Lebensdaten
1821 – 1894
Geburtsort
Heilbronn/Neckar
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Journalist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118826948 | OGND | VIAF: 2145857756623020392
Namensvarianten
  • Pfau, Ludwig
  • Pfau, Carl Ludwig
  • Pfau, Karl Ludwig

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Zitierweise

Pfau, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118826948.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Jakob Philipp (1794–1852), Kunstgärtner in H., 1849 in d. USA ausgewandert, S d. Kutschers Georg Melchior u. d. Elisabetha Ehner;
    M Franziska Barbara (1798-n. 1861), aus Däzingen (heute Grafenau), T d. Kammerdieners Xaver Buxbaum u. d. Franziska Barbara Reichlin;
    4 Geschw (1 früh †); ledig.

  • Biographie

    P. fiel bereits als Schüler durch herausragende Leistungen, aber auch durch Respektlosigkeit auf. So lehnte er 1838 einen Studienplatz im Tübinger Stift ab, da er weder an kirchliche Dogmen noch an die Göttlichkeit Jesu glaubte, und begann im väterlichen Betrieb, seit 1839 in der Nähe von Paris als Gärtner zu arbeiten. Bald jedoch ging er in die Metropole, um seinen künstlerischen Neigungen zu folgen. 1841 kehrte er zum Militärdienst nach Württemberg zurück, arbeitete anschließend wieder beim Vater, und veröffentlichte seinen ersten Gedichtband (Gedichte, 1842, ³1874). 1844 begann P. doch noch in Tübingen zu studieren, wo er sich eng an den Hegelianer Friedrich Theodor Vischer (1807–87) anschloß. 1845 entschied er sich endgültig für die unstete und unsichere Existenz eines „ambulanten Scriblifax“, wie er sich selbst bezeichnete.

    Als junger Intellektueller kleinbürgerlicher Herkunft ohne feste Anstellung verkörperte P. paradigmatisch den Typus des Radikalen von 1848. Seine polemische Brillanz stellte er im „Eulenspiegel“ unter Beweis, den er 1848 in Stuttgart gründete und der bis zum Verbot 1850 zu den originellsten politischen Satireblättern zählte. 1849 wurde P. in den „Landesausschuß“, die revolutionäre Gegenregierung Württembergs, gewählt, der zwar die Anerkennung der Paulskirchenverfassung durch den König erzwang, dessen Aufstandsversuche jedoch in der Bevölkerung kaum Resonanz hervorriefen. So mußte P. in die Schweiz emigrieren. 1852 ausgewiesen, lebte er bis zu seiner Amnestierung 1863 in Frankreich. Er fristete ein karges Leben, u. a. als Übersetzer Pierre Joseph Proudhons, für dessen sozialistische Ideen er sich begeisterte.

    Zurück in Stuttgart, übernahm P. zusammen mit zwei Freunden die Redaktion und Herausgeberschaft der demokratischen Tageszeitung „Der Beobachter“, die er zum regional einflußreichen und über Württemberg hinaus wahrgenommenen Organ der antipreuß.-föderalistischen „Volkspartei“ machte. Leitmotiv seines Kampfs gegen „Cäsarismus“ und „Militarismus“ war die Zerstörung des als Sitz von Unkultur, borniertem Junkertum und für Europa gefährlicher Großmachtambitionen bewerteten Preußens („Borussiam esse delendam“). Bismarck ließ ihn gerichtlich verfolgen; war P. 1849 vor einer Verurteilung zu 21 Jahren Haft wegen Hochverrats geflohen, so stellte er sich 1879 einer Klage wegen „Beleidigung der preuß. Regierung“ und verbüßte eine dreimonatige Haft in Heilbronn. Von P.s Popularität in Württemberg zeugt die Verleihung der Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt anläßlich seines 70. Geburtstags und eine Spendensammlung, die seinen Lebensunterhalt sicherte.

    Von P.s Lyrik, die zwischen Naturromantik und politischer Agitation changiert, ist das „Badische Wiegenlied“ (1849) bis heute im Südwesten beliebt. An seinen Feuilletons war die politisch begründete Wertschätzung populärer, technisch reproduzierbarer Gattungen (Phot., Plastik u. Kunstgewerbe) zukunftsweisend.

  • Werke

    u. a. Stimmen d. Zeit, Vierunddreißig alte u. neue Gedichte, 1848, ²1849;
    Sonette für d. dt. Volk auf d. J. 1850, o. J. [1849];
    Etudes sur l'art. 1862;
    Freie Stud., 1866;
    Hist.-phil. Betrachtungen e. Reichswählers, 1881;
    Kunst u. Kritik, 6 Bde., 1888 (Bd. 3 u. 5 nicht ersch.);
    Politisches u. Polemisches, 1895;
    Ausgew. Werke, hg. v. R. Moritz, 1993. – Überss. u. a.: Claude Tillier. Mein Onkel Benjamin, mehr als 10 Aufl. 1866-1927. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Dt. Lit.archiv Marbach.

  • Literatur

    A. Hinrichsen, Das lit. Dtld., ²1891;
    E. Weinstock, L. P., Leben u. Werk e. Achtundvierzigers, 1975;
    R. Ullmann, L. P., Monogr. e. vergessenen Autors, 1987 (W-Verz., P);
    B. Zeller, Lit. im dt. Südwesten, 1987, S. 218-30;
    L. P., Ein schwäb. Radikaler 1821-1894, bearb. v. M. Kienzle u. D. Mende, 1994;
    L. P. Bll., hg. v. G. Emig. 1992 (nur ein Jg. ersch.);
    B. Kube, in: Heilbronner Köpfe II, 1999, S. 93-110 (P);
    Kosen, Lit.-Lex.³;
    Killy.

  • Autor/in

    Christian Jansen
  • Zitierweise

    Jansen, Christian, "Pfau, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 301-302 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118826948.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA