Lebensdaten
1844 – 1903
Geburtsort
Dresden
Sterbeort
Dresden
Beruf/Funktion
Industrieller ; Feinmechaniker
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 138070636 | OGND | VIAF: 88138245
Namensvarianten
  • Naumann, Bruno
  • Naumann zu Königsbrück, Karl Robert Bruno
  • Naumann, Karl Robert Bruno
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Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Naumann, Bruno, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138070636.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die Fam. stammt aus Hartha (Sachsen), urkundl. erw. seit 1621, als Bauern, Leinweber, Gemeinderäte u. Bgm.V Moritz Ferdinand (1803–82), Strumpffabr. in Limbach (Sachsen), S d. Strumpfwirkers u. Innungs-Obermeisters Karl Sigismund (1759–1821) u. d. Johanna Christiane Hoyer (1773–1853);
    M Johanne (Juliane) Christine (1820–68), T d. Schuhmachermeisters Karl Gottlob Haustein (1785–1829) u. d. Christina Friederike Tippmann (1785–1856);
    Dresden 1873 Hermine Louise (1854–80), T d. Apothekers Emil Ludwig Hoffmann (1821–94) u. d. Ida Hildegard Heim (1825–1917);
    2 S (1 früh †), Walther N. zu Königsbrück (1874–1944), Dr. phil., Industrieller, sächs. Standesherr, GKR (s. Wenzel);
    E Robert Bruno Eberhard N. zu Königsbrück (1903–74), Dr. rer. nat., Landwirt, Günther N. zu Königsbrück (* 1905), Industrieller, Hermine Marie Erika N. zu Königsbrück (* 1907, Emil Woermann, 1899–1980, Prof. d. landwirtschaftl. Betriebslehre in Göttingen);
    Ur-E Robert Alexander N. zu Königsbrück (* 1929), Prof. d. Chemie u. Physik, Clas N. zu Königsbrück (* 1939), Prof. d. Biologie, Dir. d. Zoolog. Forschungsinst. u. d. Mus. Alexander Koenig in Bonn.

  • Biographie

    N. ging 1858-62 bei dem Feinmechaniker und Dresdener Eichamtsdirektor Hugo Schuckert in die Lehre. Nach einigen Monaten bei dem Uhrmacher Moritz Lindig begab er sich auf Wanderschaft, die ihn nach Berlin und Frankfurt/Main führte. In Wien arbeitete er seit 1865 in der Telegraphenbau-Anstalt von Siemens & Halske bei Oskar Kleeberg. Gleichzeitig bildete er sich in Abendkursen weiter. 1868 machte sich N. selbständig und eröffnete in Dresden eine Werkstatt für Maschinenschlosserei und Feinmechanik. Obwohl hier bereits seit 1867 Nähmaschinen gebaut wurden, erwarb er 1869 die Lizenz der amerikan. Nähmaschine von Wheeler & Wilson Co., die sich durch ihren kontinuierlichen Stoffschieber auszeichnete. Da aber sein Betriebskapital nicht ausreichte, gewann N. 1870 den Dresdener Kaufmann Franz Emil Seidel (1838–1916) als Partner für die Firma „Seidel & Naumann OHG“ (S & N). Im Wirtschaftsaufschwung von 1872 nahm N. als erster in Deutschland die Langschiffchen-Nähmaschine von Singer in seine Produktion auf. Sein Partner, der jedes Risiko scheute, schied 1876 mit erheblicher Abfindung aus. 1883 kaufte N. 55 000 m² Gelände in Dresden-Friedrichstadt und baute dort sein Stammwerk. Wegen des wachsenden Geschäftsumfanges mußte er 1886 sein Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umwandeln („Nähmaschinenfabrik u. Eisengießerei vorm. S & N AG“).

    Gleichzeitig begann N. den Fahrradbau unter der Marke „Germania“. 1888 konnte er die 64 deutschen Fahrrad-Hersteller zur Gründungsversammlung des „Vereins deutscher Fahrrad-Fabrikanten“ nach Leipzig einberufen; unter den prominenten Gründungsmitgliedern befanden sich Nikolaus Dürkopp, Josef Goldschmidt, Heinrich Kleyer, Adam Opel und Johann Winklhofer. Im selben Jahr rief er die erste nationale Fahrrad-Ausstellung im Leipziger Kristallpalast ins Leben, seit 1898 mit Motorfahrzeugen die reichhaltigste Fahrzeugmesse in Deutschland bis 1905. 1901 nahm N. auch den Motorradbau nach Lizenz von Laurin & Klement auf. Weiterhin überwog aber die Herstellung von Nähmaschinen, von denen 1889 bereits eine halbe Million das Werk verlassen hatte.

    1889 gründete N. den Sächs. Metall-Arbeitgeber-Verband als ersten dieser Art und 1902 den Verband Sächs. Industrieller. 1891 kaufte er das mittlere der drei Albrechtschlösser|am rechten Elbufer in Loschwitz und baute es als Tagungsstätte für wirtschaftliche und kulturelle Veranstaltungen aus. Er richtete eine eigene Unterstützungs-, Kranken-, Pensions- und Sterbekasse sowie eine Stiftung für erholungsbedürftige Kinder seiner Betriebsangehörigen ein. Als 1899 eine Absatzkrise im Fahrradgeschäft heraufzog, ließ N. durch Paul Vollrath (* 1851) den Schreibmaschinenbau vorbereiten. Unter der Marke „Ideal“ sollte die erste deutsche vierreihige Schwinghebel-Maschine von Edwin E. Barney und Frank J. Tanner gebaut werden, wobei Barney 1899-1901 die Fertigung in Dresden persönlich einrichten mußte. Ihr folgten die „Ideal-Oriental“ für slaw. und oriental. Sprachen und die „Ideal-Duplex“ mit zwei Schriftarten. Aus der Underwood-Schreibmaschine wandte er eine Typenhebel-Gestaltung nach Franz Xaver Wagner (1837–1907) an. 1902 wurde die „Ideal-Polyglott“ mit 200 Schriftzeichen zur Vielsprachenmaschine ausgebaut. In den letzten Lebensjahren dieses bedeutendsten sächs. Feinmechanik-Herstellers wurden in der Firma, die über 100 Patente besaß, täglich 400 Nähmaschinen, 165 Fahrräder und 40 Schreibmaschinen hergestellt. Unter der Leitung seines Sohnes Walther traten 1906 Rechen- und Buchungsmaschinen hinzu, 1910 folgten die erste deutsche Reiseschreibmaschine „Erika“ und kleine Addiermaschinen.

  • Literatur

    40 J. Fabrikationsgesch. d. Fa. Seidel & Naumann Dresden 1868-1908, 1908;
    F. Amberger, 50 Jahre S & N AG 1868-1918, 1918;
    G. Timpe, 40 J. Ver. Dt. Fahrrad-Industrieller 1888-1928, 1928;
    W. Stieda, in: Sächs. Lb. I, 1930, S. 250-61;
    K. A. Kroth, Festrede bei d. 50-J.feier d. VDFI in München, 1938;
    E. Martin, Die Schreibmaschine u. ihre Entwicklungsgesch., 1949 (P);
    Verdiente Männer d. Schreibmaschinen-Branche, in: Hist. Bürowelt, Nr. 6, 1984, S. 14 (P);
    G. Naumann zu Königsbrück, in: Leertaste, Nr. 18, 1986, S. 12-14 (P);
    H. Kiesewetter, in: Sächs. Heimatbll. 37, 1991, H. 1, S. 32-35 (P);
    Wenzel;
    K. Lang u. A. Krüger, Hdb. d. Masch.schreibens, 1936 (P);
    Mitt. v. Günther Naumann zu Königsbrück.

  • Autor/in

    Hans Christoph Graf von Seherr-Thoß
  • Zitierweise

    Seherr-Thoß, Hans Christoph Graf von, "Naumann, Bruno" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 766-767 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138070636.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA