Lebensdaten
1654 – 1719
Geburtsort
Augsburg
Sterbeort
Augsburg
Beruf/Funktion
Medailleur ; Goldschmied
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 121166546 | OGND | VIAF: 62397155
Namensvarianten
  • Miller, Philipp Heinrich
  • Myller, Philipp Heinrich
  • Müller, Philipp Heinrich
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Zitierweise

Müller, Philipp Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121166546.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hans Jakob Miller ( 1678), Goldschmied in A., arbeitete gelegentl. f. d. Münzstätte in A. (s. L);
    M Barbara, T d. Paul Wachter ( 1632), Goldschmied in A. (s. L);
    1682 Anna Elisabeth, T d. Dr. med. Johann Ludwig Henesius;
    3 S, u. a. Christian Ernst (1696–1776), Goldschmied (s. L), 2 T. – Die Häufigkeit d. Fam.namens gab Anlaß zu vielen unberechtigten Verwandtschaftsvermutungen. Nach archivalischen Belegen ergriff ausschließlich d. jüngste Sohn Christian Ernst d. Beruf M.s u. signierte mit M., C. M. od. C. E. M.

  • Biographie

    Nach einer Ausbildung zum Goldschmied in Augsburg (Meister 1682) widmete sich M. überwiegend dem Stempelschnitt. Bekannt sind ca. 260 Münzen und über 400 Medaillen, für die er die Stempel schuf, er schnitt aber auch Signete und für das Kf.tum Bayern Taxstempel. Die überragende Qualität dieser Arbeiten machte ihn über Deutschland hinaus bekannt. 1677-1718 lieferte M. nahezu sämtliche in der Augsburger Münze verwendeten Prägestempel; Augsburg prägte als Kreismünzstätte nicht nur für die Stadt und den Schwäb. Reichskreis, sondern auch für Münzherren aus anderen Teilen des Reiches. Man hat in einem Sternchen in der Umschrift vieler dieser Münzen eine Signatur des Medailleurs erkennen wollen, aber dieses auch sonst viel verwendete Zeichen kommt auf seinen frühen Münzen nicht, seit den 90er Jahren dagegen auch auf denen anderer Stempelschneider vor, so daß es – nach den Beschlüssen der Oberen Reichskreise von 1693, sich den sächs. Reformen nicht anzuschließen – wohl eher als Währungszeichen zu interpretieren ist. Eindeutig ist die Signatur P. H. M./P. H. Müller (Miller, Myller) auf den Medaillen, mit denen er sich noch größeren Ruhm erwarb. Voraussetzung hierfür war, daß die Stadt auf seine Initiative hin und unter seiner Leitung in der Münzstätte eine Spindelpresse (Balancier) errichten ließ, eine der ersten in Deutschland; sie ermöglichte eine präzisere Wiedergabe auch kleinerer Details und stärkerer Reliefs als die älteren Prägetechniken. M. lieferte auch Stempel an andere Münzstätten, vor allem an die privaten Nürnberger Prägestätten und Medaillenverleger Kaspar Gottlieb Laufer und Friedrich Kleinert, der die Randprägung einführte. Von kurzen Reisen abgesehen, blieb M. zeitlebens in Augsburg; seine Rechnungen an die Baumeister der Stadt Augsburg und deren Zahlungen an ihn weisen keine größere zeitliche Lücke auf. Nicht zu belegen ist eine unternehmerische Tätigkeit über die Zusammenarbeit mit Kleinert hinaus.

    M.s Œuvre bietet einen umfassenden Porträtkatalog der Großen seiner Zeit, wobei er bei diesen Bildnissen oft einen besonderen Winkel zwischen En face und Profil wählte, der den Dargestellten eine von keinem anderen Medailleur erreichte Lebendigkeit verleiht. Spannungsvoller dargestellt als bei anderen sind auch die Allegorien, für die ihm der befreundete Stadtpfleger Leonhard Weiss Anregungen und Entwürfe lieferte. Von den sog. Gelegenheitsmedaillen ohne personellen Bezug zu privaten Anlässen wie Eheschließung und Taufe, freundschaftlichem Gedenken und Reisesegen wurde insbesondere die Taufmedaille mit der Taufszene unter dem Kruzifix lange nachgeahmt. Sein frühestes Werk ist die Gratulationsmedaille der Stadt Augsburg zur Vermählung Kaiser Leopolds 1676; zu weiteren Aufträgen dieser Art gehören die Ratsmedaillen und die besonders gerühmte Huldigungsmedaille der Drahtzieher an den Rat der Stadt von 1699. Überregionale Bedeutung besaßen die Medaillen aus Anlaß der Krönung der Kaiserin Eleonore und des späteren Kaisers Joseph I. zum Römischen König 1689/90 in Augsburg sowie zuletzt für das Reformationsjubiläum 1717 mit jeweils mehreren Stücken. Andere Medaillen kommentieren und schildern die großen Themen der Zeit, insbesondere die kriegerischen Ereignisse von den Türkenkriegen über die Besetzung der Pfalz und die engl.-franz. Auseinandersetzungen bis zum Span. Erbfolgekrieg, in Bildnissen und Allegorien, aber auch mit Stadt- und detaillierten Landschaftsdarstellungen und Schlachtenszenen. Das umfangreichste Werk ist die 104 Medaillen umfassende Suite der Päpste bis auf Clemens XI.

  • Quellen

    Qu. Stadtarchiv, Augsburg; Archiv d. Ev. Gesamtkirchengemeinde, Augsburg.

  • Literatur

    A. v. Forster, Die Erzeugnisse d. Stempelschneidekunst in Augsburg u. Ph. H. Müller's …, 1910, Nachtrag 1914;
    Kf. Max Emanuel, Ausst.kat. München 1976;
    H. Seling, Die Kunst d. Augsburger Goldschmiede 1529-1868, Meister, Marken, Werke, 3 Bde. mit Suppl., 1980/94, Nr. 1791;
    Barock in Baden-Württemberg, Ausst.kat. Bruchsal 1981;
    G. Werner, Die Münzen d. Freien u. d. Hl. Röm. Reichs Stadt Augsburg (in Vorbereitung);
    ThB (fehlerhaft);
    Augsburger Stadtlex., hrsg. v. W. Baer u. a., 1985. – Zu Hans Jakob M., Paul Wachter u. Christian Ernst M.: H. Seling (s. o.).

  • Autor/in

    Gerlind Werner
  • Zitierweise

    Werner, Gerlind, "Müller, Philipp Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 468-469 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121166546.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA