Lebensdaten
1810 – 1869
Geburtsort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Graf von Württemberg ; Herzog von Urach
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 104207256 | OGND | VIAF: 59519592
Namensvarianten
  • Wilhelm von Urach
  • Friedrich Wilhelm von Urach
  • Friedrich Wilhelm
  • mehr

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Zitierweise

Friedrich Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104207256.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Urach: Herzog Wilhelm von U., Graf von Württemberg, wurde als Sohn des Herzogs Wilhelm von Württemberg, Bruders des Königs Friedrich von Württemberg, und der Wilhelmine geb. Burggräfin Rhodis von Tundersfeld am 6. Juli 1810 zu Stuttgart geboren. Er erhielt seine erste Erziehung im geistig angeregten elterlichen Hause und kam im J. 1819 mit seinem älteren Bruder Graf Alexander, dem bekannten Dichter, zu vierjährigem Aufenthalt ins|Fellenberg’sche Institut Hofwyl bei Bern. Ins elterliche Haus nach Stuttgart zurückgekehrt wurde er in seinem achtzehnten Lebensjahre zum Hauptmann in der reitenden Artillerie ernannt, im J. 1835 zum Major, 1837 zum Oberst und Commandanten der Artillerie befördert. Als im J. 1848 Württemberg eine Feldbrigade zum Ausmarsch nach Schleswig-Holstein als Theil einer combinirten Division der süddeutschen Staaten unter dem Commando des Generallieutenant v. Miller bestimmte, wurde dieselbe dem Grafen, der seit 1841 als Generalmajor eine Infanteriebrigade commandirte, unterstellt. Der Waffenstillstand von Malmoe traf die Brigade in Altona und Umgebung und verhinderte deren Eintreten in die eigentliche Action. Der größere Theil derselben mit ihrem Führer — mit Ausnahme Eines Bataillons, das in Schleswig blieb — wurde zur Beobachtung gegen die Freischaren im badischen Oberland, speciell im Seekreis verwendet, aber schon Ende Juli, ohne zu ernstlicher Thätigkeit gelangt zu sein, nach Württemberg zurückgenommen. Graf W. wurde im J. 1855 zum Generallieutenant, 1857 zugleich zum Gouverneur von Ulm ernannt. Das Jahr 1867 brachte ihm die Beförderung zum General der Infanterie und die Standeserhöhung zum Herzog von Urach unter Beibehaltung der Grafenwürde von Württemberg. Im J. 1862 trat er zur katholischen Confession über.

    Herzog Wilhelm's Lieblingswaffe war und blieb die Artillerie. Er galt als hervorragender Mathematiker und Officier seiner Waffe und machte auch einige Erfindungen, namentlich in der Laffettirung der Geschütze. Hier versuchte er den Gedanken, die bei fester Verbindung des Rohrs mit der Laffette beim Abfeuern des Geschützes verursachte heftige Stoßwirkung durch Pendelschwingung geringer zu machen, mittels Aufhängen des Rohrs in beweglichen Brillen zu verwirklichen. Dem universell gebildeten und überaus thätigen Geiste des Herzogs genügte während der langen Friedenszeit die Thätigkeit im militärischen Berufe nicht. Kunst und Wissenschaft, speciell Naturwissenschaften, Kunstgeschichte, Alterthumskunde trafen bei ihm auf reges Interesse, das er durch größere Reisen, Mitgründung und fortgesetzte Förderung des württembergischen Alterthumsvereins (1843) und des Vereins für vaterländische Naturkunde (1844) wie durch wiederholte Uebernahme des Präsidiums bei Versammlungen des Gesammtvereins der deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine bethätigte. Seinen Kunstsinn erwies er unter Anderen durch die in den Jahren 1840 und 1841 auf der Stelle der längst völlig zerfallenen Burg Lichtenstein (berühmt durch Wilhelm Hauff's gleichnamigen Roman) erfolgte Erbauung des Schlosses Lichtenstein. Dorthin rettete er auch eine beträchtliche Anzahl von den Bildwerken des in herrlichem Renaissancestil erbauten Stuttgarter Lusthauses, das im J. 1844 abgerissen wurde, um dem jetzigen königlichen Hoftheater Platz zu machen. (Vgl. C. Walcher, Die Sculpturen auf dem Schloß Lichtenstein. Stuttgart 1886, Sep. Abd. aus den Württ. Vierteljahrsheften für Landesgeschichte.) Die Ehrenmitgliedschaft zahlreicher wissenschaftlicher Vereine, sowie die Würde eines Ehrendoctors der philosophischen Facultät der Universität Tübingen (1845) brachten die wohlverdiente Anerkennung wissenschaftlichen Strebens, als dessen litterarische Früchte zu nennen sind: „Wegweiser durch sämmtliche Malerschulen und Gemäldesammlungen v. W. W.“, 1. (und einz.) Bd. Stuttgart 1846 (als Manuscript gedruckt); „Graphisch-archäologische Vergleichungen“, im Correspondenzblatt der deutschen Geschichtsvereine, Jahrgang 9, 1861, und aus dem Gebiete der Naturwissenschaften: „Aufklärende Worte über Wetterprophezeihung von W. W.“ Stuttgart 1846. in einer Ueberarbeitung als Manuscript gedruckt unter dem Titel „Betrachtung über das Wetter und seine Propheten“ (1858?). Anonym erschienen im J. 1852 „Politische Skizzen über Deutschland und Württemberg aus der Mappe eines Conservativen“. Als Manuscript gedruckt. Erste (einzige)|Abtheilung. Stuttgart, ohne Jahresangabe. — Graf Wilhelm vermählte sich den 8. Februar 1841 mit der Prinzessin Theodolinde v. Leuchtenberg, aus welcher Ehe ihm vier Töchter geboren wurden, von welchen nur zwei den Vater überlebten. Im J. 1857 Wittwer geworden, vermählte er sich am 16. Februar 1863 zum zweiten Male mit Florestine Prinzessin von Monaco, welche ihm zwei Söhne schenkte, von denen der ältere Wilhelm, Herzog v. U., Graf v. Württemberg, Durchlaucht jetzt Hauptmann beim Generalstab des XIII. (königl. württ.) Armeecorps, der zweite Fürst Karl v. U., Graf v. Württemberg, Rittmeister à la suite des Ulanenregiments König Karl (1. württemb.) Nr. 19 als erfolgreicher Reisender und Naturforscher bekannt geworden ist. — Nachdem Herzog W. im J. 1867 von einem Schlaganfall getroffen vergeblich Heilung im südlichen Klima und im Wildbad im Schwarzwald gesucht hatte, erlag er am 16. Juli 1869 auf seinem Schlosse Lichtenstein einem erneuten Anfall, wegen seines liebenswürdigen Wesens von allen Kreisen der Bevölkerung betrauert.

    • Literatur

      Vgl. Denkschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens des Württ. Alterthumsvereins, Stuttgart 1893, S. 20, wo sich auch sein Bild findet. — Strack v. Weißenbach, Geschichte der königl. Württ. Artillerie. Stuttgart 1882 S. 305 ff. — Pfister, Denkwürdigkeiten aus der württ. Kriegsgeschichte. Stuttgart 1868. S. 462 ff.

  • Autor/in

    Friedrich Wintterlin.
  • Zitierweise

    Wintterlin, Friedrich, "Friedrich Wilhelm" in: Allgemeine Deutsche Biographie 39 (1895), S. 343-345 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104207256.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA