Lebensdaten
1856 – 1932
Geburtsort
Kolin
Sterbeort
Prag
Beruf/Funktion
Montanunternehmer ; Bankier
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 139166343 | OGND | VIAF: 84247228
Namensvarianten
  • Petschek, Julius

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Zitierweise

Petschek, Julius, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139166343.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Moses (1822–80 od. 1888), aus Petschek b. Kolin, Händler in K., S d. Israel, Händler in K., u. d. Alina Raudnitz;
    M Sara Wiener (1827–94);
    Ov Abraham, Makler, Finanzberater d. Moses, gründete d. Wiener Zweig d. Fam.;
    B Dr. Isidor (1854–1919, ⚭ Camilla, 1860–1928, T d. Nathan Robitschek, s. u.), Ignaz (s. 2);
    Schw Rosi (1858–1941, Dr. Wilhelm Hersch, * 1849);
    Berta, T d. Dr. iur. Nathan Robitschek, Advokat in P.;
    1 S Walter (* 1899), Montanunternehmer u. Bankier, 2 T Margarethe (* 1894, Dr. Oswald Gellert, * 1889, Inh. e. Papierproduktionsunternehmens in Budweis), Marianne (* 1895, Leopold Gellert, * 1896), beide Unternehmerinnen;
    Vt Georg (1872–1947), Dr. iur., 1920-38 Prof. f. Bürgerl. Recht u. Zivilprozeßrecht in Wien, emigrierte 1938 in d. USA, Prof. an d. Harvard Law School (s. ÖBL; Biogr. Lex. Böhmen; H. Göppinger, Juristen jüd. Abstammung im „Dritten Reich“, ²1990; BHdE II);
    N Otto ( 1934), Dr. Paul, verlegte d. Sitz d. dt. Vertretung d. Fa. aus Berlin nach London, Friedrich, Hans, alle Bankiers.

  • Biographie

    P. begann während seines Jurastudiums (1880 Dr. iur.) 1878 an der Finanzprokuratur in Prag zu arbeiten, zuerst als Finanzsekretär, bis 1897 als Finanzrat. P.s Bruder Isidor gründete nach seinem Jura-Studium eine Rechtsanwaltskanzlei in Prag, die beiden Brüder wurden Geschäftspartner (Petschek-Gruppe Prag). Ihnen gehörte die Aktienmehrheit der „Brüxer Kohlenbergbau-Ges. AG“ und der „Nordböhm. Kohlenwerke AG“ in Brüx, zusätzlich gewannen sie allmählich entscheidende Positionen im Falknov-Revier, dem zweitgrößten Braunkohlebecken (seit 1917 vor allem b. d. „Gruben- u. Ind. werke, vorher J. D. Starck AG“). P. konnte als Staatsbeamter erst seil seinem Ruhestand 1906 in den Verwaltungsräten sitzen. 1906 wurde er in den Generalrat der „Anglo-Österr. Bank Wien“ gewählt, die hinter der Unternehmenstätigkeit beider Brüder stand. Die Bankenkontakte ermöglichten den beiden Brüder auch den Aktienhandel. P. gründete 1917 die „Prager Kommorzgesellschaft GmbH“ zur Verwaltung der finanziellen Familienangelegenheiten und gemeinsam mit Isidor im selben Jahr die „Aussiger Montangesellschaft“, die den Verkauf der Kohle vom dritten Bruder Ignaz übernahm.

    1920 gründeten P., sein Sohn Walter und vier Söhne Isidors (Otto, Paul, Friedrich u. Hans) das Bankhaus „Petschek und Co.“ in Prag, das die Aufgaben der stillgelegten Prager Kommerzgesellschaft übernahm; die Familie teilte sich die Führung des Konzerns. P. leitete die Geschäfte in Deutschland und engagierte sich mit dem Bankhaus Petschek auch in der chemischen Industrie (chem. Ausnützung d. Braunkohle, Gruben- u. Ind.werke, vorher J. D. Starck AG) sowie in der Glasproduktion. Durch die Heirat von P.s Töchtern begann auch die Unternehmenstätigkeit der Familie in der Papierindustrie. Anfang der 20er Jahre wurden die Geschäfte P.s und der Prager Petschek-Gruppe mit der deutschen|Braunkohle durch Aufkauf von Werken wie „Anhalt. Kohlenwerke AG“ und „Werschenweissenfelder Kohlenwerke AG“ aufgenommen, sie waren allerdings weniger erfolgreich als Ignaz' Unternehmungen. Beide Gruppen hatten jedoch die führende Rolle im „Mitteldeutschen Braunkohlen Syndikat“. Dem Bankhaus gehörten auch einige Textil- und Glasfabriken in Ungarn und Jugoslawien. Wichtiger war jedoch die Banktätigkeit. Das Bankhaus Petschek gehörte in die Bankgruppe um die „Böhm. Escompte-Bank“, und die „Böhm. Union-Bank“ hatte Anteile an Bankhäusern in Deutschland, Holland, Spanien, England und USA.

    Nach dem Tod P.s entschied sich das Haus Petschek 1932 unter dem Druck der politischen Umstände und der möglichen Gefahr der „Arisierung“ für den Rückzug aus Deutschland, der von P.s Neffen Otto und nach dessen Tod 1934 von Hans nach einem festen Plan geleitet wurde. P.s Neffe Paul verlegte den Sitz der deutschen Vertretung der Firma aus Berlin nach London und verkaufte oder tauschte mit Hilfe einer der größten Monopolbanken in Deutschland, der „Berliner Handels-Gesellschaft“, sowie mit Unterstützung der amerik. „United Continental Comp. New York“ und der engl. „Industrial Mining Corporation“ die Anteile der Prager Petschek-Gruppe in Deutschland. Bis 1937 etablierte sich die Familie P. geschäftlich in England; die Anteile, die sie in den einige Wochen später besetzten tschechoslowak. Grenzgebieten besaßen, verkauften sie im Sommer 1938 an die Gewerbebank Prag und flüchteten nach London.

  • Autor/in

    Jana Gerslová
  • Zitierweise

    Geršlová, Jana; Gerslova, Jana, "Petschek, Julius" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 268-269 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139166343.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA