Lebensdaten
1863 – 1930
Geburtsort
Neudamm bei Frankfurt/Oder
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Orientalist ; Ethnologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117580589 | OGND | VIAF: 59865261
Namensvarianten
  • Müller, Friedrich Wilhelm Karl
  • Müller, Friedrich
  • Müller, Friedrich Wilhelm Karl
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Müller, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117580589.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., seit 1873 in B.;
    M N. N.

  • Biographie

    M. besuchte das Franz. Gymnasium in Berlin, das er als Primus omnium abschloß, und studierte seit 1883 an der Berliner Universität Theologie und orientalische Sprachen, besonders bei Eduard Sachau sowie bei Wilhelm Grube, daneben auch Philosophie und Geschichte, wobei er stark von Schopenhauers Schriften geprägt wurde. 1887 trat M. als Hilfsarbeiter in das von Adolf Bastian geleitete Museum für Völkerkunde ein, dem er bis zu seiner Pensionierung 1928 angehörte. 1896 wurde er zum Direktorialassistenten ernannt, 1906 zum Direktor der Ostasiatischen Abteilung.

    Seine Tätigkeit für das Museum war geprägt von umfassenden organisatorischen und administrativen Arbeiten, die nur einmal, 1901, durch eine Reise nach China, Japan und Korea unterbrochen wurden. Diese vermittelte M. eine eigene Anschauung der von ihm besonders bearbeiteten Regionen und führte zu einer ansehnlichen Vermehrung der ostasiat. Sammlungen des Museums. 1889 promovierte M. bei Ernst Windisch, Friedrich Delitzsch und Georg v. der Gabelentz an der Univ. Leipzig mit einer Arbeit über „Die Chronologie des Simeon Šanqlâwâjâ, nach den drei Berliner Handschriften dargestellt“. Die folgenden wissenschaftlichen Veröffentlichungen wurden meist von den Museumssammlungen angeregt und bezogen jeweils die entsprechende Sprache ein, so das Sumatranische, Siamesische, Annamitische, Malayische und das Japanische. Hatte sich M. schon in Berlin den Ruf eines in allen orientalischen Sprachen kompetenten „Asiatologen“ erworben, so fand er allgemeine Anerkennung durch seine Bearbeitung der Handschriftenfragmente, die von den deutschen Turfanexpeditionen unter Albert Grünwedel und Albert v. Le Coq seit 1903 ins Berliner Museum kamen. M. identifizierte besonders die manichäischen Texte in verschiedenen Sprachen und Schriftarten und legte die Grundlage für die Bearbeitung der tocharischen und soghdischen Dokumente. So ist ihm der Fund des tocharischen „Maitrisimit“ zu verdanken. M.s Leistung bei der Erschließung der Turfanfunde hat, zusammen mit den Arbeiten von Paul Pelliot, A. Stein, A. v. Le Coq und Albert Grünwedel, die Erforschung Zentralasiens revolutioniert und die enorme kulturelle und historische Bedeutung dieser Region herausgestellt. M. arbeitete eng mit Le Coq zusammen, während die Beziehungen zu Grünwedel beeinträchtigt waren durch eine anhaltende Kontroverse, wer zuerst das manichäische Element in Turfan als solches erkannt habe. Grünwedel hatte dies aus den Fresken geschlossen, während M. es unabhängig davon aus den Texten belegte.

    Von M.s meist kurzen, aber sehr präzisen und in der Stoffbehandlung kritischen Veröffentlichungen zur Orientalistik, sind seine Bearbeitung eines Teils der Hirthschen Hua-i iyü-Polyglotte (T'oung Pao III, 1892, S. 1-38) und einer japan. Oper (Ikkaku sennin, in: FS f. Adolf Bastian, 1896, S. 513-37) besonders erwähnenswert. In der Ethnologie betonte M. die Bedeutung von Sprache, Schrift und Literatur als unabdingbar für die Erforschung eines Volkes oder einer Kultur. Er initiierte die Gründung der Zeitschrift „Asia major“ 1923 als ein Forum der deutschen Orientalistik mit und förderte auch die umfangreiche Säkularausgabe von Philipp Franz v. Siebolds „Nippon“.|

  • Auszeichnungen

    Prof.titel;
    o. Mitgl. d. Preuß. Ak. d. Wiss. (1906).

  • Werke

    u. a. Hss.-Reste in Estrangelo-Schr. aus Turfan, Chinesisch-Turkistan, 2 T., in: SB d. Preuß. Ak. d. Wiss., phil.-hist. Kl., 1904, S. 348-52;
    Eine Hermas-Stelle in manichäischer Version, ebd., 1905, S. 1077-83;
    Neutestamentliche Bruchstücke in soghdischer Sprache, ebd., 1907, S. 260-70;
    Die „persischen“ Kal.ausdrücke im chines. Tripitaka, ebd., S. 458-65;
    Uigurica, 3 T., in: Abhh. d. Preuß. Ak. d. Wiss., phil.-hist. Kl., 1908/11/22;
    Soghdische Texte, ebd., 1913;
    Zwei Pfahlinschrr. aus d. Turfanfunden, ebd., 1915;
    Uigurica. 4. T., hrsg. v. A. v. Gabain, in: SB d. Preuß. Ak. d. Wiss., phil.-hist. Kl. 1931, S. 675-727.

  • Literatur

    F. Weller, B. Schindler u. F. M. Trautz, F. W. K. M., in: Asia major II, 1925, S. VII-XVI (W-Verz., P);
    F. Lessing, Prof. F. W. M. z. Gedächtnis, in: Berliner Museen, 51, 1930, S. 54 f. (P);
    H. Lüders, Gedächtnisrede auf F. W. K. M., in: SB d. Preuß. Ak. d. Wiss., 1931, S. CXXIX-CXXXIII. – W-Verz.: Litterae Orientales. 43, 1930, S. 2-7.

  • Porträts

    Bildnisse berühmter Mitgll. d. Dt. Ak. d. Wiss. zu Berlin, 1950.

  • Autor/in

    Hartmut Walravens
  • Zitierweise

    Walravens, Hartmut, "Müller, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 381-382 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117580589.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA