Lebensdaten
1852 – 1912
Geburtsort
Bremen
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Bürgermeister von Hamburg
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 122651588 | OGND | VIAF: 13196511
Namensvarianten
  • Burchard, Johann Heinrich
  • Burchard, Johann Heinrich
  • Burchard, Heinrich
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Zitierweise

Burchard, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122651588.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Frdr. Wilh. (1824–92) aus Bremen, Mitinhaber des Bankhauses Joh. Berenberg, Goßler & Co. in Hamburg, anhaltischer Konsul;
    M Marianne (1830–1908, E des Kaufm. u. Bankiers Joh. Heinr. Goßler ( 1842 [s. NDB II, S. 68]);
    1877 Emily (1858–1931), T des Kaufm. Wilh. Amsinck (1821–1909) u. der Emily Willink aus Kaufm.- u. Senatorenfamilie in Hamburg (s. NDB I);
    9 K, u. a. Wilh. B.-Motz (* 1878), 1925-33 Senator in Hamburg, zuletzt 2. Bürgermeister.

  • Biographie

    B., der bereits seine Jugend in Hamburg verlebt hatte, nahm aus der Unterprima des Gymnasiums als freiwilliger Husar an dem Kriege 1870/71 teil, bezog 1872 die Universität, unternahm 1875 als junger Dr. iur. eine längere Studienreise nach England, um die für die deutschen Handels- und Schiffahrtskreise wichtige Rechtspraxis der Engländer an der Quelle kennen zu lernen, und ließ sich 1876 als Rechtsanwalt in Hamburg nieder. Nachdem er nur ein Jahr der Bürgerschaft angehört hatte, wurde er 1885 mit großer Mehrheit in den Senat gewählt und trat 1887 in die Senatskommission für Reichs- und Auswärtige Angelegenheiten ein, der er fortan sein ganzes Interesse widmete. 1902 erwählte ihn der Senat erstmalig zum Bürgermeister. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern und der Mehrzahl seiner Nachfolger, die auch als Bürgermeister im wesentlichen in der Tätigkeit als verantwortlich mitarbeitende Leiter der wichtigsten Verwaltungsbehörden aufgingen, betonte er die Funktion als repräsentative Staatsspitze - eine Aufgabe, zu der seine ausdrucksvolle Gestalt und eine mit Grazie gepaarte Würde wie geschaffen erschienen. B. gehörte jener Generation hanseatischer Staatsmänner an, die durch das Erleben der deutschen Einigung geprägt waren und bei allem Stolz auf ererbte Selbständigkeit sich doch in erster Linie als Glieder des Reiches fühlten. In den Senaten der Hansestädte sah er die Repräsentanten eines Bürgertums, das, den deutschen Landesfürsten gleich, niemals jemand anders als den Kaiser über sich anerkannt hatte. Seine Vaterstadt galt ihm vornehmlich als Staat im Rahmen|des Reichs, in Freiheit durch die Stimme im Bundesrat an dessen Willensentschlüssen teilnehmend. Darüber hinaus war B. durch ein persönliches freundschaftliches Verhältnis mit dem Kaiser verbunden und hat mehrfach als vertrauter Berater auf Entscheidungen Wilhelms II. Einfluß gewonnen, insbesondere in der Richtung auf eine deutsch-englische Verständigung sowie in Fragen des Außenhandels. Den ihm angetragenen Reichskanzlerposten nach dem Rücktritt Bülows hat er freilich ebenso ausgeschlagen wie vorher das Amt als Direktor der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes. Besondere Pflege ließ er den Beziehungen zum Konsularkorps der fremden Staaten in Hamburg, dem stärksten nicht nur Deutschlands, sondern ganz Europas, zuteilwerden. Auch sonst zeigte er sich als ein verständnisvoller Förderer der deutschen Schiffahrt und des Ausbaus des Hamburger Hafens zum „Tor der Welt“. Die verhängnisvolle Wahlvorlage von 1905, die zur Niederhaltung der Sozialdemokratie ein Klassenwahlrecht einführte, hat er, obwohl streng aristokratisch gesinnt, im Senat bekämpft, wie er überhaupt für die Erziehung der Massen zu staatsbürgerlichem Bewußtsein eintrat. Unter der Devise „Kunst ist kein Luxus“ setzte er sich inmitten seiner nüchtern rechnenden Mitbürger für die Bestrebungen Alfred Lichtwarks ein. Besonders nahe standen ihm als gläubigem Christen die Belange der Kirche; als Präsident des Kirchenrats und der Synode der evangelisch-lutherischen Landeskirche war er jahrelang der eigentliche Leiter des Kirchenwesens. Er war in seinen Vorzügen wie in seinen Schwächen eine der markantesten Erscheinungen der Wilhelminischen Ära.

  • Literatur

    G. Kolm, Die Bürgermeister, 5 Führer Hamburgs z. Einheit u. Reich, 1931 (unzureichend);
    BJ XVIII (Tl. 1912, L);
    DGB 18, 19, 23;
    eigene Archivstud.

  • Porträts

    4 Gem. v. Max Liebermann (Rathaus u. Kunsthalle Hamburg).

  • Autor/in

    Heinrich Reincke
  • Zitierweise

    Reincke, Heinrich, "Burchard, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 31-32 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122651588.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA