Lebensdaten
1909 – 1982
Geburtsort
Guhrau (Schlesien)
Sterbeort
Lüdenscheid
Beruf/Funktion
NS-Politiker
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 124730884 | OGND | VIAF: 110309314
Namensvarianten
  • Naumann, Werner

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Zitierweise

Naumann, Werner, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124730884.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus schles. Gutsbes.fam.;
    V Max, Amtsger.rat;
    M Margarete Schuberth;
    Breslau 1937 Ursula Becker;
    K.

  • Biographie

    N. besuchte das Gymnasium in Görlitz und studierte seit 1929 Rechts- und Staatswissenschaften in Berlin, Genf und Breslau. 1936 bei Robert Nöll v. der Nahmer zum Dr. rer.pol. promoviert, wollte er die wissenschaftliche Laufbahn einschlagen. Als Universitätsassistent begann er mit der Erstellung einer Habilitationsschrift über „Wirtschaftslenkung durch Menschenführung“. N., der 1928 in die NSDAP und in die SA eingetreten war, wurde 1937 Leiter des Reichspropaganda-Amtes in Breslau. Im folgenden Jahr holte ihn Joseph Goebbels als Ministerialdirektor und Leiter seines Büros nach Berlin. 1940 meldete sich N. zur Luftwaffe und wechselte noch im Frühjahr zur Waffen-SS. Nach einer schweren Verwundung im Herbst 1941 nahm er Anfang 1942 seinen Dienst im Reichspropagandaministerium wieder auf. Im April 1944 wurde er zum Staatssekretär ernannt. Gemäß Hitlers Testament hätte er als Nachfolger von Goebbels, der für die Leitung der Reichsregierung vorgesehen war, Propagandaminister werden sollen. In den letzten Kriegswochen übernahm N. die Führung des Volkssturmbataillons „Wilhelmplatz“, das er auch während des Endkampfes um das Regierungsviertel befehligte. Nach dem Selbstmord Hitlers und Goebbels' gelang ihm mit Martin Bormann die Flucht aus dem Führerbunker. Er tauchte unter falschem Namen als Landarbeiter in der sowjet. Besatzungszone unter, absolvierte 1946-48 in Westdeutschland eine Maurerlehre und übernahm nach der Amnestie von 1950 unter seinem richtigen Namen die Geschäftsführung der deutsch-belg. Import-Export-Firma Lucht in Düsseldorf.

    In seinem „Freundeskreis für Wirtschaft und Kultur“ und seinem „Siebziger Kreis“ versammelte N. ehemalige Nationalsozialisten, u. a. Gustav Adolf Scheel (1907–79), und versuchte, konservative Parteien – über Friedrich Middelhauve vor allem die FDP – zu unterwandern. Aus diesem Grunde verhaftete die brit. Besatzungsmacht N. und prominente Mitglieder seines neonazistischen Kreises im Januar 1953, brachte sie nach Werl (security arrest) und überstellte sie nach heftigen Angriffen seitens Teilen der deutschen Öffentlichkeit am 1.4. der deutschen Gerichtsbarkeit. N. wurde am 28.7. aus der Haft entlassen; der Bundesgerichtshof schlug das Verfahren gegen ihn im Dezember 1954 endgültig nieder, da man ihm keine strafbare Handlung nachweisen konnte. Während seiner Inhaftierung verfaßte N. die Rechtfertigungsschrift „Nau Nau gefährdet das Empire?“; von der Deutschen Reichspartei wurde er im Wahlkreis Diepholz für die Bundestagswahlen 1953 als Kandidat nominiert. Dies wurde ihm jedoch auf Grund eines Entnazifizierungsverfahrens gerichtlich untersagt: In die Gruppe II der Belasteten eingestuft, wurde ihm das aktive und passive Wahlrecht abgesprochen; die gesamte Auflage seines Buches wurde eingezogen. Während N. von der politischen Rechten als Opfer einer politischen Justiz gefeiert wurde, erkannten die Linke und die ausländische Presse im „Fall Naumann“ die Gefahr der Wiedererstehung des Nazismus. – Nachdem ihm eine Rückkehr in die Politik verwehrt war, wandte sich N. dank seiner früheren Beziehungen – etwa über Magda Goebbels zum Quandt-Konzern – ganz der Wirtschaft zu. Er leitete die Wildfang-Metallwerke GmbH, Gelsenkirchen, und wurde schließlich in den Vorstand der zum Quandt-Konzern gehörenden Busch-Jaeger Dürener Metallwerke AG berufen. Zuletzt lebte er auf seinem Gut Erlenhof bei Lüdenscheid.

  • Literatur

    H. Küsel, Der Löwe v. Diepholz, in: Die Gegenwart 8, Nr. 189 v. 29.8.1953, S. 554-58;
    H. Kruse, Besatzungsmacht u. Freiheitsrechte, Rechtsgutachten nebst Anhang z. „Fall Naumann“, 1953;
    F. Grimm, Unrecht im Rechtsstaat, Tatsachen u. Dokumente z. pol. Justiz, dargest. am Fall Naumann, 1957 (P);
    T. H. Tetens, The New Germany and the Old Nazis, 1961;
    M. Jenke, Verschwörung v. rechts?, 1961, bes. S. 161-79;
    W. A. Boelcke (Hrsg.), Kriegspropaganda 1939–41, Geh. Ministerkonferenzen im Reichspropagandaministerium, 1966;
    H. Frederik (Hrsg.). NPD, Gefahr v. rechts?, 1966;
    J. O. Grezer, Der Goebbels-Vertraute im Quandt-Konzern, in: die tat 18, Nr. 34 v. 26.8.1967;
    Lüdenscheider Nachrr. Nr. 252 v. 30.10.1982 (P);
    Der Spiegel 36, Nr. 45 v. 8.11.1982, S. 272 (P).

  • Autor/in

    Franz Menges
  • Zitierweise

    Menges, Franz, "Naumann, Werner" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 773-774 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124730884.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA