Lebensdaten
1918 – 1943
Geburtsort
Kuchenheim (heute Euskirchen, Rheinland)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Widerstandskämpfer ; Student ; Märtyrer ; Soldat ; Medizinstudent ; Widerstandskämpfer
Konfession
römisch-katholisch
Normdaten
GND: 118697056 | OGND | VIAF: 44423600
Namensvarianten
  • Graf, Wilhelm
  • Graf, Willi
  • Graf, Wilhelm

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Graf, Willi, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118697056.html [29.03.2024].

CC0

  • Willi Graf gehörte zum engsten Kreis der Münchner studentischen Widerstandsgruppe Weiße Rose. Er versuchte, Vertraute aus Bonn, Freiburg im Breisgau, Köln, Ulm und Saarbrücken für den aktiven Widerstand gegen das NS-Regime zu gewinnen. Nach monatelangen Verhören durch die Gestapo wurde er am 12. Oktober 1943 hingerichtet.

    Lebensdaten

    geboren am 2. Januar 1918 in Kuchenheim (heute Euskirchen, Rheinland)
    gestorben am 12. Oktober 1943 in München
    begraben Friedhof St. Johann in Saarbrücken
    Konfession römisch-katholisch
    Willi Graf, Bayerisches Hauptstaatsarchiv (InC)
    Willi Graf, Bayerisches Hauptstaatsarchiv (InC)
  • Lebenslauf

    2. Januar 1918 - Kuchenheim (heute Euskirchen, Rheinland)

    1928 - 1937 - Saarbrücken

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Ludwigsgymnasium

    1937 - 1937 - Dillingen (Saar)

    Reichsarbeitsdienst

    Reichsarbeitsdienst

    1938 - 1943 - Bonn; München

    Studium der Medizin (mit Unterbrechungen)

    Universität

    1938 - 1938 - Bonn

    Untersuchungshaft wegen „bündischer Umtriebe“

    Jugendvollzugsanstalt

    1940 - 1942 - West- und Ostfront

    Kriegsdienst

    Sanitäts-Ersatz-Abteilung 7

    1942 - München; Ostfront

    Beurlaubung zur 2. Studentenkompanie, Feldfamulatur

    1942 - 1943 - München

    Flugblattaktionen der „Weißen Rose“

    1943 - 1943 - München

    Verhaftung, Schauprozess, Inhaftierung und Hinrichtung

    Volksgerichtshof, Gefängnis München-Stadelheim

    12. Oktober 1943 - München
  • Genealogie

    Vater Gerhard Graf 1885–1951 Geschäftsführer des katholischen Vereinshauses St. Johann AG „Johannishof“, Saarbrücken
    Großvater väterlicherseits Wilhelm Graf 1846–1920 Bauer
    Großmutter väterlicherseits Agnes Graf, geb. Pohl 1849–1911 Hausfrau
    Mutter Anna Graf, geb. Gölden 1885–1953 Hausfrau
    Großvater mütterlicherseits Jakob Gölden 1834–1886 Bauer
    Großmutter mütterlicherseits Katharina Gölden, geb. Schäfer 1847–1936 Hausfrau
    Bruder Willi Graf 1914–1916
    Schwester Mathilde Baez, geb. Graf 1915–2001 Kontoristin, Saarländische Stahlwerke GmbH Dingler, Karcher & Cie, Saarbrücken
    Schwester Anneliese Knoop-Graf, geb. Graf 1921-2009 Schulleiterin des Landerziehungsheims „Marienau“; Publizistin
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Graf, Willi (1918 – 1943)

    • Vater

      Gerhard Graf

      1885–1951

      Geschäftsführer des katholischen Vereinshauses St. Johann AG „Johannishof“, Saarbrücken

      • Großvater väterlicherseits

        Wilhelm Graf

        1846–1920

        Bauer

      • Großmutter väterlicherseits

        Agnes Graf

        1849–1911

        Hausfrau

    • Mutter

      Anna Graf

      1885–1953

      Hausfrau

      • Großvater mütterlicherseits

        Jakob Gölden

        1834–1886

        Bauer

      • Großmutter mütterlicherseits

        Katharina Gölden

        1847–1936

        Hausfrau

    • Bruder

      Willi Graf

      1914–1916

    • Schwester

      Mathilde Baez

      1915–2001

      Kontoristin, Saarländische Stahlwerke GmbH Dingler, Karcher & Cie, Saarbrücken

    • Schwester

      Anneliese Knoop-Graf, geb. Graf

      1921-2009

      Schulleiterin des Landerziehungsheims „Marienau“; Publizistin

  • Biografie

    alternativer text
    Willi Graf, Landeshauptstadt Saarbrücken (InC)

    Graf besuchte von 1928 bis 1937 das Ludwigsgymnasium in Saarbrücken, wo er 1929 als Ministrant der Pfarrei St. Johann dem katholischen Bund Neudeutschland (ND) beitrat. Seit 1933 Fähnleinführer an seiner Schule, warb Graf mit seinem Vater 1934/35 für die Rückgliederung des Saargebiets an das Deutsche Reich, weigerte sich jedoch, der Hitlerjugend beizutreten, nachdem er sich mit Freunden aus dem ND näher mit Adolf Hitlers (1889–1945) „Mein Kampf“ befasst hatte. Aus Protest gegen die aus seiner Sicht zu nachgiebige Haltung des katholischen Episkopats gegenüber dem NS-Regime verließ Graf 1934 den ND und trat dem von Fritz Leist (1913–1974) gegründeten, illegalen „Grauen Orden“ bei. Am 25. April 1938 wurde Graf mit 17 weiteren jungen Männern wegen „bündischer Umtriebe“ vor dem Sondergericht Mannheim angeklagt. Das Verfahren wurde aufgrund der Amnestie vom 17. Mai 1938 jedoch eingestellt.

    Graf leistete seit September 1940 als Sanitäter Kriegsdienst in Südfrankreich, Belgien und Jugoslawien sowie ab Mai 1941 in Polen und der Sowjetunion. Er distanzierte sich zunehmend vom Kriegsgeschehen. Im April 1942 zu einer Studentenkompanie nach München abkommandiert, schloss sich Graf hier der Widerstandsgruppe Weiße Rose an. Im Juni 1942 wurde er mit Hans Scholl (1918–1943) und Alexander Schmorell (1917–1943) an die Ostfront abkommandiert. Nach ihrer Rückkehr nach München im November 1942 weiteten sie die Flugblattaktionen der Weißen Rose stark aus. Seit Dezember 1942 war Graf an der Diskussion des fünften Flugblatts beteiligt. Mit Scholl und Schmorell brachte er an Münchner Häusern Parolen an: „Freiheit“, „Hitler, der Massenmörder“, „Nieder mit Hitler“ und unterstützte die Herstellung und Verbreitung des sechsten Flugblatts. In Bonn, Freiburg im Breisgau, Köln, Ulm und Saarbrücken warb er um Unterstützung für die Münchner Widerstandsgruppe und bekam Zusagen von den ND-Mitgliedern Rudi Alt (1915–2002), Helmut Bauer (1919–1952) sowie Heinz Bollinger (1916–1990) und Willi Bollinger (1919–1975). Sie wurden für den Widerstand aktiv, vor Gericht aber nicht der Beteiligung überführt.

    Am 18. Februar 1943 wurde Graf mit seiner Schwester Anneliese in München verhaftet. Graf, Schmorell und Kurt Huber (1893–1943) wurden in einem Schauprozess vor dem Volksgerichtshof in München, bei dem sich Graf zu seinen Taten bekannte, am 19. April 1943 durch Roland Freisler (1893–1945) zum Tode verurteilt. Nach Verkündung des Urteils verhörte die Gestapo Graf über mehrere Monate im Gefängnis München-Stadelheim, ohne dass dieser die Namen weiterer Verschwörer preisgab. Am 12. Oktober 1943 wurde Graf im Gefängnis München-Stadelheim hingerichtet. Der Regisseur Boris Penth (* 1950) hat sein Leben 2010 im Dokumentarfilm „Willi Graf. Zivilcourage und Widerstand“ gewürdigt.

  • Auszeichnungen

    1963 Gedenktafel, Ludwigsgymnasium Saarbrücken
    1965 Städtisches Willi-Graf-Gymnasium München
    1977 Umbenennung des Privaten Katholischen Realgymnasiums Saarbrücken in „Willi-Graf-Gymnasium“
    1978 Willi-Graf-Realschule Saarbrücken
    1985 Gedenktafel, Mandlstraße 28, München (Onlineressource)
    1990 Gedenktafel, Johannishof Saarbrücken; Umbenennung der Tannenberg-Schule in Willi-Graf-Oberschule Berlin
    2003 Ehrenbürgerschaft der Landeshauptstadt Saarbrücken (postum)
    2013 Umbenennung der Unteren Berliner Promenade in Saarbrücken in „Willi-Graf-Ufer“
    2017 Erzbistum München und Freising leitet Voruntersuchung der Seligsprechung ein
    2018 Gedenkveranstaltungen zum 100. Geburtstag und 75. Todestag in Saarbrücken und München
    2018 Gedenk- und Informationstafel am Geburtshaus in Euskirchen-Kuchenheim
    2022 Willi-Graf-Saal, Saarbrücken (größter Sitzungssaal des Saarländischen Landtags)
  • Quellen

    Nachlass:

    Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München, Abt. V. (weiterführende Informationen)

  • Werke

    Willi Grafs Jugend im Nationalsozialismus im Spiegel von Briefen, hg. v. Hildegard Vieregg/Josef Schätzler, 1984.

    Willi Graf. Briefe und Aufzeichnungen, hg. v. Anneliese Knoop-Graf/Inge Jens, 21994.

  • Literatur

    Monografien:

    Klaus Vielhaber, Gewalt und Gewissen. Willi Graf und die „Weiße Rose“. Eine Dokumentation, 1963.

    Tatjana Blaha, Willi Graf und die Weiße Rose. Eine Rezeptionsgeschichte, 2003.

    Sönke Zankel, Die Weiße Rose war nur der Anfang. Geschichte eines Widerstandskreises, 2006.

    Peter Goergen, Willi Graf. Ein Weg in den Widerstand, 22009.

    Miriam Gebhardt, Die Weiße Rose. Wie aus ganz normalen Deutschen Widerstandskämpfer wurden, 2017.

    Franz Josef Schäfer, Willi Graf und der Graue Orden. Jugendliche zwischen Kreuz und Hakenkreuz, 2017.

    Aufsätze und Artikel:

    Hans-Josef Gebel, Willi Graf. Ein Lebensbild. Zum 40. Jahrestag seiner Hinrichtung am 12. Oktober 1942, in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend 31 (1983), S. 93–123.

    Monika Mayr, Art. „Weiße Rose“, in: Wolfgang Benz/Walter H. Pehle (Hg.), Lexikon des deutschen Widerstandes, 1994, S. 316–320.

    Peter Steinbach/Johannes Tuchel, Art. „Freytag von Loringhoven, Wessel Freiherr“, in: dies. (Hg.), Lexikon des Widerstandes 1933–1945, 2. überarb. u. erw. Aufl. 1998, S. 73.

    Michael Kißener, Willi Graf. Von der Prägung eines widerständigen Katholiken (1933–1939), in: Michael Kißener/Bernhard Schäfers (Hg.), „Weitertragen“. Studien zur „Weißen Rose“. Festschrift für Anneliese Knoop-Graf zum 80. Geburtstag, 2001, S. 11–24.

    Manfred Eisenbeis, Willi Graf. Mitglied der Weißen Rose, in: Heinz Paulus/Ewald Wannemacher (Hg.), 400 Jahre Ludwigsgymnasium Saarbrücken. Kontinuität und Wandel. 1604–2004, 2004, S. 174–184.

    Peter Goergen, Willi Graf. Widerstandskämpfer und Mitglieder der Weißen Rose. 1918–1943, in: Simon Matzerath (Hg.), Prominente aus dem Saarland. Von Gräfin Elisabeth bis in das 21. Jahrhundert, 2017, S. 188–201.

    Franz Josef Schäfer, Als die Weiße Rose zu blühen begann. Die Schulzeit von Willi Graf am Saarbrücker Ludwigsgymnasium, in: Saar-Geschichten. Magazin zur regionalen Kultur und Geschichte 4 (2017), H. 49, S. 18–22.

    Franz Josef Schäfer, Die Willi-Graf-Rezeption im Saarland, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 45 (2019), S. 337–367.

    Frederik Simon, Willi Graf. Katholik, Widerstandskämpfer, Seliger? Seine Jugend und der Einfluss des Katholizismus auf seinen Lebensweg, in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend 68 (2020), S. 23–72.

    Nachrufe:

    Johannes Hoffmann, Saarbrücker Märtyrer, in: Saarbrücker Zeitung v. 10.10.1945.

    Karlheinz Scheer, Willi Graf kehrt heim, in: Saarländische Volkszeitung v. 5.10.1946.

    Fritz Leist, An einen jungen Toten. Abschiedsbrief an Willi Graf, in: Der Fährmann. Zeitschrift der Katholischen Jungmänner-Gemeinschaft im Bund der Deutschen Katholischen Jugend, 1947 (Wiederabdr. in: Willi Graf. Gedenkblätter zum 15. Jahrestag seiner Hinrichtung, hg. v. d. Landeszentrale für Heimatdienst Saarbrücken, 1958, S. 18–20).

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Bronze-Büste v. Hans Schröder (1930–2010), am 21.6.2004 im Treppenaufgang des Rathauses Saarbrücken enthüllt.

    Gemälde (Öl/Leinwand) v. Juliana Hümpfner (geb. 1961) im Auftrag der Landeshauptstadt Saarbrücken. Vorgestellt am 13.3.2019 im Festsaal des Rathauses Saarbrücken.

  • Autor/in

    Franz Josef Schäfer (Illingen, Saar)

  • Zitierweise

    Schäfer, Franz Josef, „Graf, Willi“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118697056.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA