Lebensdaten
1903 – 1990
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Dingelsdorf bei Konstanz
Beruf/Funktion
kommunistischer und sozialdemokratischer Politiker
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 119105888 | OGND | VIAF: 98458653
Namensvarianten
  • Müller, Kurt
  • Müller, Kurt
  • Müller, Curt
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Zitierweise

Müller, Kurt, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119105888.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., Arbeiter in B.;
    M N. N.;
    Schw Grete Ulmann, Mitgl. d. KPD, Sekr. d. Komintern;
    1) 1932 (?) ( um 1955) Wilhelmine (Mischka) Slavutzkaja (isr.) aus Riga, Angestellte d. Komintern, 2) 1956 (?) Hedwig (Heta) Fischer, seit 1945 Lebensgefährtin; 1 vorehel. S aus 2), 2 Stief-K.

  • Biographie

    M., der aus einer aktiven sozialdemokratischen Arbeiterfamilie im „roten Wedding“ stammte, schloß sich bereits im Januar 1919 der „Freien Sozialistischen Jugend Deutschlands“ (wenig später in „Kommunistischer Jugendverband Deutschlands“ [KJVD] umbenannt) an, der Jugendorganisation der einen Monat zuvor gegründeten „Kommunistischen Partei Deutschlands“ (KPD). Im KJVD wurde er 1923 Ortsgruppenleiter für Berlin-Mitte und 1925 Mitglied der Bezirksleitung Berlin-Brandenburg, 1926/27 war er Redakteur bei der Verbandszeitschrift „Junge Garde“. 1927/28 als Mitarbeiter für Gewerkschaftsfragen zur „Kommunistischen Jugend-Internationale“ (KJI) nach Moskau delegiert, wurde er nach seiner Rückkehr 1928 zunächst Gewerkschaftssekretär und 1929 Vorsitzender beim Zentralkomitee des KJVD. Die 1931 erfolgte Wahl zum Kandidaten des Präsidiums des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale war verbunden mit der bis 1932 andauernden Tätigkeit als Sekretär bei der KJI in Moskau. Als Anhänger einer bedingungslos kämpferischen Einstellung gegen den deutschen Faschismus geriet M. in Konflikt mit der offiziellen Linie Stalins, wurde Ende 1932 aller Ämter enthoben und als einfacher Arbeiter in eine Automobilfabrik in Gorki strafversetzt. Im März 1934 gelang es ihm, als Bezirksleiter der illegalen KPD in Baden nach Deutschland zurückzukehren. Möglicherweise blieb ihm dadurch das Schicksal seines Mentors Heinz Neumann (1902–37) und vieler anderer deutscher Kommunisten erspart, die infolge der stalinistischen Schauprozesse der 30er Jahre ihr Leben verloren. Ende September 1934 verhaftete ihn die Gestapo, und ein Sondergericht verurteilte ihn im Dezember zu sechs Jahren Zuchthaus. Nach Verbüßung seiner Strafe in Kassel-Wehlheiden erfolgte im September 1940 seine sofortige Überführung in das KZ Sachsenhausen. Als kurz vor dem Ende des 2. Weltkriegs die KZ-Insassen nach Norden transportiert wurden, befreiten ihn die Alliierten in Parchim.

    Im Juni 1945 begann M. mit dem ihm übertragenen Neuaufbau der KPD in Hannover, zunächst als Bezirksleiter für Hannover-Braunschweig, später als Landesleiter für Niedersachsen. 1946-48 war er Mitglied des Niedersächs. Landtags, seit 1947 Mitglied des Zonenbeirates für die Brit. Zone und 1948 Mitglied des Wirtschaftsrats für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet der Westzonen. Im selben Jahr wählte man ihn zum stellvertretenden Vorsitzenden der KPD in den Westzonen. 1949 erfolgte seine Wahl zum Mitglied des Bundestages. M.s eigenständiges Denken und ein daraus resultierender Konflikt mit dem dogmatischen KPD-Vorsitzenden Max Reimann hatten Folgen. Unter dem Vorwand einer Aussprache wurde M., den man für die Mißerfolge der KPD verantwortlich machte, im März 1950 nach Ostberlin entführt und dort verhaftet, um gegen ihn einen Schauprozeß in Anlehnung an den „Rajk-Prozeß“ in Ungarn zu inszenieren. Dazu kam es u. a. wegen der Zweistaatlichkeit Deutschlands und M.s Abgeordnetenstatus nicht. Der 1953 in der Tschechoslowakei durchgeführte Schauprozeß gegen den KPC-Führer Rudolf Slansky versetzte die SED-Führung unter Walter Ulbricht in die Lage, die nötigen Beweise zu konstruieren. Am 18.3.1953 wurde M. von einem sowjet. Militärtribunal wegen|„Terror, Spionage, Sabotage, Gruppenbildung und trotzkistischer Tätigkeit“ zu 28 Jahren Haft verurteilt. Das politische Tauwetter nach Stalins Tod führte jedoch schon im Oktober 1955 zur Freilassung des nach Sibirien verbrachten M., der mit dem Kommunismus endgültig gebrochen hatte und nun in die Bundesrepublik zurückkehrte, wo er in die SPD eintrat. Nach Tätigkeiten am Institut für Asienkunde und der Studiengesellschaft für wirtschaftliche Entwicklung war M. 1960-85 Mitarbeiter des Forschungsinstituts der Friedrich-Ebert-Stiftung und Leiter der Abteilung „Außenpolitik und DDR-Forschung“, wobei er sich besonders als Begründer und Redakteur der Zeitschrift „Vierteljahresberichte – Der Ostblock und die Entwicklungsländer“ (später: „Probleme der Entwicklungsländer“) einen Namen machte.

  • Werke

    u. a. Entwicklungshilfe innerhalb d. Ostblocks, 1960;
    Über Kalkutta nach Paris? Strategie u. Aktivität d. Ostblocks in d. Entwicklungsländern, 1964;
    Sowjet. Kurzbiogrr., 1964;
    Die entwicklungspol. Konzeption d. Ostblocks u. Chinas, 1965;
    Die Entwicklungshilfe Osteuropas, 1970;
    Auswärtige Kulturpol, d. DDR, Die kulturelle Abgrenzung d. DDR v. d. Bundesrepublik Dtld., 1974.

  • Literatur

    H. Weber, Die Wandlung d. dt. Kommunismus II, 1969 (P);
    B. Lazitch u. M. M. Drachkovitch, Biogr. Dict. of the Comintern, ²1986, S. 327;
    D. Dowe (Hrsg.), K. M. z. Gedenken, 1991 (W, L, P).

  • Autor/in

    Eberhard Flessing
  • Zitierweise

    Flessing, Eberhard, "Müller, Kurt" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 450-451 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119105888.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA