Lebensdaten
1653 – 1715
Geburtsort
Ulm
Sterbeort
Ulm
Beruf/Funktion
Kartograph ; Instrumentenbauer
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 128410116 | OGND | VIAF: 100388777
Namensvarianten
  • Müller, Ulrich
  • Müller, Johann Ulrich
  • I. U. M.
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Quellen(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Müller, Ulrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd128410116.html [20.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums in Ulm studierte M. in Jena und wurde dann Hüttenmaurer und Bauinspektor in seiner Heimatstadt. Bezeugt ist, daß er 1690 im Ulmer Zeughaus arbeitete. Diese Tätigkeit war mit dem Bau von Festungsmodellen für die Ausbildung der Militäringenieure sowie mit geographischen und kartographischen Arbeiten verbunden. 1693 wurde M. von Mgf. Karl Gustav von Baden-Durlach beauftragt, ein „Kriegstheater“ des Pfälz. Erbfolgekrieges anzufertigen. Dabei handelt es sich um Karten, die die aufmarschierten Truppen in Schlachtposition zeigen. Sie sind topographisch nicht exakt und sollen hauptsächlich die taktischen Fähigkeiten des siegenden Truppenführers herausstellen. Dieses „Theatrum Martis“ brachte für M. den Durchbruch zum anerkannten Militärkartographen in Ulm. Später zog sich M. in das Kloster Elchingen bei Ulm zurück, wo er Altkarten neu auflegte und Nachdrucke überarbeitete. Der enge Kontakt zu Mathematikern und Instrumentenbauern der Ulmer Schule führte M. zu einem neuen Tätigkeitsfeld, dem Nachbau von Meßinstrumenten, wie z. B. Sonnenuhren (1702), samt den dazugehörigen Anleitungen für Laien, oder Erläuterungen von Winkelmeßverfahren in Mathematik und Kartographie (1704).

    Im 16. und 17. Jh. war der Bedarf an Verkehrskarten mit einem präzisen Straßennetz groß, da häufige kriegerische Auseinandersetzungen eine möglichst genaue Kenntnis des Geländes und der Transportmöglichkeiten erforderten. Die 1690 gefertigte Karte M.s „Tabula Geographica totius S. Imperii Romani“ (73, 8 x 61, 8 cm) enthält Staßenverbindungen als gerade Linien, Berge werden durch Maulwurfshügelsignaturen dargestellt, die Angabe der Entfernungen erfolgt in Meilen. Die Einzeichnung von Straßenverbindungen (wenn auch topographisch ungenau) und die Entfernungsangaben weisen dieser Karte einen relativ hohen Entwicklungsstand zu. Neu und bahnbrechend ist die von M. verwendete Kombination von Groß- und Kleinbuchstaben am Rande des Gitternetzes (1 Grad gleich 6, 1 cm), die das Auffinden registrierter Orte erleichtert. Schon 1693 in seinem „Theatrum Martis“ findet sich eine in Planquadrate eingeteilte Übersichtskarte, die die Aufteilung des Gesamtwerkes verdeutlicht. M.s Bestreben war es, einen praktischen Reiseatlas zu entwickeln. Neben der zeitüblichen barocken Ausschmückung (Widmungen, Kartuschen) ist der geographisch-topographische Aussagewert der (leider nicht vollständig erhaltenen) Karten M.s beachtenswert. Auch sein Einsatz für die Popularisierung der Wissenschaften, hier vor allem der Mathematik und der Kartographie war bedeutend. Sein Bemühen, Reiseatlanten in kleinen Formaten zu erarbeiten und drucken zu lassen, wie auch seine späteren Handreichungen für Instrumentenbauer und Reisende waren ihrer Zeit voraus.

  • Werke

    Weitere W Kurtzbündige Abbild- u. Vorstellung d. Gantzen Welt, Worinnen alle … in Teutschland Belegene Königreiche … bemerket werden, 1692 (9, 5 x 16, 5 cm, 95 Karten je 6, 5 x 5, 5 cm, mit Ortsbeschreibung u. Register);
    Geographia totius orbis compendaria, 1692 (95 Karten);
    Theatrum Martis, 1693 (48 Karten);
    Schauplatz deß Kriegs od. Geograph. Vorstellung Derjenigen Länder u. provinzen, worinnen d. jetztmalige Krieg zw. d. hohen Alliierten u. d. Cron Frankreich geführet wird, 1693 (48 Karten, je 13 x 17 cm);
    Neu-ausgefertigter Kleiner Atlas od. Umständl. Beschreibung deß gantzen Erden-Crayses, 1702 (163 Karten);
    Der unbetrügl. Wegweiser, d. i. eine deutl. u. curiose Beschreibung aller d. Zeit übl. Sonnen-Uhren, 1702;
    Der curiose u. selbst lehrende Rechenmeister, d. i. Theoret.-Prakt. Rechenkunst, 1704.

  • Literatur

    H. Fischer, Abt Hummels ausgezeichnete Feldmeßkunst, Die Westerstetter Flurkarten d. Ichnographia d. Klosters Elchingen, in: Btrr. z. Landeskde., Regelmäßige Beil. z. Staatsanz. f. Baden-Württemberg 5, Oktober 1980, S. 1-10;
    E. Jäger, Prussia Karten 1542-1810, 1982;
    F. Hellwig, W. Reiniger, K. Stopp, Landkarten d. Pfalz am Rhein 1513-1803, 1984;
    W. D. Pabst, Im Schatten d. Großen, Zeit u. Werk d. Ulmer Kartographen J. U. M. (1653-1715), in: Internat. Jb. f. Kartogr. 25, 1985, S. 159-82;
    Bayern im Bild d. Karte, Cartographia Bavariae, Ausst.kat. Bayer. Staatsbibl. München 1988.

  • Autor/in

    Ursula von den Driesch
  • Zitierweise

    Driesch, Ursula von den, "Müller, Ulrich" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 477-478 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128410116.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA