Lebensdaten
um 1310 – 1364
Geburtsort
bei Eisenach
Beruf/Funktion
kurtrierischer Offizial ; Kanzlist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 102501297 | OGND | VIAF: 401117
Namensvarianten
  • Rudolf
  • Losse, Rudolf
  • Rudolf
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Zitierweise

Losse, Rudolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd102501297.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus thür. Ministerialenfam.;
    V Albrecht, Bes. e. Hofs in Gr.-Lupnitz/Nesse;
    M Adelheid Schaf v. Wangenheim.

  • Biographie

    Früh verlor L. seine Eltern und lebte unter der Vormundschaft eines Onkels, gegen den er zusammen mit seinem Bruder Hermann um das väterliche Erbe prozessierte. 1328-30 studierte er mit seinem Bruder in Montpellier, wo er mit einem Magister-Titel abschloß. Im Mai 1338 weilte er am päpstl. Hof in Avignon und erhielt dort als armer Mainzer Kleriker eine päpstl. Provision auf eine Pfründe am Stift Ohrdruf b. Gotha. Erst nach langem Zögern und bereits mit mehreren Pfründen ausgestattet, ließ er sich im Frühjahr 1340 die Diakonatsweihen erteilen. – Am 1.5.1332 trat L. als „iurisperitus“ und Notar in die Kanzlei des EB Balduin von Trier ein. Als Kurtrierer Notar (spätestens seit 1342 Protonotar) hatte er maßgeblichen Anteil an der Ausbildung des Trierer Kanzleistils, der sich durch stilistische Verbesserungen und Vermeidung grobmundartlicher Ausdrucksweise auszeichnet und auch auf die böhm. und die Reichskanzlei eingewirkt hat. Im Frühjahr 1340 wurde L. zusammen mit dem erzbischöfl. Siegler zum geistlichen Richter in Longuyon ernannt. Von Juli 1344 bis zum Tod des EB Balduin im Jan. 1354 war er erzbischöfl. Offizial in Trier; noch 1354 erließ er eine neue Trierer Offizialatsgerichtsordnung. Als politischer Berater und Diplomat EB Balduins hat er eine außergewöhnliche Rolle im Reich gespielt. So ist er wahrscheinlich der Verfasser des kurfürstl. Erläuterungsschreibens an den Papst (1338), wie auch der beiden Rhenser Rechtsakte, des Kurfürstenvereins und des Weistums. 1339 begegnet er als Teilnehmer einer Gesandtschaft, die über ein deutschengl. Bündnis gegen Frankreich verhandelte. 1344 formulierte er im Auftrag seines Erzbischofs die „Bedenken“ des Kölner Kurfürstentags. Kurz darauf vollzog er zusammen mit Balduin den Wechsel ins luxemburg. Lager und wurde nach der Wahl Karls IV. zum deutschen König für dessen Anerkennung einer der wichtigsten Unterhändler am päpstl. Hof. Sehr viel spricht dafür, daß er auch der Verfasser des Wahldekrets Karls IV. war, in dem bewußt die Bitte um päpstl. Approbation vermieden wurde. 1353 begegnet er als „Examinator clericorum pauperum in Alamannia“. Nach dem Tod Balduins verlegte er seine Tätigkeit immer mehr nach Mainz, wo er bis zu seinem Tod das Amt des Domdekans innehatte. – Die politische Bedeutung L.s. läßt sich an zahlreichen Ehrungen ablesen: Er war u. a. Geistlicher und Hausgenosse von Kg. Johann von Böhmen, Kaplan und Hausgeistlicher der Erzbischöfe von Trier und Mainz, des Pfalzgf. Rudolf, Kg. Philipps VI. von Frankreich und Karls IV. sowie Hausgeistlicher der Kardinäle Neapoleon und Talayrand. Dank seines Einflusses verstand er es, sich eine große Anzahl von Pfründen zu verschaffen, u. a. die Stiftspfründe in Aschaffenburg und das Kanonikat bei St. Florin in Koblenz; er war Kustos bei St. Kastor in Karden, Stiftsherr zu St. Marien in Eisenach und zu St. Simeon in Trier, Dompropst in Naumburg und Domdekan in Mainz.

    Neben seinen vielfältigen politischen Tätigkeiten hatte L. ausgesprochen literarische Interessen, die sich an seiner Sammlung mittellateinischer und mittelhochdeutscher Lieder ablesen lassen. Er hat seine Sammlung selbst geordnet und die thür. und ostmitteldeutschen mundartlichen Besonderheiten der Lieder zugunsten einer „Hochsprache“ getilgt.

  • Literatur

    R. Richter, Die kurtrier. Kanzlei im späteren MA, in: Mitt. d. kgl. preuß. Archiwerwaltung 17, 1911;
    E. E. Stengel, Nova Alamanniae, Urkk., Briefe u. andere Qu. bes. z. dt. Gesch. d. 14. Jh. vornehml. aus d. Slgg. d. Trierer Notars u. Offizials, Domdekans v. Mainz R. L. v. E. …, 3 Bde., 1921/30/76;
    ders., Avignon u. Rhense, Forschungen z. Gesch. d. Kampfes um d. Recht am Reich in d. 1. Hälfte d. 14. Jh., 1930;
    ders. u. F. Vogt, Zwölf Minnelieder u. Reimreden aus d. Slgg. d. R. L. v. E., in: Archiv f. Kulturgesch. 38, 1956;
    L. E. Schmitt, Unterss. z. Entstehung u. Struktur d. neuhochdt. Schriftsprache, 1966;
    H. G. Langer, Urkk.sprache u. Urkk.formular in Kurtrier um d. Mitte d. 14. Jh., in: Archiv f. Diplomatik 16, 1970.

  • Autor/in

    Peter-Johannes Schuler
  • Zitierweise

    Schuler, Peter-Johannes, "Losse, Rudolf" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 199-200 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102501297.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA