Lebensdaten
1759 – 1835
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Dessau
Beruf/Funktion
Maler ; Kupferstecher ; Sprachwissenschaftler
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118564781 | OGND | VIAF: 64281355
Namensvarianten
  • Kolbe, Carl Wilhelm der Ältere
  • Kolbe, Karl Wilhelm
  • Kolbe, Carl Wilhelm
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Zitierweise

Kolbe, Carl Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118564781.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christian Wilhelm (ca. 1715–1800), Goldsticker u. Tapetenmacher in B., S d. aus Naumburg stammenden Schneiders Martin in B. u. d. Anna Kortmann aus Biesenthal;
    M Anne (um 1716–82), T d. Jacques Rollet u. d. Anne Barez;
    B Christian Friedrich (* 1758), Goldsticker u. Tapetenmacher (s. ThB);
    Vt Heinrich (1771–1836), Bildnismaler, in Düsseldorf u. Paris ausgebildet, Lehrer an d. Düsseldorfer Ak. bis 1831, bekannt durch s. Porträts Goethes, mit d. er seit 1799 in Verbindung stand (s. W, L); Cousine Johanna Marie Barez ( Daniel Chodowiecki, 1801, Maler u. Zeichner, s. NDB III); - ledig;
    N Carl Wilhelm (1781–1853), Historienmaler, studierte b. Chodowiecki an d. Berliner Ak., als typischer Vertreter d. Berliner Romantik bezog er d. Themenkreis s. Genrebilder aus d. Ritter- u. Märchenwelt d. dt. Lit. Er illustrierte Bücher, u. a. v. Fouqué u. Tieck. Die Novelle v. E. T. A. Hoffmann „Doge u. Dogaresse“ geht auf e. Gem. v. ihm zurück (s. W, L), Etienne Maria (1809–35), Bildnismaler (s. ThB), Maria Charlotte ( Karl Alex. Kluge, 1782–1844, Prof. d. Med. in B., s. ADB 16).

  • Biographie

    K. ist als Zeichner und Radierer weitgehend Autodidakt. Geprägt durch seine französische Mutter, besuchte er die französische Gelehrtenschule in|Berlin und wurde 1780 Französischlehrer am Philanthropin in Dessau. 1782 trat er als Sekretär in den Dienst des Ministers von Schulenburg-Kehnert in Berlin, kehrte aber schon im März 1784 ans Philanthropin nach Dessau zurück. Nach Ermunterung durch Chodowiecki begann K. an der Berliner Akademie bei Asmus Jakob Carstens zu studieren, wo er bereits 1795 als ordentliches Mitglied aufgenommen wurde. Im selben Jahre ging er als Lehrer der Zeichenschule einer Chalcographischen Gesellschaft nach Dessau zurück und wurde 1798 unter gleichzeitiger Ernennung zum Hofkupferstecher als Französisch- und Zeichenlehrer an die Dessauer Hauptschule berufen, wo er bis zu seiner Pensionierung 1828 verblieb. Mit seinen Schriften „Über den Wortreichtum der deutschen und französischen Sprache“ (1806) und „Über Wortmengerei, Sprachreinheit und Sprachreinigung“ (1809) erwarb er sich auch als Sprachwissenschaftler einen Ruf; 1810 wurde ihm die Doktorwürde der Universität Halle verliehen.

    Das bevorzugte Motiv seiner 1795 beginnenden Radierfolgen waren die Eichenwälder um Dessau. Stilistisch orientierte sich K. dabei an den Arbeiten Salomon Geßners sowie Antonie Waterloos. Die Blätter „Palämons Eiche“ (1798), „Die Badenden“ (wohl 1799) und „Der ruhende Hirt“ (um 1799) zeugen von der Unmittelbarkeit und der Monumentalität, die K. in den ersten Dessauer Jahren von 1795-1800 seinen Arbeiten zu geben wußte und die in den heroischen Landschaften eines Josef Anton Koch (Eichenhain bei Olevano) und Johann Christian Reinhart ihre Parallele haben. Seine Radierungen „Das Bacchanal“, „Die Erfindung des Gesanges“ und „Der Tanz“ belegen nach 1800 eine Hinwendung zur arkadischen Landschaft und zur Idylle. Auch in den gleichzeitig entstandenen Kräuterstücken spiegeln sich Gedanken und Empfindungen Rousseauscher Naturphilosophie. Sie zeigen den eigenartigen Mikrokosmos der Pflanzenwelt, in dem Mensch oder Tier inmitten einer phantastischen Naturlandschaft der Kräuter und Gräser ein mystisch isoliertes Dasein führen.

  • Werke

    Weitere W u. a. Mein Lebenslauf u. mein Wirken im Fache d. Sprache u. d. Kunst, 1825;
    Bll. groestentheils Landschaftl. Inhalts, 5 Lfg., 1796-1800;
    Neue Slg. Radirter Bll., 6 Lfg., 1815 ff.;
    Nachgelassene Radierungen, 1835 ff. -
    Zu Vt Heinrich: Gem.: Städt. Mus. Elberfeld u. Kunstmus. Düsseldorf;
    - Zu N Carl Wilhelm: Kartons z. d. Fenstern im Remtersaal d. Marienburg, 1822-27 (Szenen aus d. Gesch. d. Dt. Ordens);
    Fresken in d. Vorhalle d. Marmorpalais b. Potsdam, 1849 (Themen aus d. Nibelungenlied);
    Bildnisse im Kupf.kab. Dresden.

  • Literatur

    ADB 16;
    W. Deetjen, K. W. K. u. Dessau, in: Unser Anhaltland 3, 1903, S. 318;
    Paul Ferd. Schmidt, in: Cicerone 11, 1919, S. 8-13 (fälschl. als „Georg Wilh. Kolbe“ bezeichnet);
    E. Jentsch, Der Radierer C. W. K., Diss. Breslau 1920 (W, L; ungedr.);
    H. Mohs, in: Mhh. f. Bücherfreunde u. Graphiksammler, 1925, S. 256;
    A.-F. Heine, in: Mitteldt. Lb. II, 1927 (P);
    L. Grote, in: Zs. d. Dt. Ver. f. Kunstwiss. 3, 1936;
    K. Schultze-Wollgats, C. W. K. u. s. Schülerkreis in d. Hauptschule z. Dessau, Ausstellungskat. Dessau, 1937;
    U. Martens, Der Zeichner u. Radierer C. W. K., 1976 (W-Verz., L, P);
    G. K. Nagler, Neues allg. Künstler-Lex., 1835-52;
    ThB (W, L);
    A. G. Schmidt, Anhalt. Schriftsteller-Lex., 1930 (W, L). - Zu Vt Heinrich: F. Scharschmidt, Zur Gesch. d. Düsseldorfer Kunst, 1902;
    Schulte-Strathaus, Die Bildnisse Goethes, 1910;
    ThB (W, L); - zu N Carl Wilhelm:
    ADB 16;
    A. Rosenberg, Berliner Malerschule, 1879;
    F. v. Boetticher, Malerwerke d. 19. Jh., Bd. 1 u. 2, 1895 (W-Verz.);
    ThB (W, L).

  • Porträts

    Gem. v. G. Schadow, 1823 (Dresden, Staatl. Kunstslgg., Kupf.kab.), Abb. b. Martens, s. L.

  • Autor/in

    Florian Hufnagl
  • Zitierweise

    Hufnagl, Florian, "Kolbe, Carl Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 451-452 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118564781.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Kolbe: Karl Wilhelm K., Kupferstecher, Zeichner und Schriftsteller, ein Mann von großer Originalität des Geistes, von selbständigem Denken und ungewöhnlicher Energie. Müssen auch seine Bemühungen auf sprachlichem Gebiete dem gegenwärtigen Standpunkte der Wissenschaft gegenüber durchaus dilettantisch erscheinen, so haben sie doch ihrer Zeit zur Begeisterung für die Muttersprache, wie der Reinigung derselben von fremden Elementen beigetragen. Ebenso anregend wirkten auch seine Bestrebungen auf dem Gebiete der bildenden Kunst. Erst spät und ohne eigentliche Schulung zur Kunst gelangend, vermochte er es zwar nie, sich zu einer wahren Freiheit der Darstellung zu erheben: was er aber geleistet, ist immer noch anerkennenswerth und vor allem verdankt ihm eine Reihe namhafter Künstler und Kunstfreunde frühe Anregung. Von seinen Schülern, die später als selbständige Künstler aufgetreten sind, nennen wir hier nur die Historienmaler Hofmaler Beck und Prof. Krüger, wie die Landschaftsmaler Krause und Krägen. K., im J. 1757 zu Berlin geboren, wurde nach vollendeten Schulstudien Lehrer der französischen Sprache am Philanthropin zu Dessau, war darauf wieder zwei Jahre in Berlin als Secretär im Forstdepartement thätig, folgte dann von neuem einem Rufe an das Philanthropin, ging aber bald (1793) zum zweiten Male nach Berlin zurück und beschloß von nun an sich ganz der Kunst zu widmen. Unter Chodowiecki's und Meil's Leitung brachte er es denn auch so weit, daß er in die Akademie aufgenommen wurde. Von da an gestaltet sich sein Leben einfacher, er selbst wird gesammelter. Nach einigen Jahren kehrt er auf den Ruf des Fürsten Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau nach Dessau zurück, erhält den Titel eines Hofkupferstechers und übernimmt den Zeichenunterricht an der damaligen Hauptschule daselbst. Für die Arbeiten mit der Radirnadel dienten ihm Waterloo und Geßner zum Muster; mit dem Grabstichel hat er nie sonderlich umgehen gelernt, es schien, als ob ihn eine natürliche Ungeschicktheit der Hand daran verhinderte. Im J. 1810 erhält er von der philosophischen Fakultät zu Halle die Doctorwürde, unterrichtet später den Herzog Leopold Friedrich von Anhalt im Zeichnen und Radiren, verlebt dann noch einige Jahre im Ruhestande und stirbt, wegen seiner Gradheit, Jovialität, Gelehrsamkeit und künstlerischen Bildung allgemein geachtet, im J. 1835. Von seinen litterarischen und künstlerischen Publikationen erwähnen wir eine Reihe von Unterrichtsschnften zum Theil in französischer Sprache, einiges in Gemeinschaft mit Prof. Olivier gearbeitet aus den Jahren 1782—1791; sodann XLIX Blätter,|größtentheils landschaftlicher Art, gezeichnet und in Kupfer geätzt, Leipzig 1796. 2. Lieferung in XII Blättern, ebd.; eine seiner bedeutendsten Leistungen auf dem Gebiete der Radirung sind die „Tableaux en Gouache et desseins au lavis de Salomon Gessner, gravées à l'eau forte par C. G. K. à Zürich“, 1805; endlich (seit dem J. 1806) seine sprachlichen Werke „Ueber den Wortreichthum der deutschen und französischen Sprache und beyder Anlagen zur Poesie“ etc., „Ueber Wortmengerei, Sprachreinheit und Sprachreinigung“, die, zum Theil ziemlich umfangreich, in wiederholter Auflage erschienen sind.

    • Literatur

      Ein vollständiges Verzeichniß seiner Publicationen giebt A. G. Schmidt, Anhalt. Schriftstellerlexikon (Bernburg 1830), wo zugleich auf Meusel (14, 18) verwiesen wird. Außerdem vgl. K. W. Kolbe, Selbstbiographie, Berlin 1825.

  • Autor/in

    Hosäus.
  • Zitierweise

    Hosäus, Wilhelm, "Kolbe, Carl Wilhelm" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 462-463 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118564781.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA