Lebensdaten
1877 – 1933
Geburtsort
Metz
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
sozialdemokratische Politikerin
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 118740903 | OGND | VIAF: 2252149198250774940009
Namensvarianten
  • Pfülf, Antonie
  • Pfülf, Toni
  • Pfülf, Antonie
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Zitierweise

Pfülf, Toni, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118740903.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die Fam. stammt aus Bayern;
    V Emil, Oberst in Metz;
    M Justine Stroehlein; ledig.

  • Biographie

    Gegen den Willen ihrer bürgerlich-konservativen Eltern absolvierte P., die ihre Kindheit in Metz verlebt hatte, 1896-1902 in München eine Lehrerinnenausbildung und wurde früh als außergewöhnlich befähigte Pädagogin beurteilt. Sie unterrichtete an verschiedenen Orten Oberbayerns, 1910-19 in München. Zur Sozialdemokratie gelangte sie 1902 angesichts des Kinderelends, das sie als Junglehrerin in den zum Teil proletarischen Familien ihrer Schüler erlebte. Seitdem kämpfte sie für Chancengleichheit im Bildungswesen und wurde in Bayern, auch durch ihr entschiedenes soziales Engagement, rasch zu einer bekannten Persönlichkeit. 1916-18 war sie Armenpflegerin und Waisenrätin in München. 1919 wurde sie Mitglied der Verfassunggebenden Nationalversammlung, dann Abgeordnete des Reichstags (Wahlkreis Oberbayern/Schwaben, später Niederbayern/Oberpfalz). 1920 fungierte sie als 2. Vorsitzende der SDP-Frauenkonferenz, 1921 und 1925 als Mitglied der Programmkommission.

    Im Verfassungsausschuß der Nationalversammlung setzte sich P. u. a. für die von SPD und USPD erhobene Forderung nach Ächtung der Todesstrafe als Verfassungsgrundsatz ein, allerdings erfolglos. Ebenso vergeblich kämpfte sie für ein Gleichberechtigungsgebot, das diese Bezeichnung wirklich verdiente. Gleichberechtigung – im weitesten Sinn – blieb P.s wesentliches politisches Anliegen: Chancengleichheit von Mädchen und Jungen auch aus der Arbeiterschaft im Bildungssystem; gleiche Rechte für unehelich geborene Kinder und ihre Mütter; Gleichberechtigung für Beamtinnen. Innerhalb ihrer Partei wandte sich P. jedoch entschieden gegen Frauen-Sonderorganisationen oder Quotierungen.

    Klarsichtig und früh engagierte sich P. in ihrem Wohnort München und in ihrem Wahlkreis gegen die erstarkenden Nationalsozialisten. Ein entschiedeneres Handeln verlangte sie auch von der Führung der Gewerkschaften und von ihren Fraktionskollegen im Reichstag. Mit ihnen stimmte sie gegen Hitlers „Ermächtigungsgesetz“, lehnte es jedoch ab, sich im Mai 1933, als schon viele ihrer Freunde verhaftet und gefoltert worden waren, Hitlers als „Friedensresolution“ bezeichnete Reichstagsrede anzuhören. Ihre SPD- Fraktionskollegen konnte sie nicht gewinnen, das gleiche zu tun. Illusionslos über das, was kommen würde, unternahm sie auf der Rückfahrt von Berlin nach München einen länger schon erwogenen Selbstmordversuch. Sie wiederholte die Tat und starb zwei Wochen vor dem Verbot der SPD.|

  • Auszeichnungen

    Die bayer. SPD verleiht alle 2 Jahre d. Toni-Pfülf-Preis an sozial u. pol. engagierte Frauen.

  • Werke

    Kultur- u. Schulpol., Erll. z. Görlitzer Progr., 1922;
    Die pol. Wirksamkeit d. Frau, 1931.

  • Literatur

    M. Juchacz, Sie lebten f. e. bessere Welt, Lb. führender Frauen d. 19. u. 20. Jh., 1971;
    A. Dertinger, Dazwischen liegt nur d. Tod, Leben u. Sterben d. Sozialistin A. P., 1984;
    dies., in: Demokratische Wege;
    C. Wickert, Unsere Erwählten, Soz.dem. Frauen im Dt. RT u. im preuß. LT 1919-1933, I, 1986;
    H. Auerbach, in: Biogr. Lex. z. Weimarer Rep., hg. v. W. Benz u. H. Graml, 1988. |

  • Quellen

    Qu Protokolle d. SPD-Parteitage u. d. SPD-Frauenkonferenzen Weimar 1919, Kassel 1920, Augsburg 1922, Berlin 1924, Kiel 1927, sowie Protokoll d. bayer. SPD-Landeskonferenz. München 1922 (in: Archiv d. soz. Dem., Friedrich-Ebert-Stiftung Bonn); Stenograph. Berr. v. NV u. RT, Bde. 328, 385-87, 423, 457. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Bayer. StA München (Personalakte 13908).

  • Porträts

    im RT-Hdb. u. im Archiv d. soz. Dem. – Friedrich-Ebert-Stiftung Bonn.

  • Autor/in

    Antje Dertinger
  • Zitierweise

    Dertinger, Antje, "Pfülf, Toni" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 364 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118740903.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA