Lebensdaten
um 1495 – 1527
Geburtsort
Heybach bei Huglfing (Oberbayern)
Sterbeort
Basel (an der Pest)
Beruf/Funktion
Wiedertäufer
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 11867773X | OGND | VIAF: 46807511
Namensvarianten
  • Denck, Hans
  • Dengk, Hans
  • Denk, Johann
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Denk, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11867773X.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Über Herkunft und Jugendentwicklung D.s liegt ein undurchdringliches Dunkel. 1517 wurde er in Ingolstadt inskribiert, unterhielt Beziehungen zu den Augsburger Humanisten, war mit Oekolampad befreundet, arbeitete auch eine Zeitlang als Korrektor bei Cratander in Basel. Im Herbst 1523 wurde der sprachbegabte junge Magister auf Oekolampads Empfehlung als Rektor an der Sebaldusschule in Nürnberg angestellt. Da er in den Prozeß der „drei gottlosen Maler“ verwickelt wurde, in dem er seine Abhängigkeit von Thomas Münzer bekannte, wurde er im|Januar 1525 bereits aus Nürnberg ausgewiesen. Nun begann sein Wanderleben, in dessen Verlauf er nach Sankt Gallen kam und dort wie in Augsburg mit der täuferischen Bewegung in Verbindung trat. Von Balthasar Hubmaier ist er dort getauft worden. Aus Straßburg, wo er eine Disputation mit Bucer (22.12.1526) bestand, wurde er vom Rat ausgewiesen. Zu Beginn des Jahres 1527 finden wir ihn in der Pfalz. In Landau disputierte er mit Johann Bader über die Kindertaufe. Überall wirkte er für die Glaubenstaufe und vertrat die Lehre von der Allversöhnung. In Worms veröffentlichte er die von Ludwig Hetzer begonnene Übersetzung der Prophetenschriften aus dem Hebräischen, die weithin Anerkennung fand. Indessen gingen die Magistrate der oberdeutschen Städte auf Zürichs Veranlassung energisch gegen die Täufer vor. D.s Gegensatz gegen die Lehre der Reformatoren wurde immer stärker, dem religiösen Interesse war bei ihm das ethische übergeordnet. Wie Gott die Liebe ist, so soll der Mensch nach dem Vorbilde Christi zur vollkommenen Liebe gelangen. Wie alle seine Geistesverwandten legte auch D. größten Wert auf die Wirkung des göttlichen Geistes. Nur durch diesen wird die Heilige Schrift offenbar. Sein mystischer Spiritualismus hinderte ihn aber nicht, an äußeren Zeichen wie Taufe und Abendmahl festzuhalten, die freilich nur als Sinnbilder aufgefaßt wurden. Seine Versuche, die wahre Kirche Christi zu sammeln, hat D. bald aufgegeben, enttäuscht über die mangelnden sittlichen Früchte bei den Täufern.

    Als D. im Herbst 1527 nach Basel kam, um fern vom Streit ein zurückgezogenes Leben zu führen, bekümmerte sich Oekolampad um ihn, in der Hoffnung, ihn zurückgewinnen zu können. In dieser Zeit entstand sein Bekenntnis, in dem er seine Lehre abmilderte und bereit war, die täuferische Lehre von der Aufrichtung des Reiches Gottes aufzugeben. Zu voller Klarheit hat er seine Gedanken nicht entwickeln können.

    Wie andere Spiritualisten seiner Zeit, so hat auch D. manche Anschauungen aus der Welt der deutschen Mystik übernommen. Diese Tatsache wird an seiner Anthropologie deutlich. Der Mensch muß das Kreatürliche überwinden und dem Geiste folgen, wenn er zu Gott gelangen will. Wie überall in der deutschen Mystik so hat auch bei ihm Christus dabei die Bedeutung des Vorbildes. Die Nachfolge führt zum Gleichwerden mit Christus. Gegenüber Erasmus und Luther findet D. eine eigene Lösung des Willensproblems. Das Aufleuchten des ewigen Geistes im Menschen ist für ihn in jedem Falle das Entscheidende. Die Zeitgenossen stießen sich an diesem Subjektivismus. Bei der Disputation in Straßburg am 22.12.1526 wurde D. dieser Zug in seinen Auffassungen besonders vorgehalten. Sein religiöses Empfinden wendet sich gegen alle festen Formen. Darauf beruht sein Gegensatz gegen die Reformation.

  • Werke

    Schrr. in Auswahl, hrsg. v. A. M. Schwindt, 1924;
    Schrr. 1. T. (Bibliogr., bearb. v. G. Baring), in: Qu. z. Gesch. d. Täufer VI, 1955, T., hrsg. v. W. Fellmann, ebd. 1957.

  • Literatur

    ADB V (L);
    L. Keller, H. D., Ein Apostel d. Wiedertäufer, 1882;
    ders., Unsere Urteile üb. H. D., in: Mitt. d. Comeniusges. VI, 1897, S. 77 ff.;
    L. Schwabe, Über H. D., in: Zs. f. KG 12, 1891, S. 452 ff.;
    Th. Kolde, D. u. d. gottlosen Maler v. Nürnberg, in: Btrr. z. bayr. KG VIII, 1902;
    F. L. Weis, The life, teachings and works of J. D., theol. Diss. Straßburg 1924;
    A. Crutts, H. D. Humanist and heretic, 1927;
    O. E. Vittali, Die Theol. d. Wiedertäufers H. D., phil. Diss. Freiburg i. Br. 1932;
    A. Hege, H. D., ev. theol. Diss. Tübingen 1942;
    PRE;
    RGG;
    LThK;
    Mennonit.-Lex.

  • Autor/in

    Robert Stupperich
  • Zitierweise

    Stupperich, Robert, "Denk, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 599-600 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11867773X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Denk: Johann D., Wiedertäufer. Im Baierischen geboren, begegnet D. zuerst 1521 als Corrector und Student in Basel, dann am 10. Februar 1524 als Schulmeister zu St. Sebald in Nürnberg, wo er, ein eifriger Anhänger des daselbst weilenden Thomas Münzer, wiedertäuferisch und antitrinitarisch im Abendmahl zwinglisch lehrte. Auf Osiander's Betreiben am 21. Jan. 1525 aus der Stadt verwiesen, machte er, nach kurzem Aufenthalt in St. Gallen, vielleicht auch zu Mülhausen im Elsaß, 1525 Halt in Augsburg und erhob eine Zeit lang zusammen mit Hubmaier die dortige (früher durch Hetzer geleitete) Gemeinde für längere Zeit zum Mittelpunkt des Wiedertäuferthums. Als Urban Rhegius und die anderen Prediger ihn verdrängten, ging D. nach Straßburg zu Hetzer und half ihm bei Verdeutschung der alttestamentlichen Propheten, einem Werk, das, seit 1527 an verschiedenen Orten oft gedruckt, auch Luther's Anerkennung gewann. Auf eine öffentliche Disputation, 22. December 1526, wobei Butzer dem Häretiker vorwarf, daß sein Büchlein „Vom Gesetze Gottes“ die Sünde zu einem leeren Wahne mache, wurde er auch aus dieser Reichsstadt verwiesen. Nun suchte er mit Hetzer in der Pfalz die Bauern und die Juden zu gewinnen. Doch auch hier war ihres Bleibens nicht, sie gingen über Nürnberg nach Augsburg und Constanz, D. bald nach Basel, wo ihm durch Oekolampadius' Vermittlung auf seine Schrift „Widerruf, Protestation und Bekenntniß“ hin der Aufenthalt gestattet wurde. Aber schon im November 1527 starb der Vielumhergetriebene an der Pest. Vadian in St. Gallen rühmt Denk's glänzendes Talent, Rhegius nannte ihn den Abt, Butzer den Papst der Wiedertäufer. Sein Wandel war besser, als sein wenig fester Charakter. Seine Lehre vom inneren Licht und inneren Wort, welche das äußere Schriftwort, vollends die Sacramente für den Frommen überflüssig machen, von dem nur vorbildlichen Werk Christi, der Wiederbringung aller Dinge, erscheint als ein theilweise speculativer, mystisch angehauchter Rationalismus.

    • Literatur

      Vgl. Heberle, Studien und Kritiken, 1851 u. 1855. Keim, Jahrbücher f. deutsche Theol., 1856. Uhlhorn, Urb. Rhegius, S. 111 ff. L. Heller in Herzog's theol. Realencykl. I. Suppl.-Bd. Meyer, Zeitschr. d. hist. Ver. f. Schwaben und Neuburg J. 1874. Mitth. aus dem Nürnb. Archiv. Ueber Hans Denk handelt das kürzlich erschienene Werk von Ludw. Keller: Ein Apostel der Wiedertäufer. Leipz. 1882.

  • Autor/in

    J. Hartmann d. J.
  • Zitierweise

    Hartmann, Julius d. J., "Denk, Hans" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 53 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11867773X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA