Lebensdaten
erwähnt 840, gestorben 845
Beruf/Funktion
fränkischer Geschichtsschreiber
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 100955525 | OGND | VIAF: 74444
Namensvarianten
  • Nithard
  • Nithardus, Sancti Richardi
  • Nidard
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Nithard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100955525.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Angilbert, Hofkapellan u. (Laien-)Abt v. St. Riquier (Centula);
    M Bertha, T Karls d. Gr. ( 814, s. NDB XI);
    B Hartnid (erw. 842).

  • Biographie

    Der uneheliche Sohn Berthas und Enkel Karls d. Gr. wird erstmals in den Verhandlungen der Söhne Ludwigs d. Frommen ( 20.6.840) nach dessen Tod erwähnt. Im karolingischen Brüderkrieg stand N. stets aktiv auf seiten Karls d. Kahlen, in dessen Auftrag er 842 in Aachen mit anderen westfränk. Großen an den Beratungen über die Teilung des Reiches mitwirkte. Auf Bitten Karls begann er seit Mai 841 die Geschichte seiner Zeit in vier von 814 bis 843 reichenden Büchern aufzuschreiben. Bei aller Sympathie für Karl und deutlicher Kritik an Lothar zeichnet sich N.s von unmittelbarem Erleben (Schlacht von Fontenoy 841) gespeistes Werk durch eine am Vorbild Karls d. Gr. orientierte Staats- und Reichsvorstellung aus, in deren Zentrum pax, iustitia und misericordia als Leitbegriffe politischen Verhaltens stehen. Während Karls Regierungszeit als Verwirklichung der rechten, naturgemäßen Ordnung idealisiert wird, sieht N. seine Gegenwart vom Konflikt zwischen der Sorge für das öffentliche Wohl (utilitas publica) und den immer stärker dominierenden Privatinteressen (cupiditas) bedroht. Viele, nur hier überlieferte Nachrichten (u. a. die Straßburger Eide vom 14.2.842, in denen sich Ludwig u. Karl in altfranz. und althochdeutscher Sprache öffentlich zu gegenseitiger Hilfe gegen Lothar verpflichteten, sowie die genaueste Grenzbeschreibung der Teilungspläne) begründen den besonderen Quellenwert von N.s pessimistisch ausklingenden Historien als „key testimony on the events of 840-842“ (Nelson 1996). N. blieb für lange Zeit der letzte Geschichte schreibende Laie. Die Wirkung seiner „Historien“ ist – angesichts einer einzigen erhaltenen Handschrift (Paris, Bibl. Nat., Ms. lat. 9768) – eher als gering einzustufen. N., der seinem Vater erst im Frühjahr 845 als (Laien-)Abt von St. Riquier nachfolgte, fiel 845 im Kampf gegen die Normannen in der Picardie.

  • Werke

    Nithardi Historiarum libri IIII, ed. Ernst Müller, MGH SS rer. Germ. 44, 1907, ND 1965;
    Ph. Lauer, N., Hist. des fils de Louis le Pieux, 1926, ²1964.

  • Literatur

    ADB 23;
    Wattenbach-Levison-Löwe III, 1957, S. 353-57;
    W. Wehlen, Gesch.schreibung u. Staatsauffassung im Za. Ludwigs d. Frommen, 1970, S. 57-105;
    H. Patze, Iustitia bei N., in: FS f. H. Heimpel, III, 1972, S. 147-65;
    N. Staubach, Das Herrscherbild Karls d. Kahlen, Diss. Münster 1981, I, S. 78-85;
    J. L. Nelson, Public Histories and Private Hist. in the Work of N., in: Speculum 60, 1985, S. 251-93;
    dies., The search of peace in a time of war: The Carolingian Bruderkrieg, 840-843, in: Träger u. Instrumentarien d. Friedens im hohen u. späten MA, hg. v. J. Fried, 1996, S. 104-11;
    H.-W. Goetz, Regnum: Pol. Denken in der Karolingerzeit, in: ZSRGG 104, 1987, S. 126-31;
    A. Önnerfors, In Nithardi Historiarum Libros Annotatiunculae, in: FS f. F. Brunhölzl, 1989, S. 75-84;
    P. Depreux, N. et la res publica: un regard critique sur le règne de Louis le Pieux, in: Médiévales 22-23, 1992, S. 149-61;
    LThK²;
    Vf.-Lex. d. MA²;
    Lex. MA.

  • Autor/in

    Hubertus Seibert
  • Zitierweise

    Seibert, Hubertus, "Nithard" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 291 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100955525.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Nithard, ein Enkel Karls des Großen, war, wie er selbst uns berichtet, ein Sohn Angilberts von Karls Tochter Bertha (s. A. D. B. I, 459, wo nachzutragen ist, daß Angilberts Gedichte jetzt von Dümmler neu herausgegeben sind, Poet. Lat. I, 355—381). Nach der Klosterchronik von St. Riquier soll er auch, wie sein Vater, Abt dieses Klosters gewesen und endlich in einem Treffen gegen die Normannen gefallen sein; allein in der Abtreihe findet sich kein Raum für ihn, und diese Angabe ist daher sehr unwahrscheinlich. Sichere Kunde von ihm finden wir nur in seinem uns erhaltenen Werke, in welchem er als treuer Vasall Karls des Kahlen erscheint, thätig für ihn zugleich als Kriegsmann, als Diplomat und als Publicist. Im J. 840 erhielt er von ihm den Auftrag, in einer Geschichte seiner Zeit Karls Recht aller Welt darzulegen. Diesen hat er mit verschiedenen Unterbrechungen wegen der Verhandlungen, bei denen er thätig war, und der Schlacht, in welcher er mitkämpfte, ausgeführt bis zum Anfang des Jahres 843; wahrscheinlich hat sein Tod die Fortführung verhindert. Im 11. Jahrhundert fand man im Grabe Angilberts auch seine Leiche, wie sie vom Schlachtfeld gebracht war, mit tödtlicher Kopfwunde. Er ist von besonderer Bedeutung als der einzige ritterliche Laie jener Zeit, welcher zugleich als Schriftsteller thätig gewesen ist, nicht ohne grammatische Fehler und wenig gewandt im Ausdruck; allein er hat den Ursprung der ganzen Verwickelung mit großer Klarheit und vielem Geschick dargelegt, und den weiteren Verlauf inmitten der Ereignisse selbst mit gewissenhafter Wahrheitsliebe in kräftigen Zügen geschildert. Unschätzbar ist die Ueberlieferung der 842 bei Straßburg geleisteten Eide in deutscher und romanischer Sprache, welche wir ihm verdanken.

    Nithardi Historiarum libri IV ed. Pertz, Mon. Germ. II, 649—672; 2. Oct.-Ausg. Hann. 1870, und von Holder 1880. Weitere Nachweisungen bei Wattenbach, Deutschl. Geschichtsqu. 5. Ausg. I, 200—203.

  • Autor/in

    Wattenbach.
  • Zitierweise

    Wattenbach, Wilhelm, "Nithard" in: Allgemeine Deutsche Biographie 23 (1886), S. 705 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100955525.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA