Lebensdaten
1715 – 1775
Geburtsort
Leuna bei Merseburg
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Philosoph ; evangelischer Theologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118677438 | OGND | VIAF: 54233306
Namensvarianten
  • Crusius, Christian August
  • Crusius
  • Crusius, Chr. Aug.
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Zitierweise

Crusius, Christian August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118677438.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Aug. ( 1729), Pfarrer in Leuna, S des Augustin, Pfarrer in Kyhna u. Klitzschmar (Kr. Delitzsch);
    M Christiane Dor., T des Pfarrers Daniel Petzold in Wiedemar; ledig.

  • Biographie

    C. studierte in Leipzig Philosophie und Theologie, wurde hier 1744 außerordentlicher Professor der Philosophie, 1750 ordentlicher Professor und D. theol., 1753 Ephorus der Stipendiaten und Kanonikus zu Zeitz, 1755 Kanonikus zu Meißen und Decemvir der Universität, 1757 Erster Professor der theologischen Fakultät, 1764 Kustos und Prälat des Stifts Meißen und 1773 Senior der Universität.

    Obwohl Schüler des Leipziger Philosophen Andreas Rüdiger, machte er sich dessen|sensualistischen Standpunkt doch nicht zu eigen. Er war bemüht eine Philosophie zu schaffen, „die dem gemeinen Menschenverstande als auch der christlichen Religion Genüge leiste“. Seine Polemik richtete sich vornehmlich gegen die Leibniz-Wolffsche Überbewertung des Satzes vom zureichenden Grunde, weil er der Meinung war, daß nicht alle Wirkungen notwendig aus ihren Ursachen folgen. Daher seine Forderung, daß bei der Behandlung dieses Satzes genau unterschieden werde zwischen dem realen Verhältnis von Ursache und Wirkung und der logischen Beziehung von Grund und Folge. Diese Verschiedenheit von Real- und Idealgrund dient ihm dann auch zur Bekämpfung des Leibniz-Wolffschen Determinismus; der Wille ist frei motiviert, aber nicht determiniert. Als höchstes Kriterium der Wahrheit setzte C. die Denkbarkeit: dasjenige, was wir nicht anders als wahr denken können, ist wahr, und das, was wir schlechterdings gar nicht oder nicht anders als falsch denken können, ist falsch. Den ontologischen Gottesbeweis für das Dasein Gottes lehnte er ab, da aus Begriffen niemals auf die Existenz geschlossen werden kann; ferner Leibniz' Lehre von der prästabilierten Harmonie und dessen These, daß die Welt die beste aller möglichen sei. - Erkenntnistheoretisch glaubte er an die Existenz der Außenwelt, weil der Zwang und die Wahrhaftigkeit Gottes dazu nötigen. Dem Einfluß des C. ist es zuzuschreiben, daß Kant sich mehr und mehr von der Leibniz-Wolffschen Schulphilosophie löste. In seiner Habilitationsschrift „Nova Dilucidatio“ (1755) setzte Kant sich kritisch mit der C.schen Lehre auseinander. Johann Heinrich Lambert und Moses Mendelssohn sind von C. beeinflußt. Bis zu seinem Tode lehrte C. Philosophie und Theologie an der Universität Leipzig.

  • Werke

    W. u. a. (alle in Leipzig ersch.) Anweisung vernünftig zu leben, 1744, 21751;
    Entwurf d. notwendigen Vernunftwahrheiten, 1745, 31766;
    Weg z. Gewißheit u. Zuverlässigkeit d. menschl. Erkenntnis, 1747;
    Anleitung üb. natürliche Begebenheiten ordentlich u. vorsichtig nachzudenken, 2 Bde., 1749;
    Abhh. v. d. wahren Begriffe d. christl. Frömmigkeit, 1763;
    Kurzer Begriff d. Moraltheol, 2 T., 1772/73.

  • Literatur

    ADB IV (W);
    A. Marquardt, Kant u. C., Diss. Kiel 1885;
    C. Festner, Ch. A. C. als Metaphysiker. Diss. Halle 1892;
    E. Adickes, in: Kantstud., 1895, S. 42-51;
    A. v. Seitz, Die Willensfreiheit i. d. Philos. d. Ch. A. C. gegenüber d. Leibniz-Wolffschen Determinismus in hist.-psycholog. Begründung, 1899;
    H. Heimsoeth, Metaphysik u. Kritik bei C., in: Schrr. d. Königsberger Gel.Ges. 2, Jg. III, 1926;
    W. Windelband u. H. Heimsoeth, Lehrb. d. Gesch. d. Philos., 1935, S. 405 f. (L);
    M. Frischeisen-Koehler u. W. Moog, Die Philosophie d. Neuzeit bis z. Ende d. 18. Jh., 131953, S. 459 u. ö.;
    Meusel II, S. 247-53;
    Ziegenfuß I (W, L);
    PRE;
    RGG (L).

  • Porträts

    Gem. v. E. G. Hausmann (Univ. Leipzig);
    Kupf. v. J. M. Bernigeroth u. J. M. Stock (Nat.Bibl. Paris).

  • Autor/in

    Hans Saring
  • Zitierweise

    Saring, Hans, "Crusius, Christian August" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 432-433 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118677438.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Crusius: Christian August C., Philosoph und Theologe, geb. 10. Jan. 1715 zu Lenau im Merseburgischen, gest. 18. Oct. 1775; studirte unter Rüdiger zu Leipzig und wurde unter seinem Einfluß zum Gegner der Wolff’schen Schulphilosophie. 1737 Magister der Philosophie und 1742 Baccalaureus der Theologie, habilitirte er sich zu Leipzig, wurde daselbst 1744 außerordentlicher Professor der Philosophie und 1750 ordentlicher Professor und Doctor der Theologie. 1753 erhielt er die Würde eines Ephorus der Stipendiaten und Canonicus zu Zeitz, 1755 wurde er Canonicus zu Meißen und Decemvir der Universität. 1757 erster Professor der theologischen Facultät und 1773 Senior der Universität, vereinigte er mit diesen Würden seit 1764 die eines Propstes des Stiftes Meißen. Unter seinen weitläufigen Schriften (vgl. Meusel, Lex. II. S. 248—253) sind folgende die bedeutendsten: „Entwurf der nothwendigen Vernunftwahrheiten, wiefern sie den zufälligen entgegengesetzt werden“, 1745; „Weg zur Gewißheit und Zuverlässigkeit der menschlichen Erkenntniß“, 1747; „De summis rationis principiis“. 1752, später deutsch; „Ausführliche Abhandlung vom rechten Gebrauch der Einschränkung des sogenannten Satzes vom zureichenden oder besser determinirenden Grunde“, 1766. — C. suchte eine vollkommene Uebereinstimmung zwischen Vernunft und Offenbarung, Philosophie und Theologie herzustellen, ohne daß ihm dieser Versuch gelungen wäre, oder er ein dauerndes Ansehen behauptet hätte. Er ist auch ohne Scharfsinn und Tiefe der Gedanken, aber breit, schwerfällig und zur Mystik und Unklarheit geneigt. Er fand sich durch die Denkgesetze der Wolff’schen Schule nicht befriedigt und suchte nach einer tieferen Begründung; unter seinen Einwendungen gegen den Satz vom zureichenden Grunde ragt die hervor, daß die Wolffianer Idealgrund und Realgrund miteinander verwechselten. In der Moral trennte er sich ganz von Wolff, indem er das oberste Moralprineip in den Willen Gottes setzte, wie er durch die biblische Offenbarung und das Gewissen sich ausspricht. Am meisten hat Kant zur|Erhaltung des Andenkens an C. beigetragen, da er in der Kritik der praktischen Vernunft ihn unter die Zahl der Begründer objectiver Moralprincipien aufgenommen hat, auch sonst von ihm mit Achtung spricht. Doch gehört C. zu den mehr praktischen, wissenschaftlich nur halbfertigen Naturen.

    • Literatur

      Wüstemann, Einleitung in das phil. Lehrgebäude des H. D. Crusius; Erdmann, Versuch einer wissenschaftl. Darstellung, II, II. S. 460. Vgl. ferner Delitzsch, Die bibl.-prophet. Theologie und ihre Fortbildung durch Crusius. — Diestel, Gesch. des A. T. S. 702.

  • Autor/in

    Richter.
  • Zitierweise

    Richter, "Crusius, Christian August" in: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 630-631 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118677438.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA