Lebensdaten
erwähnt 1405, gestorben 1430
Geburtsort
Nidda
Sterbeort
Koblenz
Beruf/Funktion
Erzbischof von Trier
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 138461120 | OGND | VIAF: 89999276
Namensvarianten
  • Otto von Trier
  • Otto
  • Otto von Ziegenhain
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Zitierweise

Otto von Ziegenhain, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138461120.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. hess. Geschl. d. Grafen v. Z. u. Nidda; Eltern unbek.;
    Om Werner v. Falkenstein ( 4.10.1418), 1388-1418 Ebf. v. Trier.

  • Biographie

    Nach einem Studium in Wien, vermutlich auch in Heidelberg, ist O. seit dem 17.6.1405 als Propst von St. Martin in Worms, seit ca. 1405 als Pfarrer von St. Wendel und 1413-17 auch als Propst von St. Florin in Koblenz nachgewiesen. Am 11.3.1409 wurde er in das Domkapitel von Trier aufgenommen und wohl bald zum Dompropst erhoben. In dieser Funktion vertrat er seinen Onkel als Bevollmächtigter, u. a. als Leiter der Trierer Delegation auf dem Konzil von Konstanz. Am 13.10.1418 wurde O. vom Domkapitel zum Erzbischof gewählt und auf eine extensive Wahlkapitulation festgelegt, am 12.3.1419, nach päpstl. Bestätigung der Wahl, zum Bischof geweiht. Schon am 30.12.1419 wies er alle Juden, allein in Trier etwa fünfzig Familien, aus dem Gebiet des Erzstifts aus, wofür wohl vor allem finanzielle Erwägungen ausschlaggebend gewesen sein dürften. Das Domkapitel konnte einige Jahre später die Einnahmen des Erzbischofs aus der Enteignung dieser Juden und der Einziehung ihrer Pfänder auf 60 000 fl. beziffern und beklagte sich, davon keinen Anteil erhalten zu haben. 1421, möglicherweise auch noch 1427, zog O. gegen die Hussiten in Böhmen zu Felde; die übrigen Hussitenzüge unterstützte er lediglich finanziell, war er doch zu dieser Zeit als Trierer Territorialherr – etwa bei der Belagerung der Burg Kempenich und bei der Zerstörung von Wasserbillig (1424) – in Anspruch genommen, oder, wie 1425, als frommer Erzbischof auf Pilgerfahrt nach Jerusalem.

    Zuvor noch, am 31.1.1425, hatte er Nikolaus von Kues die Pfarrei Altrich übertragen; dieser reiste im Sommer 1427 in seinem Auftrag nach Rom. Für die Klosterreform wurde O. schon zu Anfang seines Pontifikats tätig: Sein wichtigster Mitarbeiter war der Prior der Kartause St. Alban, Johannes Rode (um 1385–1439), den er 1420 zum Abt von St. Matthias bestimmte. Auch andere Benediktinerklöster, wie etwa das widerstrebende St. Maximin, wurden fortan an kartäusischer Regelstrenge gemessen. Doch war die Klosterpolitik O. s nicht nur von geistlichem Reformeifer, sondern auch von politischen und vor allem wirtschaftlichen Interessen geleitet – dies zeigt etwa der Ausgriff auf die Abtei Prüm, die O. der mensa episcopalis inkorporieren wollte. Ähnliches gilt für die Reform des Stiftsklerus, an der vor allem Peter Eller, Dekan des Marienstifts in Oberwesel 1420–27, maßgeblich mitwirkte. Während O. dort, in Münstermaifeld und in St. Florin erfolgreich war, scheiterten seine Bemühungen in Springiersbach und insbesondere in seinem Domkapitel. Wie im Falle der Klosterreform wollte er nicht nur geistlich motivierte Reformmaßnahmen, sondern auch eine Neuregelung der Rechte und Einkünfte der Domherren zu seinen oder seiner Verwandten Gunsten durchsetzen und politisch mit einem ihm ergebenen Laienadel am Kapitel vorbei agieren. Da die Kurie sich im Konfliktfall nicht eindeutig hinter den Erzbischof stellte, sondern auch immer wieder der Gegenpartei gerecht zu werden suchte, blieben O.s Reformvorhaben in den Ansätzen stecken; erst seinen Nachfolgern war auf diesem Gebiet größerer Erfolg beschieden.

  • Quellen

    Qu Dominicus v. Preußen, Ex Corona B. Mariae, Stadtbibl. Trier Hs. 750/298 (biograph. Notizen); Gesta Trevirorum, ed. J. H. Wyttenbach u. Michael Franciscus Josephus Müller, II, 1838, cap. CCLXXIII, S. 311-17; A. Goerz, Regg. d. Erzbischöfe zu Trier v. Hetti bis Johann II. 814-1503, 1861, Nachdr. 1984, S. 145-59; Petrus Becker OSB, Dokumente z. Klosterreform d. Trierer Ebf. O. v. Z. (1418–1430), Übereinstimmung u. Gegensatz v. päpstl. u. bischöfl. Reform, in: Revue Bénedictine 84, 1974, S. 126-66.

  • Literatur

    ADB 24;
    J. Ch. Lager, Aus dem Leben d. Trierer Ebf. O. v. Z. (1418–1430), in: Pastor Bonus, Zs. f. kirchl. Wiss. u. Praxis 2, 1890, S. 203-11, 253-65, 348-62;
    Petrus Becker OSB, Das monast. Reformprogramm d. Johannes Rode, Abtes v. St. Matthias in Trier, Ein darstellender Kommentar zu seinen Consuetudines, 1970;
    A. Haverkamp, Die Juden im ma. Trier, in: Kurtrier. Jb. 19, 1979, S. 5-57;
    R. Holbach, „Disz ist dy ansprache dy wir dun wydder unssern heren., “, Bemerkungen z. Reg.zeit d. Ebf. O. v. Z. (1418–1430), ebd. 23, 1983, S. 17-35;
    Hans-Joachim Schmidt, Die Trierer Erzbischöfe u. d. Reform v. Kloster u. Stift im 15. Jh., in: Reformbemühungen u. Observanzbestrebungen im spätma. Ordenswesen, hg. v. K. Elm, 1989, S. 469-501, bes. S. 473-83;
    BBKL.

  • Autor/in

    Stephanie Haarländer
  • Zitierweise

    Haarländer, Stephanie, "Otto von Ziegenhain" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 695-696 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138461120.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Otto von Ziegenhain wurde als Nachfolger seines Oheims mütterlicherseits, des Erzbischofs Werner von Falkenstein, wenige Tage nach dem Tode desselben, am 13. October 1418 zum Erzbischof von Trier erwählt. Er entstammte dem Geschlechte der Grafen von Ziegenhain und Nidda und war zur Zeit seiner Erhebung zum Erzbischof Dompropst zu Trier. Am 12. März des folgenden Jahres geweiht, hielt er am 26. desselben Monats seinen feierlichen Einzug in die Stadt und beschwor die Wahlcapitulation des Domcapitels. Ein nicht geringer Theil seiner Thätigkeit wurde durch die Verhältnisse des Reichs in Anspruch genommen, vornehmlich durch die Hussitenwirren in Böhmen. An mehreren zu deren Beilegung berufenen Reichstagen, sowie an zwei Zügen nach Böhmen nahm er persönlich Theil. — Eine seiner ersten Regierungshandlungen in der Verwaltung seines Erzstifts war die Ausweisung der Juden und von|besonderer Bedeutung jene Aenderungen und Erweiterungen, die er für die Ordnung der weltlichen Gerichtsbarkeit festsetzte. Im Frühjahr 1423 eröffnete er das nach Trier berufene Provincialconcil. Der Durchführung der durch dasselbe getroffenen Bestimmungen widmete er fortan einen großen Theil seiner Kraft. Dieses Streben war eine der vornehmsten Veranlassungen zu einem Zwiste mit dem Domcapitel, welches sich dem Erzbischof offen und lange widersetzte, so daß selbst die versöhnlichen Bemühungen des Cardinals Heinrich von Winchester, welcher auf Einladung Ottos nach Trier gekommen war, sich als vergebliche erwiesen. Erst Jahr und Tag vor Ottos Tode fand eine Beilegung des Zwistes statt. Nach der Schilderung seines Biographen in den Gesta Trev. gab O. seinem Clerus ein vorzügliches Beispiel priesterlichen Lebenswandels. Als eine äußere Bethätigung der Art seines Sinnes darf man eine von ihm im J. 1425 unternommene — übrigens mit Unrecht angefochtene — Wallfahrt nach Jerusalem betrachten. Er starb, nach Angabe seiner Grabschrift im Dom zu Trier, am 13. Februar 1430 zu Coblenz.

  • Autor/in

    Bär.
  • Zitierweise

    Bär, "Otto von Ziegenhain" in: Allgemeine Deutsche Biographie 24 (1887), S. 728-729 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138461120.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA