Lebensdaten
1907 – 1981
Geburtsort
Marienheide (Bergisches Land)
Sterbeort
Thimory bei Lorris (Loiret, Frankreich)
Beruf/Funktion
Journalist ; Schriftsteller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 106754726 | OGND | VIAF: 111544481
Namensvarianten
  • Müller-Marein, Jupp
  • Molitor, Jan
  • Müller-Marein, Joseph
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Zitierweise

Müller-Marein, Joseph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd106754726.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N.;
    M N. N.;
    1) N. N., 2) Hamburg 1950 Alexandra v. Kuenheim (* 1921), Wwe d. Georg v. Arnim (1913–45, ⚔), Rittmeister d. Res., T d. Alexander (1882–1956), auf Spanden, Major d. Res., u. d. Yvonne Gfn. v. Dönhoff (1901-n. 1988);
    1 S aus 1) Götz (* 1938), Werbeleiter, 2 K aus 2).

  • Biographie

    M. wuchs in Köln auf und studierte dort, in Frankfurt/Main und Berlin. Nach eigenem Bekunden erlernte er dabei „neben Musik- und Theaterwissenschaft, neben einem Wenigen an Literatur und Psychologie die Ausübung von Musik“. Seit 1932 arbeitete er als Musikkritiker und Reporter für Zeitungen der Verlage Ullstein und Scherl, zunächst für die „Vossische Zeitung“, seit 1934 für den „Berliner Lokal-Anzeiger“. Beiträge von M. erschienen aber auch im „Völkischen Beobachter“. Im 2. Weltkrieg war er Luftwaffen-Offizier und wurde als „Kriegsberichter“ eingesetzt; 1941 erschien sein Buch „Hölle über Frankreich“ mit schwülstigen und linientreuen Schilderungen aus dem Feldzug von 1940.

    1945 wirkte M. für kurze Zeit als Kapellmeister an einer brit. Soldatenbühne in Lübeck. Alsbald folgte er jedoch dem Ruf in die Redaktion der „Zeit“ in Hamburg, um, wie der Verleger Gerd Bucerius überliefert, „dieser ins Böse verirrten Nation wieder auf den rechten Weg zu helfen“. Als zunächst einziger professioneller Journalist an der unter brit. Lizenz im Februar 1946 erstmals erschienenen „Zeit“ brillierte er, unter dem Pseudonym Jan Molitor, mit Reportagen, die das ganze Elend der Nachkriegszeit einfingen. Eine dieser Reportagen soll der letzte Anstoß zur Absetzung des den Briten kritisch gegenüberstehenden Chefredakteurs der „Zeit“, Ernst Samhaber, im August 1946 gewesen sein; so jedenfalls bezeugt es Richard Tüngel, der Samhaber nachfolgte, während M. Tüngels Platz als Feuilletonchef des Blattes einnahm.

    1956 wurde M. von Tüngel entlassen, weil er gegen dessen zunehmend „reaktionären“ Kurs in der Zeitung opponiert hatte. Bucerius griff ein; in der Folge ging Tüngel, und M. trat 1957 seine Nachfolge an. Als er 1968 seinen Posten an Marion Gfn. Dönhoff übergab, war die „Zeit“ zur bedeutendsten, liberal geprägten deutschen Wochenzeitung geworden. Die „Ära M.“ war gekennzeichnet durch eine Abkehr von Adenauer und Hinwendung zu einer neuen, sozialliberalen Ostpolitik (Meyn). Die Auflage des Blattes steigerte sich in dieser Periode auf über 300 000, so daß es auch wirtschaftlich erfolgreich wurde. Bücher von M., die in jenen Jahren erschienen, entstanden aus der journalistischen Arbeit, so die Reportagensammlung „Deutschland im Jahre 1“ (1960, ²1968) und die Glossen-Anthologie „In der ZEIT-Lupe belichtet“ (1964). – Auch außerhalb der gedruckten Massenmedien trat M. hervor: Er war Mitarbeiter an dem Film „Die Ruhr – Kraftquell Europas“. Für den NDR-Hörfunk interviewte er berühmte Musiker („Das musikalische Selbstporträt“, 1963, mit H. Reinhardt). 1957-61 moderierte er 12 Folgen einer Frühform des Fernsehmagazins „Panorama“; hier führte er in einem Interview mit Franz-Josef Strauß 1957 die „optische Fernbefragung“ ein.

    Seiner Redaktionspflichten ledig, zog sich M. nach Frankreich zurück, um zu schreiben. Es entstanden Bücher wie „Deutschland, deine Westfalen“ (1972, 1976) und „25mal Frankreich“ (1977, 1985, mit C. Krahmer). 1969 wurde M. zum Aufsichtsratsvorsitzenden des Rowohlt-Verlags bestellt. Der „Zeit“ blieb er als Autor verbunden; er half auch 1970 bei der Einrichtung des „Zeit-Magazin“. Galt er mehrheitlich und vor allem in Kollegenkreisen als Inbegriff liberalen Journalistentums, so stellte ihn Kritik von rechts als Prototyp eines gewendeten Nationalsozialisten dar, der seine Zeitung zur Schädigung des Rufs konservativer Gegner mißbrauche.|

  • Auszeichnungen

    Alexander-Zinn-Preis d. Hamburger Senats (1966).

  • Werke

    Weitere W u. a. Panzer stoßen z. Meer, 1940;
    Cavalcade 1946, ²1947;
    dass. 1947, ²1948;
    Sie sahen Beethoven u. hörten ihn, 1953;
    Die Bürger u. ihr General, 1959;
    Luftbild Berlin, 1961;
    Der Entenprozeß, e. Groteske, 1963, ²1969;
    Tagebuch aus d. Westen, 1963;
    Jahr u. Jahrgang 1907, 1967 (mit H. Mommsen u. W. Weyrauch);
    Schlösser an d. Loire, 1967, 1980 (mit H. Domke);
    Wer zweimal in d. Tüte bläst, 1967, ²1969;
    Europa, 1969;
    Südfrankreich, 1979, ²1985 (mit A. Pletsch). – Autobiogr. Btrr.: Die Ablösung, in: Die Zeit v. 31.5.1968;
    Über d. Siebzigjährigkeit heute, ebd. V. 9.9.1977. – Hrsg.: Das aktuelle Thema, 1960 ff. (mit Th. Sommer).

  • Literatur

    K. Ziesel, Der rote Rufmord, 1961;
    ders., Die Meinungsmacher, 1988 (P);
    Gegen d. Willen des Chefs, in: Die Zeit v. 8.9.1967 (P);
    H.-G. Deiters, Fenster z. Welt, 1973;
    P. C. Hall, Zeitkritik als Ressort, in: Fernsehsendungen u. ihre Formen, hrsg. v. H. Kreuzer u. K. Prümm, 1979, S. 305-28;
    H. Meyn, Liberaler Kaufmannsgeist?, „Die Zeit“, in: Porträts d. dt. Presse, hrsg. v. M. W. Thomas, 1980, S. 275, 291;
    G. Bucerius, Immer mehr gehalten als versprochen, in: Die Zeit v. 23.10.1981 (P);
    Kürschner, Lit.-Kal. 1952-81;
    Wi. 1955-71;
    Gorzny. – Eigene Archivstud. (Redaktionsarchiv d. „Zeit“, Hamburg).

  • Autor/in

    Heinz Starkulla jr.
  • Zitierweise

    Starkulla jr., Heinz, "Müller-Marein, Joseph" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 504-505 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd106754726.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA