Lebensdaten
1787 – 1843
Geburtsort
Laxenburg bei Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Zoologe ; Ethnologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116897414 | OGND | VIAF: 10609077
Namensvarianten
  • Natterer, Johann
  • Natterer, Joh.
  • Natterer, Johann Baptist
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Zitierweise

Natterer, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116897414.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef (1754–1823), berittener Falkonier d. kaiserl. Falknerei in L., dann Mitarbeiter d. Tierkab. in W., seine Insekten- u. Vogelslg. bildete d. Grundstock f. e. Abt. d. späteren Naturhist. Mus.;
    M N. N.;
    B Joseph (1786–1852), Naturforscher (s. Gen. 2);
    Barcellos/Rio Negro (Brasilien) Maria do Rego;
    3 K, u. a. Gertrude (1832–95, Julius Frhr. Schröckinger v. Neudenberg, 1814–82, österr. Frhr. 1870. Vizepräs. d. Finanzlandesdirektion in Niederösterreich, später Sektionschef im Ackerbauministerium, Vf. e. Biogr. N.s);
    N Johann (s. 2).

  • Biographie

    N. besuchte das Wiener Piaristengymnasium und die dortige Real-Akademie und hörte naturgeschichtliche Vorlesungen an der Universität. Er erlernte außerdem mehrere Sprachen und bildete sich im Zeichnen sowie, durch den Vater angeleitet, in der Präparierkunst weiter. Erste naturkundliche Sammelreisen führten ihn 1806 nach Ungarn, 1808 in die Steiermark und an die Adria-Küste. 1809 wurde N. zum unbesoldeten Aspiranten beim kaiserl. Zoologischen Museum ernannt. 1812-14 bereiste er Italien bis nach Kalabrien. 1816 erhielt er die Stelle eines Assistenten am kaiserl. Naturalienkabinett.

    1817 wurde N. zusammen mit den Naturforschern Johann Emmanuel Pohl, Johann Christian Mikan u. a., zu denen sich Johann Baptist Spix und Carl Friedrich Philipp Martius von der Bayer. Akademie der Wissenschaften gesellten, auf eine Forschungsexpedition nach Brasilien entsandt. Während seines beinahe 18jährigen Aufenthalts durchstreifte er Brasilien nach vielen Richtungen und sammelte eine riesige Zahl von Naturobjekten und ethnographischen Gegenständen, die er in mehreren Transporten nach Europa sandte: 1146 Säugetiere, 12 293 Vögel, 1678 Amphibien und Reptilien, 1671 Fische, 32 825 Insekten, 409 Crustaceen, 1024 Mollusken, 1729 Gläser mit Helminthen, 42 anatomische Präparate, 192 Schädel, 125 Eier, 242 Pakete mit Samenproben, 430 Mineralienproben, 216 Münzen, 147 Holzproben, 1492 ethnographische Gegenstände und etwa sechzig Niederschriften zu diversen Indianersprachen. Als N. 1836 wieder nach Europa zurückgekehrt war, wurde er zum Kustosadjunkt befördert. Zur Vervollständigung besonders des ornithologischen Materials, dem er eine große Monographie widmen wollte, unternahm er 1838 und 1840 noch zwei längere Reisen durch Europa. N. verstarb, ehe er seine Pläne zur wissenschaftlichen Bearbeitung seiner Sammlungen verwirklichen konnte. Nur die von ihm in Südamerika entdeckten Lurchfische (Lepidosiren) und die Krokodile beschrieb er noch selbst. 1848 fielen große Teile seines im Naturalienkabinett aufbewahrten Nachlasses einem Brand zum Opfer. Die in Wien erhaltenen Sammlungsgegenstände bilden bis heute eine wertvolle Quelle für die naturkundliche Forschung.|

  • Auszeichnungen

    Dr. h. c. (Heidelberg, ca. 1830);
    Mitgl. mehrerer gel. Ges.

  • Literatur

    ADB 23;
    L. J. Fitzinger, Ueber e. höchst interessante zoolog. Entdeckung d. in Brasilien befindl. Dr. N.s vorläufig Bericht erstattet, in: Isis 1837, Sp. 379 f.;
    ders., Beschreibung d. kaiserl.-kgl. Hof-Naturalien-Cabinetes zu Wien, 1856;
    J. Schröckinger v. Neudenberg, Zur Erinnerung an e. österr. Naturforscher, in: Verhh. d. zoolog.-botan. Ver. in Wien 5, 1855, S. 727-32;
    A. v. Pelzeln, Über neue Arten d.|Gattungen Synallaxis, Anabates u. Xenops in d. kaiserl. ornitholog. Slg., nebst Auszügen aus J. N.s nachgelassenen Notizen üb. d. v. ihm in Brasilien ges. Arten d. Subfam.: Furnarinae u. Synallaxinae, in: SB d. kaiserl. Ak. d. Wiss., math.-naturwiss. Cl. 34, 1859, S. 99-134;
    ders., Ueber vier v. N. in Brasilien ges., noch unbeschriebene Vogelarten, in: Verhh. d. k. k. zoolog.-botan. Ges. in Wien 13, 1863, S. 1124-130;
    H. Hassinger, Österreichs Anteil an d. Erforschung d. Erde, 1949;
    G. Hamann, Die Gesch. d. Wiener naturhist. Slg. bis z. Ende d. Monarchie, 1976;
    P. Kann, Die ethnograph. Aufzeichnungen in d. wiederentdeckten Wortlisten von J. N., während seiner Brasilienreise zw. 1817-1835, in: Archiv f. Völkerkde. 39, 1989, S. 101-46;
    Die Neue Welt, Österreich u. d. Erforschung Amerikas, hrsg. v. Franz Wawrik u. a., Ausst.kat. Österr. Nat.-bibl., 1992, S. 80-94, 180-85 (P);
    J. Helbig (Hrsg.), Brasilian. Reise 1817–20, Carl Friedrich Philipp v. Martius z. 200. Geb.tag, Ausst.kat. Völkerkde.mus. München, 1994;
    Wurzbach;
    ÖBL.

  • Autor/in

    Brigitte Hoppe
  • Zitierweise

    Hoppe, Brigitte, "Natterer, Johann" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 754-755 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116897414.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Natterer: Johann N. wurde am 9. November 1787 zu Sachsenburg bei Wien geboren. Er besuchte das Gymnasium in Wien und wurde zugleich von seinem Vater, welcher kaiserlicher Falkonier war, zum tüchtigen Jäger herangebildet. Nachdem er auf der Universität zu Wien Naturwissenschaften studiert hatte, unternahm er verschiedene Reisen, um für das zoologische Museum zu sammeln, 1806 nach Ungarn, 1808 nach Steiermark, 1809 wurde er ohne Gehalt am Museum angestellt und erhielt, nachdem er 1812 noch eine Sammelreise nach Italien unternommen hatte, 1816 die Stelle eines Assistenten. Im folgenden Jahre unternahm er mit den Naturforschern E. Pohl und Chr. Mikan, denen sich noch Bapt. Spix und Phil. Martius (s. A. D. B. Bd. XX, S. 517) angeschlossen hatten, im Gefolge der Erzherzogin Leopoldine eine Reise nach Brasilien. Nachdem er dort fast achtzehn Jahre lang gesammelt hatte, kehrte er 1836 mit einer sehr beträchtlichen Ausbeute, unter der sich allein über 12,000 Vögel und fast 33,000 Insecten befanden, nach Wien zurück. Bis in die neueste Zeit hat diese Sammlung zahlreichen Naturforschern Material zu wissenschaftlichen Arbeiten geliefert, und die Kenntniß der brasilianischen Fauna nicht unwesentlich erweitert. Seine umfangreichen Aufzeichnungen, die er von dieser Reise mitbrachte, wurden theils von ihm selbst, theils von anderen Gelehrten bearbeitet und veröffentlicht. In Anerkennung seiner Verdienste wurde N. unter Erhöhung seines Gehaltes zum Custosadjuncten befördert, zahlreiche gelehrte Gesellschaften ernannten ihn zu ihrem Mitgliede und die Universität Heidelberg verlieh ihm den Doctorgrad. Von seinen Schriften sind namentlich verschiedene Aufsätze in den Annalen des Wiener Museums zu erwähnen: Bd. II, Abthl. 1 über „Lepidosiren, eine neue Gattung aus der Familie der fischähnlichen Reptilien“ und im Verein mit Fitzinger Bd. II, Abthl. 2 und 3 „Beiträge zur genauen Kenntniß der südamerikanischen Alligatoren“. Er war auch Mitarbeiter an Schlegel's Histoire naturelle des Oiseaux d'Europe. Darmstadt 1841—43. Ein Theil seiner Aufzeichnungen über die Vogel Brasiliens wurde nach seinem Tode 1856 und 1859 in den Wiener Sitzungsberichten von Pelzeln veröffentlicht. N. starb in Folge eines Blutsturzes am 17. Juni 1843.

  • Autor/in

    W. Heß.
  • Zitierweise

    Heß, Wilhelm, "Natterer, Johann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 23 (1886), S. 288 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116897414.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA