Lebensdaten
1888 – 1957
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
London
Beruf/Funktion
Architekt
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119092301 | OGND | VIAF: 18024058
Namensvarianten
  • Rading, Adolf
  • Rading, Adolph

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Zitierweise

Rading, Adolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119092301.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Theodor Niclas (1843–96), Bankangest. in B.;
    M Marie-Luise Wetzel (1862–1936);
    B Ernst (1889-n. 1945);
    1) Lilli Richter, 2) 1920 (⚮) Anna Silber (1898–1981), Kunstgewerblerin, 3) 1931 Else Leschnitzer, gesch. Jaffé (1898–1987);
    1 T aus 2).

  • Biographie

    R. verließ das Gymnasium in Berlin-Lichterfelde mit der Mittleren Reife. Er absolvierte an der Höheren Handelsschule eine kaufmännische Ausbildung sowie in Ergänzung dazu eine Maurerlehre, um dann an der Städt. Baugewerkeschule zu studieren (1905-08). Danach assistierte er in den Büros der Architekten Peter Behrens (1868–1940), Albert Gessner (1868–1953) und August Endell (1871–1925), seinem späteren Mentor. Bei diesem arbeitete R. von 1911 bis zum Beginn des 1. Weltkriegs, den er als Frontsoldat|erlebte. Danach holte ihn Endeil an die Breslauer Akademie für Kunst und Kunstgewerbe, wo R. seit 1919 als Assistent und Lehrer und seit 1923 als Professor und Leiter der Bauklasse und Werkstätten tätig war. In Breslau konnte er erste eigene Bauten realisieren. Dank seiner Vermittlung gelang es 1925, Hans Scharoun (1893–1972) an die Kunstakademie nach Breslau zu berufen. Seit 1926 arbeiteten R. und Scharoun zudem in einem gemeinsamen Büro in Berlin. Daneben nahm R. seit Anfang der 20er Jahre in führenden Fachzeitschriften zur Reform des Wohnungs- und Städtebaus sowie in baugeschichtlich und wohnsoziologisch fundierten Beiträgen zu Fragen der Typisierung, Normierung und Rationalisierung Stellung. Fest in das institutionelle Netzwerk des Neuen Bauens eingebunden, entwarf er für die Stuttgarter Weißenhof-Siedlung von 1927 ein individuelles Wohnhaus und für die Breslauer Ausstellung „Wohnung und Werkraum“ das Modellstück eines mehrgeschossigen Kollektivwohnhauses in Stahlskelettkonstruktion. In Zwenkau bei Leipzig entstand 1930 mit dem Haus Dr. Rabe, für das der Akademiekollege Oskar Schlemmer (1888–1943) die Wandgestaltung übernahm, das umfassendste Projekt dieser Schaffensperiode.

    Nach Schließung der Breslauer Akademie (1932) und nationalsozialistischer Machtübernahme verließ R. im Okt. 1933 Deutschland. Im Südwesten Frankreichs versuchte er zusammen mit Freunden einen Bauernhof zu bewirtschaften; sein architektonisches Schaffen erfuhr einen tiefgreifenden Bruch. 1936 bot sich mit der Weiteremigration nach Palästina die Möglichkeit zur Wiederaufnahme des Architektenberufes. In Haifa sowie in Nahariah nahe der libanes. Grenze errichtete R. in Bürogemeinschaft mit dem Maler und Architekten Curt Reinsch (1892–1952) u. a. zunächst private Wohnhäuser. Seit 1943 arbeitete er als architektonischer Berater der Stadt Haifa und übernahm nach 1945 die Leitung der städtebaulichen Entwicklungsbehörde. Die mit der Gründung des Staates Israel 1948 verbundene Veränderung auch der baupolitischen und administrativen Rahmenbedingungen führte zu dem Entschluß, das Land zu verlassen. Kontakte zu ehemaligen Kollegen wie Scharoun und Richard Döcker (1894–1968) dokumentieren Überlegungen zur Remigration nach Berlin. 1950 ging R. jedoch nach England, wo er 1952 eingebürgert wurde und die Zulassung als Architekt erhielt. Im selben Jahr gründete er eine Bürogemeinschaft mit dem Emigranten und gebürtigen Berliner Fritz Heinrich (später Frederick) Herrmann (1898–1983). Bis 1956 entstanden unter deutlichem Einfluß des pittoresken „New Empiricism“ nur noch wenige Umbauten und Einzelwohnhäuser.

    R. hinterließ ein sehr heterogenes und bislang kaum breiter rezipiertes Gesamtwerk. Gehörte er in den 20er Jahren unumstritten zum Zentrum der sich in Deutschland formierenden Architektur-Avantgarde, sind die nach 1936 entstandenen Entwürfe und Projekte entscheidend von der mehrfach wechselnden Arbeits- und Auftragssituation geprägt. Vor allem das Exilwerk präsentiert sich als Mosaik vielfältiger Transformationen. Seine Fragmente entziehen sich den herkömmlichen Klassifizierungsmustern eines sich mit der Emigration über Ländergrenzen hinwegsetzenden International Styles und erschweren so ihre Plazierung innerhalb der Historiographie der Architekturmoderne.|

  • Auszeichnungen

    Vorstandsmitgl. d. Dt. Werkbundes (DWB) (1923);
    Vors. d. Bundes Dt. Architekten, Schlesien (1926);
    Mitgl. d. Berliner Architektenvereinigung „Der Ring“ (1926);
    seit ihrer Gründung (1927) Mitgl. d. Reichsforschungsges. f. Wirtschaftlichkeit im Bau- u. Wohnungswesen e. V. (RFG) u. d. Internat. Federation for Housing and Town Planning;
    Vors. d. Dt. Normenausschusses f. Berlin u. Brandenburg;
    Mitgl. d. Institute of Registered Architects (1952);
    Mitgl. d. Town Planning Institute (1953);
    Fellow d. Royal Institute of British Architects (RIBA) (1953).

  • Werke

    Weitere W u. a. in Breslau: Wohnhaus R. s, 1921;
    Bebauung d. Karrees Oranien-/Fehrbellin-/Kürassier-/Derfflingerstr., 1922–27, mit Logengebäude d. Odd Fellows, 1925-26;
    1. u. 2. Umbau d. Mohrenapotheke, 1925 u. 1928;
    Haus Dr. Kriebel, 1927;
    in Berlin: Haus Ernst Rading;
    Haus Haeffner, beide 1928;
    Wohnanlage in Berlin-Lichtenberg, 1930-31;
    Hallengestaltung f. d. Ausst. „Sonne, Luft u. Haus f. Alle“, Berlin 1932 (mit E. A. Gutkind);
    in Haifa: 1. Preis im städt. Wettbewerb z. Gestaltung d. Südseite d. Kingsways, 1937;
    Haus Gerzon, Haus Dr. Aschner, Haus Roth, alle 1939;
    Parfumfabrik Frutarom Ltd., 1943-44;
    Bebauungspläne f. Platzgestaltungen, 1943-44;
    Entwicklungsplan f. d. südl. Küstenstreifen Haifas, 1943-45;
    Wohnanlage Bat Galim, 1945-47;
    Wohnbebauung Kiryat Haim, 1948-50;
    – Haus Schermann, 1938-39 (Nahariah);
    in London: „The Herrad System“, 1952-53;
    Wettbewerbsentwurf „Redevelopment of Marine Parade, Dover“;
    Haus Dr. Suzanne Collet, Tadworth, Surrey, 1953-54 – Schrr.: u. a. Die Typenbildung u. ihre städtebaul. Folgerungen, in: Probleme d. Bauens, Der Wohnungsbau, hg. v. F. Block, 1928, S. 55-68. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Stiftung Archiv d. Ak. d. Künste, Berlin, Slg. Baukunst; Haifa Municipality Archives/City Engineer Department; RIBA British Architectural Library, London, Manuscripts & Archives Collection u. Drawings Collection, Herrmann Files.

  • Literatur

    A. Behne, Der moderne Zweckbau, 1926;
    H. de Fries, Junge Baukunst in Dtld., 1926;
    G. A. Platz, Wohnräume d. Gegenwart, 1933;
    Ak. d. Künste (Hg.), Poelzig, Endell, Moll u. d. Breslauer Kunstak. 1911-1932, 1965;
    P. Pfankuch (Hg.), A. R., Bauten, Entwürfe u. Erll., 1970 (W-Verz., L, P);
    V. Šlapeta, A. R. Casa Rabe, Zwenkau/Lipsia, 1928–1930, in: Domus, 1989, H. 4, S. 74-84 u. Forts., Anm. XXII;
    ders., Neues Bauen in Breslau, in: Rassegna, 1989, Nr. 40, S. 14-62;
    B. Szymanski, Der Architekt A. R. (1888-1957), Arbb. in Dtld. bis 1933, 1992;
    dies., Der Architekt A. R., Arbb. in Breslau 1919-1933, in: Schlesien 37, 1992, H. 1, S. 38-47;
    O. Pegels, A. R. 1888-1957, Bauten u. Projekte in Dtld., Palästina u. England, Diss. Aachen 1992 (W-Verz., L, P);
    Inst. f. Auslandsbeziehungen (Hg.), Auf dem Weg z. Neuen Wohnen, Die Werkbundsiedlung Breslau 1929, 1996;
    M. Warhaftig, Sie legten d. Grundstein, Leben u. Wirken dt.sprachiger jüd. Architekten in Palästina 1918-1948, 1996, S. 236-45 (L, P);
    Wasmuths Lex. d. Baukunst, IV, 1932, S. 137;
    ThB;
    Vollmer;
    BHdE II.

  • Autor/in

    Regina Göckede
  • Zitierweise

    Göckede, Regina, "Rading, Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 93-95 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119092301.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA