Lebensdaten
1763 – 1840
Geburtsort
Hainholz bei Hannover
Sterbeort
Hannover
Beruf/Funktion
Maler ; Kupferstecher
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118598031 | OGND | VIAF: 92075766
Namensvarianten
  • Ramberg, Johann Heinrich
  • Ramberg
  • Ramberg, H.
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Zitierweise

Ramberg, Johann Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118598031.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Daniel (1732–1820), Kriegssekr., Kommerzrat in Hannover, S e. Amtmanns in Fallingbostel;
    M Sophie Margarethe (1739–1811), T d. Zeugmachers u. Gardesoldaten Friedrich Gerstenberg in Hameln;
    Hannover 1797 Johanna Marie Sophie (1776–1849), T d. Schützenwirts Christian Thimm;
    1 S, 3 T, 1 unehel. S;
    N Arthur Frhr. v. R. (1819-75), Maler u. Zeichner (s. ADB 27; ThB).

  • Biographie

    R.s Zeichentalent wurde vom Vater früh erkannt und gefördert. Sein Album mit Ansichten vom Harz, den er 1780 zusammen mit Pascha J. F. Weitsch (1723–1802) bereist hatte, wurde Kg. Georg III. in London vorgelegt. Daraufhin erhielt er 1781-88 ein Stipendium an der Royal Academy, wo ihn v. a. Benjamin West in der Historienmalerei unterrichtete. Schnell erzielte er Erfolge mit satirischen Zeichnungen, Vorlagen für Stecher, Porträts und mit einem Altarbild für die German Chapel in St. James'. John Boydell beauftragte ihn für seine Shakespeare Gallery mit der Malvolio-Szene aus „Was ihr wollt“ (Yale Center for British Art, New Haven, Connecticut, USA). Zurück in Hannover, erwarb R. sich Anerkennung mit einem für das Opernhaus bemalten Vorhang (Apoll auf seinem Wagen, 1789, 1943 verbrannt). Er ließ sich in Dresden im Radieren ausbilden und reiste 1791/92 über Wien nach Venedig, Rom und Neapel. Nach seiner Rückkehr knüpfte er in Leipzig Kontakte zu dem Verleger Göschen. Damit begann R.s stetige und reiche Produktion von Buchillustrationen, u. a. zur berühmten Wieland-Ausgabe 1794-1802, zu Texten von Schiller, Goethe und Gellert sowie für Almanache und Taschenbücher.

    1793 erhielt R. in Hannover die dauerhafte Stelle des Hofmalers und Theaterdekorateurs. Sämtliche Wand- und Deckenbilder R.s, etwa für die Börse oder Schloß Herrenhausen – meist mit allegorischen Darstellungen –, sind zerstört und ebenso wie zahlreiche Festdekorationen nur in Entwürfen dokumentiert (heute v. a. in d. Niedersächs. Landesgal. Hannover). Bekannt sind Werke I aus allen Gattungen der Malerei (Historien-, Militär-, Landschafts-, Genre- u. Porträtbilder) in Öl und Gouache. Guten Absatz fanden seine graphischen Blätter mit Volksszenen, Erinnerungen an Italien und erotischen Darstellungen.

    R.s größte Begabung blieb die gezeichnete Karikatur und Satire. Er illustrierte in Folioformat klassische Texte sowie Volksbücher und entwarf selbst eine Bildergeschichte. Wohl wegen der Kriegszeiten wurde nur weniges gedruckt: Wielands „Oberon“ 1803-04 (40 Gouachen, Biberach, Wieland-Mus.), Homers „Odyssee“ 1805, die „Ilias“ 1805-07, „Der Eunuch“ des Terenz, „Unfälle zu Wagen und|zu Pferde“, 25 Szenen zum „Leben Strunk's des Emporkömmlings“, eines bäurischen Tölpels mit seinem Begleiter Israel 1822–25, 28 „Räte“. 1826 publizierte R. zwei Alben mit Radierungen „Reineke Fuchs“ sowie „Tyll Eulenspiegel“ und 1828 „Homers Ilias, seriös und comisch“ (10 Blattpaare).

  • Werke

    Graphik: Hauptbestand in Hannover, Niedersächs. Landesgal.;
    Gemälde u. a.:
    Seeleute vor Wirtshaus, 1788;
    Hüon findet Rezia, 1789;
    Alexander u. Aristoteles, 1791;
    Abschied d. Marie Antoinette, 1794;
    Fleuve Scamandre, 1800;
    Szene aus Emilia Galotti, 1801;
    Landschaft mit Gleims Monument, 1803 (alle Hannover, Niedersächs. Landesgal.);
    Bauer auf Pferd, 1800;
    Entwaffnung d. Kriegers, 1802 (Hannover, Hist. Mus.);
    Tod d. Marquis de Posa, 1795 (Ermitage St. Petersburg);
    Christus-Altar, 1823 (Meppen, Gustav Adolf-Kirche);
    1763 – Das Friedensjahr, 1834 (Dortmund, Kulturgesch. Mus.);
    Zeichnungskonvolute
    v. a. in Hannover, Niedersächs. Landesgal., Berlin, Kupf.stichkab., Staatl. Museen Preuß. Kulturbes. u. Freiburg (Br.), Augustinermus.;
    Autographen
    v. a. in StadtA, Stadtbibl. u. Niedersächs. HStA Hannover;
    Gleimhaus, Halberstadt.

  • Literatur

    ADB 27;
    J. Ch. C. Hoffmeister, J. H. R. in seinen Werken 1877, Nachdr. 1973 (Gesamt-Verz. d. Druckgraphik);
    F. Stuttmann, J. H. R., 1929;
    ders., J. H. R., Briefe, 1940;
    ders., Handzeichnungen II, J. H. R., Ausst.kat. Hannover 1963;
    F. Forster-Hahn, J. H. R. als Karikaturist u. Satiriker, 1963;
    H. Henning, Kupferstiche zu Goethes Werken, 1982;
    ders., Kupferstiche zu Schillers Werken, 1984;
    ders., Titelkupfer zu Wielands Werken, 1984;
    A. Czech, Reineke-Fuchs-Ill. im 19. Jh., 1993;
    A. v. Rohr, J. H. R., Ausst.kat. Hist. Mus. Hannover, 1998 (geneal. Angaben, Verz. d. Sammlungs- u. Archivhestände);
    ThB;
    Dict. of Art;
    K. Flemig, Karikaturisten-Lex., 1993.

  • Porträts

    Radierung v. D. V. Denon, 1792 (u. a. Paris, Louvre;
    Hannover. Niedersächs. Landesgal.);
    Lith. v. J. Giere, 1838 (Hannover, Hist. Mus.).

  • Autor/in

    Alheidis von Rohr
  • Zitierweise

    Rohr, Alheidis von, "Ramberg, Johann Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 128-129 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118598031.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Ramberg: Johann Heinrich R., Maler, Zeichner und Kupferätzer, wurde am 22. Juli 1763 zu Hannover geboren; sein Vater, der Kriegssecretarius und nachherige kurfürstliche Hofrath R., ein Kunst-Liebhaber und -Kenner, entdeckte bald das früh erwachte Talent des Sohnes und suchte dasselbe durch Blätter von Le Prince, durch Zeichnungen von La Fage, Boucher und Genossen zu entwickeln und zu fördern. Ein Dutzend „Ansichten aus dem Harz“, welche durch den hannoverschen Gesandten dem König Georg III. vorgelegt wurden, verhalfen dem siebenzehnjährigen Künstler zur Aufnahme an der Akademie zu London. Hier blieb er neun Jahre zu seiner Ausbildung, malte mehrere Bilder und Porträts, lieferte Illustrationen und zeichnete Witzblätter und Caricaturen für den damals schon gemüthskranken König, welcher meistens selbst die Sujets angab, die R. in ein paar Minuten zum großen Beifall des Monarchen, für den man solche Unterhaltungen suchte, aufs Papier warf. Damit hängen die ersten, sehr selten gewordenen Radirversuche Ramberg's zusammen. Mit Unterstützung seines königlichen Mäcen reiste R. 1788 nach den Niederlanden, besuchte die dortigen Galerien und wendete sich nach Deutschland. In Leipzig malte er das Bildniß des Dichters Gleim (gestochen von Schulz) und kam 1791 zu Dresden mit Chr. Gottfr. Körner zusammen, dessen Urtheil über R. jedoch nicht besonders günstig lautet. Er schilderte ihn als einen wilden, übermüthigen Burschen, der sich fühlt und schwerlich weiter in der Kunst kommen werde; es fehle ihm nicht an Ideen, aber er sei einseitig und dabei ebenso dreist im Urtheilen, als in seinem Zeichnen; überhaupt wolle er lieber das Leben nach seiner Weise genießen, als fortstudiren. Das paßt ganz auf R., welcher schon früher größere Anerkennung fand, als sein mehr improvisatorisches Talent verdiente. Durch verschiedene Empfehlungen gefördert, reiste R. über Prag und Wien, wo er sich überall einige Zeit aufhielt und ein Talent wie das seine ganz geeignet war, die vornehmen Kreise zu unterhalten. Dann strebte R. nach Italien, berührte Venedig — hier traf er den nachmals als Generaldirector der französischen Museen berufenen Denon, dessen Bildniß er malte, während Denon 1791 das Porträt Ramberg's stach — Bologna und Parma, Rom und Neapel und kehrte endlich nach Hannover zurück, wo R. 1792 das Diplom eines Hofmalers erhielt. Außer verschiedenen, sehr manierirten Bildern schuf R. eine große Zahl von|Zeichnungen des verschiedenartigsten Inhalts. Mehr als 20 Jahre übte dieser Künstler eine fast souveräne Herrschaft über eine Schaar von Almanachen und Taschenbüchern (wie „Orphea", „Minerva", „Penelope", Schütze's „Taschenbuch der Liebe und Freundschaft, Becker's „Taschenbuch zum geselligen Vergnügen" u. s. w.) und begleitete von Lafontaine, Wieland, Iffland bis zu Clauren einen guten Theil unserer Dichter, Novellisten, Operncomponisten mit seinen Darstellungen, „blieb aber immerdar hinter dem Fluge reiner und edler Geister zurück, während er der Frivolität gewisser Schriftsteller vollkommen Genüge leistete“. Mit vielen seiner meist cyclischen Compositionen machte er geradezu Epoche, darunter mit den uns heutzutage sogar widerwärtig erscheinenden Illustrationen zu Schiller, Shakespeare, oder zum „Reinecke Fuchs“ (30 radirte Blätter, Hannover 1826) und „Till Eulenspiegel“ (55 Umrisse, Hannover 1887); ebenso mißhandelte er die Ilias des Homer „seriös und comisch“, d. h. in Blumauer's Manier. Auch in der Caricatur, Allegorie und Mythe, im Porträt, in landschaftlichen und anderen Darstellungen erwarb R. einen Namen, welcher alsbald ebenso übertrieben wie noch während seines Lebens wieder unterschätzt wurde. Wenn man auch der Originalität und dem großen Reichthum seiner Gedanken alle Gerechtigkeit zollt und den scharfen Beobachter des ordinären Lebens, den witzigen und launigen Kopf anerkennen muß, so bleibt einer objectiven Kritik immer zu beklagen, daß ein solches Talent so häufig in leere Oberflächlichkeit und süßliche Nachlässigkeit verfiel. Ihm fehlte durchaus „die Weihe sittlicher Schönheit". Allein das „elegante“ Publicum seiner Zeit liebte diese Mängel sogar als Vorzüge. „Seine rundlichten, koketten und schalkhaft blickenden Mädchen hatten viele Verehrer, seine pathetischen, schauspielerhaften Helden schienen die ganze Welt erobern zu wollen“. Eines flüchtigen Reizes wegen finden seine fast zahllosen Blätter heute noch Freunde und Sammler. Einzelne Blätter wurden von ihm selbst gestochen, die meisten von Bause, Berger, Schmutzer, Böhm, H. Schmidt, Stölzel, Eßlinger u. A. R. starb am 6. Juli 1840 zu Hannover und wurde auf dem Gartenkirchhof daselbst begraben.

    • Literatur

      Vgl. Nagler 1842, XII 275 ff. — A. Conze in den Preuß. Jahrb. 1870, XXVI, 83 ff. und die Monographie von Jacob Chr. Carl Hoffmeister, Hannover 1877, welcher die Thätigkeit Ramberg's nach 337 Nummern gruppirt, ihre künstlerische Bedeutung sehr richtig und ohne Ueberschätzung schildert, seine Fehler und Schwächen weder entschuldigt noch in Schutz nimmt, dabei aber manch' ernstes, bedeutungsvolles Wort spricht.

  • Autor/in

    Hyac. Holland.
  • Zitierweise

    Holland, Hyacinth, "Ramberg, Johann Heinrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 27 (1888), S. 207-208 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118598031.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA