Lebensdaten
1679 – 1728
Geburtsort
Grönenbach bei Memmingen
Sterbeort
Salzburg
Beruf/Funktion
Jurist ; Benediktiner ; Kanonist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 124399231 | OGND | VIAF: 206760332
Namensvarianten
  • Schmier, Johannes Franz
  • Schmier, Franz
  • Schmier, Johannes Franz
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Zitierweise

Schmier, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124399231.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph, Verw. d. Fuggerschen Hausgüter;
    M Maria Hermann;
    B Benedict (1682–1744), Benediktiner in Ottobeuren, Dr. theol. et iur. utr., 1706 Priesterweihe, Prof. d. Philos. (1713–15), d. kanon. Rechts (bis 1721) u. d. Theol. (bis 1733) in Salzburg, danach Superior in Eldern, Vf. kanonist. u. theol. Werke (s. ADB 32; J. Th. Zauner, Biogr. Nachrr. v. d. Salzburg. Rechtslehrern v. d. Stiftung d. Univ. an bis auf gegenwärtige Zeiten, 1789; BBKL).

  • Biographie

    S. besuchte die Klosterschule in Ottobeuren, wurde dort 1693 Oblate und legte 1696 die Ordensgelübde als Benediktiner ab. Er studierte Philosophie und Theologie in Salzburg und erhielt 1703 die Priesterweihe. 1706 erwarb er in Salzburg den juristischen Doktorgrad und wurde sogleich zum Professor für kanonisches Recht an der Juristenfakultät ernannt (Dekan 1708, 1712/13, Rektor 1713–28). 1714 erreichte er die Stiftung einer Lehrkanzel für Natur- und Völkerrecht, die er selbst übernahm, während ihm sein Bruder Benedict auf dem Lehrstuhl für kanonisches Recht folgte. In sein Rektorat fällt die Säkularfeier der Universität 1718; es war die Blütezeit der Univ. Salzburg in der Epoche des Barock. 1717 wurde er in Salzburg zum Geheimrat ernannt, desgleichen 1720 für Freising. Ferner erlangte er die Würde eines exemten Priors von Feldkirch und schließlich 1728 die eines päpstl. Protonotarius.

    Als Jurist gehörte S. zu den kath. Naturrechtlern, die dieses Gebiet als selbständiges Fach betrieben. Er setzte sich mit Grotius und Pufendorf auseinander, vertrat jedoch selbst eine aristotelisch-thomistische Linie in der Nachfolge von Francisco Suárez (1548–1617). Ihm ist Gott Urheber des Naturrechts und der Rechtsentwicklung der Menschheit. S. gehört zu den letzten Vertretern eines ius divinum, das er mit dem Naturrecht verbindet. Das ius divinum positivum soll auch für Nichtchristen gelten und „überwölbt das kirchliche und weltliche Recht“ (Link).

    In der Geschichte des öffentlichen Rechts war S. neben dem Protestanten Justus Henning Boehmer (1674–1749) der Begründer der Jurisprudentia publica universalis, die auf naturrechtlichen Prinzipien beruhte. Für S. als kath. Autor gehörte auch das kanonische Recht zu den Grundlagen des allgemeinen Staatsrechts. Grundlage ist der Herrschaftsvertrag, der aber nicht zu einer absoluten Herrschersouveränität führt, sondern zur Bindung des Regenten an pacta fundamentalia und an den Staatszweck der Glückseligkeit, was auch die Förderung der Moral umfaßt. Die Staatslehre von Hobbes lehnt S. entschieden ab.

    Sein kanonistisches Hauptwerk ist äußerlich nach der Systematik des Liber Extra gegliedert, bringt aber die Hauptmaterien in 13 Traktaten unter neuen Gesichtspunkten und wird als die bedeutendste Leistung eines Benediktiners auf dem Gebiet des Kirchenrechts bewertet. S. vertrat die Zweigliedrigkeit der Kirchengewalt als Weihe- und Jurisdiktionsgewalt. Die Universalgewalt des Papstes in der Kirche ist für ihn selbstverständlich. S. entwickelte hier auch eine eigene Gerechtigkeitslehre, die an dem Begriff der „Justitia legalis“ (Gemeinwohlgerechtigkeit) orientiert ist und auf der thomistischen Rechtslehre beruht. Aus ihr ergibt sich, daß den Untertanen in Staat und Kirche subjektive Rechte zustehen. S. gilt als kanonistischer Klassiker des 18. Jh. und darüber hinaus als kath. Universaljurist.

  • Werke

    Jurisprudentia canonico civilis seu ius canonicum universum iuxta V libros decretalium nova et facili methodo explanatum, 3 Bde., 1716;
    Jurisprudentia publica Universalis ex jure tum naturali tum divino positivo nec non jure gentium nova et scientifica methodo derivata, 1722;
    Consultationes Canonicae de Coadiutoribus et Coadiutoriis Ecclesiasticis Perpetuis pro Ecclesiis Germaniae electivae Conscriptae, 1724;
    Jurisprudentia publica Imperii Romano Germanici nova et scientifica methodo concinnata, 1731;
    Scholasticum personae ecclesiasticae pro foro poli et soli breviarium exhibens universam theologiam moralem controversiis fidei et iuris canonici permixtum, 1733, ²1737;
    Jurisprudentia practica consiliaria. Opus … canonum legumque auctoritate munitum, 1737.

  • Literatur

    ADB 32;
    J. F. v. Schulte, Die Gesch. d. Qu. u. Lit. d. canon. Rechts v. Gratian bis auf d. Gegenwart, III/I, 1880, S. 165;
    P. Muschard, Das Kirchenrecht b. d. dt. Benediktinern u. Zisterziensern d. 18. Jh., in: StMBO 47, 1929, S. 225-315, 477-596, hier S. 269-79;
    A. Köver, F. S. aus Ottobeuren als Kanonist v. Salzburg, ebd. 77, 1966, S. 172-92;
    A. M. Stickler, Die Zweigliedrigkeit d. Kirchengewalt b. F. S. (1679-1728), in: L. Carlen u. F. Steinegger (Hg.), FS Nikolaus Grass, I, 1974, S. 349-60 (P);
    Ch. Link, Herrschaftsordnung u. bürgerl. Freiheit, 1979;
    A. Rinnerthaler, Die Kanonisten an d. alten Salzburger Jur.-Fak. im 18. Jh., in: Jb. d. Univ. Salzburg 1981-1983, S. 44;
    P. Putzer, in: W. Brauneder (Hg.), Jur. in Österr., 1200-1980, 1987, S. 63-67, 349 (P);
    M. Stolleis, Gesch. d. öff. Rechts in Dtld., I, 1988, S. 250, 294;
    P. Landau, Span. Spälscholastik u. kanonist. Lehrb.lit., in: F. Grunert u. K. Seelmann (Hg.), Die Ordnung d. Praxis, 2001, S. 403-25;
    Stintzing-Landsberg;
    BBKL.

  • Porträts

    Abb. in: Germania Benedictina III/3, Die benediktin. Mönchs- u. Nonnenklöster in Österr. u. Südtirol, hg. v. U. Faust u. W. Krassnig, 2002.

  • Autor/in

    Peter Landau
  • Zitierweise

    Landau, Peter, "Schmier, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 229-230 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124399231.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Schmier: Franz S., Kanonist, geboren zu Grönenbach (älterer Bruder von Benedict S.) am 8. December 1680, zu Feldkirch am 22. November 1728. Er trat im J. 1696 in das Benedictinerstift zu Ottobeuern ein, studirte in Salzburg, wurde hier 1706 Dr. iuris und Professor des kanonischen Rechts, am 6. November 1713 auch Rector der Universität. Dieses Amt bekleidete er bis zum Tode, legte aber schon 1715 die Professur nieder und verwaltete seitdem das Priorat in Feldkirch (Vorarlberg), vorzugsweise litterarischen Arbeiten ergeben. Schriften: „Iurisprudentia canonico-civilis seu ius canonicum universum iuxta V libros decretalium nova et facili methodo explicatum ... in 3 tomos distinctum,“ 3 T. cum supplemento 4 T. fol., Salisb. 1716, 1728. Ist eine Vereinigung von 13 früher gedruckten „Abhandlungen“. Das Neue besteht nur in der Zusammenfassung des Stoffs der Bücher der Decretalen unter besonderen, allerdings zweckmäßigen Titeln. Es wurde viel gebraucht und wiederholt (Aven. 1738, 3 T. fol., Venet. 1754, 2 T. fol.) nachgedruckt. „Iurisprudentia publica universalis ex iure tum naturali tum divino positivo nec non iure gentium nova et scientifica methodo derivata,“ 1722 f., 4. Ausg. 1742; „Consultationes canonicae de coadiutoriis ecclesiarum perpetuis pro ecclesiis Germaniae electivis potissimum conscriptae,“ 1724, 4°; „Iurispr. publica Imperii Rom. Germanici nova et scient. methodo concinnata,“ 1731 f., 4. Ausg. 1742; „Iurispr. practica consiliaria ... Opus canonum legumque auctoritate munitum“ cet. Aug. Vind., 1737 f.; „Scholasticum personae ecclesiasticae pro foro poli et soli breviarium, exhibens universam theologiam moralem, controversiis fidei et iuris canonici permixtum,“ ib. 1733. Wo nichts angegeben, sind die Schriften in Salzburg erschienen.

    Hist. univ. Salisb. p. 349. — Bibl. g. d. St. Bénoit III, 44. — Siebenkees, jur. Mag. I, 515. — Zauner, Biogr. Nachr. S. 78. — Hallische Beitr. III, 94. — Pütter, Litter. I, 469 (läßt ihn, sich an die Titel haltend, noch 1742 in Salzburg leben). — v. Wurzbach. Lex. XXX, 325. — Meine Gesch. III, 1, S. 165.

  • Autor/in

    v. Schulte.
  • Zitierweise

    Schulte, von, "Schmier, Franz" in: Allgemeine Deutsche Biographie 32 (1891), S. 32 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124399231.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA