Lebensdaten
1804 – 1849
Geburtsort
Leopoldstadt bei Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Komponist ; Violinist ; Kapellmeister ; "Walzerkönig"
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118619098 | OGND | VIAF: 46947765
Namensvarianten
  • Strauss, Johann Baptist
  • Strauß, Johann
  • Strauss, Johann (Vater)
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Zitierweise

Strauss, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118619098.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz Borgias (1764–1816 Freitod), Kellner, Bierwirt, 1803 Bürger in W., S d. Johann Michael (um 1720–1800, jüd., spätestens seit 1762 kath.), aus Ofen, Bedienter d. Gf. v. Rogendorf, Tapezierergeselle in W., u. d. Rosalia Buschin (1729–85), aus W.;
    M Barbara (1770–1811), aus W., T d. Josef Dollmann (Thollmann) (1730–79), ksl. Kutscher in W., u. d. Katharina Eva Niessig (* 1745); seit 1813 Stief-M Katharina Theresia Feldberger (* um 1766, 2] N. N. Golder?); seit 1816 (?) Vormund Anton Müller, Kleidermacher;
    1 B (früh †), 4 Schw (3 früh †) Ernestine (1798–1862, Karl Fux, 1805–59, aus W., Musiker in S.s Kapelle, Privatsekr. v. Johann S. Sohn);
    Lichtental b. Wien 1825 Maria Anna (1801–70), T d. Josef Streim (1772–1837), aus Markersdorf (Niederösterr.), Gastwirt in W., u. d. Maria Anna Rober;
    4 S (1 früh †) Johann (s. 2), Josef (s. 3), Eduard (s. 4), 2 T Anna (1829–1903, Therese (1831–1915); aus Verbindung mit Emilie (um 1814– n. 1857), aus Saar (Mähren) (?), Modistin in W., T d. Johann Trambusch (Trampusch, Tramposch), Wundarzt, u. d. Antonia Haas, 3 S (2 früh †) Johann Trambusch ( 1836), 4 T (2 früh †) u. a. Emilie Trambusch (1835-n. 1904), Schausp.

  • Biographie

    Nach dem frühen Tod der Eltern übernahm der Kleidermacher Anton Müller die Vormundschaft. Seit 1817 absolvierte S. eine Buchbinderlehre (Gesellenprüfung 1822) und nahm zugleich Violinunterricht bei Johann Pollischanzky (1779–1836). Ob er später, wie in der älteren Literatur erwähnt, bei Ignaz v. Seyfried und Leopold Jansa Komposition studierte, ist nicht eindeutig nachweisbar. Zunächst trat S. als Geiger in die Kapelle Michael Pamers (1782–1827) ein, wirkte seit 1823 als Bratscher in Joseph Lanners (1801–43) Quartett und kam 1824 in das Infanterie-Regiment Nr. 4 „Hoch- und Deutschmeister“. Für die Lannersche Kapelle steuerte S. einige Walzerpartien bei, bevor er 1827 selbst als Leiter eines eigenen Ensembles von 12 Musikern auftrat. Seine zahlreichen, sich größter Beliebtheit erfreuenden Walzer trugen Titel, die – wohl nach dem Vorbild Lanners – auf einen bestimmten Anlaß oder die jeweilige Spielstätte verwiesen wie z. B. der „Täuberln-Walzer“, op. 1 (1827), der „Kettenbrücke-Walzer“, op. 4 (1828), oder der „Tivoli-Rutsch-Walzer“, op. 39 (1830), für das neu eröffnete Tivoli bei Schönbrunn. Seit 1831/32 trat er auch als Dirigent bei Hofbällen auf, 1832 wurde er zum Kapellmeister des 1. Bürgerregiments ernannt.

    Nach einer ersten Reise nach Pest 1833 unternahm S. immer ausgedehntere Konzerttourneen, die bis Berlin, Leipzig, Dresden und Prag (Spätherbst 1834), 1835 durch Süddeutschland und an den Rhein, 1836 nach Hamburg, Brüssel und Amsterdam führten. Auch hier entstanden Walzer wie „Erinnerung an Pesth“, op. 66 (1833), oder „Lorely-Rhein-Klänge“, op. 154 (1843), selbst technische Errungenschaften reflektierende Titel wie der 1836 komponierte „Eisenbahn-Lust-Walzer“, op. 89, oder vier Jahre später „Elektrische Funken“, op. 125. Anfang Okt. 1837 brach S. mit 22 Musikern zu einer Konzertreise auf, die insgesamt 15 Monate dauerte.|Nach mehreren Stationen trafen die Musiker in Paris ein, wo sie Konzerte u. a. vor der Königsfamilie in den Tuilerien gaben. Nach Auftritten in Le Havre und Rouen ging es im April 1838 nach England, wo sie zunächst in London vor Königin Victoria musizierten, dann u. a. in Liverpool und Birmingham. Zurück in Frankreich, erhielt das Orchester eine erneute Einladung nach England.

    Während dieser und anderer Reisen, bei denen S. und sein Ensemble begeisterte Aufnahme fanden, spielte ein zweites Strauss-Orchester unter der Leitung zunächst von Georg Jegg, dann von Franz Amon (1803–64) in Wien weiter, doch konnte Lanner sich die Position des hier führenden Tanzmusikers zurückerobern. Nach S.s Rückkehr wurden die lukrativen Spielstätten und Veranstaltungen zwischen den beiden Kontrahenten eine Zeitlang aufgeteilt, nach dem frühen Tod Lanners 1843 rückte S. wieder an die Spitze.

    Als mit dem Versuch seines Sohnes Johann, in das Tanzgeschäft einzusteigen, 1844 erneute Konkurrenz drohte, kam es endgültig zum Bruch mit ihm und seiner Familie, seine Ehefrau beantragte die Scheidung. Vermutlich um den Querelen zu entgehen, unternahm S. in den Herbstmonaten 1844–47 weitere Konzertreisen, diesmal nur innerhalb der Donaumonarchie und Deutschlands. 1846 erhielt er den Titel k. k. Hofball-Musik-Direktor. Zu seinen letzten Werken gehörte der dem k. k. Feldmarschall Josef Wenzel Gf. Radetzky (1766–1858) gewidmete „Radetzky-Marsch“, op. 228, den S. – zunächst auf der Seite der Aufständischen stehend – als kaisertreues Bekenntnis komponierte und am 31. 8. 1848 zur Uraufführung brachte. Ein Jahr später verstarb er, nachdem er nochmals eine längere Tournee nach London unternommen hatte, an einer Scharlachinfektion.

    S., seit den 1830er Jahren ebenso wie Lanner als „Walzerkönig“ tituliert, war gleichermaßen herausragend begabt als Komponist, Arrangeur, Instrumentalist und Dirigent. Darüber hinaus wußte er sich in einer Zeit vermehrter Nachfrage nach Tanzmusik auch ausgezeichnet zu vermarkten. Durch die Vermischung der verschiedenen Genres Opern-, Instrumental- und Tanzmusik wurde er zu einem Wegbereiter der „gehobenen Unterhaltungsmusik“.

  • Auszeichnungen

    A Gedenktafel am Geb.haus, Wien.

  • Werke

    über 300 Instrumentalwerke, u. a. über 150 Walzer, ferner Ländler u. Cotillons, Polkas u. Galoppe, Quadrillen, Märsche u. Potpourris;
    Wiener Launen Walzer, op. 6, 1827;
    Bajaderen-Walzer, op. 53, 1832;
    Gabrielen-Walzer, op. 68, 1834;
    Huldigungs-Walzer, op. 80, 1835;
    Brüssler Spitzen, op. 95, 1837;
    Cäcilien-Walzer mit d. beliebten Tremolo, op. 120, 1840;
    Helenen-Walzer, op. 204, 1846;
    Die Friedensboten, op. 241, 1849;
    Seufzer-Galopp, op. 9, 1828;
    Fortuna-Galopp, op. 69, 1834;
    Reise-Galopp, op. 85, 1835 (?);
    Jugendfeuer-Galopp, op. 90, 1836;
    Indianer-Galopp, op. 111, 1839;
    Großer Fest-Marsch, op. 39, 1830;
    Oesterr. Fest-Marsch, op. 188, 1846;
    Marsch d. Einigen Dtlds., op. 227;
    weitere W
    s. MGG²;
    W-Verz.:
    M. Schönherr u. K. Reinöhl, J. S. Vater, Ein Werkverz., 1954;
    A. Weinmann, Verz. sämtl. Werke v. J. S. Vater u. Sohn, 1956;
    vgl. auch J. S. Vater, Sämtl. Werke in Wiedergabe d. Originaldrucke, hg. v. E. Hilmar, 5 Bde., 1987.

  • Literatur

    ADB 36;
    Wurzbach;
    Riemann;
    New Grove;
    MGG;
    MGG² (P);
    Hist. Lex. Wien;
    ÖML;
    ÖBL.

  • Porträts

    Lith. v. J. Kriehuber, 1835, Abb. in: MGG²;
    S. Lanner-Denkmäler, Bronze, v. F. Seifert, 1905 (Wien, Rathauspark) u. v. H. Maurer, 1933 (Baden b. Wien, Kurpark);
    Denkmal mit vergoldeter Bronzefigur v. E. Hellmer, 1921 (Wien, Stadtpark).

  • Autor/in

    Werner Bodendorff
  • Zitierweise

    Bodendorff, Werner, "Strauss, Johann" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 497-498 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118619098.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Strauß: Johann St., der ältere der beiden weltberühmten Walzercomponisten, geboren zu Wien am 14. März 1804, ebenda am 25. September 1849, war der Sohn armer Wirthsleute, in deren Gaststube „Zum guten Hirten“ sich oft eine kleine Schaar einfacher Wiener Volksmusiker mit ihren bescheidenen Instrumenten und Weisen einzufinden pflegte. Von diesen erhielt der Knabe die ersten musikalischen Anregungen. Er zeigte sehr früh ein feines Gehör und ein treues Gedächtniß, und kannte bald keinen höheren Wunsch, als den, Musiker zu werden. In der Volksschule, die er besuchte, erlernte er sehr rasch das Violinspiel. Aber als er so weit herangewachsen war, daß er für einen bürgerlichen Beruf herangebildet werden sollte, gab ihn sein strenger Vater zu einem Buchbinder in die Lehre. Diese Beschäftigung wollte ihm gar nicht zusagen; er verließ nach kurzer Zeit heimlich seinen Meister und wollte sich mit seiner Geige selbst durch die Welt schlagen. Der Zufall führte ihn mit einem wohlhabenderen Freunde seines Vaterhauses zusammen, der sich seiner und seiner Neigungen annahm, und ihn bei Polyschansky, einem damals wohlbekannten Violinlehrer, im Violinspiel ordentlich ausbilden ließ. Um diese Zeit, St. war etwa 14 Jahre alt, starb sein Vater. Durch die Verwendung seines Gönners erhielt er nun öfter die Aufforderung in privaten Kreisen zu spielen, und zeigte sich besonders als Violaspieler in Quartetten brauchbar. Späterhin fand er Beschäftigung in dem Orchester des damals sehr beliebten Musikdirectors Pamer, der in den großen Vergnügungslocalitäten „beim Sperl“ aufzuspielen pflegte. Dem aufstrebenden St. genügte das aber nicht. Im J. 1819 machte er den ersten bedeutsamen Schritt in seinem Leben, er verband sich mit Lanner und den Brüdern Drahanek, die sich damals schon wegen ihres ausgezeichneten Zusammenspiels ganz besonderer Beliebtheit bei den Wienern erfreuten. Dieses Quartett, das in kurzer Zeit alle ähnlichen Unternehmungen auf dem Gebiete wienerischer Unterhaltungsmusik aus dem Felde schlug, wuchs unter Lanner's Führung im Laufe einiger Jahre zu einem kleinen Orchester heran, und St. war überall Lanner's Stellvertreter. Sechs Jahre lang dauerte das vertrauliche Verhältniß der beiden jungen Musiker, die nicht nur Talent, sondern auch Lebensfreude und Leichtsinn aneinander kettete. Aus ihren gemeinsamen Erfolgen erwuchsen im Laufe der Zeit kleine Streitigkeiten und im J. 1825 gingen sie auseinander. St., dem die meisten Musiker der Lanner’schen Capelle die Anhänglichkeit bewahrten, gründete mit ihnen und mit einigen Neugewonnenen ein eigenes Orchester, und fing an auch als Componist hervorzutreten. 1826 brachte er seine ersten Walzerpartien zu Gehör. Diese waren die „Täuberl-Walzer", die „Döblinger-Reunion-Walzer“ und die „Wiener-Carneval-Walzer“, welche alsbald auch bei Haslinger in Wien erschienen. Seinen großen Ruf als Walzercomponist begründete er aber 1827 mit der ersten Lieferung der „Kettenbrücke-Walzer“, welche einen außerordentlichen Jubel hervorriefen. Nun stand er neben Lanner ebenbürtig da. Von dieser Zeit an theilte sich Wien in zwei Parteien: die Lannerianer und die Straußianer, von denen jede mit heller Begeisterung für ihren Abgott eintrat. Jahraus jahrein wiederhallten nun die Vergnügungsorte Wiens von den Tönen der beiden Meister, und ihr Wettstreit förderte eine große Anzahl von immer neuen Tänzen, meist Walzern, zu Tage. Straußens an und für sich reicheres Talent erhielt hierdurch so kräftige Anregung und Nahrung, daß er seinen Gegner bald überflügelte. 1830—36 spielte er in den Sperlsälen, mit einem in der Geschichte des Wiener Carnevals beispiellosen Erfolg. 1834 wurde er zum Capellmeister des ersten Bürgerregiments, 1835 zum Hofballmusikdirector ernannt. Sein Orchester war mitunter gegen 200 Musiker stark; denn da er mit Engagementsanträgen überhäuft wurde, mußte er es oft in zwei oder mehrere Theile theilen, um an allen Orten, wo man seiner verlangte, zu spielen. Stets hatte er aber ein Stammorchester, das er auf einer Stufe besonderer Vollkommenheit zu erhalten bestrebt war. Denn noch mehr als durch Lanner gewann durch ihn die Unterhaltungsmusik an künstlerischem Schliff. In seinen Programmen suchte er jeder Trivialität auszuweichen und in Beziehung auf die technische Ausführung des Gebotenen stellte er an sein Orchester die höchsten Ansprüche. Seine Compositionen zeugen von einer seltenen Frische und Leichtigkeit der Erfindung. Neue Melodien, von einem zu ihrer Zeit ganz ungeahnten Reiz, und neue Rhythmen von hinreißendem Schwung kamen durch ihn in die Litteratur der Tanzmusik. Ueberdies machte ihn die fortwährende Uebung zu einem Meister der Instrumentirung. Nur in der Harmonie stand er nicht auf derselben Höhe. 1833, als er schon einen Weltruf hatte, machte er sich zum erstenmale zu einer Kunstreise mit seinem Orchester auf. Er besuchte Pest, und der große Beifall, den er hier fand, ermunterte ihn zu weiteren Reisen. Von diesen kehrte er aber für die Carnevalszeit immer wieder nach Wien zurück, das ihn über alle Beschreibung verehrte und liebte, und wo ein Fasching ohne ihn gar nicht denkbar gewesen wäre. 1834 spielte er in Berlin, Leipzig, Dresden und Prag, 1835 in München, Augsburg, Stuttgart, Karlsruhe, Heidelberg, Mannheim, Frankfurt, Nürnberg, Regensburg und anderen Städten des westlichen und südlichen Deutschlands, 1836 in Braunschweig, Hannover, Hamburg, Bremen, Düsseldorf, Amsterdam. Haag, Köln, Aachen, Lüttich, Brüssel, Bonn, Mainz u. a. 1837 reiste er über München, Stuttgart und Straßburg nach Paris. Hier erreichte sein Triumph den Höhepunkt. Von seiner Erscheinung wie von seiner Musik war Alles begeistert, der König und sein Hof, wie der Bürger und der Handwerksmann. Am höchsten schätzte er die Anerkennung, die ihm Meyerbeer, Cherubini und Berlioz zollten. Sein Erfolg veranlaßte ihn sogar über den Fasching in Paris zu bleiben, wo er, wie auf allen Reisen, nie um neue Tänze verlegen war. Was er hier für|seine Kunst gewann, war die Quadrille, die er bis dahin nicht so gepflegt hatte wie den Walzer. 1838 reiste er, nachdem er auch in Amiens, Lille und anderen Städten Frankreichs, dann in Belgien und in den Niederlanden gespielt hatte, nach London. Hier gab er in kurzer Zeit eine glänzende Reihe von 72 Concerten, theils bei Hofe und bei den Reichen, meist aber öffentlich. Er besuchte auch andere Städte Englands, und selbst Dublin, und wurde nur durch die Zaghaftigkeit seiner Orchestermitglieder an der Ausführung seiner Lieblingsidee, einer Reise über den Ocean, gehindert. Das Heimweh, das seine Musiker beschlich, veranlaßte ihn, nach Frankreich zurückzukehren. Nachdem er sie hier beruhigt hatte, unternahm er eine neue Reise durch England und Schottland. In Edinburg befiel ihn ein starkes Fieber und zwang ihn zur Heimreise. Er reiste über Calais, Paris, Straßburg und München, in diesen, wie in anderen Städten stets concertirend, nach Wien, wo er in einem bejammernswerthen Zustand ankam. Durch die Kunst seiner Aerzte hergestellt, feierte er am 1. Mai 1839 sein Genesungsfest, an dem ganz Wien mit Freude und Begeisterung theil nahm. Zwei Jahre blieb er nun in Wien, und brachte in dieser Zeit die Quadrille in die Mode. In den Jahren 1841—44 bereiste er die Provinzstädte Oesterreichs und Ungarns, war aber im Fasching, wie früher, immer in Wien. 1845 spielte er wieder in Berlin. Hier geschah es daß Mendelssohn ihm insbesondere für seine Kunst des Instrumentirens das höchste Lob spendete. 1846 blieb er wieder in Oesterreich, 1847 besuchte er aber neuerdings Berlin, Hannover und Magdeburg. Im J. 1848 verherrlichte St. den Wiener Fasching, wie in den früheren Jahren. Aber auch die Stürme dieses Jahres fanden in seiner Thätigkeit keinen anderen Wiederhall, als den, daß er seine Compositionen mit politisch gefärbten Titeln versah, in denen er seiner Treue für das Kaiserhaus Ausdruck gab. 1849 machte er noch eine Reise durch Deutschland, die Niederlande und England. In London erkrankte er wieder. Rasch kehrte er nach Wien zurück, rasch erholte er sich auch und fing im herannahenden Herbst in gewohnter Weise seine Concerte an. Aber ebenso rasch ereilte ihn auch der Tod. Er erlag einer Gehirnlähmung. Es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, daß an seinem Leichenbegängniß jedermann in Wien theilnahm. Denn man liebte in ihm nicht nur den Meister, der in seiner Kunst den Wiener am treuesten verkörpert hat und der Tausenden unzählbare Stunden heiterster Lebensfreude bereitet hatte, sondern auch den Menschen, dessen Liebenswürdigkeit, Güte und Charakterfestigkeit allgemein bekannt waren. Auf seinen Reisen kannte er nur zwei Rücksichten: die auf seine Kunst, welche ihn von seinen Untergebenen unbedingten Gehorsam fordern ließ, und die auf das Wohl seiner Musiker, infolge deren er trotz aller Triumphe, die seiner überall harrten, nie einen wesentlichen materiellen Ertrag zu verzeichnen hatte. St. hat 241 Werke veröffentlicht. Unter seinen Tänzen ragen die Walzer über alle hervor. Viele darunter haben bis heute ihren Reiz nicht eingebüßt. Der populärste seiner Märsche ist der „Radetzky-Marsch“, der seit dem Jahre 1848, wo er zum ersten Male aufgeführt wurde, eine Art patriotischen Losungswortes für alle Oesterreicher geblieben ist. Aus Straußens Ehe, die er in jungen Jahren schloß und in jungen Jahren löste, gingen drei Söhne hervor, die sein geistiges Erbe antraten: Joseph, Johann und Eduard. Unter ihnen steht Johann, der Walzerkönig der neueren Zeit, seinem Vater am nächsten.

    • Literatur

      L. Scheyrer, Johann Strauß' musikalische Wanderung durch das Leben. Wien 1851.

  • Autor/in

    E. Mandyczewski.
  • Zitierweise

    Mandyczewski, E., "Strauss, Johann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 36 (1893), S. 548-550 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118619098.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA