Lebensdaten
1894 – 1970
Geburtsort
Schlitz (Oberhessen)
Sterbeort
Bad Salzuflen (Kreis Lippe)
Beruf/Funktion
Sprachwissenschaftler ; Professor in Münster
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118623907 | OGND | VIAF: 15562579
Namensvarianten
  • Trier, Jost

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Trier, Jost, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118623907.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jost Christian Ludwig (1859–1939), Dr. med., Landarzt in Sch. u. Barmen (Wuppertal), S d. Heinrich;
    M Else (Elisabeth) (1870–1938), T d. Gustav Nehrkorn;
    B Otto (g 1917);
    Göttingen 1923 Margarete (1895–1970, 1] Hans-Jürgen Fressel, 1893–1921, Dr. med.), T d. Friedrich Bendixen (1864–1920), Dr. iur., Volkswirt (s. NDB II), u. d. Margarethe Windscheid (1864–1936);
    2 S Jost Otto (* 1923), Dr. rer. nat., Physiker in Braunschweig, Hans Friedrich Bendix (* 1930), Dr. phil., Archäol., 1977–95 Dir. d. Westfäl. Landesmus. f. Vor- u. Frühgesch. in Münster, 1 T Elisabeth Margarete (* 1925, Hans Hermann Seiler, * 1929, Dr. iur., o. Prof. d. Rechte in Hamburg, s. Kürschner, Gel.Kal. 2013), 1 Stief-S Walther Fressel (1920–43 vermißt in d. UdSSR);
    Gvm d. Ehefrau Bernhard Windscheid (1817–92), o. Prof. d. Rechte in Basel, Greifswald, München, Heidelberg u. Leipzig (s. ADB 43; Drüll, Heidelberger Gel.lex. I).

  • Biographie

    T. besuchte die Volksschule in Schlitz und das Humanistische Gymnasium in Barmen. Anschließend an das Abitur 1914 nahm er das Studium der Philologie in Freiburg (Br.) auf, meldete sich aber bei Kriegsbeginn als Freiwilliger. Seit 1915 in franz. Gefangenschaft, erkrankte er in Nordafrika an Malaria und wurde im Zuge eines Kriegsgefangenenaustauschs 1916–18 in der Schweiz interniert. Während dieser Zeit setzte T. sein Studium in Basel fort, wo ihn der Kulturhistoriker Ernst A. Stückelberg (1867–1926) und der Sprachwissenschaftler Jakob Wackernagel (1853–1938) prägten. 1918/19 studierte T. in Berlin, danach in Marburg. Nach der Lehramtsprüfung dort 1920 kehrte er an die|Univ. Freiburg zurück und wurde hier 1923 bei Friedrich Wilhelm (1882–1939) mit der Arbeit „Der heilige Jodocus, Sein Leben und seine Verehrung, zugleich ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Namengebung“ (1924, Nachdr. 2008) zum Dr. phil. promoviert. 1928 habilitierte sich T. in Marburg (Der dt. Wortschatz im Sinnbezirk d. Verstandes, Die Gesch. e. sprachl. Feldes, 1931, ²1973), lehrte hier anschließend als Privatdozent und ging 1932 als o. Professor für Dt. Philologie nach Münster (Dekan 1936/37, Rektor 1956/57, em. 1963). Rufe nach Heidelberg (1936), Berlin (1938), Göttingen (1946) und Basel (1951) lehnte er ab. In der NS-Zeit hielt T. Distanz zum Regime, obgleich er 1933 der NSDAP beigetreten war.

    Neben der Hausforschung und einer dem Grundsatz, viele Wörter entstünden aus einem praktisch-technischen Weltbezug, verpflichteten Etymologie galt T.s wissenschaftliche Aufmerksamkeit Problemen der historischen Semantik. Auf der Basis seiner Untersuchungen zum Bedeutungswandel der Wörter und ihrer Konzepte entwickelte er, im vielbeachteten Habilitationsdruck von 1931 an Verstandesbegriffen vorgestellt, die Theorie des „sprachlichen Felds“. Mit ihr richtete er sich gegen die atomistische Auffassung, die Wortbedeutung sei im Einzelwort begründet. Anknüpfend an Gunther Ipsens (1899–1984) Begriff des Wortfelds und Anregungen aus der Gestaltpsychologie aufnehmend, untersuchte T. das Zusammenspiel der Wörter struktural im Sinne Ferdinand de Saussures (1857–1913) und ging davon aus, daß Verschiebungen im System (Feld) die Bedeutung des Einzelworts tangieren. Anders als die Strukturalisten jedoch verstand T. Sprache primär als Ergebnis einer geschichtlichen Entwicklung, weshalb die Wortfeldtheorie im Unterschied zur strukturalen Linguistik die diachrone Dimension der Semantik mit berücksichtigt. Für die historische Bedeutungsforschung erwies sich T.s wegweisender Ansatz auch international als anschlußfähig. Konvergenzen gibt es mit der inhaltsbezogenen Grammatik von Johann Leo Weisgerber (1899–1985). Zu T.s Schülern zählen u. a. Hartmut Beckers (1938–96), Karl Heinz Borck (1923–2009) und Helmut Gipper (1919–2005). Wissenschaftspolitische Wirkung entfaltete T. u. a. als Vorsitzender des „Staatlichen Arbeitskreises für Rechtschreibregelung“ (1956–70), des Dt. Germanistenverbands (1952–56, Ehrenmitgl. 1962) und der Vereinigung der Dt. Hochschulgermanisten (1951–56). 1961–64 gehörte er dem Senat der DFG an (Fachgutachter 1949–55) und zählte als Kuratoriumsmitglied (1964– 70) zu den Gründern des „Instituts für Deutsche Sprache“ in Mannheim (Ehrenmitgl. 1969).

  • Auszeichnungen

    A korr. Mitgl. d. Wittheit, Bremen (1935);
    o. Mitgl. d. Göttinger Ak. d. Wiss. (1939), d. Hist. Komm. f. Westfalen (1934, korr. 1969) u. d. Arb.gemeinschaft f. Forsch. d. Landes NRW (1952);
    Mitgl. d. Goethe-Ges. Weimar (1955);
    Konrad-Duden-Preis d. Stadt Mannheim (1968).

  • Werke

    Weitere W Patrozinienforsch. u. Kulturgeogr., in: HZ 134, 1926, S. 319–49;
    Die Worte d. Wissens, in: Mitt. d. Univ.bundes Marburg, 1931, S. 33–40;
    Haus u. Wohnen, in: Westfalen 24, 1939, S. 155–66;
    First, Über d. Stellung d. Zauns im Denken d. Vorzeit, in: Nachrr. v. d. Ges. d. Wiss. in Göttingen, phil.-hist. Kl., 4, N. F. 3, 1940, S. 55–137;
    Vater, Versuch e. Etymol., in: ZSRG G 65, 1947, S. 232–60;
    Über d. Herkunft einiger Wörter d. sittl. Bereichs, in: Studium Generale 1, 1948, S. 103–10;
    Lehm, Etymologien z. Fachwerk, 1951;
    Holz, Etymologien aus d. Niederwald, 1952;
    Versuch über Flußnamen, 1960;
    Venus, Etymologien z. Futterlaub, 1963;
    Feld, sprachl. Feld, in: Hist. Wb. d. Philos., hg. v. J. Ritter u. a., Bd. 2, 1972, Sp. 929–33;
    Meine drei Ansätze z. Wortforsch., in: H. Beckers (Hg.), Gedenkschr. f. J. T., 1975, S. 1–12;
    Aufss. u. Vortrr. z. Wortfeldtheorie, 1977;
    Wege d. Etymol., 1981;
    Hg.: Studium Generale (seit 1948 Mithg.);
    Neue Dt. Forsch., Abt. Dt. Philol. (1935–39);
    Schrr. d. Volkskundl. Comm. im d. Provinzialinst. f. westfäl. Landes- u. Volkskde. (seit 1939);
    Münstersche Forsch. (seit 1950);
    Nachlaß: Univ.- u. Landesbibl. Münster;
    DLA Marbach (Briefwechsel).

  • Literatur

    L B. v. Wiese (Hg.), FS f. J. T., 1954 (W);
    Zs. f. Volkskde. 51, 1954 (J. T. gewidmet);
    W. Foerste (Hg.), FS f. J. T. z. 70. Geb.tag, 1964 (W);
    H. Schwarz, in: Wirkendes Wort 21, 1971, H. 1, S. 60–62;
    J. L. Weisgerber, in: Rhein.-Westfäl. Ak. d. Wiss. 1971, H. 1, S. 13–17;
    H. Beckers (Hg.), Gedenkschr. f. J. T., 1975 (W);
    R. Schützeichel, in: Sprachwiss. 5, 1980, H. 2, S. 146–71;
    K. H. Borck, in: Mitt. d. Dt. Germanisten-Verbandes 17, 1970, H. 4, S. 1–3;
    H. Moser, in: Sprache u. Ges., 1971, S. 323–27;
    H. Geckeler, Strukturelle Semantik u. Wortfeldtheorie, ²1971;
    K. Stackmann, in: Jb. d. Ak. d. Wiss. in Göttingen 1972, S. 106–69, erneut in: ders., Kleine Schrr., Bd. 2, 1998, S. 336–92;
    J. K. Lekomcev, Über einige Perspektiven v. J. T.s Ideen, Versuch e. formalen Inhaltsanalyse, in: Dt. Sprache, 1980, H. 2, S. 133–44;
    P. Lutzeier, Wort u. Feld, Wortsemant. Fragestellungen mit bes. Berücksichtigung d. Wortfeldbegriffs, 1981;
    R. Hiersche, Zu d. Wegen d. Etymol. J. T.s, in: Btrr. z. Namenforsch. 18, 1983, H. 3, S. 258–83;
    W. Zillig (Hg.), J. T. Leben, Werk, Wirkung, 1994 (P);
    ders. (Hg.), Über J. T., 1998;
    Ch. Mahler, Aspekte d. Traditionsbildung in d. Sprachwiss., Als Fallbsp. dargest. am wiss. Umfeld v. J. T., Mag.arb. Münster 1995;
    H. Gipper, J. T. u. d. sprachl. Feld, Was bleibt?, in: Zs. f. germanist. Linguistik 23, 1995, H. 3, S. 326–41;
    C. P. Herbermann, Benennungsprinzipien u. Benennungssituationen, Zu einigen Grundbegriffen d. Etymol., in: E. Schmitsdorf (Hg.), Lingua Germanica, Stud. z. dt. Philol., 1998, S. 70–91;
    J. Brokoff, Die Verselbständigung d. Poesie als Spiel am Ende d. 18. Jh. u. d. Spielbegriff b. J. Huizinga u. J. T., in: Th. Anz|(Hg.), Lit. als Spiel, 2009, S. 101–14;
    Kosch, Lit.-Lex.³(W, L);
    Internat. Germanistenlex. (W, L);
    Killy;
    Lex. grammaticorum; Göttinger Gel. (P)

  • Autor/in

    Alexander Nebrig
  • Zitierweise

    Nebrig, Alexander, "Trier, Jost" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 415-417 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118623907.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA