Lebensdaten
1743 – 1796
Geburtsort
Lengenfeld bei Kaufbeuren
Sterbeort
Buchau (Württemberg)
Beruf/Funktion
katholischer Moraltheologe ; Benediktiner
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118678833 | OGND | VIAF: 20474534
Namensvarianten
  • Danzer, Josef (Taufname)
  • Danzer, Jakob
  • Danzer, Josef (Taufname)
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Danzer, Jakob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118678833.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Bernh. ( 1755), Bauer in Lengenfeld;
    M Peregrina Wichhoven.

  • Biographie

    D. legte 1762 im Benediktinerkloster Isny Profess ab, wurde nach Abschluß der theologischen Studien im Stiftsklerikat 1767 Priester, Stiftsbibliothekar und 1777 Lektor für Dogmatik. Als Nachfolger des zum Abt von Weingarten gewählten P. Anselm Ritter nach Salzburg berufen, lehrte er 1785 zuerst Dogmatik, dann Moral und Pastoral und war mehrfach Dekan der dortigen theologischen Fakultät. Hier wandelte sich der in Isny noch von den „modernen Theologastern“ Distanz Haltende zum rationalistischen Aufklärer, der in seinen Privatkollegs eine spezifisch theologische Moral für eine prinzipielle Unmöglichkeit erklärte. Beim Salzburger Erzbischof deshalb angezeigt, der ihn 1788 noch deckte, wurde D. wegen seines nicht unbestrittenen sittlichen Rufes 1792 vom Lehramt suspendiert. Nach Isny zurückgekehrt, gab er um seine Säkularisation ein und wurde 1795 Kanonikus in Buchau.

    D. ist Vertreter der eudämonistischen Ethik der Aufklärung. Erkenntnisquellen der Moral sind Vernunft, Heilige Schrift und Psychologie; ihr Ziel besteht in der Glückseligkeit, das heißt in dem vernünftigen Gebrauch der irdischen Güter zum höchstmöglichen Genuß. Ähnlich wird auch die übernatürliche Glückseligkeit gesehen. Gnade, Sünde, Tugend und so weiter sind nur noch formal übernatürliche Dinge; reine, nicht durch das Selbstinteresse getragene Gottes- und Nächstenliebe ist Schwärmerei. Trotz optimistischer Anthropologie wird die Forderung der sittlichen Vollkommenheit mit allem Ernst betont. Im Zweifelsfall ist D. Probabiliorist. Vor den letzten Konsequenzen eines radikalen Rationalismus und übertriebenem Naturalismus schreckte er zurück. Sein Stil ist oft absichtlich doppelzüngig; dazu paßt auch die anonyme Herausgabe vieler Schriften.

  • Werke

    u. a. Verteidigung v. 1787 (hs., Staatsbibl. München, Cod. germ. mon. 4265);
    Josef d. Gr. Toleranz, Salzburg 1784 (anonym);
    Eingeworfene Gedanken üb. d. Bücherzensurrecht d. Bischöfe|1785;
    Was sind Reichsprälaten u. wie sind sie es geworden, 1785 (anonym);
    Anleitung z. christl. Moral, 3 Bde., 1787/91;
    Btrr. z. Ref. d. christl. Theol., Ulm 1793 (anonym);
    Über d. Geist Jesu u. seine Lehre, Salzburg 1793;
    Krit. Gesch. d. Portiunkula-Ablasses, Ulm 1794 (u. d. Ps. Cyprian d. J.).

  • Literatur

    ADB IV;
    F. K. Felder u. F. J. Waitzenegger, Gel. u. Schriftstellerlex. d. dt. kath. Geistlichkeit, 1820/22;
    R. Mittermiller, Btrr. zu einer Gesch. d. ehemaligen Benediktineruniv. in Salzburg, 1889;
    A. Magin, J. D., ein Moraltheologe d. Aufklärung, Diss. Tübingen 1941 (ungedr.);
    LThK.

  • Autor/in

    Hermann Tüchle
  • Zitierweise

    Tüchle, Hermann, "Danzer, Jakob" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 514-515 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118678833.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Danzer: Jakob D., geb. zu Lengenfeld in Schwaben 1743, trat nach Vollendung seiner Studien in das reichsunmittelbare Benedictinerstift Isny ein, und wurde 1784 an die Benedictineruniversität Salzburg als Professor der Moral- und Pastoraltheologie berufen, zerfiel aber als ausgesprochener Anhänger und Vertreter der Grundsätze und Anschauungen der damaligen Aufklärungsepoche mit seiner Umgebung und mit seinem Orden, so daß der Erzbischof Hieronymus von Salzburg, der ihn längere Zeit zu halten gesucht hatte, auf Andringen der Aebte jener Benedictinerklöster, deren gemeinsame Bildungsschule die Salzburger Universität war, endlich zur Amtsenthebung Danzer's schritt (1792). Danzer's Ankläger stützten sich vornehmlich auf die von D. abgefaßte „Anleitung zur christlichen Moral“ (1787 ff. 3 Bde.), die von ihnen mit Grund einer rationalisirenden Richtung geziehen wurde; sie dürften aber bereits durch die diesem Werke vorausgegangene, größtentheils anonym betriebene Schriftstellerei Danzer's gegen ihn eingenommen worden sein, obschon D. in jenen früheren Schriften noch immerhin ein gewisses Maß eingehalten und die extremen Auswüchse des sogenannten aufgeklärten Katholicismus sogar ausdrücklich bekämpft hatte. Nach seiner Enthebung hielt er sich zeitweilig in Linz auf, kehrte sodann in sein Kloster nach Isny zurück, wo er der von ihm nachgesuchten Säcularisation entgegenharrte; 1795 wurde er Canonicus an der Collegiatkirche zu Buchau am Federsee, hatte aber diese Stelle kaum ein Jahr inne, da er bereits im nächsten Jahre aus dem Leben schied (4. Sept. 1796). Aus seinen Schriften nach seiner Amtsenthebung heben wir hervor: „Ueber den Geist Jesu und seine Lehre" (1793); „Beiträge zur Reform der christlichen Theologie überhaupt, und der katholischen Dogmatik insbesondere“ (1793, mehrere Hefte); „Kritische Geschichte des Portiuncula-Ablasses von Cyprian dem Jüngeren“ (1794). Vor seiner Berufung nach Salzburg hatte er als begeisterter Verehrer des Kaisers Joseph II. erscheinen lassen: „Josephs des Großen Toleranz; ein theologisches Fragment“ (1783).

    • Literatur

      Vgl. Meusel, Lex.; Ersch und Gruber, Encyklop.

  • Autor/in

    Werner.
  • Zitierweise

    Werner, "Danzer, Jakob" in: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 754-755 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118678833.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA