à la Renaissance, hg. v. J.-Cl. Margolin u. ders., 1993, S. 123–92, hier S. 152–54;
    Killy²II, S. 237 f.; Complete DSB. Joachim Telle †

  • Zitierweise

    Telle, Joachim, "Ulstadius, Philipp" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 616-617 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100673651.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Ulsted: Philipp U. (auch Ulstad oder Ulstedt), Arzt aus Nürnberg, lebte dort und später in Freiburg i. B. in der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts als Professor der Heilkunde. Er ist als Mediciner und Alchemist bekannt geworden durch seine Schriften: „De epidemia tractatus“, Basel|1526, und „Coelum philosophorum seu secreta naturae, id est, quomodo ex rebus omnibus quinta essentia paretur“, zuerst 1526 in Straßburg, dann auch an anderen Orten oft gedruckt, auch in französischer (Paris 1544) und deutscher (Frankfurt 1600) Sprache erschienen.

    • Literatur

      J. Kopp, Geschichte der Chemie IV, 278. 1847. — Ders., Alchemie II, 361. 1886. — Biographie médic. VII, 379. — Biogr. Lexikon der Aerzte VI, 44. 1888.

  • Autor/in

    B. Lepsius.
  • Zitierweise

    Lepsius, Bernhard, "Ulstadius, Philipp" in: Allgemeine Deutsche Biographie 54 (1908), S. 732-733 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100673651.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA