Lebensdaten
1634 – 1677
Geburtsort
Straßburg
Sterbeort
Mannheim-Friedrichsburg
Beruf/Funktion
Raugräfin zu Pfalz ; morganatische Gemahlin des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 10107543X | OGND | VIAF: 368260
Namensvarianten
  • Degenfeld, Louise Freifrau von
  • Marie Louise Freifrau von Degenfeld
  • Degenfeld, Loysa Maria Susanna Freifrau von
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Zitierweise

Degenfeld, Loysa Freifrau von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd10107543X.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christoph Martin s. (1);
    Heidelberg 6.3.1657 (Frankenthal 6.1.1658) Karl I. Ludwig (1617–1680), Kurfürst v. der Pfalz;
    8 S, 5 T, u. a. Karl Ludwig (Lutz, 1658-88), als württ. Genmajor auf Euböa, Karl Eduard (1668–90), gef. als kaiserlicher Rittmeister b. Priština (Serbien), Karl Moritz (1670–1702), kurbrandenburgischer Oberstleutnant, Karl Aug. (1672–91), gef. als kurbrandenburgischer Oberstleutnant bei Hotton (Luxemburg), Karl Kasimir (1675–91), im Duell zu Wolfenbüttel, Karoline (1659–96, 1683 Meinhard Gf. v. Schomberg [Schomburg], seit 1692 Duke of Leinster, seit 1693 Duke of Schomberg [1641–1719], S des franz. Marschalls Frdr. Hermann Gf. v. Schomberg [Schönberg, s. ADB XXXII]), Luise (1661–1733), hannoverische Großhofmeisterin, bekannt durch Briefwechsel mit ihrer Halbschwester Elis. Charl. Hzgn. v. Orléans (Liselotte v. der Pfalz), Amalie Elis. (1663–1709);
    E Maria Gfn. v. Schomburg (1692–1762, 1717 Christoph Martin Gf. v. D., s. Gen. 1).

  • Biographie

    Zu Beginn der französischen Dienstzeit ihres Vaters zu Straßburg geboren und in Paris, dann in Padua, wo sich Frau und Kinder während der Jahre von Christoph Martins venetianischen Generalat aufhielten, aufgewachsen, verließ die noch nicht Achtzehnjährige die nach Dürnau heimgekehrte Familie, die sich, mit dem Wiederaufbau ihres durch den 30jährigen Krieg zerstörten Besitzes beschäftigt, in schwieriger wirtschaftlicher Lage befand und soeben die Mutter verloren hatte. Sie wurde in Heidelberg Kammerfräulein der jungvermählten pfälzischen Kurfürstin Charlotte, deren Gatte Karl Ludwig sich in das bescheidene, aber heitere und schöngewachsene rothaarige Mädchen verliebte. Nach längerem Widerstreben gab D., die Karl Ludwigs ebenfalls interessiertem Bruder Ruprecht die kalte Schulter zeigte, dem Drängen des Kurfürsten nach: Anfang 1657 kam es zum gegenseitigen Eheverlöbnis und der Erklärung Karl Ludwigs, daß er sich wegen böswilliger Verlassung als seiner ehelichen Pflichten ledig ansehe und D. „eheförmlich“ zur Frau genommen habe. Zur Vermeidung weiterer Auftritte mit der Kurfürstin und zur Beschwichtigung des Hofklatsches wurde D. zuerst nach Schwetzingen, hierauf nach der Festung Frankenthal verbracht, und um alle verbliebenen religiösen - D. stammte aus einer halbkatholischen Familie, und Karl Ludwig war Calvinist! - und sonstigen Bedenken zu zerstreuen, ließen sich die beiden schließlich von dem lutherischen Pfarrer von Heidelberg Hiskias Eleazar Heiland in aller Stille trauen, ohne daß eine formelle Scheidung der ersten Ehe vorlag, zu der sich Charlotte auch nicht bereitfinden wollte. Sie kehrte zwar 1662 zu ihrem Bruder, dem hessischen Landgrafen Wilhelm VI., nach Kassel zurück, setzte den Kampf um die Aufrechterhaltung ihrer Ehe jedoch mit allen möglichen, darunter auch politischen Mitteln fort, so daß es zwischen D. und Karl Ludwig wohl zu einem persönlich glücklichen, aber nie durchaus harmonischen Verhältnis kam, woran auch die nach dem Vorbild der Doppelehe Landgraf Philipps von Hessen eingeholten theologischen, juristischen und historischen Gutachten nichts zu ändern vermochten. Gegen Verzicht auf alle Erbansprüche an den|pfälzischen Landen und Rechten wurden D. und ihre Nachkommen am 31.12.1667 mit der raugräflichen Würde ausgestattet, dem Titel der zwar noch existierenden Raugrafen im Nahegau, deren Besitzungen jedoch im 14. und 15. Jahrhundert größtenteils an Kurpfalz gefallen waren. Gelehrig und bildungsbeflissen - wenn die berühmte lateinische Liebeskorrespondenz zwischen Karl Ludwig und ihr auch nicht authentisch ist, vielmehr aus Enea Silvio Piccolominis „Eurialus et Lucretia“ stammt - widmete sich D. voll Eifer und nicht ohne Eifersucht auf die legitimen Erben Karl und Liselotte der Erziehung ihrer vielen Kinder, deren Zukunft ihr manche Sorge bereitete und deren Leben in der Tat „unter einer betrübten Konstellation“ stand, setzte sich, unter dem Einfluß ihres erblindeten, aber umsichtigen und energischen Bruders Ferdinand, auch für das Fortkommen ihrer Geschwister ein und starb, dem sinnlichen, launischen und autoritären Kurfürsten Zeit ihres Lebens unterwürfig und ergeben, in Erwartung des vierzehnten Kindes. In der von Karl Ludwig gestifteten Konkordienkirche auf der Feste Friedrichsburg zu Mannheim fand sie ihr Grab. Ihre Geschichte wurde, seit Hofmannswaldaus in Form und Stil der „Heldenbriefe“ gehaltenen Alexandrinern, häufig poetisch und mehr oder minder romantisch bearbeitet und dargestellt.

  • Literatur

    ADB V;
    J. F. H. Kazner, Louise, Raugfn. z. Pfalz, 3 Bde., Leipzig 1798 (P);
    L. Häusser, Gesch. d. rhein. Pfalz II, 1845, S. 608-12, 681-85;
    Memoiren d. Hzgn. Sophie nachmals Kfn. v. Hann., ed. A. Köcher, in: Publ. a. d. K. Preuß. Staatsarchiven, Bd. 4, 1879, S. 1-142: Schreiben d. Kf. Karl Ludw. v. d. Pfalz u. d. Seinen, ed. W. L. Holland, = Bibl. d. lit. Ver. in Stuttgart, Bd. 167, 1884;
    Briefwechsel d. Hzgn. Sophie v. Hannover mit ihrem Bruder, d. Kf. Karl Ludwig v. d. Pfalz, ed. E. Bodemann, = Publ. a. d. K. Preuß. Staatsarchiven, Bd. 26, 1885: Briefe d. Kfn. Sophie v. Hannover an d. Raugräfinnen u. Raugrafen zu Pfalz, ed. E. Bodemann, = Publ. a. d. K. Preuß. Staatsarchiven. Bd. 37, 1888;
    Briefe d. Elis. Stuart, Kgn. v. Böhmen, an ihren Sohn, d. Kf. Carl Ludw. v. d. Pfalz, 1650-62, ed. A. Wendland, = Bibl. d. lit. Ver. in Stuttgart, Bd. 228, 1902;
    diess., Karl Moritz, d. letzte Raugf. z. Pfalz, in: Neue Heidelberger Jbb. 16, 1910, S. 129-81;
    L. Lange, Raugfn. Louise, 1908 (P);
    F. Aussaresses u. H. Gauthier-Villars, La vie privée d'un prince allemand au XVIIe siède, L'électeur palatin Charles-Louis (1617–1680), Paris 1926 (L);
    Nouv. Biogr. XIII;
    Goedeke I, S. 362;
    H. Hayn u. A. N. Gotendorf, Bibl. Germanorum erotica et curiosa II, 1913, S. 19 ff. (L);
    Kosch, Lit.-Lex. (L). - Zu d. urspr. Raugrafen: Möller I.

  • Porträts

    Miniatur v. Joh. Ludw. Pfannstil, 1663 (Schloß Eybach b. Geislingen/Steige), Abb. b. W. Waldschmidt, Altheidelberg u. s. Schloß, 1909, S. 222;
    unbez. zeitgenöss. Ölgem. (Kurpfälz. Mus. d. Stadt Heidelberg), Abb. ebd., S. 230;
    Silbermedaille v. Joh. Linck, 1677 (Staatl. Münzslg. München), Abb. b. F. Walter, Gesch. Mannheims I, 1907, S. 207.

  • Autor/in

    Peter Fuchs
  • Zitierweise

    Fuchs, Peter, "Degenfeld, Loysa Freifrau von" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 559-560 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd10107543X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Degenfeld: Maria Susanne Loysa (Louise) v. D., Raugräfin, Tochter des als tapferen Kriegsobersten bekannten Christoph Martin v. Degenfeld (s. o. S. 23). Sie kam im J. 1650 nach Heidelberg an den Hof des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz, des durch den westfälischen Frieden rehabilitirten Sohnes des Kurfürsten Friedrich V. und der schönen Elisabeth Stuart, zu eben der Zeit, als sich derselbe mit Charlotte, einer gebornen Landgräfin von Hessen, vermählt hatte. Die Kurfürstin besaß aber nicht die Eigenschaften, ihren schwer zu behandelnden und sinnlichen Gemahl auf die Dauer zu fesseln. Das von der Natur bevorzugte Fräulein v. D. übte bald genug eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Karl Ludwig aus und er schreckte zuletzt vor keiner Schwierigkeit zurück, sie zu besitzen. Die Kurfürstin Charlotte hatte ihm zwar drei Kinder geboren, darunter den Kurprinzen Karl und die später als Gemahlin des Herzogs von Orleans, des Bruders König Ludwigs XIV., so berühmt gewordene Elisabeth Charlotte. Indeß weder dieser Umstand, noch das Widerstreben seiner Gemahlin hielt den Kurfürsten ab, zur Ausführung seines Wunsches zu schreiten, als er sich der Zustimmung der Geliebten sicher wußte und seine Geduld erschöpft war. Im J. 1658 ließ er sich mit Maria Susanne Loysa morganatisch vermählen, ohne von seiner ersten Gemahlin in aller Form geschieden zu sein. Diese blieb|gleichwol nach wie vor am Hofe zu Heidelberg wohnen und kehrte erst 1662 nach Kassel zurück, nachdem alle ihre Versuche, die Nebenbuhlerin wieder zu verdrängen, mißglückt waren. Maria Susanne Loysa hatte nicht ohne Widerstreben und schwerem inneren Kampfe die Neigung des Kurfürsten erwiedert. Ihre Ehe war eine glückliche, obwol ihre Lage in Folge der Launen ihres Gemahles und mancher anderer ihr ungünstiger Verhältnisse keine leichte war. Sie hat ihrem Gemahle 14 Kinder geboren, von denen 8 die Eltern überlebten, alle talentvoll und tüchtig, aber nur wenig vom Glücke begünstigt. Die bedeutendste unter den Töchtern war die Raugräfin Louise (1661—1733), welcher in dem Briefwechsel, den ihre Stiefschwester Elisabeth Charlotte vom französischen Hofe aus mit ihr führte, ein unvergängliches Denkmal gesetzt ist. Bereits im Jahr 1667 hatte Maria Susanne Loysa im Namen ihrer Nachkommen auf alle Erbansprüche auf die Pfalz verzichtet und Karl Ludwig ihr und ihren Kindern den Titel von „Raugrafen“ und „Raugräfinnen“ ertheilt und sie zugleich mit den Lehen der seit Jahrhunderten erloschenen, jetzt aber erneuerten Würde der Raugrafschaft ausgestattet. Maria Susanne Loysa ist — noch vor der Geburt ihres 14. Kindes — am 18. März 1677 gestorben. Ihre Asche wurde zuerst in der heil. Geist-Kirche zu Heidelberg, und später kraft einer Anordnung ihres Sohnes und Nachfolgers Karl Ludwigs in der Festungskirche zu Mannheim beigesetzt.

    • Literatur

      Vgl. Kazner, Louise, Raugräfin zu Pfalz, Leipzig 1798. — Lipowsky, Karl Ludwig, Kurfürst von der Pfalz und Maria Susanne Louise, Raugräfin v. Degenfeld etc. Sulzbach 1824. — L. Häusser, Geschichte der Rheinischen Pfalz, Bd. 2.

  • Autor/in

    Wegele.
  • Zitierweise

    Wegele, Franz Xaver von, "Degenfeld, Loysa Freifrau von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 26-27 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd10107543X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA