Lebensdaten
1893 – 1966
Geburtsort
Saarn bei Mülheim/Ruhr
Sterbeort
Wesel
Beruf/Funktion
Maler ; Graphiker ; Bildhauer
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 118591533 | OGND | VIAF: 76338468
Namensvarianten
  • Pankok, Otto
  • Pankok, Georg Karl Otto
  • Pankok, Georg Carl Otto

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Pankok, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118591533.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Eduard (1860–1940), Dr. med., Arzt u. Naturforscher in S., S d. Malermeisters Wilhelm (* 1826) u. d. Wilhelmine Schulz;
    M Marie Luise (1864–1947), T d. Pastors Adolph Frühling (1831–67) u. d. Sophie Zimmermann (1835–1917);
    1921 Hulda (1895–1985), Journalistin, T d. Wilhelm Droste, in Düsseldorf, u. d. Julie Sassenberg; Schwager Heinrich Droste (1880–1958), Verleger u. Industr. (s. Dt. Presseverleger d, 18. bis 20. Jh., hg. v. H.-D. Fischer, 1975; DBE);
    1 T Eva (* 1925), Malerin in Hünxe.

  • Biographie

    P. zeichnete von Jugend an und unternahm schon als Gymnasiast Malreisen nach Holland. Die frühreifen Werke des 16-21 jährigen lassen Rembrandt und Millet als Vorbilder erkennen. Nach kurzer akademischer Ausbildung in Düsseldorf, Weimar (Egger-Lienz) und Paris (Académie Russe u. de la Grande Chaumière) brach P. das Studium ab und malte in Dötlingen (Oldenburg). Sein Entschluß, auf Farben zu verzichten und sich ganz der schwarzen Monochromie zuzuwenden, war eine bewußte ästhetische Entscheidung. Nach Kriegsdienst (bis 1917) und Aufenthalten in Vechta und Remels (Ostfriesland) ließ sich P. 1919 in Düsseldorf nieder, wo er zusammen mit Gert Wollheim dem Kreis um die Kunsthändlerin Johanna Ey (1864–1947) angehörte. Stilistisch sind seine Radierungen und Holzschnitte 1919-23 dem „Revolutions-Expressionismus“ zuzurechnen. Bei Aufenthalten am Niederrhein und auf Reisen nach Capri, Sardinien und Südfrankreich fand P. dann in seinen Kohlebildern dieser Landschaften zu einem expressiv-realistischen Stil. 1925-35 entstanden rund 10 000 Porträtzeichnungen für den Düsseldorfer „Mittag“. Seit seinem Aufenthalt in Cadaquès 1929 bezog er das Menschenbildnis auch wieder in seine Kohlegemälde ein. 1931-34 arbeitete P. in der Siedlung „Heinefeld“ bei Düsseldorf, in der Arbeitslose sowie Sinti und Roma lebten. Dort entstanden auch die 60 großformatigen Blätter zur „Passion“ Christi als Anklage gegen Unmenschlichkeiten des NS-Regimes; die Buchveröffentlichung 1936 wurde beschlagnahmt. P.s Kunst galt als „entartet“, wurde nicht mehr ausgestellt, konnte aber durch Auslagerung über die NS-Zeit und den Krieg gerettet werden. 1947 erhielt P. eine Professur mit einer Zeichenklasse an der Düsseldorfer Kunstakademie, wo er bis 1958 unterrichtete. In dieser Zeit unternahm er ausgedehnte Malreisen in die Landschaften der Provence (1950/51/52) und Jugoslawiens (sechs Reisen 1953–56). Eindrücke der montenegrin. Bergwelt prägten auch noch die 1958 geschaffene Holzschnittfolge zum chines. Volksroman „Die Räuber vom Liang Schan Moor“. Nach seiner Emeritierung erwarb P. den Gutshof „Haus Esselt“ bei Wesel, malte, zeichnete und schuf plastische Arbeiten – von Krankheit unterbrochen – bis zu seinem Tod.

    P.s Kunst kreist um drei Themen: Bildnisse namenloser Menschen, in denen nicht nur individuelle Porträts, sondern Beispiele menschlichen Schicksals vorgestellt werden. In Hunderten von Kohlebildern und Holzschnitten hat er den Sinti und Roma ein erschütterndes Gedächtnis gestiftet; mit visionären Szenen beschwor er während des 2. Weltkrieges das Schicksal der Juden. Die Landschaften – als zweiter Themenkreis – steigerte P. zu „Naturstücken“, in denen er die elementaren Gewalten vor Augen stellte. Seine zahlreichen Tierbilder schließlich erhoben die Kreaturen zu Mitgeschöpfen in einem rätselvollen Dasein. P.s Hauptwerk bilden die rund 6000 großformatigen Kohlegemälde (meist 90x120 cm) auf weißem oder gelblichem Karton. Sie sind fast ausschließlich vor der Natur geschaffen. Seine konsequente Monochromie ist in der europ. Kunst einzigartig, „seine Schwarz-Weiß-Palette ist so blühend reich, daß er unserer sinnlichen Vorstellung mit ihr auch die glühendsten Farbillusionen suggerieren kann“ (W. Worringer). Bekannt wurde P. vor allem durch seine mehr als 790 Holzschnitte, die er neben den rund 800 Radierungen und über 400 Lithographien, Steinschnitten und Monotypien oft nach Motiven seiner Kohlebilder schuf. Fast 200 Arbeiten umfaßt sein bildhauerisches Schaffen, meist Kleinplastiken. Mit seinem umfangreichen Werk gehört P. zu den bedeutenden Künstlern des Expressiven Realismus im 20. Jh.|

  • Auszeichnungen

    korr. Mitgl. d. dt. Ak. d. Künste Berlin (1956);
    Vors. d. „Rhein. Sezession“;
    O.-P.-Preis f. Sinti- u. Roma-Lit., Berlin-Brandenburg. Ak. d. Künste (1999 erstmals vergeben aufgrund e. 1997 v. Günter Grass gegr. Stiftung).

  • Werke

    Bildfolgen: Die Passion in 60 Bildern, 1936;
    Begegnungen, 1956;
    Die Räuber vom Liang Schan Moor, 1960. – Schrr.: Aufss. in versch. Zss., u. a. in: „Der Mittag“, Düsseldorf, 1922-55;
    Stern u. Blume, 1930;
    Zigeuner, 1947, ²1958. – Das nahezu vollst, erhaltene Œuvre u. d. Nachlaß im Otto-Pankok-Mus., Haus Esselt, Hünxe;
    Jugendwerk (1909–13) teilweise im Stadt. Mus. Mülheim a. d. Ruhr. – W-Verz.: Bd. 1: Die Holzschnitte, bearb. u. eingel. v. R. Zimmermann, 1985;
    Bd. 2: Die Radierungen, bearb. v. R. Jäger, eingel. v. R. Zimmermann, 1990;
    Bd. 3: Die Lithogrr., Steinschnitte u. Monotypien, bearb. u. eingel. v. S. Timm, 1995.

  • Literatur

    W. Worringer, O. P., Zeichnungen, 1927;
    B. Lasch, O. P. als Lehrer, Staatl. Kunstak. Düsseldorf 1958;
    B. Perotti. Begegnung mit O. P., 1959;
    K. Schifner, O. P., 1963, ²1970;
    R. Zimmermann, O. P., Das Werk d. Malers, Holzschneiders u. Bildhauers, 1964 (P), ²1972;
    ders., Die Kunst d. verschollenen Generation, Dt. Malerei d. Expressiven Realismus 1925-1975, 1980, 2. erw. Aufl. u. d. T.: Expressiver Realismus, 1994;
    ders., O. P.s. „Passion“. 1989;
    A. Greither, Der junge O. P., Das Frühwerk d. Malers, 1977 (P);
    B. Mensch u. K. Stempel, O. P., 1893-1966, Kat. d. Retrospektive z. 100. Geb.tag, 1995 (ausführt. Bibliogr.);
    K. Pieroth, in: Rhein. Lb. 17, 1997, S. 223-46 (P);
    ThB;
    Vollmer;
    Albrecht-Dahlke;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Dict. of Art.

  • Porträts

    Selbstbildnisse, Kohlegem.: Mit Zigarre, 1930;
    In Törwang, 1937;
    In Bokeloh, 1940;
    Provençal. Selbstbildnis, 1950;
    In Ulcinj, 1956 (alle im O. P.-Mus., Haus Esselt. Hünxe);
    Rohrfederzeichnung, 1934 (Univ.mus. f. Bildende Kunst. Marburg).

  • Autor/in

    Rainer Zimmermann
  • Zitierweise

    Zimmermann, Rainer, "Pankok, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 33-34 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118591533.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA