Lebensdaten
1900 – 1992
Geburtsort
Berlin-Schöneberg
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Wendland, Heinz-Dietrich

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Zitierweise

Wendland, Heinz-Dietrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140419.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Traugott (1869–1944), ev. Pfarrer in Siethen b. Ludwigsfelde (Brandenburg), 1910–36 an d. Markuskirche in B.-Steglitz, S d. Heinrich Wilhelm (1836–1909), ev. Pfarrer in Siethen, u. d. Johanna Luise Anna Steinhausen;
    M Margarethe Gühne (1871–1944);
    B Winfried (1903–88), Architekt in Potsdam, Bauforscher, Kirchenbaurat (s. Brandenburg. Denkmalpflege 21, 2012, S. 78–89; Dict. of Art; AKL), Ortwin (1907–71), ev. Pfarrer in B., Folkwin (1910–2006), Gartenarchitekt u. -hist., Vf. v. Schrr. über Gärten, Parks in B. u. in Brandenburg sowie über d. Tiergarten in B.;
    Berlin 1927 Käthe Dreyer (* 1900), aus B.;
    mind. 2 S Wolfhard (* 1930, Dorothea-Marie Schwemer, * 1934, aus Wollrode, Hessen), Heinz-Dietrich (* 1932, Christa Teicke, * 1937, aus Bremen), mind. 1 T Christa-Brigitte (* 1928);
    N Folkwart (* 1937), Dr., Dipl.-Geol., Wiss.hist., Vf. e. Biogr. v. Peter Simon Pallas, v. Schrr. z. dt.-russ. Kultur- u. Wiss.beziehungen im 18. Jh. sowie z. brandenburg. Gartengesch.

  • Biographie

    W. wuchs in einem dt.national geprägten Umfeld auf. Seit 1913 Mitglied des „Wandervogels“ und seit 1919 der Theologenverbindung „Wingolf“, studierte er nach dem Abitur 1919 am Humanistischen Gymnasium Berlin-Steglitz 1919–21 Ev. Theologie und Philosophie in Berlin, 1921 / 22 in Hamburg, 1922 wieder in Berlin und seit 1922 / 23 in Heidelberg, wo er, gefördert von dem Syste-| matischen Theologen Willy Lüttge (1882–1928), 1924 mit einer Arbeit über den schweizer. liberalen Theologen Alois Emanuel Biedermann zum Dr. theol. promoviert wurde. W., entschieden antirepublikanisch und von völkischem Denken geprägt, war Mitarbeiter von „jungnationalen“ Zeitschriften wie „Der Bannerträger“, „Das Gewissen“ und „Jungnationale Stimmen“ sowie Referent in der Apologetischen Centrale des Centralausschusses für die Innere Mission der Dt. Ev. Kirche in Berlin-Spandau. 1926 unterzeichnete er das „Berneuchener Buch“ zur liturgischen Erneuerung des ev. Gottesdienstes, 1933 trat er in die Ev. Michaelsbruderschaft ein. 1929 habilitierte sich W. bei dem Heidelberger kulturprot. Neutestamentler Martin Dibelius (1883–1947) über „Die Eschatologie des Reiches Gottes bei Jesus“ (1931) und lehrte in Heidelberg 1929–36 als Privatdozent Neutestamentliche Theologie und Christliche Sozialethik. 1936 folgte W., der im innerprotestantischen Kirchenkampf seit Mai 1933 der „Jungreformatorischen Bewegung“, seit Anfang 1935 der Bekennenden Kirche verbunden war und dem die Heidelberger Fakultät Unterstützung des Nationalsozialismus attestierte, einem Ruf auf den Neutestamentlichen Lehrstuhl der Theol. Fakultät in Kiel. Als Marinekriegspfarrer seit 1939 wurde er im Mai 1945 von sowjet. Truppen in Kriegsgefangenschaft genommen.

    Nach der Entlassung im Nov. 1949 nahm W. im Mai 1950 seine Lehrtätigkeit in Kiel wieder auf. Er war seitdem Mitglied des Ökumenischen Studienausschusses und der Ev. Marxismus-Kommission. 1954 nahm er als Consultant der dt. Delegation an der Weltkirchenkonferenz in Evanston (Illinois, USA) teil. 1955 wechselte W. auf den Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftswissenschaften in der Ev.-Theol. Fakultät der Univ. Münster, wo er das „Institut für christliche Gesellschaftswissenschaften“ aufbaute und bis 1969 lehrte (Rektor 1964).

    Mit zahlreichen Monographien zur „Theologie der Gesellschaft“, als Mitherausgeber der „Zeitschrift für evangelische Ethik“, Mitarbeiter im Sozialamt der Ev. Kirche in Westfalen sowie als akademischer Lehrer von Ethikern wie Günter Brakelmann (* 1931), Karl-Wilhelm Dahm (* 1931), Trutz Rendtorff (1931–2016), Hermann Ringeling (* 1928), Theodor Strohm (* 1933) und Christian Walther (1927–2012) übte W. prägenden Einfluß auf den sozialethischen Diskurs im westdt. Protestantismus der 1950er und 1960er Jahre aus. 1961 in die „Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen“, die spätere Rhein.-Westfäl. Akademie der Wissenschaften, berufen, kritisierte er nun die neuluth. „Theologie der Ordnungen“, die er in den 1920er und 1930er Jahren selbst vertreten hatte, und machte sich Grundbegriffe der Marxschen Lehre, etwa den Begriff der Entfremdung und die Rede vom Proletariat, zu eigen. Doch trotz eines solchen semantischen Wandels, wie er sich insbesondere in der „Einführung in die Sozialethik“ (1963) und der Aufsatzsammlung „Die Kirche in der revolutionären Gesellschaft“ (1967) beobachten läßt, hielt W. an der Deutung der Kirche als Avantgarde der Veränderung der Gesellschaft hin zu mehr Gerechtigkeit und an seinen homogenitätsorientierten Visionen neuer Gemeinschaft fest.

  • Werke

    |Volk u. Gott, 1926;
    Die ev. Staatsanschauung, 1932;
    Reichsidee u. Gottesreich, 1934;
    Die Kirche in d. modernen Ges., 1955, ²1958, Neudr. 1973;
    Botschaft an d. soz. Welt, 1959;
    Grundzüge d. ev. Soz.ethik, 1968;
    Wege u. Umwege, 50 J. erlebter Theol. 1919–1970, 1977 (P) (Autobiogr.);
    W-Verz.: G. Linnenbrink, Bibliogr. H.-D. W., in: F. Karrenberg u. a. (Hg.), Spannungsfelder d. Ev. Soz.lehre, Aufgaben u. Fragen v. Dienst d. Kirche an d. heutigen Ges., H.-D. W. z. Vollendung seines 60. Lebensj., 1960, S. 295–300;
    R. Gaede, Bibliogr. H.-D. W., 1978.

  • Literatur

    |K.-W. Dahm u. W. Marhold, Theol. d. Ges., Der Btr. H.-D. W.s z. Neukonstruktion d. Soz.ethik, in: Zs. f. ev. Ethik 34, 1990, S. 174–91;
    W.-D. Hauschild, Der Wiederaufbau d. Ev.-Theol. Fak. Münster n. 1945, in: W. H. Neuser (Hg.), Die Ev.-Theol. Fak. 1914 bis 1989, 1991, S. 95–130;
    K.-H. Fix, Univ.theol. u. Pol., Die Heidelberger Theol. Fak. in d. Weimarer Rep., 1994, S. 169–83;
    H.-J. Buss, Die Kieler Theol. Fak. im NS-Staat, in: Ch. Cornelissen u. C. Mish (Hg.), Wiss. an d. Grenze, Die Univ. Kiel im NS, 2009, S. 99–117;
    R. Ahrens, in: B. Stambolis (Hg.), Jugendbewegt geprägt, Essays z. autobiogr. Texten v. Werner Heisenberg, Robert Jungk u. vielen anderen, 2013, S. 725–35;
    F. W. Graf, in: RGG⁴;
    ders., Helmut Thielicke u. d. „Zs. f. ev. Ethik“, 2018;
    zur Fam.: A. Eichholz, Lb. aus Siethen u. Wernstein, 2014, S. 76 u. 89.

  • Autor/in

    Friedrich Wilhelm Graf
  • Zitierweise

    Graf, Friedrich Wilhelm, "Wendland, Heinz-Dietrich" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 771-772 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140419.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA