Lebensdaten
um 967 – 1027
Beruf/Funktion
lateinischer Dichter ; Bischof von Speyer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118719130 | OGND | VIAF: 50020121
Namensvarianten
  • Walther von Speier
  • Walter
  • Walter von Speyer
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Walther, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118719130.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Wohl aus im Wormsgau begüterter Fam.

  • Biographie

    W. wurde im Alter von sieben Jahren der Speyrer Domschule unter dem in St. Gallen ausgebildeten Bf. Balderich (reg. 970–87) anvertraut, wo seine Schulung nach acht Jahren endete. Von seinem Lehrmeister beauftragt, eine Vita des Hl. Christophoros in Versform und in Prosa (nach Vorlagen) auszuarbeiten, vollendete er das seinem Bischof gewidmete Werk wohl 984 als Subdiakon an der Speyrer Domkirche. Nach Korrektur durch den Bischof sandte W. seine Schrift an die einst ebenfalls an der Speyrer Domschule ausgebildete Nonne Hazecha nach Quedlinburg, später samt Begleitschreiben und Abschrift des vorherigen Begleitschreibens an Hazecha auch an drei Salzburger Kollegen, einzig zeitgenössisch erhaltene Schrift. Im ersten der in sechs Bücher eingeteilten Vita in Versform, „Scolasticus“ genannt, schildert W. seinen schulischen Werdegang – eine einzigartige, aber schwer verständliche Quelle zur Bildungsgeschichte dieser Zeit.

    Gemeinhin geht man davon aus, daß W. identisch ist mit dem im April 1001 zweimal bezeugten „Walterus unicus capellanus“, der|Ks. Otto III. (reg. 983–1002) kurz vor und auf seiner Venedigreise begleitete. Obwohl nicht beweisbar, wird die Identität dieser beiden W. mit jenem W., der seit 8. 8. 1004 als Bischof von Speyer bezeugt ist, allgemein angenommen. Der Ort war laut Aussage W.s damals ein Kuhnest („vaccina“), das Bistum im Gegensatz zum nördlich angrenzenden Wormser Bistum unter den ottonischen Königen eher herrscherfern und verarmt. Zu Beginn seines Pontifikats leistete W. Kg. Heinrich II. (reg. 1002–24) wohl Heeresdienst mit dem bescheidenen Kontingent seines Bistums. 1007 unterstützte er Heinrichs Bemühungen, in Bamberg ein Bistum zu gründen, auf zwei Synoden zu Mainz und Frankfurt. Zur Linderung der Armut des Bistums verlieh ihm der König 1009 das Münzrecht zu Marbach (Neckartal). 1013 / 14 führte W. die Verhandlungen mit dem Papst zur Kaiserkrönung Heinrichs II. Nach dessen Tod nahm er teil an der Königswahl des Saliers Konrad II. (reg. 1024–39). Vermittelnd trat W. hervor, als der neue König vier Tage nach seiner Wahl dem Speyrer Domkapitel umfangreiche Güter schenkte und ein Gebetsgedächtnis für seine Vor- und Nachfahren begründete – geistige Grundsteinlegung für den wohl 1025 begonnenen Domneubau als Königsgrablege. Noch zweimal urkundete der König für das Bistum, bevor W. starb.

    Unter W. genoß die Speyrer Domschule hohes Ansehen. Eine besondere Freundschaft verband ihn mit Bf. Burchard von Worms (reg. 1000–25), dem er bei seiner epochalen Kirchenrechtssammlung half. Zum Adel seiner Diözese scheint er gute Beziehungen unterhalten zu haben. Von W. ausgestellt ist die älteste original erhaltene Speyrer Bischofsurkunde (7. 4. 1024), beglaubigt mit aufgedrücktem Siegel. Die von dem St. Galler Mönch Ekkehard IV. (um 980–n. 1057) verfaßte Grabinschrift hebt W.s unvergleichliche Bildung hervor.

  • Werke

    |Opera, ed. K. Strecker, in: MGH Poetae 5,1, 1937, S. 1–79;
    F. X. Remling (Hg.), Urkk. z. Gesch. d. Bischöfe zu Speyer, 1. Bd., 1852, Nr. 24, S. 24 f. u. Nr. 25, S. 25 f.

  • Literatur

    |ADB 41;
    W. Harster, W. v. Speier, e. Dichter d. 10. Jh., 1877;
    P. Vossen, Der Libellus Scolasticus d. W. v. S., 1962;
    L. A. Doll, Überlegungen z. Grundsteinlegung u. zu d. Weihen d. Speyerer Doms, in: Archiv f. mittelrhein. KGesch. 24, 1972, S. 9–18;
    K. Schmid u. a., Die Klostergemeinschaft v. Fulda im frühen MA, Bd. 1, 1978, S. 355 (zu W.s Sterbejahr);
    ders., Die Sorge d. Salier um ihre Memoria, in: Memoria, d. geschichtl. Zeugniswert d. liturg. Gedenkens im MA, hg. v. dems. u. J. Wollasch, 1984, S. 702–06;
    A. U. Friedmann, Die Beziehungen d. Bistümer Worms u. Speyer zu d. otton. u. sal. Königen, 1994, S. 89–106;
    G. Gresser, Das Bm. Speyer bis z. Ende d. 11. Jh., 1998, S. 119–39;
    Lex-MA;
    Killy, Vf.-Lex. MA²;
    BBKL 13 (L).

  • Porträts

    |aufgedrücktes Bf.siegel auf Urk., 1024 (GLA Karlsruhe, C Nr. 2).

  • Autor/in

    Andreas Urban Friedmann
  • Zitierweise

    Friedmann, Andreas Urban, "Walther" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 347-348 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118719130.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Walther von Speier war ein Schüler des Bischofs Balderich (970 bis 987), der die Studien der St. Galler Schule, aus der er hervorgegangen war, nach Speier verpflanzt hatte. Im Alter von sieben Jahren trat der Knabe in die von Balderich begründete Gelehrtenschule ein und zwar zunächst in eine Art Vorschule, in der er lesen und schreiben lernte, um alsdann von seinem zehnten bis achtzehnten Lebensjahr dem Studium der sog. sieben freien Künste obzuliegen, worunter der Grammatik allein sechs Jahre, der Dialektik und Rhetorik dagegen, sowie der Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik zusammen nur zwei Jahre gewidmet wurden. Nach Vollendung dieser Studien, und nachdem er bereits das Amt eines Subdiakons erlangt hatte, wurde ihm von seinem Bischofe ein Auftrag zu theil, der ihm Gelegenheit gab, seinem Gönner und Lehrer seinen Dank abzustatten und zugleich eine Probe seiner Gelehrsamkeit und sprachlichen Gewandtheit abzulegen. Die Nonne Hazecha nämlich, Schatzmeisterin des Klosters Quedlinburg, welche gleichfalls in Speier eine Schülerin Balderich's gewesen war, hatte ein lateinisches Gedicht auf den hl. Christoph verfaßt und ihrem Lehrer mit der Bitte um Verbesserung übersendet. Diese Schrift war, wie W. drei Jahre nach Vollendung seines eigenen Werkes an Hazecha schrieb, durch die Nachlässigkeit des bischöflichen Bibliothekars verloren gegangen, und nun wurde W. vom Bischofe aufgefordert, gewissermaßen als specimen eruditionis denselben Gegenstand in Versen wie in Prosa zu behandeln. W. entledigte sich dieser Aufgabe in dem Zeitraum zweier Monate, indem er zuerst in 271 Hexametern seinen Bildungsgang schilderte und alsdann in fünf Büchern — zusammen 1272 Verse — und 29 Capiteln das Leben und Leiden des hl. Christoph, wie Wattenbach sagt, ganz in dem gespreizten, mit Gelehrsamkeit überladenen Stile der Zeit zur Darstellung brachte. Die Zeit der Abfassung fällt, wie aus den Schlußversen sich ergibt, in das erste Jahr der Regierung Kaiser Otto's III., und es scheint somit der Dichter selbst etwa 965 oder wenig früher geboren zu sein. Nach dem Tode Balderich's schickte W. sein Werk auf ihr Verlangen an seine Amtsgenossen Liutfred, Benzo und Friedrich in Salzburg, und in dieser oder einer gleichzeitigen Abschrift ist es uns erhalten worden durch die aus dem Kloster St. Emmeram in Regensburg stammende Handschrift der Münchener Hof- und Staatsbibliothek Clm. 14798 saec. X. Herausgegeben wurde es zum|ersten Male von Bernhard Pez, Bibliothekar der Benedictinerabtei Melk in Oesterreich in seinem Thesaurus anecdotorum novissimus und zwar in der dritten Abtheilung des zweiten Bandes, S. 29—122, dann wieder von Harster 1878 als Beigabe zum Jahresbericht der kgl. Studienanstalt Speier, nachdem derselbe in gleicher Weise das Jahr zuvor die Lebensverhältnisse des Dichters sowie die historische Gestaltung der Christophslegende unter dem Titel: „Walther von Speier, ein Dichter des X. Jahrhunderts“ behandelt hatte. Von besonderer Wichtigkeit für die Kenntniß der damaligen, ausschließlich von Geistlichen in Kloster- und Domschulen gepflegten Studien ist das erste Buch seines Gedichtes, der sog. liber scolasticus, worin er von Dichtern, die er gelesen, anführt: den Homerus latinus, Martianus Capella, Horatius, Persius, Juvenalis, Boethius, Silius(?), Terentius, Lucanus, besonders aber den durch das ganze Mittelalter mit einer Art mystischer Verehrung umgebenen Vergilius. Die Spuren dieser ebenso intensiven wie ausgebreiteten Lectüre finden sich, wie bei allen Mittelalterlichen Dichtern, auch bei W. in zahlreichen Anspielungen und Entlehnungen, die aber nicht als Beweis von Unselbständigkeit sondern als Gelehrsamkeit, nicht als fremdartiger Aufputz, sondern als schönster Schmuck der Rede erschienen. Es spricht sich auch hierin die Begeisterung für das classische Alterthum aus, wovon jene Zeit erfüllt war, und die mehr und mehr den Argwohn kirchlicher Eiferer erregte, welche die Beschäftigung mit den heidnischen Schriftstellern für Teufelswerk erklärten und wesentlich zu dem bald beginnenden allgemeinen Verfall der Humanitätsstudien beitrugen. Zunächst jedoch blühten diese Studien auch in Speier noch in erfreulicher Weise fort, ja sie nahmen einen neuen Aufschwung, als nach dem Erlöschen des sächsischen Kaisergeschlechtes die Krone an den kraftvollen Konrad II., den Salier, kam, der von seiner Vorliebe für Speier auch den Namen der Speierer erhielt, wie er denn auch den Grundstein zu dem gewaltigen Dome legte, den er zu seiner und seiner Nachfolger Ruhestätte bestimmte. Man hat früher allgemein angenommen, daß der Oberhirte der Diöcese, der bei dieser Feier dem Kaiser zur Seite stand, Bischof W. war, der diese Würde von 1004—1030 oder 1031 bekleidete; die neuere historische Forschung jedoch behauptet, daß Bischof W. bereits 1027 gestorben sei, und daß auch das Jahr 1030 für den Beginn des Speierer Dombaues keine Gewähr habe. Dagegen hat sich noch kein Zweifel gegen die zuerst von dem Historiographen des Speierer Bisthums, Remling, ausgesprochene Vermuthung erhoben, daß jener Bischof Walther eben unser Dichter sei, der auch König Heinrich II. auf seinem Römerzug 1014 begleitete und seiner Kaiserkrönung beiwohnte. Er war nach Wattenbach ein hochangesehener Herr und sehr gelehrt, der seinem Collegen Burchard von Worms bei der Ausarbeitung seines Decretes zur Hand ging, und dem kein geringerer als Ekkehard IV., der Verfasser der Casus S. Galli, die Grabschrift schrieb.

  • Autor/in

    H.
  • Zitierweise

    H., "Walther" in: Allgemeine Deutsche Biographie 41 (1896), S. 34-35 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118719130.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA