Lebensdaten
1714 – 1764
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Unternehmer ; Gründer der Berliner Porzellanmanufaktur
Konfession
reformiert
Namensvarianten
  • Wegely, Wilhelm Caspar, Wegeli, Wilhelm Caspar
  • Wegely, Wilhelm Kaspar, Wegeli, Wilhelm Kaspar

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Zitierweise

Wegely, Wilhelm Caspar, Wegeli, Wilhelm Caspar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139534.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus thurgau. Schultheißenfam.;
    V Johann Georg Wegeli (1680?-1755), aus Diessenhofen (Thurgau), Kreponmanufacturier, Tuchmacher, kam 1703 als Kolonist n. Cölln, 1711 Bürger in B., baute 1723 auf d. Gelände d. ehem. kfl. Manufakturspinnhauses „auf der Insel“ nahe d. Fischerbrücke e. neue Manufaktur f. Woll- u. Halbseidenzeug, d. sich mit 3466 Beschäftigten zu einer d. größten ihrer Branche entwickelte;
    M Anna Cleopha (um 1681 / 89–1750), evtl. T d. Johann Felix Höggeri (1651–88 / 92) u. d. Barbara Hirzel, beide aus Zürcher Patrizierfam.;
    6 B (2 wohl früh †) Johann George (1709–43), Johann Christian (1718–52, Charlotte Christiane Gloxin), Kriegs- u. Domänenrat in Küstrin, Johann Jakob (n. 1714–47 auf dem Meer), Andreas Daniel (1721–71, Susanna Margaretha Wilckens, 1727–85, aus Bremen, 2] Friedrich Ludwig v. Rochow, 1745–1808, preuß. Lt., Gutsbes., Kammerherr, Rr. d. Johanniterordens, s. GHdA 38, Adelige Häuser VIII, 1966), Kaufm., Mitinh. d. Manufaktur f. Woll- u. Halbseidenzeug in B., 1 Schw (wohl früh †);
    1) Magdeburg 1735 Jakobine ( 1736), T d. Georg Sandrart, Kauf- u. Handelsherr in Magdeburg, u. d. Elisabeth Zimmer, 2) Frankfurt/M. 1741 Marie Charlotte (1721?-1803, 2] 1772 N. N. v. Fischer), T d. Carl v. der Burg, Kauf- u. Handelsherr in Frankfurt/M.;
    1 T aus 1) Anna Elisabeth Cleopha (* 1736, Christian Alexander Friedrich Buchholtz, 1735–93, Geh. Kriegsrat in B., s. Straubel, Biogr. Hdb. preuß. Verw.), 6 S aus 2) (2 früh †) Carl Jakob (1745–92, Eleonore Margarethe Buchholtz, 1802), Kaufm., Teilh. d. Wollzeugmanufaktur, Johann Georg (1748–n. 1833, Charlotte Friderike Wegeli, 1750–n. 1800, T d. Andreas Daniel Wegeli, 1721–71, s. o.), Kaufm., Teilh. d. Wollzeugmanufaktur, Jakob Friedrich (* 1749, Cathrine Friderike Louise|Meckel), 1781 Haupt-Banco-Kassenbuchhalter, Kurator d. Kinder d. Prof. Dr. med. Meckel, Ernst Wilhelm (* 1756), Ökonom, Grundbes. in B.

  • Biographie

    W. erwarb textilfachliche und kaufmännische Grundkenntnisse im väterlichen Betrieb und wurde 1737 Teilhaber bei „J. G. Wegeli & Sohn“. Das sehr erfolgreiche Unternehmen firmierte seit 1744 mit der Teilhaberschaft von W.s Bruder Johann Andreas Daniel als „J. G.

    Wegeli & Söhne“. Durch die starke Exportorientierung der Wollindustrie gelangte W. früh an die überregionalen Messeplätze von Leipzig, Braunschweig und Frankfurt/M., wo er seine Informationsnetze knüpfte. Aufgrund der Absatzkrise der Wollwirtschaft 1735–38 verbreiterte W. die geschäftlichen Aktivitäten der Firma. Er hatte Kontakte zum Chemiker Johann Heinrich Pott (1692–1777), kannte dessen Untersuchungen über die Eignung verschiedener Mineralien für die Herstellung von Porzellan und auch dessen von Kg. Friedrich II. unterstütztes, aber 1746 gescheitertes Konzept für eine Porzellanfabrik in Freienwalde. W. ließ in Potts Labor nach geeigneten Färbstoffen für die Textilherstellung forschen und befaßte sich zwischen 1740 und 1742 mit den technologischen Problemen des Brennprozesses bei der Porzellanherstellung mit dem Ziel der Errichtung einer eigenen Porzellanmanufaktur.

    W. erhielt von Johann Kilian Benckgraff (1708–58), 1750–53 Leiter der Höchster Manufaktur, Hinweise auf die Rohstoffzusammensetzung und ein Ofenmodell und bezog Kaolin aus dem Fürstbistum Passau sowie aus Hötensleben bei Magdeburg. Ende 1750 erwarb er in Berlin ein Haus in der Königstr. 33 / Neue Friedrichstr. 21 als Kern der geplanten Manufaktur; 1751 bewilligte Kg. Friedrich II. W.s Gesuch um Überlassung benachbarter Gebäude für deren Errichtung und um ein Privileg zur Porzellanherstellung für 50 Jahre. 1753 beantragte W. die kgl. Unterstützung für eine Erweiterung der Gebäude. Als künstlerische Mitarbeiter gewann er den Bildhauer Ernst Heinrich Reichard ( 1764), seit 1751 als Modelleur in der Manufaktur tätig, außerdem arbeitete seit 1756 Isaak Jacob Clauce (1728–1811) als Maler und Lehrer in der Malerstube in der Nachfolge von Friedrich Roth (1723–1802). Die Manufaktur beschäftigte nach Schätzungen 50 Mitarbeiter und nahm 1756 die volle Produktion auf, wovon ca. 570 Stücke in etwa 85 Sammlungen erhalten sind.

    Der Beginn des 7jährigen Kriegs 1756, die Konkurrenz durch die an den preuß. Fouragelieferanten Heinrich Carl Schimmelmann (1724–82) verpachtete Meissener Manufaktur sowie die allgemeine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage führten 1757 zur Einstellung der Produktion. Der ebenfalls aus der Textilbranche stammende Kaufmann Johann Ernst Gotzkowsky (1710–75) gründete 1761 auf Anregung des Königs eine neue Porzellanmanufaktur, die auf W.s Erfahrungen aufbaute und mit dessen ehemaligen Mitarbeitern betrieben wurde. Dieses Unternehmen, das nach dem finanziellen Scheitern Gotzkowskys 1763 vom König erworben wurde, bildete die Grundlage der „Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin“ (KPM). W.s Verdienst ist die Planung, Anbahnung, Installierung und Ingangsetzung eines komplizierten Produktionsverfahrens auf eigenes Risiko.

    Die Wollzeugmanufaktur und anderen geschäftlichen Aktivitäten W.s wurden von seinem Bruder Johann Andreas Daniel und seinen Söhnen Carl Jakob und Johann George fortgeführt und gingen 1789 in Konkurs, 1796 wurde die Produktion eingestellt.

  • Auszeichnungen

    | W.str. (Berlin, Charlottenburg-Wilmersdorf, seit 1883).

  • Literatur

    |G. Zick, Berliner Porzellan d. Manufaktur v. W. C. W. 1751–1757, 1978;
    W. Martin, Manufakturbauten im Berliner Raum seit d. ausgehenden 17. Jh., 1989;
    F. Wilckens, Krepon, Kredit u. Porzellan, Vom steilen Aufstieg u. tiefen Fall d. Untern.fam. Wegeli aus Diessenhofen im Berlin d. 18. Jh., 2006 (Qu, L);
    D. Heim, Die Berliner Porzellanplastik u. ihre skulpturale Dimension, 1751–1825, 2016 (s. Reg.).

  • Autor/in

    Klaus Dettmer
  • Zitierweise

    Dettmer, Klaus, "Wegely, Wilhelm Caspar, Wegeli, Wilhelm Caspar" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 540-541 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139534.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA