Lebensdaten
1891 – 1971
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Ramat Chen (Israel)
Beruf/Funktion
Rabbiner ; Historiker
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 138419396 | OGND | VIAF: 52350485
Namensvarianten
  • Neufeld, Jitzchak
  • Neufeld, Siegbert
  • Neufeld, Jitzchak
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Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Neufeld, Siegbert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138419396.html [03.05.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die Fam. stammt aus d. Prov. Posen; Vorfahre Zwi Hirsch ben Jakob Aschkenasi (gen. Chacham Zwi, 1658–1718), Rabbiner;
    V Meyer Max ( 1916), Insp. mit Nebentätigkeit in d. jüd. Gde. in B.;
    M Paula Cohn;
    1914 Margarete (Grete) Harris;
    1 S, 1 T.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Sophiengymnasiums begann N. 1891 seine Ausbildung an der Berliner Hochschule (Lehranstalt) für die Wissenschaft des Judentums und immatrikulierte sich gemäß dem Usus des religiös-liberalen Rabbinerseminars gleichzeitig an der Berliner Universität. Das Studium der Geschichte, Philosophie und semitischen Sprachwissenschaft beendete er 1914 mit dem Doktorgrad an der Univ. Straßburg. Etwa zur selben Zeit bestand er das Rabbinerexamen. 1915 amtierte N. für kurze Zeit im westpreuß. Briesen, bis zum Ende des 1. Weltkriegs diente er als Feldrabbiner. In dieser Zeit kam er auch in Kontakt mit dem orthodoxen poln.-litauischen Judentum, das sich religiös-kulturell erheblich von der assimilierten deutsch-jüd. Gemeinschaft unterschied. Nach dem Krieg fungierte N. zunächst in Insterburg, seit 1925 lebte er als Gemeinderabbiner in Elbing (Ostpreußen), wo er zeitweise auch die Präsidentschaft der jüd. Loge Bnai Brith ausübte. Trotz der sich verschlechternden Bedingungen unter der nationalsozialistischen Herrschaft versah er seine rabbinischen Aufgaben noch bis 1939 und entsprach damit dem wachsenden Bedürfnis seiner Gemeinde nach geistiger Orientierungshilfe. Erst kurz vor Beginn des 2. Weltkriegs flüchtete N. vor der antisemitischen Verfolgung nach Palästina. Inzwischen israel. Staatsbürger, stellte er sich als einer von wenigen Rabbinern 1951-53 nochmals in den Dienst der jüd. Gemeinschaft in Deutschland. Mit dem Titel eines Landesrabbiners betreute er die Gemeinden in Württemberg-Hohenzollern, die sich aus überlebenden deutschen Juden, Rückkehrern und osteurop. Juden (zumeist ehemalige Displaced Persons) zusammensetzten. Sein Einsatz galt in erster Linie den osteurop. Juden, die den größten Teil der Gemeindemitglieder stellten, aber auch der Gründung der Landesrabbinerkonferenz in Deutschland 1952. Wieder in Israel, leitete N. auch weiterhin Feiertagsgottesdienste in deutschsprachigen Gemeinden. 1958-60 wurde er von den Universitäten Frankfurt/Main und Tübingen zu Gastvorlesungen eingeladen.

    Neben seiner Funktion als Rabbiner zeigte N. seit seinen Studienjahren ein lebhaftes Interesse für die Geschichte des deutschen Judentums. Mit seinen Publikationen zu dieser Thematik, der Mitarbeit an der Germania Judaica sowie an zahlreichen jüd. Nachschlagewerken leistete er einen wertvollen Beitrag als Historiker. Während einiger Jahre war er Vorsitzender des Verbandes der Vereine für jüd. Geschichte und Literatur in Ostpreußen. Später setzte er seine wissenschaftliche Tätigkeit in der jüdisch-genealogischen Gesellschaft (Tel Aviv) fort.

  • Werke

    Die halleschen Juden im MA, Diss. Straßburg 1915;
    Die Juden im thüring.-sächs. Gebiet während d. MA, 2 Bde., 1917/27;
    Die Zeit d. Judenschulden-Tilgungen u. -
    Schatzungen in Sachsen-Thüringen, in: Thüring.-sächs. Zs. f. Gesch. u. Kunst, 1922, S. 66-87;
    Die dt. Juden im MA, 1924;
    Jüd. Gelehrte in Sachsen-Thüringen während d. MA, in: Mschr. f. d. Gesch. u. Wiss. d. Judentums 69, 1925, S. 283-95;
    Der Judenmeister Lipmann-Mühlhausen, 1928;
    Mit jüd. Augen durch dt. Lande, 1932;
    David Gans aus Westfalen, in: Aus Gesch. u. Leben d. Juden in Westfalen, 1962;
    Gesch. d. jüd. Gemeinde Elbing, in: Zs. f. d. Gesch. d. Juden, 1965, S. 1-14;
    Inneres Leben d. Elbinger Gemeinde seit d. Bau d. Synagoge, ebd. 1968, S. 127-43;
    Die Gründung d. Rabbinerkonferenz in Deutschland, in: Udim 1, 1970, S. 105-07;
    Gesch. d. jüd. Gemeinde Elbing, Aufblühen vor d. Untergang, in: G. Schulz (Hg.), Krit. Solidarität, Betrachtungen z. dt.-jüd. Selbstverständnis, 1971, S. 189-207.

  • Literatur

    Mit Israel verbunden, in: Allg. Wochenztg. d. Juden in Dtld. v. 2.2.1951 (P);
    Heimkehr nach d. Ernte, ebd. v. 23.10.1953;
    B. Brilling, Wir gratulieren, ebd. v. 9.6.1961 (P);
    ders., Rabbiner Dr. S. N. 75 J., in: Allg. unabhängige jüd. Wochenztg. v. 10.6.1966 (P);
    ders., Dreifache Tätigkeit z. Ehre d. Judentums, ebd. v. 11.6.1971 (P);
    H. Levy, Verdienstvolle Tätigkeit f. d. Judentum, ebd. v. 3.12.1971;
    Jüd. Lex. IV, 1927;
    BHdE I.

  • Autor/in

    Andreas Brämer
  • Zitierweise

    Bräumer, Andreas, "Neufeld, Siegbert" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 115-116 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138419396.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA