Lebensdaten
1622 – 1665
Geburtsort
Solingen
Sterbeort
Duisburg
Beruf/Funktion
Philosoph ; Theologie
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 104315083 | OGND | VIAF: 19729183
Namensvarianten
  • Clauberg, Johann
  • Clauberg, Johannes
  • Claubergh, Johann
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Zitierweise

Clauberg, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104315083.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. (1597–1664), Bgm. in Solingen, S des Ratsherrn Peter ( 1654);
    M Cath. Caspers (1598–1660);
    Duisburg 26.9.1652 Cath. (1626–1708), Wwe des Joh. Arnold Brinck, T des Predigers Arnold Mercator u. der Marg., T des Kupferstechers Gerh. Mercator ( 1627), Urenkelin des Kartographen Gerh. Mercator (1512–1594);
    S Joh. Christoph (1655–91), Prof. in Utrecht, 5 T, u. a. Elis. (1656–1732, 1681 Jak. Gantesweiler [1631–91], Prof. der Theol. [s. ADB VIII]).

  • Biographie

    C. begann seine Studien in Bremen, wo er sich vornehmlich mit orientalischer Philosophie und Theologie beschäftigte. Er setzte sie in Groningen fort, unterbrach sie durch eine Kavalierstour durch Frankreich und England, war kurze Zeit in Leiden und Herborn als Professor der Philosophie und Theologie tätig und ging 1651 an die Universität Duisburg. Einen 1660 erfolgten Ruf an die Universität Nimwegen schlug er aus. - Als Cartesianer bekannte sich C. zu einem theologischen Rationalismus, wie er in der niederländischen Schule gelehrt wurde. Er machte sich auch den Dualismus und die Lehre von der Wechselwirkung Descartes' zu eigen, letztere jedoch modifiziert im Sinne des späteren Occasionalismus. Bei der wesenmäßigen Verschiedenheit von Leib und Seele könne bei den Körperbewegungen nach C.s Ansicht eine Kausalgesetzlichkeit nicht vorliegen. Vielmehr handele es sich hier nur um causae procatarcticae (vorhergehende Ursachen), die Gelegenheit geben, die immer in der Seele vorhandenen virtuellen Ideen hervorzulocken. Die letzte Ursache jedoch, die causa libera, die die empirische Kausalität notwendig erst auslösen muß, weil sie sonst nicht möglich wäre, sei Gott selbst. - Wie C. der Vorläufer des Occasionalisten A. Geulincx ist, so weist er sich auch mit seinen logischen und psychologischen Lehren, die er in der „Metaphysica de Ente sive Ontosophia“ (Amsterdam 1664) darlegt, als|solcher Christian Wolffs aus. Von C. stammt der Name Ontologie für die allgemeine Seinslehre. Schließlich verdienen noch seine etymologischen auf philosophischer Grundlage unternommenen Studien zur deutschen Sprache Erwähnung.

  • Werke

    Weitere W Logica vetus et nova, Amsterdam 1654, ²1658;
    Initiatio philosophi sive dubitatio Cartesiana, Leiden u. Duisburg 1655;
    De cognitione Dei et nostri, Duisburg 1656;
    Paraphrasis in Renati Des Cartes Meditationes de prima philosophia, ebenda 1658;
    Ars etymologica Teutonum e philosophiae fontibus derivata, ebenda 1663;
    Opera omnia philosophica, hrsg. v. J. Th. Schalbruch, Amsterdam 1691.

  • Literatur

    ADB IV;
    Herm. Müller, C. u. seine Stellung im Cartesianismus, mit bes. Berücksichtigung seiner Stellung z. occasionalist. Theorie, Diss. Jena 1891;
    E. Göpfert, C.-Stud. I, 1898;
    E. v. Aster, Gesch. d. neueren Erkenntnistheorie, 1921, S. 81 ff.;
    P. Brosch, Die Ontol. d. J. C., 1926;
    Ueberweg III. S. 246, 263 u. ö.

  • Porträts

    Matrikel d. Univ. Duisburg 1652-1818, 1938 u. Stiche v. J. Snyderhoef u. J. J. Wielant nach J. Gasp. Pfeffer (Bibl. nat. Paris).

  • Autor/in

    Hans Saring
  • Zitierweise

    Saring, Hans, "Clauberg, Johann" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 265-266 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104315083.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Clauberg: Johann C., geb. 24. Febr. 1622 zu Solingen im Herzogthum Bergen in Westfalen, 31. Januar 1665; zeigte schon als Schüler des damals berühmten Gymnasiums zu Bremen ungewöhnliche Neigung und Begabung zu philosophischen Studien, welchen er sich auch nachher auf der Universität zu Gröningen mit vollem Eifer überließ. Martin Schook, Tobias Andreae und Raey wurden seine philosophischen Leiter und Freunde, in die dortige reformirte Theologie ließ er sich durch Alting und Maresius einführen; mit welchem Erfolge er arbeitete, beweist ein ihm bei seinem Abgange ausgestelltes glänzendes akademisches Zeugniß. Zum Zweck seiner weiteren wissenschaftlichen Ausbildung begab er sich 1646 nach Frankreich, wo er besonders in Saumur den Unterricht eines M. Amyraut, la Place, L. Cappel genoß, und nach England und ging hierauf nach Gröningen zurück. Eine amtliche Wirksamkeit eröffnete ihm 1649 die Berufung zum ordentlichen Lehrer der Philosophie und Extraordinarius der Theologie in Herborn in Nassau, welche Stellung er aber erst antrat, nachdem er sich während eines Sommers in Leyden noch gründlicher mit der Cartesischen Philosophie beschäftigt hatte. In Herborn soll er ebenso die Gunst seines Fürsten wie das Vertrauen und die Liebe zahlreicher Schüler genossen haben. Doch folgte er 1651 einem Rufe als Professor der Philosophie und Theologie nach Duisburg, woselbst das Gymnasium damals in eine Akademie verwandelt wurde, und wo er als Schriftsteller thätig, hochgeachtet, auch durch kirchliche Ehrenämter ausgezeichnet und im Verkehr mit den Philosophen und Theologen der Cartesischen Schule Frankreichs und der Niederlande bis zu seinem Tode geblieben ist. Sein Ruf war ein ziemlich ausgebreiteter und blieb unangetastet, als Theologe war er mit den gemäßigten Cartesianern und Coccejanern wie Heidanus, Burmann, Chr. Wittich befreundet, denen er also auch ähnlich gewesen sein mag. Sein Lebenswandel wird als rein, sein Charakter als milde, offen und zur Heiterkeit geneigt bezeichnet. Was ihm aber einen litterarischen Namen gesichert hat, ist die zuerst durch ihn bewirkte Verbreitung der Cartesischen Philosophie in Deutschland. Diesen Grundsätzen gehören auch seine eigenen später gesammelten philosophischen Arbeiten: „Opp. philosophica — cura J. Th. Schalbruchii“, Amstel. 1791,|an, welche Physik, Metaphysik, Logik und Erkenntnißlehre betreffen. Einige andere Abhandlungen von ihm finden sich in Leibnitii Collectanea etymologica und Joh. Claubergii et Martini Hundii dissertatt. selectae. Von dem System des Cartesius geben seine Schriften eine klare und wohlgeordnete Darstellung, in welcher die beiden Hauptprobleme über das Verhältniß der Seele zum Leibe und über das Verhältniß Gottes zur Welt besonders hervortreten, daher die Abhandlungen: „Corporis et animae conjunctio“ und „Exercitationes centum de cognitione Dei et nostri“. Die Metaphysica de ente führen bei ihm auch den Namen Ontosophie.

    • Literatur

      Vergl. die seinen Werken vorangestellte Vita von H. Chr. Hennin, übrigens Erdmann, Grundriß der Gesch. d. Philos. II, § 268, 4. Zeller, Geschichte der deutschen Philosophie seit Leibnitz, Münch. 1873. S. 76.

  • Autor/in

    Gaß.
  • Zitierweise

    Gaß, Wilhelm, "Clauberg, Johann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 277-278 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104315083.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA