Lebensdaten
1876 – 1951
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Baden-Baden
Beruf/Funktion
Jurist ; Beamter ; Staatssekretär ; Rechtsanwalt ; Staatssekretär
Konfession
evangelisch-lutherisch
Normdaten
GND: 116001046 | OGND | VIAF: 162937550
Namensvarianten
  • Abegg, Philipp Friedrich Wilhelm
  • Abegg, Wilhelm
  • Abegg, Philipp Friedrich Wilhelm
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Abegg, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116001046.html [28.03.2024].

CC0

  • Wilhelm Abegg war von 1920 bis zu seiner Entlassung und Versetzung in den Ruhestand im Juli 1932 als Ministerialrat, Ministerialdirigent und zuletzt Staatssekretär im preußischen Innenministerium tätig. Er spielte eine maßgebliche Rolle bei der Reform und Modernisierung der preußischen Polizei in der Weimarer Zeit.

    Lebensdaten

    Geboren am 29. August 1876 in Berlin
    Gestorben am 18. Oktober 1951 in Baden-Baden
    Konfession evangelisch-lutherisch
    Wilhelm Abegg (InC)
    Wilhelm Abegg (InC)
  • Lebenslauf

    29. August 1876 - Berlin

    1896 - 1903 - Berlin; Göttingen

    Studium der Rechtswissenschaften

    Universität

    1899 - Göttingen

    Erstes Staatsexamen

    Universität

    1903 - Göttingen

    Promotion (Dr. iur.)

    Universität

    1905 - 1907 - Waldenburg (Oberschlesien, heute Wałbrzych, Polen)

    Regierungsassessor

    1907 - 1912 - Oppeln (Schlesien, heute Opole, Polen); Potsdam

    Verwaltungsjurist

    Regierungspräsident

    1912 - 1919 - Berlin

    Regierungsrat; stellvertretender Leiter des Landespolizeiamts

    Polizeipräsidium

    1914 - 1917 - u. a. Ostfront

    Kriegsdienst (zuletzt Major der Reserve)

    1920 - 1923 - Berlin

    Ministerialrat; Ministerialdirigent; Leiter der Polizeiabteilung

    Preußisches Innenministerium

    ca. 1920

    Mitglied

    Deutsche Demokratische Partei

    1923 - 1926 - Berlin

    Ministerialdirektor; Leiter der Polizeiabteilung

    Preußisches Innenministerium

    Oktober 1926 - Juli 1932 - Berlin

    Staatssekretär

    Preußisches Innenministerium

    28.2.1933 - Zürich

    Flucht

    29.4.1933

    Schweizer Bürgerrecht

    1933 - 1949 - Zürich

    Rechtsanwalt für Internationales Recht

    18. Oktober 1951 - Baden-Baden
  • Genealogie

    Vater Franz Julius Wilhelm Abegg 1834–1913 aus Breslau (Schlesien, heute Wrocław, Polen); Dr. iur.; Kommerzienrat; Geheimer Admiralitätsrat; Direktor der Deutschen Hypothekenbank in Berlin und Schatzmeister der Gesellschaft für Volksbildung
    Großvater väterlicherseits Julius Friedrich Heinrich Abegg 1796–1868 aus Erlangen; Jurist, Strafrechtler, Kriminalist; seit 1825 ordentlicher Professor an der Universität Breslau; Geheimer Justizrat
    Großmutter väterlicherseits Susanna Charlotte Abegg 1799–1890 aus Leimen bei Heidelberg
    Mutter Margarethe Abegg, geb. Friedenthal 1848–1919 aus Breslau
    Großvater mütterlicherseits Karl Rudolf Friedenthal 1827–1890 aus Breslau; jüdisch, seit 1832 evangelisch; Dr. iur.; Kaufmann und Bankier in Breslau; 1867 Mitbegründer der Freikonservativen Partei; 1867–1871 Abgeordneter des Norddeutschen Reichstags, 1870–1879 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, 1871–1881 Reichstagsabgeordneter
    Großmutter mütterlicherseits Fanny Friedenthal, geb. von Rosenberg 1829–1812
    Bruder Richard Wilhelm Heinrich Abegg 1869–1910 Physiker, Chemiker; seit 1899 Abteilungsvorsteher am Chemischen Institut der TH Breslau, hier 1909 ordentlicher Professor; seit 1905 Herausgeber des „Handbuchs der anorganischen Chemie“; 1910 bei einer Ballonfahrt tödlich verunglückt
    Bruder Waldemar Curt Wilhelm Abegg 1873–1961 Jurist; 1898 Dr. iur.; Politiker (DDP); zuletzt 1928–1932 Regierungspräsident in Schleswig
    Heirat 26.3.1904
    Ehefrau Hildegard Abegg, geb. Hofmeier geb. 27.8.1881 aus Danzig
    Schwiegervater N. N. geb. 1850 Admiral
    Sohn Walter Abegg geb. 30.5.1905 Dr. med.; Kinderarzt
    Tochter Hildegard Abegg geb. 12.11.1906
    Onkel väterlicherseits Georg Friedrich Heinrich Abegg 1826–1900 Dr. med.; Arzt; seit 1866 Direktor der Königlichen Hebammen-Lehranstalt in Danzig; 1898 Mitglied der Leopoldina
    Schwager Hans Wilhelm Carl Friedenthal 1870–1942 Anthropologe; 1919–1923 Abteilungsleiter im Berliner Institut für Sexualwissenschaft von Magnus Hirschfeld (1868–1935); 1924 Honorarprofessor und Gründer des Instituts für Menschheitskunde an der Universität Berlin; 1933 Entlassung; 1942 Suizid
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Abegg, Wilhelm (1876 – 1951)

    • Vater

      Franz Julius Wilhelm Abegg

      1834–1913

      aus Breslau (Schlesien, heute Wrocław, Polen); Dr. iur.; Kommerzienrat; Geheimer Admiralitätsrat; Direktor der Deutschen Hypothekenbank in Berlin und Schatzmeister der Gesellschaft für Volksbildung

      • Großvater väterlicherseits

        Julius Friedrich Heinrich Abegg

        1796–1868

        aus Erlangen; Jurist, Strafrechtler, Kriminalist; seit 1825 ordentlicher Professor an der Universität Breslau; Geheimer Justizrat

      • Großmutter väterlicherseits

        Susanna Abegg

        1799–1890

        aus Leimen bei Heidelberg

    • Mutter

      Margarethe Abegg

      1848–1919

      aus Breslau

      • Großvater mütterlicherseits

        Karl Rudolf Friedenthal

        1827–1890

        aus Breslau; jüdisch, seit 1832 evangelisch; Dr. iur.; Kaufmann und Bankier in Breslau; 1867 Mitbegründer der Freikonservativen Partei; 1867–1871 Abgeordneter des Norddeutschen Reichstags, 1870–1879 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, 1871–1881 Reichstagsabgeordneter

      • Großmutter mütterlicherseits

        Fanny Friedenthal

        1829–1812

    • Bruder

      Richard Wilhelm Heinrich Abegg

      1869–1910

      Physiker, Chemiker; seit 1899 Abteilungsvorsteher am Chemischen Institut der TH Breslau, hier 1909 ordentlicher Professor; seit 1905 Herausgeber des „Handbuchs der anorganischen Chemie“; 1910 bei einer Ballonfahrt tödlich verunglückt

    • Bruder

      Waldemar Curt Wilhelm Abegg

      1873–1961

      Jurist; 1898 Dr. iur.; Politiker (DDP); zuletzt 1928–1932 Regierungspräsident in Schleswig

    • Heirat

      • Ehefrau

        Hildegard Abegg

        geb. 27.8.1881

        aus Danzig

  • Biografie

    Nach dem Besuch des Königlichen Wilhelms-Gymnasiums in Berlin studierte Abegg seit 1896 Rechtswissenschaften an den Universitäten Berlin und Göttingen, wo er 1903 mit der Studie „Die Verjährung der Einreden nach dem römischen, gemeinen bürgerlichen Recht“ zum Dr. iur. promoviert wurde. Anschließend absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung und trat 1907 als Verwaltungsjurist in den preußischen Staatsdienst ein. Mit einer Unterbrechung von 1914 bis 1917, während der er u. a. an der Ostfront diente, war Abegg bis 1920 als Regierungsrat im Polizeipräsidium Berlin tätig. Anschließend wechselte er in das Preußische Innenministerium, wo er seit Dezember 1920 als Ministerialdirigent die Polizeiabteilung leitete. Von Oktober 1926 bis Juli 1932 war er als Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei Staatssekretär der sozialdemokratischen Innenminister Albert Grzesinski (1879–1947) und Carl Severing (1875–1952).

    Abeggs zentrale berufliche Leistung war die Reform und Modernisierung des preußischen Polizeiwesens, das in den Anfangsjahren der Weimarer Republik noch von der wilhelminischen Zeit und kritischer Distanz gegenüber der neuen demokratischen Staatsform geprägt war. Abegg passte den Aufbau und die Strukturen der Polizei an die Herausforderungen der politisch, ökonomisch und gesellschaftlich turbulenten Weimarer Zeit an, v. a. durch die Einrichtung einer im Wesentlichen aus Schutz- und Kriminalpolizei bestehenden Einheitspolizei, die bis heute das zentrale Strukturmerkmal der deutschen Polizei darstellt. Zugleich modernisierte er das polizeiliche Ausbildungswesen, indem er es ausbaute und entmilitarisierte, und nahm Einfluss auf die personelle Zusammensetzung des Polizeioffizierskorps als Führungsebene der preußischen Polizei. Trotz dieser Fortschritte hatte die Polizei der zunehmenden Gewalt von Seiten der radikalen politischen Rechten und Linken seit 1929 nur wenig entgegenzusetzen.

    Nach der Absetzung der demokratisch legitimierten, SPD-geführten preußischen Landesregierung unter Otto Braun (1872–1955) durch Reichskanzler Franz von Papen (1879–1969) wurde Abegg im Juli 1932 aus dem Staatsdienst entlassen und in den Ruhestand versetzt. Zurückzuführen war dies auf seine offene Ablehnung des Nationalsozialismus und das von ihm veranlasste Vorgehen der preußischen Polizei gegen die von der NSDAP ausgehende politische Gewalt. Infolge der nationalsozialistischen Machtübernahme emigrierte Abegg mit seiner Familie am 28. Februar 1933 in die Schweiz und ließ sich als Rechtsanwalt für Internationales Recht in Zürich nieder. Von dort aus engagierte er sich im Kampf gegen die NS-Diktatur sowie bei Hilfsaktionen für Flüchtlinge. Er gründete und leitete namhafte Organisationen, darunter v. a. die Schweizer Sektion der Bewegung Freies Deutschland und die Gesellschaft für abendländische Kulturpolitik. 1944/45 war er zudem Redaktionsmitglied der Zeitung „Freies Deutschland“.

    Im Herbst 1948 erlitt Abegg auf einer Vortragsreise durch Westdeutschland einen schweren Schlaganfall, sodass er beim Wiederaufbau des bundesdeutschen Staats- und Polizeiwesens nach dem Zweiten Weltkrieg keine wesentliche Rolle spielen konnte. Das in der Literatur lange verbreitete Gerücht, Abegg habe 1938 im Schweizer Exil ein Attentat auf Adolf Hitler (1889–1945) geplant, wurde 1982 durch den Schweizer Historiker Klaus Urner (geb. 1942) widerlegt.

  • Auszeichnungen

    ca. 1925 Mitglied im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold
    1984 Rückerhalt des in der Zeit des Nationalsozialismus entzogenen Doktortitels durch die Universität Göttingen (postum)
    2013 Gedenktafel, Göttingen
  • Quellen

    Nachlass:

    ETH Zürich, Archiv für Zeitgeschichte. (weiterführende Informationen)

  • Werke

    Die Verjährung der Einreden nach dem römischen, gemeinen bürgerlichen Recht, 1903. (unveröff. Diss. iur.)

    Geleitwort, in: Die Polizei 18 (1921/22), Nr. 1 v. 5.4.1921, S. 2.

    Ausbildung und Verwendung der Schutzpolizei, in: Die Polizei 22 (1925), Nr. 8 v. 20.7.1925, S. 223–229.

    Die Große Polizeiausstellung Berlin 1926, in: Die Polizei 22 (1925), Nr. 15 v. 5.11.1925, S. 415 f.

  • Literatur

    N. N., Dr. Wilhelm Abegg, in: Die Polizei 21 (1924), Nr. 18, S. 453. (P)

    Karl Zbinden, Staatssekretär a. D. Dr. Wilhelm Abegg (1876–1951), in: Die Polizei – Polizei-Praxis 47 (1956), Nr. 17/18, S. 222–224.

    Karl Hans Bergmann/Wolfgang Jean Stock, Die Bewegung „Freies Deutschland“ in der Schweiz 1943–1945. Schweizer Flüchtlingspolitik und exilierte deutsche Arbeiterbewegung, 1974.

    N. N., Art. „Abegg, Wilhelm“, in: Werner Röder/Herbert A. Strauss (Hg.), Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. 1, 1980, S. 1.

    Klaus Urner, Zehn preußische Polizeioffiziere und das „Abegg-Archiv“, in: ders., Der Schweizer Hitler-Attentäter. Drei Studien zum Widerstand und seinen Grenzbereichen, 1980, S. 131–143.

    Hermann Wichers, Art. „Abegg, Wilhelm“, in: Historisches Lexikon der Schweiz, 2006. (Onlineressource)

    Michael Eggers, Wilhelm Abegg. Schöpfer der Deutschen Polizei und Widerstandskämpfer der ersten Stunde, in: Einst und Jetzt. Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung 56 (2011), S. 265–277, Nachdr. in: Sebastian Sigler (Hg.), Corpsstudenten im Widerstand gegen Hitler, 2014, S. 269–280.

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Fotografie, ca. 1923, Abbildung in: Die Polizei 21 (1924), Nr. 18, S. 453.

  • Autor/in

    Antonio Vera (Münster)

  • Zitierweise

    Vera, Antonio, „Abegg, Wilhelm“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.04.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/116001046.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA